"Inzwischen, meine hochverehrte Freundin, sind hoffentlich die beiden letzten Theile [2 und 3] meines Zarathustra in Ihre Hände gelangt: zum Mindesten habe ich lange schon meinem Verleger den Auftrag dazu gegeben. Das ist kein Geschenk, für das man so ohne Weiteres zu danken hätte—ich verlange ein Umlernen in Betreff der liebsten und verehrtesten Empfindungen, und viel Mehr als ein Umlernen noch! Wer weiß wie viele Generationen erst vorüber gehen müssen, um einige Menschen hervorzubringen, die es in seiner ganzen Tiefe nachfühlen, was ich gethan habe! Und dann selbst noch macht mir der Gedanke Schrecken, was für Unberechtigte und gänzlich Ungeeignete sich einmal auf meine Autorität berufen werden. Aber das ist die Qual jedes großen Lehrers der Menschheit: er weiß, daß er, unter Umständen und Unfällen, der Menschheit zum Verhängniß werden kann, so gut als zum Segen." — Anfang Mai 1884: Brief von Friedrich Nietzsche an Malwida von Meysenbug. |