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Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Leipzig:
Avenarius, 1868. |
1. |
Die
hesiodische Theogonie, ausgelegt und
beurtheilt von G. F. Schoemann. Berlin: Weidmann,
1868. Literarisches Centralblatt für
Deutschland. Nr. 18. 25. April 1868:481-82. |
2. |
Anacreontis
Teii quae vocantur Συμποσιακ ήμιάμβια. Ex Anthologiae Palatinae vol. II nunc Parisiensi
post Henr. Stephanum et Jos. Spalletti
tertium edita a Val. Rose. Leipzig: Teubner,
1868. Literarisches Centralblatt für
Deutschland. Nr. 45. 31. Oktober 1868:1224. |
3. |
Nitzsche,
Richard, Quaestionum Eudocianarum capita
quatuor. Leipziger Doctordissertation:
Altenburg, 1868. Literarisches Centralblatt
für Deutschland. Nr. 48. 21. November
1868:1309. |
Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Leipzig:
Avenarius, 1869. |
1. |
Theognidis
Elegiae. E codicibus Mutinensi Veneto 522
Vaticano 915, ed. Christophorus Ziegler.
Tübingen: Laupp, 1868. Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Nr. 6. 30.
Januar 1869:144. |
2. |
Bernays,
Jacob, Die Heraklitischen Briefe. Ein Beitrag
zur philosophischen und religionsgeschichtlichen
Litteratur. Berlin: Hertz,1869. Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Nr. 6. 30.
Januar 1869:145. |
3. |
UD4FJ@>X<@L VD:@<46ä< J FT.`:,<". Die harmonischen
Fragmente des Aristoxenus. Griechisch und
deutsch mit kritischem und exegetischem Commentar
und einem Anhang die rhythmischen Fragmente des
Aristoxenus enthaltend, hrsg. v. Paul Marquard.
Berlin: Weidmann, 1868. Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Nr. 6. 30.
Januar 1869:145-46. |
4. |
Rohde, Erwin, Über
Lucian's Schrift 7@b64@l ´ _<@l und ihr Verhältniss zu Lucius von Patrae und den
Metamorphosen des Apulejus. Eine
litterarhistorische Untersuchung. Leipzig:
Engelmann, 1869. Literarisches Centralblatt
für Deutschland. Nr. 15. 3. April 1869:426-27. |
Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Leipzig:
Avenarius, 1870. |
1. |
Byk, Samuel
Alexander, Der Hellenismus und der Platonismus.
Leipzig: Pernitzsch, 1870. Literarisches
Centralblatt für Deutschland. Nr. 37. 3.
September 1870:1001-02. |
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Die hesiodische Theogonie
ausgelegt und beurtheilt von G. F. Schoemann.
Berlin, 1868. Weidmann. (308 S. 8.) 2 Thlr.
Die methodische Forschung auf dem Gebiete der
hesiodischen Theogonie ist durch nichts mehr
aufgehalten, ja zeitweilig verdunkelt worden, als
durch ein phantastisches Element, das unsre
modernen Pythagoreer und Orphiker mit viel Witz
und Behagen herangebracht haben. Die Ersteren
suchten mit ihrer Wünschelruthe, der Zahl, nach
einersehr fragwürdigenUrtheogonie
und hielten diese für entdeckt, wenn sie den
gegenwärtigen Text in lauter drei- oder
fünfgliedrige Stückchen zerschlagen hatten. Die
Anderen wünschten zu erweisen, daß jene
vorausgesetzte Urtheogonie durch die formenden
Hände der Orphiker gegangen sei, und fanden
daher "zahlreiche" Ueberreste des
Mysticismus, ja sie spürten mit feiner Nase
sogar den "durchschimmernden
synkretistischen Standpunkt pisistratidischer
Orphiker" heraus. Mit diesen mehr
sinn- als gewinnreichen Experimenten hat
Schömann, wie wir uns schon längst aus der
stattlichen Reihe seiner hesiodischen Programme
überzeugt haben, schlechterdings nichts zu thun;
in dem vorliegenden Buche aber ergreift er mit
der Sicherheit einer alten Ueberzeugung,
gelegentlich auch mit der acrimonia senis, die
Waffen gegen das "willkürliche und
unkritische Treiben, mit dem sich Dieser und
Jener namentlich in der jüngsten Zeit an der
Theogonie vergriffen hat" (vergl. S. V f.).
In dieser energischen und ausführlichen Polemik
ruht vornehmlich der Werth dieses Buches: obschon
wir auch an der reinlichen Darlegung der
Schömann'schen Hypothese (Einleitung S. 1-32)
sowie an dem sorgfältig gearbeiteten wesentlich
mythologischen Commentar (S. 83-308) unsere
Freude haben. Daß uns der etymologische
Standpunkt des Verf. hier und da etwas
alterthümlich anmuthet, sei im Vorübergehen
bemerkt: desgleichen, daß der Text (S. 39-80)
zwar mit bedächtigen kritischen Bemerkungen
versehen ist, aber keine Spur eines Apparates
aufweist. Auf die Gefahr hin, von Schömann
scheel angesehen zu werden (vgl. S. 35) ersuchen
wir Köchly oder Gottfried Kinkel jun. in
Zürich, mit einer Veröffentlichung des
hesiodischen Apparates nicht länger zu zögern.
Fr. N.
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Anacreontis Teii quae vocantur Συμποσιακ ήμιάμβια. Ex Anthologiae Palatinae vol. II nunc Parisiensi post Hen. Stephanum et Jos. Spalletti tertium edita a Val. Rose. Leipzig, 1868. Teubner. (XXIV, 70 S. 12.) 10 Sgr.
Endlich wird es in der Handschriftenfrage der
Anakreonteen Licht, über die H. Stephanus selbst
ein künstliches Dunkel verbreitet hat. Nach den
vorliegenden Erörterungen aber steht es fest, daß
alles, was er über einen uralten codex corticeus sowie de antiqui libri tegmine munkelt, in das Gebiet jener kleinen Mystifikationen gehört, die er in maiorem sui
gloriam in Scene zu setzen liebte: während er eben keine
andre Handschrift gekannt und benutzt hat, als diejenige,
welche auch für uns die Einzige ist und deren Schicksale
Rose mit bewunderungswerthem Spürsinn bis in die Zeit
hinein verfolgt, wo sie in den Besitz des gelehrten
Engländers John Clement kam. Gegenwärtig hat sie nach
langem Herumwandern in Paris ihre Ruhestätte gefunden,
und hier ist sie 1866 vom Verf. mit dem Spalettischen
Druck verglichen worden. Das Ergebniß ist überraschend:
es beweist nämlich, daß die Vorgänger Roses nicht
richtig lesen konnten und eine Menge irriger, ja geradezu
verderblicher Lesarten veranlaßt oder in Umlauf gesetzt
haben. Dies gilt z. B. von der Überschrift des zweiten
Gedichtes J@Ø "ÛJ@Ø $"F4846`<, an deren Stelle bisher J@Ø "ÛJ@Ø $"F48\@L edirt wurde: Worte, aus denen man auf einen
Anakreonteendichter Basilios schloß, während unsre
@L:B@F4"6 º:4V:$4" zu keiner Zeit des Alterthums auf einen
anderen Namen als den des Anakreon gehört
haben und als dessen Eigenthum
wahrscheinlich schon in das alexandrinische corpus
aufgenommen worden
sind. Durch geschickte Ausbeutung der
Ueberlieferung und durch zahlreiche glückliche
Emendationen hat Rose an mehr als hundert Stellen dem Texte aufgeholfen, wogegen ein paar mißlungene Sprünge nicht in Betracht kommen. Zum Schluß edirt er unter dem Titel Anacreon monachus ein "dictamen pulchrum de curis astrologicus." An die ungesellige, ja asketische Form
der Rose'schen Gelehrsamkeit, an die beharrliche
Verleugnung des "Fleisches" in seinen
Schriften, an das "härene Gewand" seines lateinischen
Stiles sind wir bereits gewöhnt; wären wir es nicht, so
würden wir den Wunsch aussprechen, daß so
ausgezeichnete Gaben uns in adäquater Form und mit
freundlicher Meine uns überreicht werden möchten. Aber
der Rose'sche Satz "sibi quisque scribit" (Aristot.
pseudepigr. p. 717) hat allerdings seine Consequenzen.
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Nitzsche, Rich., Quaestionum Eudocianarum
capita quatuor. Leipziger
Doctordissertation. Altenburg, 1868. (46 S. 8.)
Der Verf. der vorliegenden Dissertation hat das
Verdienst, auf einem abgelegenen Felde mehrere
unverwerfliche Bausteine mit geschickter Hand
zusammengebracht zu haben, ohne daß es ihm
gelungen wäre, durch eine nach allen Seiten hin
Licht werfende Hypothese sein gewonnenes Material
zu verwerthen. Im Gegensatz zu den traditionellen
Anschauungen, die auch der Verf. vertritt, ist
für uns jenes Violarium kaum seiner Hälfte nach
wirklich aus der Feder der kaiserlichen Frau
geflossen; die größere Masse hat ein Gelehrter
des 15. oder 16. Jahrhunderts aus seinen
Büchervorräthen interpoliert, so daß es
niemand mehr räthselhaft erscheinen wird, wenn
wir eine überraschende Textverwandtschaft in den
ältesten Drucken and jenen Stücken entdecken,
welche aus Philostrat, Laertius and andersher
entnommen and in das Violarium hineingearbeitet
sind. Der Ueberarbeiter, der einmal treuherzig
auch seinen Lehrer, einen uns bekannten Gelehrten
des 15. Jahrhunderts, nennt, hat offenbar auch
aus einem alten Druck des Suidas die vitae
interpoliert and damit den Schein erweckt, als ob
die Kaiserin, ihrer Zeit nach der des Suidas so
benachbart, ein ganz verderbtes Exemplar jenes
Lexicons benutzt habe: als welchem Scheine der
Verf. verfallen ist. Vielmehr ist auch bis jetzt
noch nicht ausgemacht, daß Eudocia wirklich den
Suidas gekannt habe; denn, da sie hin offenbar zu
ihrem mythologischen Theile, wo sie ihn benutzen
konnte, nie benutzt hat, die vitae aber, bei
aller ihrer Uebereinstimmung mit Suidas, doch
ihre eigenthümlichen Züge and Zusätze haben,
die weder der Eudocia noch gar einem späteren
Byzantinerthum zugetraut werden dürfen and die
auf eine auch von Suidas bald ausführlicher bald
knapper ausgeschriebene Quelle hinführen: so hat
selbst das Hauptargument des Verfs. nicht die
durchschlagende Wirkung, die er voraussetzt. Auch
dem Ref. ist es seit längerer Zeit klar, daß
das Gesetz der <J4FJ@4P\" sich in den vitae der wirklich von Eudocia
behandelten und in Reih und Glied gestellten
Rhetoren, Philosophen, Dichter u.s.w.
wiederfindet: während der Ueberarbeiter durch
seine dazwischen geworfenen, aus Philostrat,
Laertius und Nonnus excerpierten vitae jenes
Arrangement verdeckt hat. Unsere Folgerung daraus
ist die, daß sowohl Suidas als Eudocia das
antistoichische Princip aus Hesychius Milesius
überkamen: da es doch nur ein Zufall ist, wenn
uns heutzutage Suidas allein jene einst viel
beliebte Anordnungsmethode veranschaulicht.
Uebrigens hat der Nachweis einer über Suidas
hinaus- und zurückführenden Tradition den
besonderen Werth, das Violarium seinem
Hauptstamme nach gegen Verdächtigungen zu
schützen, zu denen innere und äußere Gründe
bequemen Anlaß bieten könnten.
Fr. N.
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Theognidis Elegiae.
E codicibus Mutinensi Veneto 522 Vaticano 915
edidit Christophorus Ziegler. Tübingen,
1868. Laupp. (VIII, 68 S. gr. 8.) 20 Sgr.
Ein wirklicher Fortschritt in der Theognideischen
Kritik ist jüngst durch die von zwei Seiten
zugleich gemachte Entdeckung erzielt worden, daß
von den bisher als Norm anerkannten Handschriften
A O K die letztere nicht mehr mitzureden habe: da
sie sich als eine getreue, nur hier und da durch
Ziegler neu verglichenen Vaticanus (O) erwiesen
hat. Man erwartet nun in einer neuen kritischen
Ausgabe des Theognis den ganzen Variantenkram von
K beseitigt zu finden, zumal wenn der Herausgeber
zugleich, wie im vorliegenden Falle, der
Entdecker des wahren Sachverhaltes ist. Aber
Ziegler überrascht uns durch eine Neigung zum
Ueberfluß und giebt eine neue Collation jenes
für die Kritik todten Venetus (K): womit nicht
im Einklange ist, wenn er im Uebrigen, sowohl in
Anlage des Buches als speciell bei der
Mittheilung von Lesarten und Conjecturen, zumal
von eigenen, einer enthaltsamen Kargheit sich
befleißigt. Dies geht so weit, daß er die ganze
Handschriftenclasse dritten Ranges einfach
unberücksichtigt läßt und es Bergk an die Hand
giebt, fürderhin mit ihr nicht unnütz Papier zu
verderben: so daß man fast argwöhnen möchte,
daß Ziegler über die Grundsätze der
theognideischen Kritik sich originelle Ansichten
gebildet habe, die wenigstens den bisher
gültigen und von Bergk formulierten Principien
zuwiderlaufen. Mindestens aber hätten wir
gewünscht, daß die jener Classe entzogene
Theilnahme dem ausgezeichneten Mutinensis
(A) geschenkt und eine neue Collation dieser
durch Imm. Bekker's zweimalige Bemühung nicht
ausgeschöpften Handschrift geboten worden wäre.
Aeußern wir gleich noch ein paar andere
Wünsche. Die Einleitung von vier Seiten hätte
vielleicht zum Nutzen des Lesers und gewiß zur
Bequemlichkeit des Autors auf einige Zeilen
zusammengedrängt werden können. Ebenfalls
vermögen wir den Inhalt der Addenda nicht mit
ihrem Titel zu reimen. Für die Constitution des
Theognideischen Textes wäre es nutzbringend
gewesen, die von Renner aufgestellten
dialektologischen Forderungen durchweg geltend zu
machen; ihnen gegenüber schützt sich Ziegler
mit dem hölzernen Schilde der handschriftlichen
Tradition.
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Bernays, Jacob, Die Heraklitischen Briefe.
Ein Beitrag zur philosophischen und
religionsgeschichtlichen Litteratur. Berlin,
1869. Hertz. (2 Bll., 159 S. gr. 8.) 1 Thlr. 15
Sgr.
In der feinfühligen Manier, die jede Schrift
dieses Verf.'s auszeichnet, wird hier die bisher
völlig übersehene Briefmasse Heraklits als
Denkmal bestimmter und bedeutender
Geistesströmungen ausgedeutet: womit ein
fühlbarer Anstoß gegeben ist, einen ganzen
Literaturzweig, dem mancherlei abgewonnen werden
kann, aus tiefer Finsterniß ans Licht zu heben.
Jene Briefe, Ausgeburten sehr verschiedener
Zeiten und Richtungen, verrathen bald dié Hand
des Stoikers, dem das Buch Heraklit's als
kanonisch gilt und der mit Leichtigkeit
heraklitische Wendungen und Gedankengänge
einflicht, bald die Tendenz christlich-jüdischer
Kreise, die unter der schützenden Maske des
ephesischen Denkers gegen heidnische Mißstände
sich ereifern. Ergänzungshalber sei hier noch
auf einen Gesichtspunkt hingewiesen, unter dem
die pseudepigraphische Briefliteratur eine
besondere Bedeutung gewinnt. In ihr nämlich
liegen die Wurzeln zahlreicher persönlicher
Notizen, die später als echte Münze aus einem
biographischen Handbuche in das andere wanderten.
So halten wir die Heraklitische Wassersucht für
die freie Erfindung eines Briefstellers, der mit
ihr eine kräftige Auslassung gegen Aerzte und
Arzneikunde motivieren wollte, ja wir glauben im
fünften und sechsten Briefe die urkundlichen
Anfänge jener Geschichte zu haben, die später
unter den beweglichen Händen leichtsinniger
Biographen mannigfaltig geformt wurde. Nach
dieser Anschauung würde aber die Entstehung
jener Briefe der älteren peripatetischen Periode
gleichzeitig sein: als welcher übrigens mit
Sicherheit der platonische, mit
Wahrscheinlichkeit der
hippokrateisch-demokritische Briefwechsel
zugeschrieben werden muß. Aehnlich
urtheilen wir über die Beziehungen Heraklit's zu
Darius, und am wenigsten beweist gegen dies
Urtheil, wenn schon der Magnesier Demetrius sie
anerkennt, oder wenn ein Chronolog aus ihnen
Schlüsse auf die Zeit des Heraklit macht. Der
erste and zweite Brief ist hier die Grundlage des
ganzen Geredes. Vielleicht steckt der Kern
eines andern verlornen Briefwechsels, der dem
hippokrateisch-demokritischen ähnlich gewesen
sein mag, in der Notiz des Laertius IX, 24, daß
erst Melissus die Ephesier über die Bedeutung
ihres Mitbürgers aufgeklärt habe; and auch hier
würde sich die freie Erfindung schon in der
chronologischen Ungereimtheit verrathen.
Dagegen ruht auf festerem Boden, was der
Magnesier Demetrius über die Beziehung Athens zu
Heraklit sagt; hierfür nämlich bürgt, wie nach
zwingenden Analogien behauptet werden darf, die
Autorität des Demetrius Phalereus.
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UD4FJ@>X<@L VD:@<46ä< J FT.`:,<". Die harmonischen Fragmente
des Aristoxenus. Griechisch und deutsch mit
kritischem und exegetischem Commentar und einem Anhang
die rhythmischen Fragmente des Aristoxenus enthaltend,
herausgegeben von Paul Marquard. Berlin, 1868.
Weidmann. (XXXVII. 415 S. gr. 8.) 3 Thlr.
Seitdem das große musikalische Sammelwerk des Marcus
Meibomius ans Licht trat, also seit 216 Jahren, haben die
den Aristoxenischen Ueberresten der Harmonik zugewendeten
Studien im halben Schlummer gelegen; erst neuerdings
wieder in Angriff genommen, finden sie hier in der
genannten kritischen Ausgabe Marquard's einen
vorläufigen Abschluß. Von Abschluß reden wir, weil
hier zum ersten Male ein sorgfältiger kritischer Apparat
geboten wird und in ihm die erste Vergleichung der
Fundamentalhandschrift, eines Venetus saec. XII, sodann,
weil hier die Grundsätze der Aristoxenischen Kritik,
soweit sie sich auf Rang- und Familienabfolge der
Handschriften bezieht, mit zuverläßlicher Sicherheit
dargestellt sind. Wenn wir schließlich gesonnen sind,
die vorliegende Feststellung des Textes mit ihrem
conservativen Gepräge im Ganzen zu vertreten, so hat
dies zwar nicht seinen Grund darin, daß uns die
Voraussetzungen des Verf.'s über Entstehung dieser
Schriftenstücke und ihres Verhältnisses zu Aristoxenus
zur Ueberzeugung gebracht wären; aber auch von einem
anderen Gesichtspunkte aus wird uns strenges Maß und
enger Anschluß an die Ueberlieferung anempfohlen.
Völlig gesichert ist jedenfalls die zu gleicher Zeit von
Marquard und Westphal ans Licht gezogene Thatsache, daß
von sogenannten drei Büchern der harmonischen Elemente
nur die zwei letzten diesen Titel verdienen, das erste
dagegen einem andern Werke des Aristoxenus zugehört: ein
Ergebniß, das nach Marquard's Beobachtung sogar noch
eine handschriftliche Tradition bestätigt, die dem
ersten Buche den Titel JÎ BDÎ FJ@4P,\T< zuweist, die andern
aber als erstes und zweites Buch der FJ@4P,Ã" D:@<46V
bezeichnet. Während aber nun Westphal vollständige und
echte Schriften des Aristoxenus zu besitzen glaubt, will
Marquard nichts als Excerpte aus verschiedenen
Aristoxenischen Schriften, "die vielleicht nicht
einmal unmittelbar aus solchen geschöpft sind,"
anerkennen. Man wird das erste leugnen und das andere
nicht zugeben. Die zahlreichen und grundverschiedenen
Erscheinungen, die Marquard auf die "zerstörende
Hand" zweier Excerptoren zurückführt, lassen sich
nicht ohne Gewalt so einheitlich gruppieren und geben
kein klares Bild von den Tendenzen jener angenommenen
Mittelpersonen. Besonders compliciert wird aber diese
ganze Anschauung durch eine Hülfshypothese, die von der
Aehnlichkeit des Arrangements, ja selbst der Wendungen in
beiden "Excerptensammlungen" ausgeht. Nach ihr
erklärt sich diese Aehnlichkeit aus dem beiden
Excerptoren gemeinsamen Original, das selbst schon eine
Compilation aus verschiedenen Werken des Aristoxenus war.
Wir zweifeln nicht, daß Aehnlichkeit und
Verschiedenheit, Unordnungen und Auslassungen sich am
einheitlichsten so erklären lassen, daß als Grundlage
jener Schriften zwei von verschiedenen Schülern und zu
verschiedenen Lebzeiten des Aristoxenus nachgeschriebene
Collegienhefte zu betrachten sind, eine Ansicht, die, wie
es scheint, im Wesentlichen auch von Studemund
getheilt wird. Mit Recht ist schon auf diese Worte
hingewiesen worden S. 84, 20 Y*0 *X J4l ²B`D0F, Jê< 6@L`<JT<. Für den
engen Kreis der musikalischen Theoretiker und Historiker
empfiehlt sich das Marquard'sche Buch noch besonders
durch die sorgfältige deutsche Uebersetzung und den
ganzen Zuschnitt des erklärenden Commentars, der
überall eine ausgezeichnete Vertrautheit mit der antiken
und modernen Musiktheorie bekundet. Zum Schluß
werden die rhythmischen Fragmente des Aristoxenus
beigefügt, für die theils Marquard, theils Studemund
einige sorgfältige Collationen gemacht haben.
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Rohde, Erwin, Über Lucian's Schrift 7@b64@l ´ _<@l und ihr
Verhältniss zu Lucius von Patrae und den
Metamorphosen des Apulejus.
Eine litterarhistor. Untersuchung. Leipzig, 1869.
Engelmann. (52 S. 8.) 15 Sgr.
Nach den mühseligen Versuchen, die darauf
ausgingen, zwischen den bestimmten Aussagen des
Photius and dem Ton and Gehalt des Lucianeischen _<@l eine Brücke
zu schlagen, bei denen aber entweder wesentliche
Punkte in den Angaben des ersteren oder gar die
so unzweideutige Grundfärbung der genannten
Schrift verkannt wurden, ist es in der That eine
Erquickung, einer so frischen and an sich
anziehenden Hypothese zu begegnen, in der die
ausdrücklichen Erklärungen des Photius zum
ersten Male ohne Rest aufgehen. Bekanntlich
berichtet dieser über die Metamorphosensammlung
eines gewissen Lucius von Paträ and erwähnt
dabei die auffällige formale and stoffliche
Verwandtschaft der zwei ersten 8`(@4 mit dem _<@l des Lucian.
Es liegt ihm keine bestimmte Ueberlieferung über
die Priorität einer dieser Schriften vor; was er
dagegen mit Nachdruck geltend macht, ist die
Grundverschiedenheit des Tones and der Tendenz.
Dieselbe Geschichte von der Verwandlung eines
Menschen in einen Esel wird in dem größeren
Werke des Lucius mit weihevoller Gläubigkeit, in
der kleinen Schrift des Lucius mit schalkhafter
Ironie erzählt, zudem mit der Wendung, daß als
Held der Geschichte eben jener Lucius von Paträ
eingeführt wird. Die Angabe über die
abergläubige Haltung jener Metamorphosensammlung
ist mit größtem Rechte von dem Verf. in den
Vordergrund gerückt worden: von dieser
Erkenntniß aus ist nur noch ein Schritt zu der
Grundhypothese Rohde's, nach der die kürzere
Schrift eine Parodie jenes Abschnittes der
größeren and eine Satire auf ihren
Verfasser ist. Dieser geistreich dargelegte
Gesichtspunkt hat seine innere Güte and
Gesundheit nachträglich an verschiedenen
Problemen zu bewähren, von denen das wichtigste
die Autorschaft jenes _<@l
angeht. Ohne jenen Gesichtspunkt ist nämlich
schlechterdings nicht abzusehen, mit welchem
Rechte der _<@l
unter den Schriften Lucian's erscheint: so stark
ist, nach Rohde's gelehrtem und geschmackvollem
Nachweise, die Verschiedenheit der
Darstellungsformen, der Stilfärbung, des
Satzbaues and Wortverbrauchs. Hier rettet vor
einem voreiligen Schlusse allein die Annahme
einer directen Stilparodie, wie sie ja
auch Photius an die Hand giebt, wenn er sagt,
Lucian habe aus Lucius herübergenommen, was
seinem Zweck nicht widersprach, "ÛJ"Ãl
8X>gF4 6"Â FL<JV>gF4<.
Eine andere sehr wesentliche Frage, ob Apulejus
den Kern seiner Erzählung aus Lucian oder aus
Lucius schöpfte, wird von dem neu gewonnenen
Standpunkte aus zu Gunsten der ersten Ansicht
entschieden; nach Rohde hat Apulejus den _<@l des Lucian
zu Grunde gelegt and um ihn eine unförmliche
Masse von andersher entlehnten Schwänken,
Hexen-, Gespenster- und Räubergeschichten
gehäuft. Es ist nicht der Ort, auf die
anziehende Untersuchung über die Quellen des
Lucius oder über die literarischen 7@b64@4 näher
einzugehen; nur sei noch erwähnt, daß in einem
Anhange die Lucianeische Handschriftenfrage mit
specieller Berücksichtigung des _<@l in neue and
fruchtbare Gesichtspunkte gerückt wird. In
Summa: man trifft in der gegenwärtigen gelehrten
Welt die glückliche Vereinigung von gründlichem
Wissen, dialektischer Energie and künstlerischem
Geschmack nicht zu oft, um nicht der classischen
Philologie zu dieser neuen Jüngerschaft
ausdrücklich zu gratulieren.
Fr. N.
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Byk, Samuel Alexander, Der Hellenismus und der
Platonismus. Leipzig, 1870.
Pernitzsch. (45 S. 8.) 10 Sgr.
"Das Verhältniß des Hellenismus und
Platonismus zu einander ist ein doppeltes.
Aehlich durch die reiche Fülle ihrer Gestalten,
durch die ewige Existenz und innere Gliederung
ihrer Potenzen, die gewisse Gebiete mit ihren
Unterabtheilungen umfassen, welche hinwiederum
für sich besondere Kreise bilden u.s.w."
(S. 3.) "Auch er (der platonische
Idealstaat) scheint uns nur die geträumte
Vervollkommnung des bereits bestandenen (sic)
griechischen Staates." (S. 4.) "Die
Mythologie kann auf zweierlei Weise behandelt
werden. Entweder belauschen wir den Geist in
seinem unmittelbaren Gebaren and Schaffen, oder
wir untersuchen den Inhalt seiner bereits zu Tage
geförderten Producte. Die erste Methode ist die
psychologische, die zweite die
metaphysische." (S. 4.) "Dies
vorausgeschickt schreiten wir zur
Auseinandersetzung der griechischen
Götterlehre." (S. 5.) "Die
hellenischen Götter sind wie die der andern
primitiven Religionen die Erscheinung in ihrer
Identität mit sich selbst." (S. 6.)
"Dieses göttliche Princip ist dem
Hellenismus die Erscheinung in ihrer Totalität,
die alle ihre Momente in sich enthält. (S. 11.)
"Die Natur des Guten, dessen Begriff ebenso
wie der des Zweckes dem Hellenismus fremd
ist." (S. 12.) "Wie dem Sophismus (sic)
die individuelle Empfindung, so war dem
Hellenismus des objective Beschaffenheit der
Dinge ihr eignes Maß." (S. 13.) "Sie
(die hellenische Kunst) konnte wohl das Schöne
nachahmen, nicht aber selbst es schaffen."
(S. 15.) "Die Freiheit der Bewegung fehlt
überall. Die Götter hatten keine Freiheit, das
ihnen angewiesene Gebiet zu überschreiten, die
Menschen zu handeln, die Kunst zu schaffen."
(S. 18.) "Anstatt daß (sic) der Hellenismus
an dem Aeußeren hängen blieb, fängt das Gebiet
des Platonismus erst hinter demselben an. Die
Oberfläche der Dinge ist die Grenzscheide
zwischen dem Hellenismus and dem
Platonismus." (S. 45.) "Um desto
bestimmter." "Zeugerische
Naturkraft." "Ein <@*@l."
In welcher Entfremdung vom griechischen Alterthum
muß man leben, um sich fast in jedem Satze an
ihm versündigen zu können! Woher hat der Verf.
den Muth geschöpft, daß er an ein so
anspruchsvolles Thema mit den leersten and
schiefsten Allgemeinheiten herangehen durfte? Die
"Oberfläche der Dinge" ist es
bereitsum in seinem Tone zu reden'die
ihn vom griechischen Geiste and Plato trennt.
Stil and Composition des Aufsatzes sind schlecht,
Druck and Ausstattung vortrefflich.
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