Unpublished Works | Zu Schopenhauer 1868© The Nietzsche Channel

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Zu Schopenhauer.
[März-April 1868.]

Ein Versuch, die Welt zu erklären unter einem angenommenen Faktor.

Das Ding an sich1 bekommt eine seiner möglichen Gestalten.
Der Versuch ist mißlungen.
Schopenhauer hielt es für keinen Versuch.
Sein Ding an sich war von ihm erschlossen.
Daß er selbst das Mißlingen nicht sah, ist daraus zu erklären daß er das Dunkle Widersprechende in der Region nicht fühlen wollte wo die Individ. aufhört.
Er mißtraute seinem Urtheil.
Stellen.
Der dunkle Trieb unter ein[en] Vorstellungsapparat gebracht offenbart sich als Welt. Dieser Trieb ist nicht unter das princip. indiv.2 eingegangen.

I

Das Titelblatt der Welt als W[ille] und V[orstellung] enthüllt uns bereits, was Schopenhauer durch dieses Werk der Menschheit g[e]leistet zu haben beansprucht.3

Die sehnsüchtige Frage aller Metaphysiker wie sie das Goethische Wort ausspricht "Ob nicht"—wird von ihm kühnlich mit Ja beantwortet: und damit die neue Erkenntniß wie eine Tempelinschrift weit und breit in die Augen falle, so hat er die erlösende Formel für das alte und wichtigste Räthsel der Welt seinem Buche als Titel an die Stirn geschrieben die Welt als Wille und Vorstellung.

jene angebliche Lösung also:

Um bequem aufzufassen, worin das Lösende und Auffklärende dieser Formel zu suchen sei, empfiehlt es sich sie in eine halb bildliche Form umzusetzen

Der grundlose erkenntnißlose Wille offenbart sich, unter einen Vorstellungsapparat gebracht, als Welt.

Wenn wir von diesem Satze das subtrahieren, was als das Vermächtniß des groß[en] Kant auf Schopenhauer übergegangen ist, und was dieser jeder Zeit in seiner großartigen Manier mit dem gebührendsten Respekt betrachtet hat: so bleibt das eine Wort "Wille" sammt seinen Prädikaten zurück. somit ein schwergemünztes, viel umschließendes Wort, wenn anders mit ihm ein so bedeutender über Kant hinaus schreitender Gedanke bezeichnet sein soll, daß sein Entdecker von ihm sagen konnte er halte ihn für dasjenige, "was man unter dem Namen der Philosophie sehr lange gesucht habe und dessen Auffindung eben daher von den historisch Gebildeten für so unmöglich gehalten werde wie die des Steins der Weisen."4

 

Dabei fällt uns zur rechten Zeit ein, daß auch Kant eine nicht minder fragwürdige Entdeckung, durch die altmodisch schnörkelhafte Kategorientafel [+++] als eine große als die größte ergebnißreichste That seines Lebens erschien obwohl mit dem charakt. Unterschied, daß nach Beend. "des Schwersten das jemals z. Beh[uf] d. Met[aphysik] unternommen werden konnte"5 Kant sich selbst wie eine gewaltsam hervorbrechende Naturkraft anstaunte und die Weihe empfieng, "als Ref[ormator] der Philos. aufzutreten,"6 wogegen Schopenhauer allezeit [für] sein[en] angeblichen Fund der genialen Besonnenheit und anschaulichen Kraft seines Intellekts Dank wieß

 

Die Irrthümer großer Männer sind verehrungswürdig weil sie fruchtbarer sind als die Wahrheiten der kleinen.

 

Wenn wir also gegenwärtig darangehen jenen vorhin aufgestellten Satz, den Inbegriff des Schopenhauer[is]ch[e] Systems prüfend zu zerlegen, so steht kein Gedanke uns ferner als mit einer solchen Kritik Schopenhauer selbst auf den Leib zu rücken, ihm triumphirend die einzelnen Stücke seiner Beweise vorzuhalten und am Schluß mit hochgezognen Augenbrauen die Frage aufzuwerfen, wie in aller Welt ein Mensch mit einem so durchlöcherten System zu solchen Prätensionen komm[e].

II.

In der That darf nicht geleugnet werden, daß auf jenen Satz, den wir als den Inbegriff des Sch[openhauerische] Syst[ems] vorangestellt haben, von vier Seiten aus erfolgreiche Angriffe gemacht werden könn[en].

1. Der erste, und der allgemeinste, gegen Schopenhauer nur insofern gerichtet als er hier nicht, wo es nöthig war über Kant hinaus gieng, hat den Begriff eines Dings an sich im Auge und sieht in demselben um mit Überweg zu reden "nur eine versteckte Kategorie."7

2. Selbst aber Schopenhauer Berechtigung zugegeben, auf jenen gefährlichen Pfad Kant zu folgen, so ist dasjenige was er an Stelle des Kantischen X setzt der Wille, nur mit Hülfe einer poetischen Intuition erzeugt, während die versuchten logischen Beweise weder Schopenhauer noch uns genügen können. vgl. [Die Welt als Wille und Vorstellung] I p. 125. 131.8

Zudritt sind wir gezwungen uns gegen die Prädikate zu verwahr[en] die Schopenhauer seinem Willen beilegt, welche für etwas Schlechthin-Undenkbares viel zu bestimmt lauten und durchweg aus dem Gegensatze zur Vorstellungswelt gewonnen sind: während zwischen dem Ding an sich und der Erscheinung nicht einmal der Begriff des Gegensatzes eine Bedeutung hat

4. Immerhin könnte man zu Gunst[en] Schopenhauer[s] gegen alle diese 3 Instanzen eine dreifache potenzirte Möglichkeit geltend machen:

es kann ein Ding an sich geben, allerdings in keinem andern Sinn als auf dem Gebiete der Transscendenz eben alles möglich ist, was jemals in eines Philosophen Hirn ausgebrütet ist. Dies mögliche Ding an sich kann der Wille sein: ein Möglichkeit, die weil sie aus der Verbindung zweier Möglichkeiten entstanden ist, bloß noch die negative Potenz der ersten Möglichkeit ist, mit andern Worten schon einen starken Schritt nach dem andren Pol zu, der Unmöglichkeit bedeutet. Wir steigeren diesen Begriff einer immer abnehm[en]den Möglichkeit noch einmal, indem wir zugeben, daß selbst die Prädikate des Willens, die Schopenhauer annahm ihm zukommen können: eben weil zwischen Ding an sich und Erscheinung ein Gegensatz zwar unerweislich ist, aber doch gedacht werden kann. Gegen einen solchen Knäuel von Möglichkeiten würde sich nun zwar jedes sittliche Denken erklären: aber selbst auf diesen ethischen Einwand könnte man noch entgegnen, daß der Denker vor dem Räthsel der Welt stehend eben kein anderes Mittel hat als zu rathen dh. in der Hoffnung, daß ein genialer Moment ihm das Wort auf die Lippen legt, das den Schlüssel zu jener vor all[er] Augen liegenden und doch ungelesnen Schrift bietet, die wir Welt nennen. Ob dies das Wort Wille ist?— Hier ist die Stelle, wo wir unsern vierten Angriff machen müssen. Das Schopenhauersche Grundgewebe verstrickt sich in sein[en] Händen: zum kleinsten Theil in Folge einer gewissen taktischen Ungeschicklichkeit seines Urhebers zumeist aber weil die Welt sich nicht so bequem in das System einspann[en] läßt als Schopenhauer in der ersten Finderbegeister[ung] gehofft hatte. In sein[em] Alter klagte er daß das schwerste Problem der Phil. auch durch seine Philosophie nicht gelöst sei. Er meinte damit die Frage nach den Grenzen der Individ[uation.]

III

Fürderhin wird uns eine bestimmte Gattung jener Widersprüche, von denen das Sch. System durchlöchert ist, angelegentlich beschäftigen; eine Gattung von äußerst wichttigen und kaum vermeidlichen Widersprüchen, die gewissermaßen noch unter dem Herzen der Mutter ruhend sich schon zum Kriege gegen sie rüsten und die kaum geboren ihre erste That thun, indeem sie die Mutter tödten. Sie beziehn sich sämmtl. auf die Grenzen der Individuation und haben ihr prwton y[eudoV]9 in dem unter Nummer 3 berührten Punkte.

"Der Wille als Ding an sich," sagt Schopenh. W. als [Wille und] V. I p. 134,10 "ist von seiner Erscheinung gänzlich verschieden und völlig frei von allen Formen derselben, in welche er eben erst eingeht, indem er erscheint, die daher nur seine Objektität betreffen, ihm selbst fremd sind. Schon die allgemeinste Form [aller Vorstellung], die des Objekts für ein Subjekt, trifft ihn nicht; noch weniger die dieser untergordneten, welche insgesammt ihren gemeinschaftlichen Ausdruck im Satz vom Grunde haben, wohin bekanntlich auch Raum und Zeit gehören und folglich auch die durch diese allein bestehende und möglich gewordn[e] Vielheit. In dieser letztern Hinsicht werde ich, mit einem aus der alten eigentlichen Scholastik entlehnten Ausdruck Zeit und Raum das principium individuationis nennen." In dieser Darstellung, der wir in zahllosen Variationen in Schopenh. Schriften begegnen, überrascht der diktatorische Ton, der von jenem durchaus außerhalb der Erkenntnißsphaere liegenden Dinge an sich eine Anzahl negativer Eigenschaften aussagt und somit nicht im Einklang mit der Behauptung bleibt, daß es von der allgemeinsten Form der Erkenntniß Objekt zu sein für ein Subjekt nicht getroffen werde. Dies drückt Schopen Selbst W als[s] W [I] p. 13111 so aus "dieses Ding an sich [...], welches als solches nimmermehr Objekt ist, eben weil alles Objekt schon wieder seine bloße Erscheinung, nicht mehr es selbst ist, mußte, wenn es dennoch objektiv gedacht werden sollte, Namen und Begriff von einem Objekt borgen, von etwas irgendwie objiktiv Gegegebenem, folglich von einer seiner Erscheinungen." Schopenhauer verlangt also, daß etwas, was nie Objekt sein kann, dennoch objektiv gedacht werden soll: auf welchem Wege wir aber nur zu einer scheinbaren Objektivität gelangen können, insofern ein durchaus dunkles unfaßbares X mit Prädikaten wie mit bunten Kleidern behängt wird, die einer ihm selbst fremden Welt, der Erscheinungswelt entnommen sind. Die Forderung ist nachher, daß wir die umgehängten Kleider nämlich die Prädikate für das Ding an sich ansehn sollen: denn das bedeutet der Satz "wenn es dennoch objektiv gedacht werden soll, muß es Namen und Begriff von einem Ohjekte borgen." Der Begriff "Ding an sich" wird also "weil es so sein soll" heimlich bei Seite geschafft und uns dafür ein anderer in die Hände gedrückt.

Der geborgte Name und Begriff ist eben der Wille, "weil er die deutlichste am meisten entfaltete vom Erkennen unmittelbar beleuchte[te] Erscheinung des Dings an sich ist." Doch das geht uns hier nichts an: wichtiger ist für uns, daß auch die sämmtlichen Prädikate des Willens von der Erscheinungswilt geborgt sind. Freilich macht Sch. hier und da den Versuch den Sinn dieser Prädikate als gänzlich unfaßbar und transscendent da[r]zustellen z. B. W al[s] W. [und Vorstellung] II. p. 36812 "Die—Einheit jenes Willens  in  welchem  wir  das Wesen an sich der Erscheinungswelt erkannt hab[en], ist eine metaphysische, mithin die Erkenntniß derselben transscendent dh. nicht auf den Funktionen unsres Intellekts beruhend und daher mit diesen nicht eigentlich zu erfassen" vgl. dazu W. als W. [und Vorstellung] I. p 134. 13213 Wir überzeugen uns aber aus dem ganzen System Sch, insbes. allerdings aud der ersten Darstell. dess[elben] im I B. der W. als W. [und Vorstellung] daß er, wo es ihm irgend paßt, den menschlichen und durchaus nicht transscenden[ten] Gebrauch der Einheit im Willen sich erlaubt und im Grunde nur dann auf jene Transscend. rekurriert, wo die Lücken des Systems sich ihm zu faßlich da[r]stellen. Es ist also mit dieser "Einheit" wie mit dem "Willen" es sind aus der Erscheinungswelt genommene Prädikate des Dings an sich, unter den[en] der eigentliche Kern eben das Transscendentale sich verflüchtigt. Es gilt eben von den drei Prädikaten der Einheit, Ewigkeit (dh. Zeitlosigkeit) Freiheit (dh. Grundlosigkeit, was von dem Ding an sich gilt: sie alle sind sammt und sonders unzertrennlich mit unsrer Organisation verknüpft, so daß es völlig zweifelhaft ist, ob sie außerhalb der menschlichen Erkenntnißsphaere überhaupt eine Bedeutung haben. Daß sie aber dem Ding an sich zukom[m]en sollen, weil ihre Gegensätze in der Erscheinungswelt dominiren das wird uns weder K[ant] noch Sch. beweisen, ja nicht einmal wahrscheinlich machen können, letzterer vor allem deshalb nicht, weil sein Ding an sich, der Wille mit jenen drei Prädikaten nicht auskommen und haushalten kann, sondern fortwähren[d] genöthigt ist, ein Anlehen bei der Erscheinungswelt zu machen dh. den Begriff der Vielheit Zeitlichkeit und der Causalität auf sich übertragen

Dagegen behält seine volle Richtigkeit wenn er [Die Welt als Wille und Vorstellung] I p 11814 sagt "daß von Außen dem Wesen der Dinge nimmermehr beizukommen ist: wie immer man auch forschen mag so gewinnt man nichts als Bilder und Namen."

4.

Der Wille erscheint; wie konnte er erscheinen? Oder anders gefragt: woher der Vorstellungsapparat, in dem der Wille erscheint? Schopenhauer antwortet mit einer ihm eigenthümlichen Wendung, indem er den Intellekt als die mhcanh15 des Willens bezeichnet: [Die Welt als Wille und Vorstellung] II. 31516 'Die Steigerung aber der Gehirnentwicklung werde durch das sich immer mehr erhöhende und complicirende Bedürfniß der entsprechenden Erscheinungen des Willens herbeigeführt." "Das erkennende und bewüßte Ich sei somit im Grunde tertiär, indem es den Organismus voraussetzt, dieser aber den Willen." [Die Welt als Wille und Vorstellung] II. 31417 Sch. denkt sich somit eine Stufenfolge von Willenserscheinungen mit fortwährend sich steigernden Existenzbedürfnissen: um diese zu befriedigen, bediene sich die Natur einer entsprechen den Stufenfolge von Hülfsmitteln, unter denen auch der Intellekt von kaum dämmernden Empfinden an bis zu seiner äußersten Klarheit seine Stelle habe. Bei einer derartigen Anschauung wird eine Erscheinungswelt vor die Erscheinungswelt gesetzt: wenn wir nämlich die Schopenhauerschen termini über das Ding an sich festhalten wollen. Auch schon vor der Erscheinung des Intellekts sehen wir das principium individ., das Gesetz der Causalität in voller Wirksamkeit. Der Wille ergreift das Leben in voller Hast und sucht auf alle Weise in die Erscheinung zu treten; er beginnt bescheidener Weise mit den untersten Stufen und dient gewissermaßen von der Pike auf. In dieser Gegend des Schopenhauersch[en] System[s] ist schon alles in Worte und Bilder aufgelöst: von den uranfänglichen Bestimmungen des Dings an sich ist alles, fast [bis] auch die Erinnerung verloren gegangen. Und wo diese einmal dazwischen tritt, da dient sie nur dazu, den vollendeten Widerspruch in volle Tagesbeleuchtung zu stellen. Par. II. 15018 "die allem Leben auf der Erde vorher gegangen[en] geologischen Vorgänge sind in gar keinem Bewußtsein dagewesen: nicht im eigenen, weil keines da war. Also [...] sie waren überhaupt nicht; oder was bedeutet denn noch ihr Dagewesensein?— Es ist im Grunde ein bloß hypothetisches; nämlich wenn zu jenen Urzeiten ein Bewußtsein dagewesen wäre, so würden in demselben solche Vorgängen sich dargestellt haben, dahin leitet uns der regressus der Erscheinungen also lag es im Wesen des Dinges an sich sich in solchen Vorgängen da[r]zustellen." Sie sind wie Sch. auf derselben Seite sagt, nur "Übersetzungen in die Sprache unsres anschauenden Intellekts."

Aber, fragen wir nach diesen besonnenen Ausführungen, wie war dann jemals die Entstehung des Intellekts möglich? Das Dasein der letzten Stufe vor Erscheinung des Intellekts ist doch gewiß ebenso hypothetisch als das jeder früheren dh. sie war nicht vorhanden, weil kein Bewußtsein vorhanden war. Auf der nächsten soll nun der Intellekt erscheinen dh. aus einer nicht existierenden Welt soll plötzlich und unvermittelt die Blume der Erkenntniß hervorbrechen. Dies soll zugleich in einer Sphaere der Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit geschehen sein, ohne Vermittlung der Causalität: was aber aus einer solchen entweltlichten Welt stammt, muß selbst—nach den Schopenhauerschen Sätzen—Ding an sich sein: entweder ruht nun der Intellekt als ein neues Prädikat ewig zusammengeschlossen mit dem Ding an sich; oder es kann keinen Intellekt geben wei niemals ein Intellekt werden konnte.

Aber es existiert einer: folglich würde er nicht ein Werkzeug der Erscheinungswelt, wie Schopenhauer will, sein können, sondern Ding an sich sein dh. Wille

Das Schopenh. Ding an sich würde also zugleich princip. indiv. sein und Grund der Necessitation sein: mit andern Worten: die vorhandene Welt. Sch. wollte das X einer Gleichung finden: und es ergiebt sich aus seiner Rechnung daß es = X ist dh. daß er es nicht gefunden hat.

5.Ideen.
6.Charakter.
7.Teleologie und Gegensatz
8. 
  

Es ist zu beachten mit welcher Behutsamkeit Schopenh. der Frage nach dem Ursprung des Intellekts aus dem Wege geht: sobald wir in die Region dieser Frage kommen und im Stillen hoffen, daß es jetzt kommen werde, da verbirgt er sich gewisserm. hinter Wolken: obwohl es ganz ersichtlich ist, daß der Intellekt im Sch. Sinn schon ein im pr[incipio] in[dividuationis] und den Gesetzen der Causal. befagne Welt voraussetzt. Einmal so weit ich sehe liegt ihm dies Bekenntniß auf der Zunge: aber er würgt es auf eine so seltsame Weise hinunter, daß wir hierauf näher eingehen müssen. W. al[s] W. [und Vorstellung] II 310.19 "Gehen wir nun in der objektiven Auffassung des Intellekts so weit wir irgend können zurück; so werden wir finden, daß die Nothwendigkeit oder das Bedürfniß der Erkenntniß überhaupt entsteht aus der Vielheit, und dem getrennten Dasein der Wesen, also aus der Individuation. Denn denkt man sich, es sei nur ein einziges Wesen vorhanden; so bedarf ein solches keiner Erkenntniß: weil nichts da ist, was von ihm selbst verschieden wäre und dessen Dasein es daher erst mittelbar, durch Erkenntniß dh. Bild und Begriff in sich aufzunehmen hätte. Es wäre eben selbst schon alles in allem, mithin bliebe ihm nichts zu erkennen dh. nichts Fremdes, das als Gegenstand. Objekt aufgefaßt werden könnte übrig. Bei der Vielheit der Wesen hingegen befindet jedes Individuum sich in einem Zustande der Isolation von allen übrigen, und daraus entsteht die Nothwendik. der Erkenntniß. Das Nervensystem, mittelst dessen das thierische Individuum zunächst, sich seiner selbst bewußt wird, ist durch seine Haut begrenzt: jedoch im Gehirn bis zum Intellekt gesteigert, überschreitet es diese Grenze, mittelst seiner Erkenntnißform der Causalität und so entsteht ihm die Anschauung als ein Bewußtsein andrer Dinge, als ein Bild von Wesen in Raum und Zeit die sich verändern, gemäß der Causalität."


Fußnoten s. English Translation.

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