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prohibited. © The Nietzsche Channel. Der
Florentinische Tractat über Homer und Hesiod,
ihr Geschlecht und ihren Wettkampf. 3-5.
Von
Friedrich Nietzsche.
1873.
REPRINT: ©
The Nietzsche Channel, 2010.
III. Das
Museum des Alcidamas.
Wir hatten zu beweisen geglaubt, dass der Verfasser
des sogenannten Certamen das Hauptstück des Ganzen, jene
in sich zusammenhängende Erzählung vom eigentlichen
Wettkampfe, an dessen Erfolg sich die weiteren Schicksale
Hesiods und Homers anlehnen, ans dem Museum des Rhetors
Alcidamas entnommen habe und wollten nun zunächst
darlegen, welchen Begriff wir mit diesem Museum
verbinden. Bevor wir aber einen Schritt vorwärts thun
können, müssen wir eine inzwischen erfolgte
Auseinandersetzung (von Leutsch im Philologus Bd. 30 S.
202 ff.) berücksichtigen, die in einem wesentlichen
Punkte unsere Argumentation erschüttern würde, falls
ihr eigenes Fundament sicher genug wäre. Es hatte sich
für unsern Nachweis, dass jener Abschnitt aus Alcidamas
stamme, eine ungesuchte Bestätigung daraus ergeben, dass
zwei Verse, die nach unserer Hypothese im Museum des
Alcidamas gestanden haben mussten, wenn
anders die Erzählung vom Wettkampfe in ihm stand
auch wirklich bei Stobaeus also citirt werden: ¦i J@Ø z!8i4*V:"<J@l 9@LFg\@L. Es sind dies die Verse, mit denen Homer auf die
Frage Hesiods, was das Beste für die Sterblichen sei,
antwortet:
kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 ¦B4Ph@<\@4F4< k4FJ@<
nb<J" *z ÓBTl êi4FJ" Bb8"l z!Ä*"@ BgkF"4.
Nun will aber von Leutsch im
Gegentheil behaupten, dass diese Verse nicht im Museum
gestanden haben ein sich jetzt als erfolglos
erweisendes Vorhaben, da er jetzt nicht mehr im Stande
sein dürfte, ein so mächtiges Doppelzeugniss zu
überwinden, nachdem es ihm selbst dem einen
Zeugniss gegenüber nur gelungen ist, seine Beseitigung
zu wünschen, nicht durchzusetzen. Das Citat aus Stobaeus
und unsere Argumentation stützen sich jetzt gegenseitig.
Und warum sträubt sich von Leutsch dagegen, dass
Alcidamas jene Verse benutzt haben könnte, warum muss
er, um das Zeugniss des Stobaeus aus dem Weg zu räumen,
dort eine schwere Corruptel, Lücke und Verwirrung
annehmen? Weil er nicht daran glauben will, dass bereits
Alcidamas den ersten Vers in dieser Form gekannt
habe: kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 iJ8. Also kurz
gesagt er würde nichts gegen die alcidamantische
Heimath jener Verse einzuwenden haben, wenn sie anfingen BV<JT< :¥< :¬ nØ<"4 iJ8, er würde in gleichem Falle gegen
die Ueberlieferung bei Stobaeus nichts Wesentliches auf
dem Herzen haben.
Er behauptet nämlich, dass erst seit Crantor jene
Form des ersten Verses kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 in Umlauf gekommen sei und zwar durch
Missverständniss der vielbenutzten Worte Crantors. Die
alte Ueberlieferung sei durchaus BV<JT<;
"beachten wir aber Plutarch Consol. ad Apoll, c. 27
B@88@Ãl (k i"Â F@n@Ãl <*kVF4<, òl n0F4 5kV<JTk, @Û <Ø<, 88 BV8"4, iXi8"LFJ"4 Jz <hkfB4<", J4:Tk\"< º(@L:X<@4l gÉ<"4 JÎ< $\@< i"Â kP¬< JÎ (g<XFh"4 <hkTB@< FL:n@k< J¬< :g(\FJ0<, so scheint Crantor auch die
tbeognideische Stelle und zwar in einem Zusammenhange
erwähnt zu haben, der die Meinung hervorrief, es sei
kP¬< ein Ausdruck dieses Dichters, und so finden
wir kP¬< bei den ihn benutzenden, wie bei Sext.
Empir. Pyrrh. Hypotyp. III 24 p. 186 Fabr. kP¬< :¥< :¬ ..., bei andern aber, die genauer
zugesehen hatten oder den Theognis kannten BV<JT< :¥<
..., wie bei Clemens Alex. Stromm. III 3, 15 p. 517
Pott., Theodoret. Graec. affect. cur. V 11 p. 71, 17:
denn dass diese drei letztgenannten von Crantor
abhängen, scheint mir ausser Zweifel zu sein. Da demnach
der Spruch des Theognis ein sehr bekannter bis in die
Zeit der Kirchenväter geblieben, so war nun natürlich,
dass als die Sprichwörtersammlungen entstanden, man auch
ihn in diese aufnahm; und da hat nun der Zufall gewollt,
dass der, welcher unsern Vers zuerst in diese Sammlungen
brachte, ihn nicht aus Theognis selbst, sondern aus einer
mit Crantor zusammenhängenden Quelle entlehnte, was
damit wieder bewiesen wird, dass erstens bei den
Paroemiographen nur einmal, bei Macarius nämlich, sonst
nie der Name des Theognis erscheint: sie hielten den
Verfasser für uralt und unbekannt; und zweitens, dass
sie nie alle vier Verse des Theognis anführen, sondern
entweder wie Clemens und Theodoret nur die drei ersten,
Macar. II 45, Suid. s. kP¬< :¥<, oder die beiden
Hexameter, wie Diogen. Provv. III 4, Apost. III 85,
Arsen. V 49 oder nur den ersten wie Schul. ad Soph. Oed.
Col. 1125; und dass sie endlich alle statt BV<JT<
im ersten Verse kP¬< lesen. Aus einer Sammlung
nun, die nur die Hexameter hatte, entlehnte sie der
Verfasser des Cert. Hom. et Hes. p. 36, 75 West. in der
Meinung, mit einem uralten Spruch sein Machwerk zu
zieren: dasselbe kommt, wie Fabricius zu Sext. Empir. 1.
c. nachweist, auch noch bei Byzantinern vor, wo auch
kP¬< erscheint. Sonach ist also, meine ich,
nachgewiesen, dass die von Bergk dem Silenos
zugeschriebenen Verse in der von ersterem behaupteten
Form erst nach Theognis entstanden sind: allein
eine Stelle scheint diese mühsam durchgeführte
Untersuchung umzuwerfen, nämlich Stob. Flor. 120, 3, wo
die beiden Hexameter kP¬< :¥< .... aus dem Museion
des Alkidamas angeführt werden" u. s. w.
Sie wirft sie auch um; es ist nämlich auf Grund
dieser durch unsere Argumentation gesicherten Stelle
erstens festzusetzen, dass nicht ein Missverständniss
der Worte Crantors an jener Form kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 Schuld ist, sondern dass bereits
der Schüler des Gorgias die Verse also beginnt: damit
fällt dann jener von Leutsch überkünstlich angenommene
Einfluss Crantor's auf fast alle späteren Citationen bei
Kirchenvätern, Paroemiographen u. s. w. fort. Die
Thatsache, dass die Verse bald mit kP¬<, bald mit
BV<JT< (wie in unserem Theognis) citirt werden,
muss demnach ohne Hülfe jener Crantor-Hypothese erklärt
werden.
Zweitens hebe ich gegen von Leutsch hervor, dass, wenn
Alcidamas jene Verse Homer in den Mund legen konnte, er
dann jedenfalls an ihren Theognideischen Ursprung nicht
glaubte. Es bestand gewiss zu seiner Zeit schon jener
Glaube, dass es uralte Verse seien; nicht erst das
spätere und späteste Alterthum hat ihn erzeugt. Wenn
nun Jedermann von der Schule her wusste, dass sie,
erweitert durch Pentameter, auch im Theognis vorkämen,
so nahm man natürlich nur an, dass er uralten
Gemeinbesitz durch seine Zuthat und Arbeit zu seinem
Privatbesitz gestempelt habe: denn so steht Theognis zu
zahllosen uralten Sprüchen und Sentenzen, wie dies am
besten und in reicher Fülle gerade von Leutsch gezeigt
worden ist.
Drittens erkenne ich einen bestimmten Unterschied des
Gedankens, wenn hier der Vers mit BV<JT<, dort mit
kP¬< beginnt: und erst wenn dieser Unterschied
genau erfasst ist, ist es erlaubt zu rathen, welche von
beiden Möglichkeiten der Form gerade im echten alten
Theognis zu finden war. Wir hören aus der ausführlichen
Erzählung des Aristoteles im Dialog Eudemus, dass jener
uralte Gedanke Vielen von göttlicher Seite offenbart
worden sei, in einem bestimmten Falle aber auf Silen
zurückgeführt wird (vgl. Val. Rose Aristot. pseudepigr.
p. 61. J. Bernays Rh. Mus. N. F. Band XVI S. 236 ff.).
Hier wird er von Midas gefragt J\ JÎ BV<JT< "ÊkgJfJ"J@< (die Frage
erinnert an die Gnome des Posidippus Anthol. I 13, 3
µ< k" J@Ã< *L@Ã< ©<Îl "ËkgF4l, ´ JÎ (g<XFh"4 90*XB@Jz ´ JÎ h"<gÃ< "ÛJ\i" J4iJ`:g<@<. Anders bei Stob. Ecl. XCVI). Darauf sagt
unter Anderem der Dämon <hkfB@4l *g BV:B"< @Ûi §FJ4 (g<XFh"4 JÎ BV<JT< k4FJ@<. Es liegt nahe,
dass die Form BV<JT< k4FJ@< gerade durch eine so
superlativisch gestellte Frage J\ JÎ BV<JT< "ÊkgJfJ"J@< hervorgerufen
wird. Die ausserordentliche Begierde des Midas nach einer
Antwort, sein Ausfragen und Anwenden aller Zwangsmittel
(BF"< :0P"<¬< :0P"<f:g<@l) machen gerade diese Superlative Form
BV<JT< k4FJ@< begreiflich. Wo also diese Form citirt wird
bei alten Autoren, da schwebt die Erinnerung an jenes
peinliche Verhör dem Citirenden vor der Seele. Wem es
nur auf den allgemeinen Gedanken ankam, der brauchte ein
so excessives BV<JT< nicht z. B. Alexis
@Ûi@Ø< JÎ B@88@Ãl Jä< F@nä< gÆk0:X<@< JÎ :¬ (g<XFh"4 :¥< ikVJ4FJ`< ¦FJz g\, ¦B< (X<0J"4 *z ñl JVP4FJz §Pg4< JX8@l.
Oder Epicur (bei Laert. X
126, nicht 128)
i"8Î< :¥< :¬ nØ<"4 nb<J" *z ÓBTl êi4FJ" Bb8"l z!Ä*"@ BgkF"4.
Oder Bacchylides fr. 2 Bergk
h<"J@ÃF4 :¬ nØ<"4 nXk4FJ@< :0*z g8\@L Bk@F4*gÃ< nX((@l. Ð8$4@l *z @Û*gÂl $k@Jä< BV<J" Pk`<@<.
(Ich stimme durchaus Leutsch
bei, dass es übereilt ist, diese Verse auf die Sage von
Midas zu beziehen, trotz Photius biblioth. p. 153 A.)
Wenn dagegen die Sentenz mit kP¬< eingeführt
wird, so schwebt dem Sprechenden eine ganz andere Wendung
vor der Seele. "Von vorn herein ist das Beste, nicht
geboren zu sein"; oder anders ausgedrückt "das
ganze Leben ist eine Strafe und als Mensch geboren zu
sein von vorn herein das grösste Unglück." Noch
ganz abgesehen vom Leiden des Lebens, vom Leben selbst
kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 ¦B4Ph@<\@4F4< k4FJ@<: denn von vornherein ist schon das
Geborenwerden :g(\FJ0 FL:n@kV. Vorher müssen wir also eine
Schilderung der Mühseligkeiten des Lebens erwarten,
oder, um uns von der umschreibenden Bemerkung des Crantor
leiten zu lassen: erst wird das Leben selbst als
J4:Tk\"< geschildert; dann als Spitze des Gedankens,
i"Â kP¬< JÎ (g<XFh"4 <hkTB@< FL:n@k< :g(\FJ0<. Diesen Zusammenhang zwischen einer
vorhergehenden Beurtheilung des Lebens und einer
Beurtheilung der Geburt haben wir dort anzuerkennen, wo
sich kP¬< findet. Und so glauben wir gerade, dass
Theognis, nämlich der ursprüngliche Theognis, diese
Form in seinen Elegien gehabt hat; mit anderen Worten,
dass die Ueberlieferung Glauben verdient, wenn bei
Stobaeus citirt wird Floril. 120, 3
2g`(<4*@l kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 iJ8.
und ebenso Sext. Empir.
Pyrrh. Hypotyp. III 24 und Makarius II 45.
Wenn nun unsere Theognishdschr. BV<JT< haben und
nicht das ursprüngliche kP¬<, so müssen wir
dies BV<JT< dem zuschreiben, der die letzte Ordnung
machte: als er jene vier Verse aus einem grössern
Zusammenhang herausriss, änderte er auch das kP¬<, weil es ohne jenen Zusammenhang seine Bedeutung
verlor. Einen solchen aufgelösten Theognis hat z. B.
Clemens Alex. benutzt. Das BV<JT< ist also in
Theognis erst eingefügt worden: es stammt, wie wir
sahen, aus jener alten Silenfabel, die allen denen,
welche die Form BV<JT< :¥< :¬ nØ<"4 gebrauchen, vorschwebt. Diese Wendung umschreibt z.
B. Sophocles Oed. Col. 1225 :¬ nØ<"4 JÎ< B"<J" <4i 8`(@<; er denkt an die uralten Silenworte. Ebenso
Posidippus Stob. Floril. 98, 57
³< k" Jä< B"<JT< J`*g 8f4@< ²¥ (g<XFh"4 :ZB@Jg ²¥ h"<gÃ< "ÛJ\i" J4iJ`:g<@<.
Ebenso Cicero mit non nasci
homini longe optimuni in Tusc. Quaest. I 48
affertur etiam de Sileno fabella quaedam qui cum a Mida
captus esset, hoc ei muneris pro sua missione dedisse
scribitur docuisse regem non nasci homini longe optimum
esse, proximum autem, quam primum mori. Dasselbe sagt
Cicero in consolatione bei Lactant. Instit. III 19, 13.
Wir dürfen gewiss annehmen, dass alle, welche jenen
Gedanken gebrauchen, immer dabei als an einen uralten
Satz der Weisheit denken, nicht an eine Theognideische
Erfindung: aber eben so bestimmt, dass wer die Hexameter
citirte, dabei an einen uralten Dichter dachte und nicht
an Theognis. Das beweist eben die Art, wie Alcidamas jene
Verse benutzt: und bis in das späteste Alterthum hinein
erscheinen die beiden Hexameter nie mit dem Namen des
Theognis.
Waren nun die beiden Hexameter im Umlauf, mit welchem
Worte konnten sie allein beginnen? Mit BV<JT<? Aber
jenes BV<JT< betrifft nur die Sentenz des
Silen: von einem Vers des Silen wissen wir nichts:
sie lautete natürlich prosaisch, etwa :¬ nØ<"4 k4FJ@<
BV<JT<. Mit kP¬<? Aber dies Wort setzt
einen grösseren Zusammenhang voraus: ohne diesen dürfen
wir auch nicht kP¬< Anfange der beiden Hexameter
vermuthen.
Die Entscheidung liegt in dem Alcidamantischen
Bericht: zwar nicht so oben auf, dass man sie mit Händen
greifen könnte. Warum sagt Homer hier kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 u. s. w.?
Wo ist der Zusammenhang, den wir für diese Wendung
voraussetzen? Hier müssen wir den Zusammenhang zwischen
der ersten und zweiten Frage Hesiods und zwischen der
ersten und zweiten Antwort Homers betonen. Hesiod sagt
zuerst
gÉBz (g :@4 BV:BkTJ" J\ nXkJ"J`< ¦FJ4 $k@J@ÃF4;
sodann
J\ h<0J@ÃF4< k4FJ@< ÏÄg"4 ¦< nkgFÂ< gÉ<"4.
Was ist das Beste und was
gilt den Sterblichen als das Beste? Dieser
zusammengehörigen Frage entspricht nun auch eine zusammengehörige
Antwort. Nämlich
kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 ¦B4Ph@<\@4F4< k4FJ@<, nb<J" *z ÓBTl êi4FJ" Bb8"l z!Ä*"@ BgkF"4. 88z ÓJ"< gÛnk@Fb<0 :¥< §P® iVJ" *:@< B"<J" *"4JL:`<gl *z < *f:"Jz i@LV.T<J"4 @4*@Ø »:g<@4 ©>g\0l, B"k *¥ B8ZhTF4 JkVBg."4 FÆJ@L i"Â ikg4ä<, :XhL *z ¦i ik0Jk@l nbFFT< @Æ<@P`@l n@kX®F4 i"Â ¦(Pg\® *gBVgFF4, J@ØJ@ J\ :@4 iV884FJ@< ¦<Â nkgFÂ< gÇ*gJ"4 gÉ<"4.
Diese zusammengehörigen
acht Verse sind es, welche von den Hellenen als PkLF@Ã FJ\P@4 ausgezeichnet wurden und von denen Alcidamas
sagt, dass sie auch in seiner Zeit noch ¦< J"Ãl i@4<"Ãl hLF\"4l BkÎ Jä< *g\B<T< i"Â FB@<*ä< gesprochen worden sind das antike
Tischgebet, das uns mit seinem Anfang an das bei
ägyptischen Gelagen vorbei getragene Todtengeripp
erinnert. Jetzt nun werden wir auch die Berechtigung des
vorangestellton kP¬< begreifen: es weist auf das
Kommende hin. Von vornherein ist zwar das Beste nicht
geboren zu sein oder bald zu sterben dies ist das
Beste. Aber unter Sterblichen gilt als das Beste
u. s. w. Homer beweist mit kP¬<, dass er nicht
bei dem schwermüthigen Vordersatz stehen bleiben will,
dass er eine zweite Frage verlangt und deren Beantwortung
in Bereitschaft hat. Alcidamas hat also die PkLF@Ã FJ\P@4
als Anlass zu zwei Fragen benutzt und sie durch diese
Fragen auseinandergezogen. Wie alt die von Alcidamas
angedeutete Sitte ist, können wir nicht errathen; an
sich wäre es selbst nicht unmöglich, dass schon
Theognis sie gekannt und an dieses Tischgebet
anschliessend seine Verse gemacht habe. Dann würde sich
das von uns für den ursprünglichen Theognis angenommene
kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 u. s. w. noch einfacher erklären, als wir
vorhin versucht haben.
Gesetzt nun, dass hier noch Einiges zweifelhaft
bleibt, jedenfalls muss uns die Behauptung von Leutsch,
dass bei Stobaeus jene zwei Hexameter nur durch ein
Versehen unter das Lemma ¦i J@Ø O"8i4*V:"<J@l 9@LF\@L (sic) gerathen
seien, als widerlegt gelten. Sie darf uns also nicht mehr
hindern, jetzt zu erwägen, was wir uns unter dem :@LFg\@< zu denken haben.
Im dritten Buche der Rhetorik cap. 3 hat Aristoteles
eine ganze Anzahl von Beispielen für die RLPk`J0l
gerade aus unserem Rhetor Alcidamas geschöpft, dessen
Eigenthümlichkeit er offenbar auf das Genaueste studirt
hat. Um die dritte Species des RLPk`<, die im
maasslosen Gebrauche der Epitheta besteht, zu
charakterisiren, bedient er sich dieses Rhetors mit
folgenden einfuhrenden Worten: Jk\J@< *z ¦< J@Ãl ¦B4hXJ@4l JÎ ´ :"ik@Ãl ´ i"k@4l ´ BLi<@Ãl PkFh"4q ¦< :¥< (k B@4ZFg4 BkXBg4 (V8" 8gLiÎ< gÆBgÃ<, ¦< *¥ 8`(å J :¥< BkgBXFJgkJ, J *¥, < ¶ i"J"i@k, ¦>g8X(Pg4 i" B@4gà n"<gkÎ< ÓJ4 B@\0F4l ¦FJ\<, ¦Bg *gà (g PkFh"4 "ÛJèq ¦>"88VJJg4 (k JÎ gÆThÎl i" >g<4i¬< B@4gà J¬< 8X>4<. 88 *gà FJ@PV.gFh"4 J@Ø :gJk\@L, ¦Bg :gÃ.@< B@4gà i"iÎ< J@Ø gÆi± 8X(g4<. º :¥< (k @Ûi §Pg4 JÎ gÞ º *¥ JÎ i"iälq *4Î J z!8i4*V:"<J@l RLPk n"\<gJ"4q @Û (k º*bF:"J4 PkJ"4 88z ñl ¦*XF:"J4 J@Ãl ¦B4hXJ@4l, @àJT BLi<@Ãl i" :g\.@F4 i" ¦B *Z8@4l (Bernays für ¦BÂ*Z8@4l), @É@< @ÛP Ê*käJ" 88 JÎ< ß(kÎ< Ê*käJ", i" @Ûi gÆl }3Fh:4", 88z gÆl J¬< Jä< z3Fh:\T< B"<Z(Lk4<, i" @ÛP <`:@Ll 88 Jä< B@8gT< $"F48gÃl <`:@Ll, i" @Û *k`:å 88 *k@:"\ J¿ Jl RLPl Òk:± i" @ÛP :@LFgÃ@< 88 JÎ Jl nbFgTl B"k"8"$ã< :@LFgÃ@< iJ8. Hier beschäftigt uns das letzte, durch den
Druck hervorgehobene Beispiel, in dessen Beurtheilung wir
nicht mit J. Vahlen übereinstimmen, so sehr wir sonst
die Belehrungen seiner Abhandlung "Der Rhetor
Alcidamas" aus den Berichten der Wiener Akad. der
Wiss. 1864 zu schätzen wissen. Er beseitigt das
Anstössige des B"k"8"$ã<, von dem F. A. Wolf gesagt
hat (Auctar. zu Vater's Animadvers. p. 213) alienum id
est, quocumque trahas, neque tamen quo modo invectum sit
video durch die Hypothese, dass dieses Beispiel mit dem
vorigen zusammengehört, und dass Aristoteles aus diesem
Grunde das sonst überflüssige Verbum B"k"8"$ã< (oder Bgk48"$ã<) mit aufnahm: vereinigt ergeben die beiden
Beispiele den Satz *k@:"\ J¿
Jl RLPl Òk:± JÎ Jl nbFgTl Bgk48"$ã< :@LFgÃ@<: was er nachher
übersetzt "auf der Seele Sturmesdrang den
Wissensschatz der Natur umfassend," so dass das
gewöhnliche º Bgk nbFgTl ÊFJ@k\" hier durch das übergewählte
JÎ Jl nbFgTl :@LFgÃ@< ausgedrückt wäre. Wäre diese Erklärung
richtig, so würde das Beispiel gar nicht diesem Genus
der RLPk`Jl zugehören, sondern dem vierten: denn es
würde sich gar nicht um ein überflüssiges Epitheton,
sondern um eine gesuchte Metapher handeln. Sodann hätte
Aristoteles dann unmöglich sagen können, @ÛPÂ :@LFgÃ@< 88 JÎ Jl nbFgTl
u. s. w.; diese Worte setzen doch zunächst voraus, dass
:@LFgÃ@< an sich genug gewesen wäre, und dass mit
Jl nbFgTl nichts wesentlich Neues, sondern nur etwas
Ueberflüssiges hinzukomme. Diesen Widerspruch empfindet
auch Vahlen, löst ihn aber nicht, indem er an seiner
Hypothese zweifelt, sondern indem er die Ueberlieferung
des Textes verdächtigt. Er sagt p. 5: "endlich sind
auch hier die negativen Worte des Aristoteles @ÛPÂ :@LFgÃ@< dem Beispiele des Alcidamas nicht wohl angepasst:
denn wie man immer den Ausdruck deutet, da nicht jedes
:@LFgÃ@< ein :@LFgÃ@< nbFgTl ist, so ist dieser Zusatz
kein verzierender, sondern ein bestimmender. Die Schiefe
der Gegenüberstellung fühlt man wo möglich noch
deutlicher aus der Uebertragung: nicht den Musentempel,
sondern den Musentempel der Natur. Wer die hiesigen
Beispiele des Alkidamas übersieht, kann kaum zweifeln,
dass nicht der Zusatz Jl nbFgTl, sondern das
rhetorisch gesuchte :@LFgÃ@< und die Paraphrase, der
es dient, des Aristoteles Tadel veranlasst hat, und die
Worte @ÛPÂ :@LFgÃ@< können daher nicht richtig sein
@Û *k`:å und @ÛPÂ :@LFgÃ@< sind nicht
verderbte, sondern missglückte Ergänzungen von fremder
Hand."
Ehe man diesen Weg mit Vahlen geht, muss man
jedenfalls versuchen, ob man nicht durch eine andere
Interpretation des :@LFgÃ@< jener Consequenz entgeht.
Ich verstehe das B"k"8"$ã< als ein Wort des
Aristoteles, nicht als einen Theil des Alkidamantischen
Citates: "nicht :@LFgÃ@<, sondern zu :@LFgÃ@< JÎ Jl nbFgTl hinzunehmend (als Epitheton)"; so dass der
Nominativ B"k"8"$ã< abhängig ist von @Û (kº*bF:"J4 PkJ"4 (z!8i4*V:"l). Aristoteles meint, :@LFgÃ@< sei
ausreichend, aber Alkidamas habe JÎ Jl nbFgTl
hinzugenommen und zeige darin seine Neigung zum Uebermass
in nutzlosen Beiwörtern; in einem bestimmten Falle sei
mit :@LFgÃ@< schon genug gesagt gewesen, durch das
hinzugenommene JÎ Jl nbFgTl sei nichts mehr
und nichts weniger gesagt als mit dem einfachen :@LFgÃ@<. Auf welche Bedeutung von :@LFgÃ@< und von nbF4l führt uns dies?
Ich sehe den einzigen Ausweg, dass wir hier :@LFgÃ@< als fest ausgeprägten und an sich verstündlichen Titel
nehmen, als Titel für eine Gattung von Büchern, die wir
etwa "Schule" nennen. Es sind Uebungsbücher
mit didaktischen Zwecken, bei einem Redner natürlich
"Schulen der Redekunst," voll von rhetorischen
Vorschriften und Probestücken, bestimmt für das Studium
der Schüler und Lernenden. Der Uebergang des Begriffs
:@LFgÃ@< in den Begriff "Schule" ist
ersichtlich in solchen Bezeichnungen Plat. Phaedr. p. 278
JÎ Jä< <@:nä< <:V Jg i"Â :@LFgÃ@<, Aristoph. Ran. 93 Pg84*`<T< :@LFgÃ", in der
Benennung Athens als JÎ Jl {+88V*@l :@LFgÃ@<. Wirklich als Titel
erscheint es uns zuerst in Platons Phaedrus p. 267 :@LFgÃ" 8`(T< zur Bezeichnung der rhetorischen "Schule"
des Agrigentiners Polos. Ebenso hat nun auch Alcidamas
das Wort :@LFgÃ@<, in durchaus erlaubter Weise, als
Titel verwendet, nur mit dem gespreizten Zusätze "Schule
des Talentes" JÎ Jl nbFgTl :@LFgÃ@<. Damit war eben
nichts mehr gesagt als mit dem einfachen :@LFgÃ@<, es
war nur bezeichnet, dass es eine Schule für Schüler,
ein Lehrbuch für Lernende sei; es war ein zierender,
aber gerade an einem Titel, dessen wichtigste
Eigenschaften Deutlichkeit und Kürze sind, ein
fehlerhafter, der aristotelischen Rüge verfallener
Zusatz. Der gleiche Vorwurf kann nicht gegen Polos
gewendet werden: :@LFgÃ" 8`(T< ist wesentlich bestimmter als einfach :@LFgÃ". Mit 8`(T< wird der
Inhalt der "Schule" angegeben, mit Jl nbFgTl
nur die an sich verständliche Bestimmung der
"Schule" für Schüler: während das, worauf
sich die Schule bezieht, mit dem ganzen JÎ Jl nbFgTl :@LFgÃ@< auch
nicht von ferne angedeutet ist.
Uebrigens gebe ich auch in der Beurtheilung des
vorhergehenden Beispiels @Û *k`:å 88 *k@:"\ J¿ Jl RLPl Òk:± Vahlen nicht Recht,
wenn er auch hier @Û *k`:å als einen
"missglückten Zusatz von fremder Hand"
streicht. Ich denke mir, dass der Rhetor etwa zu sagen
hatte: "er strebte eilig *k`:å nach dem
Ziele," und dass er statt dieses einfachen *k`:å zu sagen wagte "er strebte mit dem eilenden
Schwung seiner Seele nach dem Ziele."
Wir vermeinen also aus Aristoteles den vollständigen
Titel der Schrift des Alcidamas wiedergewonnen zu
haben und haben bereite auch unsere Meinung darüber
kundgegeben, was für eine "Schule" es gewesen
sein muss: natürlich eine Schule der Rede. Was für
einen Sinn kann es nun allein haben, dass inmitten einer
"Schule der Rede" eine so ausführliche
Erzählung vom Wettkampfe der beiden ältesten und
berühmtesten Dichter ihren Platz hatte? Ich sehe eine
einzige Möglichkeit: es ist jener Wettkampf das grosse Einleitungsstück
im Lehrbuch des Alcidamas, in dem, durch das berühmteste
mythische Exempel, das Wesen der Gorgianischen
Beredsamkeit als uralt dargestellt werden sollte. Der
grösste und weiseste Dichter, Homer, wird als Zeuge und
Repräsentant jener Kunst des Extemporirens FPg*4V.g4<,
der Redemanieren *4 $k"PLJVJT<, *4 (<T:ä<, *4z "Æ<4(:VJT<
u. s. w. vorgeführt, nach der auch sonst üblichen Sitte
der grossen griechischen Neuerer und Entdecker, sich
durch Homer gleichsam sanktioniren zu lassen. Welche
Wichtigkeit Alcidamas, nach dem Vorgange des Gorgias, auf
den "ÛJ@FPg*4"F:`l legt, erörtert Vahlen p. 22 ff. Nach
dem Urtheile der Hellenen muss natürlich Homer, der
Vertreter jenes "ÛJ@FPg*4"F:`l, siegen (i"Â ¦iX8gL@< *4*`<"4 J¬< <\i0<, @Ê :¥< ~+880<gl BV<Jgl JÎ< ~?:0k@< ¦iX8gL@< FJgn"<@Ø<, bei Tzetzes @Ê B"kgFJäJgl BV<Jgl Jä< ¦88@(\:T< i"Â FJk"J4TJä< JÎ< ~?:0k@< ¦FJgnV<@L<) und nur durch die
sprichwörtliche Urtheilslosigkeit des Kampfrichters
Paneides wird trotzdem Hesiod bekränzt. So zeigt sich
Alcidamas auf das Ersichtlichste gegen Hesiod
eingenommen, zu Gunsten des grossen Improvisators Homer:
und nur um zu zeigen, wie Homer, trotz seiner Niederlage
im (f<, von allen Menschen bis zu seinem Tod auf
Höchste geehrt wird, und wiederum, wie Hesiod, trotz
seinem Siege, bald darauf einem schmählichen Verdachte
und einem gewaltsamen Attentate zum Opfer fällt, fügt
er, als Epilog zum (f<, die weiteren
Lebensschicksale beider Dichter noch bei: doch so, dass
der (f< der eigentliche Mittelpunkt bleibt und
alles Kommende nur als Consequenz dieses Wettkampfes
erscheint. Dies ist das glänzende Einleitungsstück am
Thore des Alcidamantischen :@LFgÃ@<, das breit und
witzig durchgeführte Gemälde jenes Wettkampfes. Von
einer Tradition, die er für die Form jenes Wettkampfes
etwa benutzt hätte, kann ja nicht die Rede sein. Die
ganze Anordnung nach rhetorisch-sophistischer Manier
zeigt, wie frei Alcidamas hier erfunden hat. Zuerst die
Frage: was ist für Sterbliche das Beste, und was gilt
ihnen dafür? Dann die Lösung von B@k\"4, dann die
:n\$@8@4 (<ä:"4, dann das Rechenexempel "wie viel
Griechen waren bei Troja?" durch ein neues
Multiplikationsexempel beantwortet, dann Probleme
ethischer Art *4 $k"PLJVJT< gelöst, endlich JÎ iV884FJ@< ¦i Jä<Æ*\T< B@40:VJT<,
alles Zeugnisse für die Geistesgegenwart des
Improvisators Homer diese ganze Anordnung verräth
die Nachwirkung des Gorgias und nichts dürfte
unwahrscheinlicher sein, als dass dies alles ein Auszng
aus einem alten epischen Gedichte sei, wie dies Bergk
einmal angenommen hat.
Vielmehr wollen wir auf das Bestimmteste aussprechen,
dass die einzige ausgeführte Form jenes
hesiodisch-homerischen Wettkampfes von Alcidamas stammt,
und dass nur diese Form den Späteren, die diesen
Wettkampf genauer erwähnen (Themistius, Philostrat u. s.
w.) vorschwebt.
Mit dieser dargelegten Hypothese über das Museum und
über seine Beziehung zum (f< sind nun freilich
die anderen über dasselbe Thema aufgestellten
Vermuthungen unerträglich; doch zweifle ich nicht, auf
welcher Seite die höhere Wahrscheinlichkeit ist. So
vermuthet H. Sauppe Orat. Att. T. II p. 155, es möge in
dem Museum auch jenes berühmte ¦(if:4@< h"<VJ@L gestanden
haben und aus ihm seien wohl jene Verse kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 u. s. w. angeführt. Das Erste ist
an sich wohl nicht unmöglich, nur dürfte es Dicht durch
Berufung auf die zweite Hypothese bewiesen werden. Denn
das steht fest, dass jene Verse in der Schilderung des
(f< ihren Platz hatten. Ebensowenig ist Vahlen
im Recht, wenn er meint, es sei Alcidamas bei der
Erzählung von Hesiods Tod nur auf einen Beleg für den
Satz angekommen "der Sänger steht in heilger
Hut." Ganz zu verwerfen ist Bergk's gelegentlich
ausgesprochene Muthmassung, dass Alcidamas gar nicht der
Rhetor, sondern ein Perieget sei, der bei Beschreibung
des Helikonheiligthums auch Hesiod erwähnen musste.
Bergk hat dabei (Anal. Alex. I p. 21) an solche
Büchertitel gedacht, wie z!:n\T< Ò 1gFB4g×l ¦< *gLJXkn Bgk J@Ø ¦< {+84iä<4 :@LFgÃ@L Athen. p. 629 A
oder Nicocrates Bgk J@Ø ¦< {+84iä<4 (ä<@l (Schol. II. IV v. 21).
Zugleich erinnert er sich der dort gefeierten Museia und
einer böotischen Inschrift in der angeblich !'W; IW; +3G3?)+3W;
vorkomme: welche {/F4@*gÃ" vielleicht identisch mit
den 9@LFg\@" sein möchten. Dagegen ist zu
vergleichen Karl Keil Syll. inscript. Boeot. n. XXIII. 3
p. 94.
Dagegen möchte ich einen Gedanken nicht unerwähnt
lassen, der mir bei Betrachtung folgender Stelle gekommen
ist: Laert. Diog. VIII 56 z!8i4*V:"l *z ¦< Jè nLF4iè n0F4 i"J J@×l "ÛJ@×l Pk`<@Ll -Z<T<" i"Â z+:Bg*@i8X" i@ØF"4 A"k:g<\*@L, gÉhz àFJgk@< B@PTkF"4, i"Â JÎ< :¥< -Z<T<" i"Jz Æ*\"< n48@F@nF"4, JÎ< *z z!<">"(`k@L *4"i@ØF"4 i"Â ALh"(`k@L, i"Â J@Ø :¥< J¬< Fg:<`J0J" .08äF"4 J@Ø Jg $\@L i"Â J@Ø FPZ:"J@l, J@Ø *¥ J¬< nLF4@8@(\"<.
Wäre es wohl möglich, in ¦< Jè nLF4iè die Abbreviatur
oder die Verderbniss des Titels ¦< Jè nbFgTl :@LFg\å
wiederzuerkennen? Von Empedokles nämlich hatte Alcidamas
eine bestimmte Veranlassung im Museum zu reden: er ist ja
der Erfinder der Rhetorik, nach Aristoteles, und speziell
der Lehrer des Gorgias. Ob jene Notiz nun an und für
sich sehr glaubwürdig ist oder nicht (vgl. Zeller I p.
667 der dritten Auflage), jedenfalls würden wir errathen
können, was Alcidamas mit ihr sagen wollte. Er wollte
erklären, wie Empedokles dazu gekommen sei, der gßkgJZl der Rhetorik zu werden, er wollte die einzelnen
Stufen seiner Entwickelung zum ersten Rhetor in der
Reihenfolge seiner Lehrer wiederfinden. Mit dem Eristiker
Zeno hat er eine Zeit zusammen gelebt und gelernt. Das
Dichterische des Parmenides hat ebenso wie das feierliche
Auftreten der Pythagoreer auf ihn vorbildlich eingewirkt:
und aus dichterischen, eristischen und
priesterlich-pythagoreischen Elementen dachte sich
vielleicht Alcidamas die ursprüngliche Rhetorik des
Empedokles zusammengesetzt.
IV. Der
Tod Hesiods nach Alcidamas.
Die Abneigung des Alcidamas gegen Hesiod ergiebt sich
bereits aus der ganzen Rolle, die er Hesiod in dem
Wettkampfe zuertheilt, vor allem aber aus der Art von
Nachrichten, welche er über die seinen Tod
herbeiführenden Umstände uns als glaubwürdig vorträgt; und an und für sich möchten wir auf eine solche
Abneigung bei einem Rhetor schliessen, der einen Grad von
Verehrung für Homer empfindet, um seinen Stil mit
homerischen Phrasen und Anspielungen ebenso zu
überhäufen als zu verderben, und von dem z. B. das oft
gebrauchte Wort stammt, dass die Odyssee i"8Î< <hkTB\<@L $\@L iVJ@BJk@< sei
(vgl. Sengebusch Homer. dissert. prior p. 114).
In dem Wettkampfe selbst führt Alcidamas den Hesiod
als den Fragenden vor, d. h. als denjenigen, der die
überlegene Improvisationsgabe Homers eifersüchtig
nachempfindet und ihr immer neue und gefährlichere
Aufgaben zu stellen weiss (PhgFhgÂl ¦BÂ J± {?:0k@L gÛ0:gk\, nh@<ä<).
Er siegt am Schlüsse nur durch den sprichwörtlich
berüchtigten Rn@l A"<g\*@L, im Widerspruch mit dem
Urtheil aller anwesenden Hellenen. Das Orakel in Delphi,
das er mit den B"kP"Â Jl <\i0l (nicht mit dem Dreifuss, aber
wohl mit dem Kranz?) beschenkt, warnt ihn vor dem )4*l ;g:g\@L iV884:@< 8F@l: in Furcht vor dem peloponnesischen Nemea läuft er
durch die falsche Interpretation, die er dem Orakel
giebt, in sein Verderben. Er geht ins Land der westlichen
Lokrer und erleidet hier einen schmählichen Untergang.
Die Söhne seines Gastfreundes schöpfen nämlich
Verdacht, dass er geheimen Umgang mit ihrer Schwester
Ctimene habe, und tödten ihn. Hier ist nun zu betonen,
dass nach Alcidamas' Darstellung die Brüder mit ihrem
Verdachte im Rechte waren: Hesiod hat wirklich die
Ctimene verfuhrt. Freilich lässt sich dies aus dem auch
hier sehr abgekürzten Berichte des Certamen nicht mehr
erkennen: hier heisst es einfach *4"Jk4$l *z "ÛJè B8g\@<@l (g<@:X<0l ¦< J@Ãl ?Æ<gäF4< (oder
richtiger nach Sauppe ?Æ<gT<gÃF4<) ßB@<@ZF"<Jgl @Ê <g"<\Fi@4 J¬< *g8n¬< "ÛJä< :@4Pgbg4< JÎ< {/F\@*@<.
Ausdrücklicher redet Joannes Tzetzes, der ja, wie
nachgewiesen wurde, das ausführlichere Original
benutzte, aus dem unser Certamen-Tractat geschöpft ist:
Ö\BJgJ"4 gÆl J¬< hV8"FF"< ñl nhg\k"l J¬< *g8n¬< ¦ig\<T< 5J4:X<0<, ¦> µl ¦(g<<Zh0 Ò EJ0F\P@k@l. Kurz vorher aber berichtet er
nach Aristoteles ¦< J± z?kP@:g<\T< B@84Jg\: EJ0F\P@k@< JÎ< :g8@B@4Î< gÉ<"\ n0F4< LÊÎ< {/F4`*@L, ¦i Jl 5J4:X<0l "ÛJè (g<<0hX<J" Jl z!:n4nV<@Ll i"Â '"<biJ@k@l *g8nl, hL("JkÎl *¥ M0(XTl. Diese merkwürdige
Uebereinstimmung des Aristoteles und Alcidamas in allen
Namen und Sachen erklärt sich doch, wenn wir den
Charakter der aus Excerptensammlungen bestehenden, in der
Manier des BXB8@l verfertigten B@84JgÃ"4 recht
fassen und so fasste ihn Tzetzes oder sein
Gewährsmann in den viel besprochenen Worten z!k4FJ@JX80l Ò n48`F@n@l, :88@< *z @É:"4 Ò J@×l BXB8@Ll FL<JV>"l, ¦< J± z?kP@:g<\T< B@84Jg\ am einfachsten
so, dass Aristoteles in seine Excerptensammlungen, wie
anderwärts ein Stück Herodot, so hier ein Stück
Alcidamas aufgenommen hat. Es würde thöricht sein, sich
deshalb auf das Urtheil des Aristoteles für jene
litterarhistorisch bedeutsame Paradoxie zu berufen, dass
Stesichorus der Sohn Hesiods ist, und die am besten von
Welcker, Kleine Schrift. Bd. 1 p. 152 besprochen worden
ist. Aristoteles hat sich jedenfalls jene zum Nachdenken
auffordernde Volkssage notirt, wie dies auch Philochorus
gethan hat Schol. ad Hesiod. opp. v. 268 ÆFJX@< *¥ ÓJ4 LÊÎl {/F4`*@L 9<"FX"l ¦FJ4q M48`P@k@l *¥ EJ0F\P@k@< n0F4 JÎ< BÎ 5J4:X<0l (vulgo 58L:X<0l) 88@4 *¥ O"k4XB0l, (vulgo z!kP4XB0l,
was auch zu corrigiren ist Schol. ad v. 269).
Diese Sage scheint die Alten ernsthaft beschäftigt zu
haben, auch die alten Litterarhistoriker: und ausgemacht
falsch ist, wenn Rose in den vorher wiedergegebenen
Worten des Aristoteles aus der Politeia der Orchomenier
den Ausdruck JÎ< :g8@B@4Î< auf Rechnung desTzetzes setzt
(Arist. pseudepigr. p. 506: JÎ< :g8@B@4Î< ex ipsius falsa
explicatione addit Tzetzes). Er scheint zu glauben, dass
unter Stesichorus, dem Sohne Hesiods, ein beliebiger
anderer Stesichoros zu verstehen sei, nur nicht der
grosse Meliker. Aber das Alterthum meinte nur den
Meliker: und für diejenigen, welche doch ein Gefühl von
dem ungeheuerlichen Anachronismus hatten, schien sich nur
der Weg zu bieten, dass man concedirte, der Meliker sei
zwar nicht der Sohn, aber jedenfalls dann der Enkel
des Hesiod gewesen. Diese von neueren Gelehrten
übersehene Vorstellung ist direkt ausgesprochen von
Cicero de republica 2, 10 in einem grenzenlos defekt
überlieferten Satze, den der glückliche Scharfsinn Th.
Mommsen's folgendermassen wieder aufgebaut hat (Rhein.
Mus. N. F. Bd. 15 S. 167): [Hesiodum deinde, quamquam
multis saeculis post Homerum fuit, tarnen et ipsum
constat vixisse ante Romulum. Non maltos annos post
conditam urbem natus est Stesichor]us, ne[pos hui]us ut
di[xeru]nt quidam [e]x filia. Nach dieser Ansicht, die
Cicero, nach Mommsen's Vermuthung, Apollodor verdankte,
war Stesichoros der Sohn der Tochter Hesiods. Wie hiess
diese Tochter? Ich meine, sie hiess O"k4XB0: denn
nur so sind die oben angeführten Worte (Schol. opp. v.
268) zu verstehen, ohne dass man Correkturen nöthig hat:
"Philochoros sagt Stesichoros sei der Sohn Hesiods,
von der Ctimene, nach anderen ist er der Sohn der
Chariepe." Diese Chariepe ist die Tochter Hesiods
und eben dieser Ctimene: als Kind Hesiods wird sie
angeführt Schol. v. 269 B"Ã*" @Ê :¥< 9<"FX", @Ê *z z!kP4XB0<, ªJgk@4 *¥ EJ0F\P@k@< JÎ< :g8å*Î< ¦>g*X>"<J@. Die Nachkommenschaft Hesiods wird offenbar
von der Sage nur auf jene frevelhaften Beziehungen, die
seinen Tod im Gefolge hatten, zurückgeführt: die Frucht
jener Verführung ist entweder Stesichoros oder Mnaseas,
oder eine Tochter, die Chariepe, die nun wieder als
Mutter des Stesichorus gedacht wird. Daneben scheint aber
auch die Vorstellung zu existiren, Stesichorus sei
Hesiods nepos ex filio. Und hier ist ein dem
weiblichen Namen Archiepe entsprechender männlicher
gebildet worden. So verstehe ich das reiche Verzeichniss
der Väter des Stesichorus bei Suidas (Hesychius) EJ0F\P@k@l +Ûn`k$@L ´ +ÛnZ:@L, ñl *z 88@4 +Ûi8g\*@L, ´ {KXJ@Ll ´ {/F4`*@L.
Dass in diesem gänzlich verschriebenen {KXJ@Ll +ÛXB@Ll
stecke, ist eine vortreffliche Vermuthung von Val. Rose.
Dieser Euepes scheint mir niemand anders zu sein als der
maskulinische Doppelgänger der Chariepe. Gerade solchen
kleinen Schwankungen eines Namens wie Euepes Chariepes,
Euphemos Chariphemos Epicaste Polycaste Iocaste begegnen
wir auf Schritt und Tritt in der griechischen Mythologie
und Historie. So heisst in dem genealogischen Stemma, das
das Certamen mittheilt, derselbe Ahnherr Homers +Ûn0:@l, der in andern Listen O"k\n0:@l heisst. Halten
wir die Geschwisterbeziehung von Chariepe und Euepes für
Stesichorus fest, so können wir uns nun auch die anderen
Väternamen interpretiren: alle diese Euphorbus Euphemus
Eucleides sind im Grunde identisch mit Euepes, d. h.
Bezeichnungen für den einen Sohn Hesiods, der der
Vater des Stesichorus geworden ist. Es sind Wendungen
desselben Begriffs "Sänger" und zugleich
gleichsam Drehungen um die fest verharrende Achse gÞ, während wir in Chariepe und Euepos den zweiten
Theil des zusammengesetzten Wortes fest sehen. Was +Ün0:@l zu besagen habe, lässt sich fast schon errathen,
wenn es als Synonym von +ÛXB0l auftritt; am
deutlichsten ist aber sein Begriff darin ausgedrückt,
dass das Weib des Pan bald z/Pf, bald +ÛnZ:0 heisst. Auch der Name +Ün@k$@l scheint mir den
trefflichen Sänger zu charakterisiren: er hat wohl
nichts mit der Wurzel ngk (in n@k$Z u. s.
w.) zu thun, sondern, wie ich vermuthe, mit der Wurzel
nkg:, die z. B. in n`k:4(> anzuerkennen ist
(Curtius Etymol. p. 465 der zweiten Auflage), so dass die
volle Form +Ün@k:$@l lauten würde, die dann nach
Analogie von ¦:B\B80:4 ¦:B\Bk0:4 das : ausstösst. So
bedeutet Euphorbus den "wohltönenden," den
Meister der n`k:4(>. Das $ erklärt sich
vielleicht aus dem Suffix ú@, das Curtius z. B. in h`kL$@l erkennt p. 516. Selbst der Name Eucleides
erscheint uns zuletzt als Variante des einen Begriffs
"Sänger," als "der, welcher schön rühmt
und preist," in gleichem Sinne, in dem die Musen im
Prooemium der Erga @4*F4 i8g\@LF"4 "durch Gesänge Ruhm verleihende" genannt werden, in dem Hesiod selbst
von sich spricht Theog. 32 ñl i8g\@4:4 JV Jz ¦FF`:g<" Bk` Jz ¦`<J".
Es scheint demnach, dass alle Ueberlieferungen
in Betreff des Vaters des Stesichorus (oder der Mutter)
an Hesiod anknüpfen, entweder direkt, insofern sie
Hesiod geradezu als seinen Vater bezeichnen, oder mit
gemildertem Anachronismus, indem sie Hesiod zum
Grossvater des Stesichorus machen. Der Name des
dazwischen .stellenden Hesiodkindes schwankt: aber alle
Varianten umschreiben den Begriff "Sänger,"
der als der wohl redende, anmuthig sprechende, schön
tönende, Ruhm verleihende charakterisirt wird. So nehmen
wir hier etwas Gleiches währ, wie bei den zahlreichen
Väternamen der Sappho, über deren Zurückführung auf
wenige oder einen erst A. Schöne Licht geschafft hat.
Alcidamas stand also nicht allein, als er Hesiod jenes
:VkJ0:" einer Verführung zutraute; aber jedenfalls wählte
er die für Hesiod nachtheilige Version, und darin zeigt
sich seine Abneigung. Denn dass man wählen konnte, und
dass die Einen so, die Andern so sich entschieden, sagt
ausdrücklich Pausanias IX 31, 5 J¬< *¥ *g8n¬< Jä< <g"<\FiT< @Ê :¥< 88@L J@b n"F4< "ÆFPb<"<J@l {/F\@*@< 8"$gÃ< @Ûi 80h J¬< J@Ø *4iZ:"J@l *`>"<, @Ê *¥ ¦ig\<@L (g<XFh"4 JÎ §k(@<. Wenn nun Alcidamas die That selbst auf Hesiod
übertrug, so wurden die anderen Versionen der Sage, die
zu Gunsten Hesiods erfunden waren, für ihn unbrauchbar.
Dahin gehört der milesische Gefährte des Hesiod
Troilus, von dem, als von dem eigentlichen Sünder die
dem Dichter wohlwollendere Sage zu berichten wusste, und
dessen Namen eine Klippe am Ausflusse des Daphnus
getragen haben soll, zum Andenken daran, dass sein ins
Meer geworfener Leichnam hier landete. Wie von ihm
Alcidamas nichts weiss, so muss er unwillkürlich die
Brüder der Ctimene mit einer Art von Sympathie
behandeln, weil sie sich an Hesiod für die Verführung
ihrer Schwester rächen. Sie entkommen wenigstens, nach
seiner Erzählung, dem Groll ihrer Landsleute; kein
schimpflicher Untergang wird ihnen zu Theil. Er lässt
sie nach Creta abfahren; dort würde ihre That das
meint wohl Alcidamas gebilligt worden sein, dort
in dem sittenstrengen Creta, dem Heerde der
Frauenverehrung. Zeus zwar, als Beschützer der Dichter
und des Gastrechts, muss sie vernichten: in einem
Unwetter gehen sie zu Grunde aber es ist doch
immer ein Tod durch ein göttliches Geschoss, nicht ein
Akt menschlicher Rache oder Gerechtigkeit.
In einer anderen Dichtung ist die Theilnahme für die
Brüder der Ctimene noch einen Schritt weiter gegangen:
hier ermorden jene Brüder den Dichter nur aus Versehen,
unfreiwillig, getäuscht durch die Dunkelheit der Nacht.
So berichtet wer weiss nach welchem Gedichte?
Suidas v. {/F\@*@l. ¦Jg8gbJ0Fg *z ¦B4>g<ThgÂl B"kz z!<J\nå i"Â 5J4:X<å, @Ì <biJTk *`>"<Jgl <"4kgÃ< nh@kX" *g8nl "ÛJä< <gÃ8@< JÎ< {/F\@*@< i@<Jgl. Nach dieser Auffassuug ist Hesiod in gleicher
Weise als das Brüderpaar unschuldig: sollte dies
vielleicht die Darstellung des Euphorion sein, der ein
episches Gedicht. {/F\@*@l betitelt, verfasst hat und
darin, nach Bergks Nachweis, gerade den Tod Hesiods
erzählt hat?
Den entschiedensten Gegensatz zu der Tendenz des
Alcidamas zeigt aber die Darstellung des Eratosthenes
in seinem Gedichte {/F\@*@l ´ z!<Jgk4<bl; hier ist alle Schuld vom
Dichter genommen, dagegen die Frevelthat der Mörder,
sammt ihrer Bestrafung, nach dem Vorbilde der Kraniche
des Ibykus, und mit der gleichen moralischen Absicht, in
den Vordergrund gerückt. Es war deshalb von dem Urheber
unseres Certamen (oder seiner Quelle) recht gethan, neben
die Erzählung des Alcidamas, in der Hesiod so schlimm
bedacht war, die rektifizirende Darstellung des
Erastosthenes zu setzen. Diese wird gewöhnlich (z. B.
bei Westermann p. 42) so edirt: z+k"J@FhX<0l *X n0F4< ¦< z!<*k"B`*å 5J4:g<@< i"Â }!<J4n@< J@×l '"<biJ@k@l ¦BÂ J± Bk@g4k0:X<® "ÆJ\ <g8h`<J"l Fn"(4"Fh<"4 hgF:@Ãl J@Ãl >g<\@4l ßBz +ÛkLi8X@Ll J@Ø :V<JgTl. I¬< :X<J@4 B"khX<@<, J¬< *g8n¬< Jä< Bk@g4k0:X<T<, :gJ J¬< nTk< ©"LJ¬< <"kJF"4, nh"k<"4 *z bB` J4<@l >X<@L FL<`*@L J@Ø {/F4`*@L )0:f*@Ll Ð<@:", Ô< i"Â "ÛJÎ< <"4kgh<"4 ßBÎ Jä< FJä< n0F4<. Hier ist ¦< z!<*k"B`*å
eine schlechte Conjektur von Barnes: aus dem
überlieferten ¦< ¦<0B`*å haben Bergk und Göttling
bereits das Rechte ¦< {/F4`*å hergestellt.
Ein Paar sonderbare und früher nicht erkannte
Versehen hat H. Stephanus bereits in dem so wie oben
gedruckten Bericht des Eratosthenes über Hesiods Tod
verschuldet. Man dürfte sich doch wohl fragen, was
eigentlich heissen solle ¦BÂ J± Bk@g4k0:X<® "ÆJ\ <g8h`<J"l. Woher kehren die
Mörder zurück? Und "unter der vorher erwähnten
Beschuldigung"? Nämlich der, Hesiod umgebracht zu
haben? Nun zeigt der Florentinus gar nicht <g8h`<J"l,
sondern <g8`<J"l: womit jetzt der rechte
Gedanke gefunden ist. Ctimenus und Antiphus sind, nachdem
sie Hesiod auf Grund jener Anschuldigung nämlich
der Verführer der Ctimene zu sein ermordet haben,
geopfert worden. Dabei wird es doch wohl rathsam sein,
ein "ÛJÎ< vor <g8`<J"l einzufügen: was nach
"ÆJ\ besonders leicht ausfallen konnte.
Zweitens aber hat die Handschrift nicht hgF:@Ãl J@Ãl >g<\@4l,
sondern hg@Ãl J@Ãl >g<\@4l; die Frevler
werden also den Göttern geopfert, die das Gastrecht
beschützen. Drittens möchte ich gern wissen, was sich
die Herausgeber bei :gJ J¬< nTk< ©"LJ¬< <"kJF"4 gedacht haben; nach
welchem Diebstahl hat sich die unglückliche Schwester
des Antiphus und des Ctimenus aufgehängt? Oder man
meinte wohl :gJ J¬< nTk"< "nachdem sie ertappt
war" (nTk" ist nach Hesychius gleich §kgL<" nfk"F4l) Laert. Diog. I, 96 ¦BÂ J± nfk 8(gÃ< (übrigens doch
mit Schwankungen des Accentes). Aber der codex giebt das
Nächste und Begreiflichste :gJ J¬< nh@kV< "nach ihrer
Verführung." Eratosthenes glaubt also nicht an ein
Kind der Ctimene.
Die nächsten Zeilen enthalten, so wie sie z. B. bei
Westermann stehen, noch zwei starke Fehler, der eine
durch eine Auslassung im Originalmanuscript, der zweite
durch eine unglückliche Vermuthung Bernhardy's
verschuldet. Sie lassen sich aber nicht ohne einen
breiteren litterarhistorischen Hintergrund nachweisen.
Es ist das Verdienst Th. Bergks, zuerst die Existenz
und den Inhalt eines Gedichtes des Eratosthenes, das den
Namen {/F\@*@l ´ z!<Jgk4<bl führt, nachgeweisen zu haben: vgl.
Analecta Alexandrina I, Marburger Programm von 1846.
Seinen Ausführungen habe ich zunächst dies
hinzuzufügen: es muss auf das strengste betont werden,
dass der Verfasser des Convivium sept. sapient.
sei dies nun Plutarch oder ein Anderer
Eratosthenes und ihn allein als Quelle für seine
Erzählung kennt, und dass nicht die geringste Diskrepanz
zwischen jenem Bericht und unserem im Certamen erhaltenen
übrig bleibt. Jene Erzählung im Convivium c. 19 lautet:
z!<hkfB4<@< *¥ i" BkÎl º:l JÎ J@Ø {/F4`*@L BVh@l, iZi@"l (k ÉFTl JÎ< 8`(@<. ?Ûi §(T(g, gÉB@<. z!88 :¬< >4@< BLhXFh"4. 9480F\@L (k, ñl §@4ig<, <*kÎl, ø >g<\"l ¦i@4<f<g4 i" *4"\J0l ¦< 7@ik@Ãl, J± J@Ø >X<@L hL("Jk ikbn" FL((g<@:X<@L i" nTk"hX<J@l ßB@R\"< §FPg< ñl (<@×l Bz kPl i" FL<gB4ikbR"l JÎ *\i0:", :0*g<Îl ë< "ÇJ4@l, Ïk(l *¥ i"4kè i" *4"$@8± Bgk4BgFã< *\iTl. z!BXiJg4<"< (k "ÛJÎ< @Ê Jl B"4*\Fi0l *g8n@\ Bgk JÎ 7@ik4iÎ< ;X:g4@< ¦<g*kgbF"<Jgl, i" :gJz "ÛJ@Ø JÎ< i`8@Lh@<, ø Ikf^8@l ½< Ð<@:". Iä< *¥ FT:VJT< gÆl J¬< hV8"FF"< éFhX<JT<, JÎ :¥< J@Ø IkTÄ8@L gÆl JÎ< )Vn<@< B@J":Î< §>T ngk`:g<@< ¦BgFPXh0 Bgk4i8bFJå P@4kV*4 :4ikÎ< ßB¥k J¬< hV8"FF"< <gP@bF®, i" :XPk4 <Ø< Ikf^8@l º P@4kl i"8gÃJ"4. J@Ø *¥ {/F4`*@L JÎ< <gikÎ< gÛh×l BÎ (l ßB@8"$@ØF" *g8n\<T< (X80, BkÎl JÎ {C\@< ¦i`:4.g i" J¬< 9@8Lik\"<. z+Jb(P"<g *¥ 7@ik@Ãl º Jä< {C\T< i"hgFJäF" hLF\" i" B"<Z(Lk4l, ¼< (@LF4< §J4 <Ø< Bgk4n"<äl Bgk JÎ< J`B@< ¦igÃ<@<. el *¥ ênh0 Bk@Fngk`:g<@< JÎ Fä:", h"L:VF"<Jgl, ñl gÆiÎl, ¦B J¬< iJ¬< i"JX*k":@< i" (<Tk\F"<Jgl §J4 Bk`Fn"J@< JÎ< <gikÎ<, B"<J" *gbJgk" J@Ø .0JgÃ< JÎ< n`<@< (fort. n@<X") ¦B@4@Ø<J@ *4 J¬< *`>"< J@Ø {/F4`*@L. 5" J@ØJ@ :¥< J"PXTl §Bk">"<, gßk`<Jgl J@×l n@<gÃlq "LJ@bl Jg (k i"JgB`<J4F"< .ä<J"l i" J¬< @Æi\"< i"JXFi"R"<.
Wenn aber im Bericht des Certamens nach Bernhardy's
Conjectur (Eratosthen. p. 241) gedruckt wird Ô< i"Â "ÛJ`< <"4kgh<"4 ßJÎ Jä< FJä< n0F4< (z+k"J@FhX<0l), so
bekommen wir, ohne alle Noth, eine Differenz der
Berichte. Das überlieferte ßBÎ Jä< "ÛJä<
ist ganz im Einklang mit der ausfuhrlichen Erzählung im
Convivium. Die Söhne des Ganyctor tödten Hesiod sammt
seinem Begleiter. Ich sehe nicht ab, was uns zwingen
könnte, diese Harmonie durch eine Conjectur zu
zerstören.
Dagegen möchte dem vergleichenden Leser eine
wirkliche Differenz der Namen auffallen. Nach dem in
diesem Punkte so genauen Bericht des Convivium heisst der
Begleiter Hesiods Troilus: und genau lokalisirt, wie die
ganze Geschichte, ist auch dieser Name, den eine Klippe
im Daphnusflusse, bei seiner Mündung, zum dauernden
Andenken trug (i"Â :XPk4 <Ø<). An sich hat darum bereits
ein zweiter Name für denselben Begleiter einiges
Misstrauen gegen sich; bei einer Erzählung, in der Alles
durch lokalisirte Traditionen so fest geworden ist, wäre
ein Name wie )0:f*0l, an Stelle von Troilus,
auffallend. Aber giebt es überhaupt im griechischen
Alterthum einen Namen Demodes? Und ist nicht
vielmehr das Wort *0:f*@Ll adjectivisch viel
richtiger und natürlicher also zu verknüpfen ßB` J4<@l >X<@L FL<`*@L J@Ø {/F4`*@L *0:f*@Ll: womit gesagt wäre, dass dieser Begleiter des
Hesiod ein geringer, gemeiner Mann war.
Demgemäss möchte ich aber vermuthen, dass der Name
Troilus nur durch ein Versehen in dem Bericht des
Certamen ausgefallen ist, und dass die echte und
ursprüngliche Form diese gewesen sein mag:
nh"k<"4 *z ßB` J4<@l >X<@L FL<`*@L J@Ø {/F4`*@L *0:f*@Ll IkTÄ8@L Ð<@:". Es ist ja wohl einzusehen, wie ICW37?K hinter )/9W)?KC ausfallen konnte.
Haben wir uns nun die Eratosthenische Fassung der Sage
eingeprägt, so müssen zunächst die Differenzpunkte
constatirt werden, welche dieselbe Sage bei Alcidamas
zeigt. p. 18 ed. m. *4"Jk4$l *z "ÛJè B8g\@<@l (g<@:X<0l ¦< J@Ãl ?Æ<gT<gÃF4< ßB@<@ZF"<Jgl @Ê <g"<\Fi@4 J¬< *g8n¬< "ÛJä< :@4Pgbg4< JÎ< {/F\@*@<, B@iJg\<"<Jgl gÆl JÎ :gJ">× Jl +Û$@\"l i"Â Jl 7@ik\*@l BX8"(@l i"JgB`<J4F"<q J@Ø *¥ <gik@Ø Jk4J"\@L BkÎl J¬< (< ßBÎ *g8n\<T< Bk@Fg<gPhX<J@l, ©@kJl J4<@l ¦B4PTk\@L B"kz "ÛJ@Ãl @ÜF0l z!k4"*<g\"l BV<Jgl ¦BÂ JÎ< "Æ(4"8Î< §*k":@< i"Â JÎ Fä:" (<Tk\F"<Jgl ¦igÃ<@ :¥< Bg<hZF"<Jgl §h"R"<, J@×l *¥ n@<gÃl <g.ZJ@L<. @Ê *¥ n@$0hX<Jgl J¬< Jä< B@84Jä< Ïk(¬<, i"J"FBVF"<Jgl 84gLJ4iÎ< FiVn@l *4XB8gLF"< gÆl 5kZJ0<q @ál i"J :XF@< JÎ< B8@Ø< Ò -g×l igk"L<fF"l, òl n0F4< z!8i4*V:"l ¦< 9@LFg\å. Tzetzes, vit. Hesiod. p. 49 Westerm. Ò *¥ J¬< ¦< Ag8@B@<<ZFå ;g:X"< nL(ã< ¦< ?Æ<gä<4 (cod. @Æf<0 <@4<ä º) Jl 7@ik\*@l ßBz z!:n4nV<@Ll i"Â '"<biJ@k@l, Jä< M0(XTl B"\*T<, <"4kgÃJ"4 i"Â Ö\BJgJ"4 gÆl J¬< hV8"FF"< ñl nhg\k"l J¬< *g8n¬< ¦ig\<T< 5J4:X<0<, ¦> ½l ¦(g<<Zh0 Ò EJ0F\P@k@l. ¦i"8gÃJ@ *z º ?Æ<`0 (Ò?Æ<gã<) )4Îl ;g:g\@L Ægk@<. :gJ *¥ Jk\J0< º:Xk"< ßBÎ *g8n\<T< BkÎl JÎ< "Æ(4"8Î< ¦>ZPh0 JÎ Fä:" :gJ">× 7@ik\*@l i"Â +Û$@\"l, i"Â §h"R"< "ÛJÎ< 7@ik@Â ¦< ;g:X J± Jl ?Æ<`0l (J@Ø ?Æ<gä<@l), @Æ *¥ n@<gÃl "ÛJ@Ø <0Îl ¦B4$V<Jgl ¦Bg4kä<J@ nL(gÃ<, Pg4:ä<4 *¥ *4gnhVk0F"<.
Hier ist im Vergleich zu Eratosthenes unzweifelhaft
eine Verschiedenheit in Betreff der Namen der Mörder,
die hier Amphiphanes und Ganyktor heissen, die Söhne des
Phegeus: während bei Eratosthenes die Söhne des
Ganyktor (oder des 'V<L>, wie er gesagt zu haben
scheint, Bergk I. c. p. 18) Ctimenos und Antiphos die
Mörder sind. Das heisst offenbar: nach Alcidamas wird
das Leben Hesiods in eine ältere Generation gerückt;
der Hesiod des Eratosthenes lebt ungefähr dreissig Jahre
später als der des Alcidamas. Der Letztere dachte sich
seinen Hesiod im Zusammenleben mit den Enkeln des
Phegeus. Nicht mehr auszumachen ist jetzt, ob die
Schwester der Mörder auch bei Eratosthenes 5J4:X<0
hiess oder ob sie überhaupt hier einen Namen hatte.
Jedenfalls ist der bei Eratosthenes erscheinende Name des
einen Bruders nach ihrem Namen gebildet: so dass sich
5J\:X<@l zu 5J4:X<0 verhält, wie die früher
besprochene Archiepe zu einem männlichen Archiepes.
Uebrigens ist Val. Rose Ar. pseud. p. 506 im Unrecht,
wenn er überall den Namen 5J4:X<0 mit Wyttenbach in
58L:X<0 ändern will: das Nöthige hierüber hat
schon Bergk An. Alex. p. 26 adn. gesagt und auch bereits
das anderweitige Vorkommen desseben Namens belegt durch
Odyss. XV v. 362 @à<gi" :z "ÛJ¬ hkXRg< :" 5J4:X<® J"<LBXB8å hL("JXkz Ænh\:®, J¬< ÒB8@JVJ0< JXig B"\*T<. Vielmehr ist
das einmal vorkommende 58L:X<0 als Name der
Mutter des Stesichorus Schol. Hes. opp. v. 188
M48`P@k@l *¥ EJ0F\P@k`< n0F4 JÎ< BÎ 58L:X<0l zu corrigiren in 5J4:X<0l. Der
Name '"<biJTk sodann erscheint auffallender Weise
zweimal bei Alcidamas: einmal heisst der Sohn des
Amphidamas so i"J *¥ JÎ< "ÛJÎ< Pk`<@< '"<biJTk ¦B4JVn4@< J@Ø B"JkÎl z!:n4*V:"<J@l $"F48XTl +Û$@\"l ¦B4Jg8ä<; sodann wie wir sahen, der
Sohn des Phegeus: so dass Hesiod durch den Veranstalter
des (f< ¦B4JVn4@l Ganyctor über Homer siegt und wiederum
durch einen Ganyctor zu Grunde geht, ein Constrast, der
veilleicht auf irgend eine verloren gegangene
Orakelzweideutigkeit hinweist.
Eine merkwürdige Specialität des Alcidamantischen
Berichtes liegt in den Worten J@Ø *¥ <gik@Ø Jk4J"\@L BkÎl J¬< (< ßBÎ *g8n\<T< Bk@Fg<gPhX<J@l. Wie kommt es,
dass die Leiche drei Tage alt erst ans Land kommt, oder
sogar nach Tzetzes :gJ Jk\J0< º:Xk"<? Nach Eratosthenes
falls das Convivium nach ihm erzählt wird die
Leiche sofort, als sie hingeworfen ist, von Delphinen
aufgenommen und in feierlichem Zuge nach Rhion geleitet
(gÛh×l BÎ (l ßB@8"$@ØF" *g8n\<T< (X80). Die Entfernung von Nemeion
in Oeneon bis zum Vorgebirge Rhion ist viel zu gering, um
etwa gar einen dreitägigen Zug zu erklären: denn nur
wenige Stunden sind für diese Entfernung nöthig. Am
Nemeion aber und nirgendswo anders muss der Mord
vollbracht sein, das verbürgt uns das den Hesiod
warnende Orakel, das doch von Alcidamas unmittelbar
vorher erzählt wird. Auch Thukydides erwähnt dasselbe
mit dem gleichen Orte III 96 "Û84FV:g<@l *¥ Jè FJk"Jè ¦< J@Ø )4Îl J@Ø ;g:g\@L Jè Êgkè, ¦< ø {/F\@*@l Ò B@40J¬l 8X(gJ"4 ßBÎ Jä< J"bJ® B@h"<gÃ< Pk0Fh¥< "ÛJè ¦< ;g:X J@ØJ@ B"hgÃ<.
Es ist also, bei einem so bestimmt lokalisirten
Ereigniss, gar nicht daran zu denken, dass etwa die
Ermordung aus Versehen in das östliche Lokris verlegt
worden sei, wie dies Val. Rose annimmt Arist. pseudepigr.
p. 511 "Alcidamas qui ad Epicnemidios Hesiodi mortem
retulisse videtur." (Auch Bursian Geogr. v. Griech.
I p. 148 spricht von einer Verwechslung der östlichen
und westlichen Lokrer.)
Wenn die Leiche sofort nach der Ermordung ins Wasser
geworfen wurde, so hätten auch, nach der Natur des
Mythus, die Delphinen, die Dichterfreuude und Diener des
Poseidon, sofort herankommen müssen, um sie zu geleiten.
Wie aber konnte dann die Leiche erst am dritten Tage oder
nach dem dritten Tage ans Land gelangen? Und selbst wenn
der feierliche Leichenzug sich im allerlangsamsten
Zeitmaasse vorwärts bewegte, wie hätte die Fahrt von
Nemeion bis Rhion drei Tage dauern können? Kurz, wir
müssen uns denken, dass die Leiche nicht sofort, sondern
erst am dritten Tage ins Wasser geworfen wurde. Was ist
nun inzwischen, bevor sie ins Wasser geworfen wurde,
geschehen? Offenbar war auch dieser Zwischenraum nicht
unnützer Weise von der Sage angenommen worden: hier war
ein Spielraum zur Erfindung episodischer Züge. Stellen
wir zunächst die Stellen zusammen, die sich auf diese
episodischen Züge zu beziehen scheinen.
Pollux V 42 @Ê *¥ {/F4`*@L (ib<gl) B"k":g\<"<Jgl "ÛJè <"4kghX<J4 i"JZ8g(>"< ß8"i± J@×l n@<gbF"<J"l.
Hier wird offenbar eine Scene erwähnt, die sich ereignet
haben muss, so lange der Leichnam noch auf dem Lande war:
die Hunde Hesiods bleiben bei dem Leichnam und verrathen
die Mörder Hesiods durch ihr Gebell. Damit ist im
Einklang Plutarch de sollert. animal. (bis auf die
Differenz, dass vorher von ib<gl hier nur von
einem ibT< Hesiods die Rede ist), der in dieser
Schrift das Problem behandelt B`Jgk" Jä< .fT< nk@<4:fJgk", J PgkF"Ã" ´ J ¦<b*k4"; c. 13 J"ØJ" *¥ i" JÎ< {/F4`*@L ib<" J@Ø F@n@Ø *kF"4 8X(@LF4, J@×l '"<biJ@k@l ¦>g8X(>"<J" J@Ø ;"LB"iJ\@L B"Ã*"l, ßnz ô< Ò {/F\@*@l BXh"<g<. c. 36 {/F4`*@L *¥ i"J i"4kÎ< "ÛJÎl º:l, ì n\8g, <X:<0F"l, Jk @Û JX8@l Ëig@ :bhT<q §*g4 *¥ JÎ< ib<" "ÆJ0FV:g<@< :¬ B"k"84BgÃ< J@×l *g8nÃ<"lq JLn8Î< (k µ< JÎ :Z<L:" J@Ø iL<Îl, ß8"iJ@Ø<J@l i" :gJ $@l ¦B4ngk@:X<@L J@Ãl n@<gØF4, Bgk JÎ ;X:g4@< h"8VFF® *4"ngk`:g<@< kV:g<@4 *g8nÃ<gl, ªJgk@4 B"kz ©JXkT< ¦i*gP`:g<@4 B@khb:Tl gÆl JÎ {C\@< ¦ihX<Jgl §*g4>"< ¦Fn"(:X<@<. Hieraus ist
einmal ersichtlich, dass Plutarch nach Eratosthenes
erzählt; dieser ist es ja, der die Söhne des Ganyktor
als die Mörder bezeichnet, nicht Alcidamas. Andererseits
möchte aus einer solchen Wendung Jk @Û JX8@l Ëig@ :bhT< doch wohl
zu erschliessen sein, dass zuerst der Hund und
später erst die Delphinenschaar in der Sage erscheint.
Der Hund fährt mit Gebell auf den Mörder ein; doch
niemand weiss, was sie gethan haben, JLn8Î< µ< JÎ :Z<L:" J@Ø iL<`l
aber die Mörder gerathen in Angst und fürchten die
Entdeckung. Wenn nun der Hund bei dem Leichnam bleibt und
wiederum die Mörder von diesem Hunde fortwährend
angebellt werden, so müssen wir denken, dass die Mörder
den Leichnem mit sich fortschleppen, um ihn irgendwo zu
verbergen: dabei begleitet sie mit unaufhörlichem Gebell
der treue Hund. In ihrer Angst werfen sie endlich den
Leichnam ins Wasser.
Nun ist der Mord bei Oeneon geschehen, nach Pausanias
ist aber Naupactus der Ort, wo Ctimenus und Antiphus
gegen Poseidon freveln, d. h. wo sie den Leichnam ins
Wasser werfen, Buch IX 31 ÓJ4 :¥< (k @Ê B"Ê*gl J@Ø '"<biJ@k@l 5J\:g<@l i"Â }!<J4n@l §nL(@< ¦l 9@8Lik\"< ¦i ;"LBViJ@L *4 J@Ø {/F4`*@L JÎ< n`<@<, i"Â "ÛJ`h4 Fg$ZF"F4< ¦l A@Fg4*ä<" ¦(X<gJ@ J± 9@8Lik\ Fn\F4< º *\i0, JV*g :¥< i"Â @Ê BV<Jgl i"J J"ÛJ gÆkZi"F4.
Also haben wir die Annahme zu machen, dass die Mörder
die Leiche von Oeneon nach Naupactus schafften: dabei war
der Hund immer bei ihnen. Mannigfache Versuche, die
Leiche zu verstecken, misslingen: sie selbst flüchten,
als sie die Leiche ins Meer geworfen haben, nach Molycria
so muss es sich wenigstens Eratosthenes gedacht
haben, damit die Mörder gleich an Ort und Stelle sind,
um nun den Göttern des Gastrechts geopfert zu werden.
Alcidamas dagegen wird wohl nur so viel erzählt haben,
dass die Mörder, als sie, verfolgt und verrathen von dem
Hund, die Leiche nicht mehr verbergen können und sie nun
ins Meer werfen, sofort sich selbst einschiffen, um nach
Creta, vor dem Zorn ihrer Mitbürger, zu flüchten.
Ist diese Darstellung aber richtig, so muss bei
Plutarch anders interpungirt werden, nämlich ß8"iJ@Ø<J@l i" :gJ $@l ¦B4ngk@:X<@L J@Ãl n@<gØF4 Bgk JÎ ;X:g4@<, h"8VFF® *4"ngk`:g<@< kV:g<@4 *g8nÃ<gl. Denn bei dem Nemeon war
die Leiche nicht ins Wasser geworfen, sondern in
Naupactus. Die Vorgänge bei dem Nemeon und bei dem
heimlichen Wegschaffen der Leiche nach Naupactus füllen
offenbar den ersten und zweiten Tag und einen Theil des
dritten aus; wahrscheinlich sind mannigfache Versuche,
die Leiche zu verstecken, einzeln erzählt worden; sie
waren erfolglos, und die Gefahr wuchs fortwährend, bis
die Mörder endlich sich entschliessen mussten, den
Leichnam ins Meer zu werfen. Sie wussten es wohl
das war eine Gottlosigkeit. Denn es wurde gerade das
grosse Poseidonfest auf Rhion gefeiert, und das Meer
durfte am wenigsten in diesen Tagen durch einen Leichnam
verunreinigt werden. Das ist aber gerade ihr
Verhängniss: sie müssen, durch den unheimlichen Hund
aufgereizt, endlich, bewusst, eine Gottlosigkeit begehen.
Uebrigens war am Meere bei Naupactus ein Heiligthum des
Poseidon (Pausan. X 38, 12); dessen Nähe verschärfte
offenbar den Frevel.
Der Leichnam ist also bei Naupactus ins Meer geworfen
worden; dies muss auch in der schwer verderbten Stelle
des Certamen B@iJg\<"<Jgl gÆl JÎ :gJ">× Jl +Û$@\"l i"Â Jl 7@ik\*@l BX8"(@l i"JgB`<J4F"< stehen. Die Verderbniss ist
alt, denn auch Tzetzes kennt sie bereits, wenn er,
ungeschickter Weise, den Sachverhalt so zusammenzieht
:gJ *¥ Jk\J0< º:Xk"< ßBÎ *g8n\<T< BkÎl JÎ< "Æ(4"8Î< ¦>ZPh0 JÎ Fä:" :gJ">× 7@ik\*@l i"Â +Û$@\"l (hier ist wohl ein Wort ausgefallen, vielleicht i"J"B@<J4FhX< oder etwas Aehnliches).
Jedenfalls also las Tzetzes schon die verderbten Worte
+Û$@\"l und 7@ik\*@l. Es soll also eine Stelle
des Meeres näher bezeichnet werden, in die der Leichnam
geworfen wurde, und zwar wissen wir, dass diese Stelle
bei Naupactus liegt. Ich denke, es ist mit dem :gJ">× jener Meerbusen oder jene Einbuchtung gemeint, die
die drei Orte Molycria, Naupactus und Eupalion an ihren
Ufern hat oder, wenn man ihn durch die beiden
äussersten Ortschaften umgrenzen wollte JÎ :gJ">× Jl +ÛB"8\"l i"Â Jl 9@8Lik\"l BX8"(@l.
Dann wäre also +ÛB"8\"l in +Û$@\"l und 9@8Lik\"l in 7@ik\*@l verdorben.
Nun gestehe ich, dass mich diese meine ältere
Vermuthung nicht mehr überzeugt. Es macht mich nämlich
besonders ein Punkt gegen sie misstrauisch. Gerade die
Lage Eupalias (oder Eupalions) am Meere, wie sie z. B.
Leake und Kiepert früher angenommen haben, ist nicht
nachzuweisen, und aus den Feldzügen des Demosthenes und
ihrer Beschreibung bei Thucydides III 95. 96.102 ergiebt
sich als wahrscheinlicher sogar jene Lage, welche Bursian
vermuthet I S. 148 "das Land östlich von der
Mündung des Mornopotamos eine breite jetzt
sumpfige Alluvialebene, jenseits welcher dann die Berge
wieder hart an die Küste herantreten machte
wahrscheinlich das Gebiet der Städte ?Æ<gf< und +ÛBV84@< aus, da diese mehrfach als die der
aetolischen Grenze zunächst gelegenen lokrischen
Ortschaften bezeichnet werden; erstere scheint nahe an
der Küste, etwa bei dem Dorfe Omer-Effendi, wo Reste
einer hellenischen Befestigung sich finden, letztere nördlich
davon, weiter im Innern des Landes gelegen zu
haben." Somit wäre Eupalion zur Bezeichnung eines
Küsten- und Meerestheils ganz ungeeignet. In diesem
Falle wüsste ich noch einen Vorschlag zur Heilung der
schlimm verdorbenen Stelle zu machen. Ich gehe davon aus,
dass in unserem Certamen bereits einmal die Verwechslung
von +Û$@\"l und #@4TJ\"l anzunehmen war,
nämlich in den Worten J4<¥l *¥ FL<"i:VF"4 n"FÂ< "ÛJ@×l òFJg i"Â (T<\F"Fh"4 Ò:`Fg ¦< !Û8\*4 Jl #@4TJ\"l:
was ich, hoffentlich ohne Widerspruch fürchten zu
müssen, verändert habe in ¦< O"8i\*4 Jl +Û$@\"l. Eine andere
Verwechslung von #@4TJ\"l und +Û$@\"l habe ich
in der adnot. ed. m. p. 6 aus dem Schol. ad Hes. theogon.
v. 54 angeführt. So möchte ich nun denselben Fehler
noch einmal im Certamen wiederfinden, nämlich in unserer
Stelle, wo nach meiner Meinung der korinthische
Meerbusen also bezeichnet wird JÎ :gJ">× Jl #@4TJ\"l (für das
überlieferte +Û$@\"l) i"Â Jl 7@ik\*@l BX8"(@l: Alles in Allem
dünkt mich diese Vermuthung gefälliger als jede andere
bisher gemachte (nämlich als Jl !ÆJT8\"l i"Â Jl 7@ik\*@l, Jl 9@8Lik\"l i"Â Jl 7@ik\*@l, Jl z!P"\"l i"Â Jl 7@ik\*@l vgl. Bergk 1. c. p. 29). Zwar ist diese
Beschreibung des korinthischen Meerbusens unvollständig;
man möchte wenigstens gerne noch i"Â Jl z!P"\"l hinzu
haben. Doch ist die ungenaue Bezeichnung eines Meeres
nach einem kleinen Bruchtheil der Küste im Alterthum
keineswegs ungewöhnlich: und gerade der
"korinthische Meerbusen" ist ein auffallendes
Zeugniss für solche Ungenauigkeiten.
Vom Leichnam des Troilus heisst es im Convivium:
gÆl JÎ< )Vn<@< B@J":Î< §>T ngk`:g<@< ¦BgFPXh0 Bgk4i8bFJå P@4kV*4 :4ikÎ< ßB¥k J¬< hV8"JJ"< <gP@bF®q i"Â :XPk4 <Ø< Ikf^8@l º P@4kl i"8g"ÃJ"4. Hierin corrigirt Val. Rose mit Recht das
§>T in §FT (Aristot. pseudepigr. p.
511). Der Leichnam, bei Naupactus ins Meer geworfen, wird
in der Mündung des Flusses Daphnus durch die Fluth
hineingetrieben, bleibt aber an einer Klippe hängen.
Auch mit dem Folgenden ist Rose im Recht ibid.
"Scilicet eadem nomina redire notum est apud Ozolas
quae apud Epicnemidios, velut z!8`B0 utrinque sec.
Strab. IX p. 427. ita nunc Daphnus quis Ozolarum cum
notiore eo mutari videtur qui Locros Epicnemidios
dividebat et Opuntios, ubi ` )"n<@Øl oppidum in
Phocidis olim litore, cf. Plin. 4, 20. Strabo IX p. 416.
424 fin. 426 in." Nur ist nichts verwechselt worden:
sondern es existirte wirklich im Ozolischen Lokris ein
Fluss mit gleichem Namen, wie im östlichen Lokris,
Daphnus. Der einzige Fluss, der als dieser ozolische
Daphnus in Betracht kommen kann, ist der bei Naupactus
mündende, der jetzt Mornopotamos, auch Megapotamos
heisst. Unsere Geographen werden diesen Namen auf den
Karten zu verzeichnen haben. Durch einen Irrthum galt er
bisher als ~K8"4h@l; das Richtige hat Bursian
bemerkt, der den antiken ~K8"4h@l im jetzigen 5"J@4i@i<\iJ0l wieder erkennt, d. h. in jenem Flusse, der vom
Parnassus nach dem Krissaeischen Meerbusen fliesst, cf.
Kieperts Atlas in der neuen Bearbeitung von 1872. Der
Daphnus dagegen entspringt am Korax und ergiesst sich,
östlich von Naupactus, in den Korinthischen Meerbusen
(Bursian, Geogr. v. Griech. I p. 139. 143).
Das Fest auf Rhion wird ausdrücklich im Convivium so
beschrieben ¦Jb(P"<g *¥ 7@ik@Ãl º Jä< {C\T< i"hgFJäF" hLF\" i" B"<Z(Lk4l, ¼< (@LF4 §J4 <Ø< Bgk4n"<äl Bgk JÎ< J`B@< ¦igÃ<@<. Hier ist º Jä< {C\T< B"<Z(Lk4l dieselbe Umschreibung für J {CÃ", wie º Jä< z3Fh:\T< B"<Z(Lk4l für J }3Fh:4" (so hat Alcidamas gesagt nach dem
angeführten Zeugnisse des Aristoteles, so auch Hermippus
Laert. VI 2 vgl. Vahlen 1. c. p. 3). Was nun an Stelle
dieses Poseidonopfers und der Weihung der Landspitze eine
"bacchica sollennitas" soll, wie sie der
verderbte Text des Certamen bis jetzt zu bieten schien,
begreife ich nicht (©@kJl J4<@l ¦B4PTk\@L B"kz "ÛJ@Ãl @ÜF0l z!k4"*<g\"l); deshalb habe ich
vorgezogen {C\@L (<g\"l "die Weihung von Rhion"
an dessen Stelle zu setzen, da es mir gewagt schien, ein
zusammengesetztes Wort {C4"(g\" anzunehmen.
Sodann gehört hierher die Bemerkung, dass hier
überall die lokrische Landspitze {C\@< genannt
wird, nicht wie sie gewöhnlich heisst, z!<J\kk4@<:
umgekehrt hat meisthin die gegenüberliegende Landspitze
auf achaeischer Seite den Namen {C\@<. Ein solcher
Festname wie J {CÃ" beweist aber, dass von Alters
her diese Benennung die gebräuchliche war, dass {C\@< auf lokrischer, z!<J\kk4@< auf achaeischer Seite
liegt. Nun sagt überdies Steph. Byz., dass es auch ein
{C\@< 9@8Lik4i`< giebt, ausser jenem Rhion in Achaia: {C\@< B`84l 9gFFZ<0l ´ z!P"Ä"lq i"Â 880 !ÆJT8\"l ¼ i"Â 9@8Lik4iÎ< ¦i"8gÃJ@. Hier erscheint Rhion als aetolische
Ortschaft, nachdem es mit Molycria 426 v. C. von den
Aetolern erobert wurde, Thucyd. III 102, Diod. XII 90.
Jetzt steht auf der flachen Landspitze ein verfallenes
Kastell aus türkischer Zeit JÎ iVFJk@< Jl {C@L:X80l; jedenfalls
muss ursprünglich dort ein Heiligthum des Poseidon
gewesen sein (Bursian I p. 146).
Zum Schlüsse will ich noch auf das Uebersichtlichste
meine Thesen über das Verhältniss der verschiedenen
Darstellungen von Hesiods Tod neben einander stellen; ich
thue es insbesondere, um gegen die sehr unerwiesenen und
unerweislichen Behauptungen zu protestiren, die wir bei
Val. Rose in seinem Aristoteles pseudepigraphus p. 505
ff. zu unserer Ueberraschung finden.
Der Erzählung des Alcidamas ist durchaus Aristoteles
gefolgt, der in der B@84Jg\" z?kP@:g<\T< Tod und Begräbniss
Hesiods nach dem Museum des Alcidamas referirte.
Gar nichts mit Aristoteles und Alcidamas hat der
Bericht im Conviviuin zu thun: dieser ist vielmehr der
Dichtung des Eratosthenes nacherzählt und kann also,
sammt Plutarch de sollert. anirn. und Pollux, benutzt
werden, um das Bild jener Dichtung wiederzugewinnen.
Der Verfasser des Certamen hat das Convivium sept.
sap. nicht benutzt (während Rose behauptet, das
Convivium sei die wesentliche Quelle für den auctor
certaminis).
Jo. Tzetzes schöpft nicht direkt aus unserem
Certamen, sondern hat mit ihm eine verloren gegangene
Schrift, beispieleweise etwa die ÊFJ@k\"4 des
Pergameners Charax, gemeinsam benutzt.
Originell ist die Wendung der Erzählung vom Tode
Hesiods bei Suidas s. v. {/F\@*@l. Ich denke dabei an
das epische Gedicht des Euphorion, das den Titel {/F\@*@l führte. Dass in ihm der Tod Hesiods erzählt
wurde, ist aus den sicheren Anzeichen zu erschliessen,
die Bergk bespricht Anal. Alex. I p. 28. Ich mochte aus
den Fragmenten des Euphorion noch hinzurechnen BV<J" *¥ @Ê <giL0*Î< ¦8gLi"\<@<J@ Bk`FTB" (bei Herodian. de dict, solit. p. 46, 12, Meineke
Anal. Alex. p. 154). Hier wird der Schreck geschildert,
der einen der Mörder ergreift, als er merkt, dass er,
getäuscht durch die Nacht, einen Falschen erschlagen hat
nämlich Hesiod. Auf die Uebersiedelung seiner
Gebeine nach Orchomenos bezieht sich vielleicht das
Fragment ßgJ`:"<J4l ÓJg ikf>g4g i@kf<0 fragm. LXV Mein. verglichen mit der
Geschichte bei Paus. IX 38. Doch hier ist selbst
ein "vielleicht" zu kühn.
V. Die
Ueberlieferung des Certamen.
Erst neuerdings ist wieder in Erfahrung gebracht
worden, aus welchem Manuscript Henricus Stephanus jenen
sonderbaren, litterarhistorisch nicht uubedeutsamen
Tractat entnommen hat, der uns bis jetzt beschäftigt hat
und den man kurzweg, nach seinem wesentlichen Inhalte,
als "Certamen" zu bezeichnen pflegt. Durch
Valentin Rose (Anecd. Graec. et Graecolat. p. 7)
der als der eigentliche Wiederentdecker der merkwürdigen
Handschrift gelten muss wissen wir, dass es
derselbe codex ist codex Laurentianus, plut. LVI c.
I den Michael Apostolios nach Italien brachte,
nachdem er in Creta aus ihm eine Abschrift des Polyaenus
und der historischen eclogae gemacht hatte; in Florenz
ist er von H. Stephanus wahrscheinlich im Jahre 1553
benutzt worden. Diese Thatsache war so weit in
Verschollenheit gerathen, dass Westermann mit doppeltem
Irrthum p. VII der vit. script. graec. sagen konnte ex
unico qui restat ut videtur libro Parisiensi edidit
Henricus Stephanus Paris. 1573: wie derselbe auch in der
Ausgabe des Paradoxographen die demselben codex
zugehörige Sammlung ik<"4 i"Â 8\:<"4 u. s. w. mit der
falschen Bemerkung versieht edidit primum ex codice
Parisiensi H. Stephanus. Die Spuren eines richtigen
Verständnisses jener Thatsache waren zwar noch bei
Bandini und Morelli anzutreffen, die sich auf das
richtige Urtheil des Holstenius, doch ohne eigene
Nachforschungen, beziehen: alles Nähere darüber bei
Rose 1. c.
Die Handschrift ist bei Bandini Graec. II p. 289 ff.,
neuerdings von Rose (Arist. pseudepigr. p. 568), dann von
R. Schöll im Hermes III p. 274 zur Genüge beschrieben,
so dass ich aus der mir vorliegenden Schilderung, mit der
mich mein Freund Erwin Rohde beschenkte, nur einiges
speziell auf die Schreibart des Certamen Bezügliche
nachzutragen habe.
Die erste Hand denn fünf verschiedene Hände
sind in der ganzen Sammlung zu unterscheiden die
auch den (f< schrieb ist sehr leserlich, trotz
ziemlich vieler Abbreviaturen, unter denen indess keine
ungewöhnliche sich befindet. Das iota subscriptum ist
nirgends wahrzunehmen, nicht ganz selten das adscriptum,
aber nur nach 0: was Rohde mit Bestimmtheit
mir angiebt. Die Accentuation ist durchgehende richtig,
bis zum Auffallenden; von Interpunktionen ist der Punkt
(in der mittleren Höhe des Wortes) und das Komma allein
gebräuchlich. Auf einer Seite sind zumeist 33 Zeilen.
Der obere Rand ist wasserfleckig und an der Seite vom
Wurm zerfressen; der innere Rand stark zerrieben und zum
Theil mit Papier verklebt.
Ausser der Originalhandschrift existirt nun auch die
eigenhändige Abschrift des H. Stephanus, deren genaue
Kenntniss für die Geschichte des Textes von
entschiedenem Werth ist. Auf diese hat ebenfalls Val.
Rose, wenngleich zu einer anderen Untersuchung, in seiner
Ausgabe der Anacreontea (p. IV und in der Anmerkung)
aufmerksam gemacht. Durch die besondere Gewogenheit des
Leidener conservateur des manuscrits grecs Herrn W. N. Du
Rieu war es mir ermöglicht, diese Urkunde in Leipzig
längere Zeit zu benutzen. Sie gehört also zu den codd.
Vossiani Graec., ist mit Nr. 18 bezeichnet und hat
Quartformat. Es ist eine rechte Miscellanhandschrift, aus
verschiedenen Handschriftenstücken zusammengeleimt, die
noch ihre ursprüngliche Paginirung haben: eine neue
durchlaufende Seitenbezeichnung ist nicht für nöthig
befunden werden. Die alten Zahlen aber beweisen so viel,
dass H. Stephanus die im codex Florentinus zusammen
befindlichen Stücke auch fortlaufend in seine Abschrift
übertrug; später sind die auf einander folgenden Theile
durch fremde, vom Buchbinder dazwischen geheftete Massen,
auseinander gesprengt worden. Unsere Schrift Bgk {?:Zk@L i" {/F4`*@L i" J@Ø (X<@Ll i" (ä<@l "ÛJä<
ist also paginirt: r. 190 l. 191. r. 192 l. 193. r. 194
l. 195. r. 196 l. 197. r. 198 l. ein leeres Blatt: jetzt
kommt eine Menge von anderen Papieren. Dann geht es
weiter r. 199 bis l. 204 mit J@Ø ªi"FJ@l Jä< ©88Z<T< JXh"BJ"4 i"Â J\ ¦B4(X(k"BJ"4 ¦BÂ Jè JVnå: bei
völliger Gleichheit des Papierformats, des Papiers und
der Seite, wie oben im Certamen. In gleicher Weise stehen
im Florentiner Original diese beiden Stücke hinter
einander und zwar das Certamen von fol. 16 r. med. an,
der Epigrammencyklus von fol. 20 an.
In der Abschrift des Stephanus unterscheide ich zwei
Tinten. Einmal die des Textes: dieselbe Hand, die den
Text schrieb, hat mit gleicher Tinte häufig am Rand
Noten gemacht, die zum Theil auf nochmaliger Durchsicht
des Manuscripts beruhen, Ausgelassenes nachtragen,
Falsches im Texte corrigiren, auch einige Conjekturen
enthalten. Sodann ist eine viel röthlichere Tinte
bemerklich, mit der viele Worte und Sylben unterstrichen,
die Ränder beschrieben und Zahlen zur Anordnung und
Drucklegung beigefügt sind. Abbreviaturen im Texte sind
vielfach am Rande mit ihr ausgeschrieben. Auch finden
sich nicht selten einzelne lateinische Erläuterungen und
Citate, sowie beschreibende Notizen über die
Originalhandschrift beigefügt: auch zahlreiche
Conjekturen. Hier und da steht auch eine französische
Bemerkung, z. B. {/F\@*@l JÎ *gbJgk@< au milieu (Westerm. p. 36
L. 77). Wirklich stehen diese Worte, nach der Vorschrift
des Stephanus, in der editio princepe p. 4 auf der Mitte
der Zeile: so dass mir nicht zweifelhaft ist, dass die
Copie des Stephanus selbst in der Druckerei benutzt
worden ist. Bevor sie dorthin wanderte, hat Stephanus
offenbar eine nochmalige Durchsicht vorgenommen, deren
Resultate er mit jener röthlichen Tinte, vornehmlich
für den Setzer, bezeichnete.
Die erste Ausgabe enthält nichts über den
Florentiner codex und zeigt bereits auf dem Titelblatte
die abgekürzte und im Grunde verstümmelte Aufschrift,
die nach mehreren Seiten hin etwas Irreleitendes hat
(vgl. Rhein. Mus. N. F. Bd. 25 S. 536): {?:Zk@L i"Â {/F4`*@L (f<,
Homeri et Hesiodi certamen. Nunc primum luce donatum.
Matronis et aliorum parodiae etc. Der Druckort ist Genf,
das Jahr MDLXXIII. Demgemäss ist Val. Rose's Aeusserung
nicht ganz correkt Anecd. p. 16 "Daniel Heinsius
(hinter seinem Hesiod Lugd. Bat. 1603 in quarto)
verkürzte die von Stephanus der Handschrift gemäss
gegebene Ueberschrift Bgk {?:Zk@L i" {/F4`*@L i" J@Ø (X<@Ll i" (ä<@l "ÛJä<, offenbar weil er ihn
für von Stephanns Erfindung hielt, in den seitdem
gebliebenen, nicht völlig entsprechenden {/F4`*@L i"Â {?:Zk@L (f<z, vielmehr liess Heinsius den eigentlichen
Titel weg, von dem er nicht wissen konnte, dass er der
originale war, und gab dem Haupttitel der Stephaniana den
Vorzug. Schon in den Randbemerkungen des apographum
findet sich jener willkürlich enge und beschränkte
Titel.
Das Certamen umfasst die Seiten 1-17 jenes kleinen
Buches: der Herausgeber hat noch Inhaltsangaben in
Kapitalbuchstaben über die einzelnen Seiten drucken
lassen: bei Seite 2 Bgk Ò:Zk@L i" ºF., bei Seite 3 Bgk J@Ø (ä<@l Ò:., über Seite 4 wie bei 2, über Seite 5 Bgk J@Ø (. Ò:. i" ºF. u. s. w. bis Seite 12, dann über Seite 13 Bgk J@Ø {/F4`*@L, über Seite 14-17 Bgk J@Ø {?:Zk@L.
In der neuen Ausgabe, mit der ich die Ehre hatte, ein
hoffentlich seinem Gründer und Meister Ehre machendes
Sammelwerk philologischer Abhandlungen zu eröffnen
Acta societatis philologae Lipsiensis edidit
Fridericus Ritschelius. Tomi primi fasciculus I. 1871
wollte ich nicht nur den von jetzt ab massgebenden
kritischen Apparat, d. h. die Rohdesche Collation des
Florentinus, geben, sondern zugleich die Geschichte des
Textes, insbesondere die Leistungen Stephanus' ins Licht
setzen. Hierzu schien mir nöthig, so viel aus dem
apographum Leidense (S) und der editio princeps (E)
aufzunehmen, als ausreichend war, um Versehen des
Stephanus als Versehen, Conjecturen als Conjecturen
erkennen zu lassen. Für jeden späteren Abdruck wird
sich der Apparat bedeutend vereinfachen, besonders weil
eine grosse Anzahl Conjecturen jetzt, nachdem die
Originalhandschrift entweder das Richtige giebt oder auf
das Richtige leitet, fürderhin ohne Verlust unerwähnt
bleiben dürfen. Im Uebrigen ist mir eine immer grössere
Zahl von Verderbnissen entgegengetreten, an denen die
verschiedensten Heilkünste anzuwenden waren und noch
immer anzuwenden sind. Was ich noch nachzutragen habe,
beschränkt sich etwa auf folgende Stellen: von einer ist
bereits im vorigen Abschnitt die Rede gewesen, von
anderen zu reden werde ich sofort Gelegenheit haben.
p. 5 Zeile 1 hätte ich die ausgezeichnete Conjektur
von Nauck Philologus V p. 561 aufnehmen sollen: Êgk@(k"::"JX" für das nicht vorkommende Bk@(k"::"JX".
p. 13 Zeile 160 für gÜ<@L< gÉ<"4 ©"LJè g Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J" nach meiner
Verbesserung gÜ<@Ll gÉ<"4 ©è hL:è Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J".
p. 19 Zeile 234 vor <g8`<J"l: suppl. "ÛJ`<.
Zeile 237 f. wohl so herzustellen ßB` J4<@l >X<@L FL<`*@L J@Ø {/F4`*@L *0:f*@Ll, * * * Ð<@:". Ibid. adnot. die fünfte Zeile von unten zu
schreiben: fortasse igitur communi fonti B8Z>4BB@l ( 94<LVl
lectio vindicanda est.
p. 21 adnot. dritte Zeile: Jk (gk"k@Â (sive i`F:@l) $"F48gl. Seite 10 Zeile 112 ist BgÂ
ein Druckfehler für ¦Bg\.
Die kleine Schrift ist so mannigfach verderbt, dass es
nicht zu wundern ist, wenn H. Stephanus in derbem
Zugreifen mitunter recht ordentlich daneben griff: nur
dass, bei seinem Stillschweigen über die eigentliche
Ueberlieferung, jetzt seine unglücklichen Conjecturen zu
einer unberechtigten Bedeutung kamen und späteren
Kritikern wieder als Grundlage für weitere Conjekturen
dienten. Niemand z. B. wird ohne Scrupel an jener Stelle
vorüber gegangen sein, die von Stephanus also edirt
worden ist:
|
LÊ¥ 9X80J@l ~?:0kz. gÇBgk J4:äF\ Fg 9@ØF"4, |
|
fl 8`(@l, ßR\FJ@4@ )4Îl :g(V8@4@ hb("Jkgl, |
|
8X>@< :XJk@< ¦<"k:`.@<, ÓJ4 *¬ h<0J@ÃF4 |
|
iV884FJ`< Jg i"Â §Ph4FJ@<, B@hXT (k i@ØF"4. Ò *X n0F4q |
|
{/F\@*z §i(@<g )\@L, ©i`<J" :g J"ØJ" ig8gbg4l |
|
gÆBgÃ<, "×Jk ¦(ã :V8" J@4 Bk`nkT< (@kgbFT. |
|
iV884FJ`< :¥< Jä< ("hä< §FJ"4 :XJk@< gÉ<"4 |
|
"ÛJÎ< ©"LJè, Jä< *¥ i"iä< §Ph4FJ@< BV<JT< |
|
gÜ<@L< gÉ<"4 ©"LJè g Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J". |
|
88@ *¥ B< Ó J4 Fè hL:è n\8@< ¦FJÂ<, ¦kfJ". |
/E. |
Bäl < k4FJz @Æi@Ã<J@ B`8g4l i"Â ¦< ³hgF4 B@\@4l; |
?9. |
gÆ :¬ igk*"\<g4< BÎ Jä< "ÆFPkä< ¦hX8@4g<, |
|
@Ê *z ("h@Â J4:@Ã<J@, *\i0 *z *\i@4F4< ¦Bg\0q |
|
gÜPgFh"4 *¥ hg@Ãl Ó J4 BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<. |
Ein wahrlich befremdlicher
Gegensatz gleich bei der ersten Antwort: "das Beste
für den Menschen, sich selbst Maass zu sein, das
Schlechteste, sich selbst immerdar wohl gesinnt zu
sein." Soll das Letztere nun heissen: mit sich immer
zufrieden sein? So dass die selbstgenügsame
Zufriedenheit als das höchste Uebel bezeichnet würde?
Oder ist gÜ<@L< gÉ<"4 ©"LJè ein Ausdruck für
"Egoismus," der jetzt JÎ §Ph4FJ@< i"iä< benannt
würde? Bei der antiken Haltung des ersten Gedankens
:XJk@< gÉ<"4 "ÛJÎ< ©"LJè iV884FJ@< erwartet man gewiss zunächst
den Gegensatz der à$k4l als des §Ph4FJ@< i"iä<.
Dafür aber bekommt man etwas, was recht ungriechisch uns
anmuthet: es ist ein Ton aus einer ganz fremdartigen
Welt, diese schneidende Verurtheilung der
"Zufriedenheit mit sich selbst," ja des
"Wohlwollens gegen sich selbst."
Auf die Frage, bei welchen Sitten Städte und Staaten
am besten gedeihen, wird zuerst eine doppelte, in
gleicher Weise zutreffende Antwort gegeben: einmal, wenn
die Städte ihren Erwerb nicht aus schmählichen Dingen
ziehen wollen, andererseits wenn die Guten (@Ê ("h@\
hier wohl kaum mit politischem Nebenbegriff) geehrt, die
Bösen bestraft werden. Jetzt ist aber, nach dem Texte
des Stephanus, die Antwort noch nicht zu Ende, sondern
stilistisch incongruent schlottert noch ein Hexameter
hintendrein gÜPgFh"4 *¥ hg@Ãl, ÓJ4 BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<; welchen Göttling
dadurch erträglich zu machen suchte, dass er §J4 für ÓJ4 empfahl, während G. Hermann, entschiedener
vorgehend, den Ausfall eines Verses annahm und den
nachstehenden also änderte gÜPgFh"4 *¥ hg@ÃF4q JÎ BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<. Man müsste, in
einem wie in dem anderen Falle, an einen frommen
Interpolator denken, wenn nicht jetzt aus dem Florentiner
Original und der Leidener Copie constatirt werden
könnte, dass wir an dieser ganzen Stelle mit einer
eigenmächtigen Umstellung des Stephanus zu thun
haben. Die echte Ueberlieferung ist vielmehr diese:
iV884FJ`< :¥< Jä< ("hä< §FJ"4 :XJk@< gÉ<"4 |
"ÛJÎ< ©"LJè, Jä< *¥ i"iä< §Ph4FJ@< BV<JT< |
88@ *¥ B< Ó J4 Fè hL:è n\8@< ¦FJÂ<, ¦kfJ". |
{/F\@*@l. |
Bäl < k4FJz @Æi@Ã<J@ B`8g4l i"Â ¦< ³hgF4 B@\@4l; |
~?:0k@l. |
gÆ :¬ igk*"\<g4< BÎ Jä< "ÆFPkä< ¦hX8@4g<, |
@Ê *z ("h@Â J4:@Ã<J@, *\i0 *z *\i@4F4< ¦Bg\0. |
{/F\@*@l. |
gÜPgFh"4 *¥ hg@Ãl ÓJ4 BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<. |
~?:0k@l. |
gÜ<@L< gÉ<"4 ©"LJè Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J". |
So findet sich
die Stelle auch in dem Apographum des Stephanus, und zwar
mit folgender entscheidender Randbemerkung: hic pon.
versus gÜ<@L< (nämlich nach §Ph4FJ@< BV<JT<, welcher
Ort durch einen Stern bezeichnet ist): dann wiederum bei
dem Verse gÜ<@L< u. s w. "gÜ<@L< versus
refertur ad asteriscum." Er hatte also wahrgenommen
was hier vor Allem zu betonen ist, dass in dem
Original ein Vers nach Jä< *¥ i"iä< §Ph4FJ@< BV<JT< ausgefallen
ist: wie ich dies in meiner Ausgabe durch Sternchen zu
bezeichnen hatte. So viel ist nämlich bereits erwiesen,
dass die von Stephanus versuchte Ausfüllung der Lücke
misslungen ist. Dagegen dürfte beispielsweise ein
solcher Vers geeignet sein, den Defect zu ersetzen
ß$k\.g4< §k(@4F4, hgä< ÐB4< @Ûi 8X(@<J".
Der Vers gÜ<@L< gÉ<"4 ©"LJè Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J" (so
verstümmelt im Flor. erhalten) behält nun natürlich
seine ihm im Original zukommende Stelle, nachdem er sich
zur Versetzung ganz untauglich erwiesen hat. Es liegt
nichts näher, als auch hier die Frage und Antwort, jede
zu einer Zeile, anzunehmen: wie sich jetzt im Folgenden
diese Art kurzer Fragen und kurzer Antworten fünfmal
wiederholt. Die Frage, die in der vorhandenen
Ueberlieferung nicht erkenntlich ist, scheint mir aber
durch meinen Freund Rohde richtig hergestellt, welcher
vorschlägt:
gÜPgFh"4 *¥ hg@ÃF4 J\ BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<.
Jetzt, denke ich, werde ich
auch das Passende getroffen haben, wenn ich diese Frage
mit Benutzung der Tradition so beantworte:
gÜ<@Ll gÉ<"4 ©è hL:è Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J".
"Was ist besser, als
Alles von den Göttern zu erbitten? Dass sie gnädig
seien in ihrem Gemüthe für alle Zeit." In der
überlieferten Form ist das ©"LJè schwer
verständlich: nach ihm folgt sodann eine metrische
Lücke. Das pleonastische g\, welches Stephanus
in diese Lücke setzte (er vermuthete auch, nach seiner
Copie, *gà an dieser Stelle, metrisch
unzureichend), war ganz willkürlich, während das von
mir empfohlene +W1K9W sehr leicht einmal in +!KIW corrumpirt werden konnte. Die ganze Stelle lautet
jetzt in meiner Restitution so:
iV884FJ`< :¥< Jä< ("hä< §FJ"4 :XJk@< gÉ<"4 |
"ÛJÎ< ©"LJè, Jä< *¥ i"iä< §Ph4FJ@< BV<JT< |
* * *
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * |
88@ *¥ B< Ó J4 Fè hL:è n\8@< ¦FJÂ<, ¦kfJ", ¦kfJ". |
{/F\@*@l. |
Bäl < k4FJz @Æi@Ã<J@ B`8g4l i"Â ¦< ³hgF4 B@\@4l; |
~?:0k@l. |
gÆ :¬ igk*"\<g4< BÎ Jä< "ÆFPkä< ¦hX8@4g<, |
@Ê *z ("h@Â J4:@Ã<J@, *\i0 *z *\i@4F4< ¦Bg\0. |
{/F\@*@l. |
gÜPgFh"4 *¥ hg@ÃF4 J\ BV<JT< ¦FJÂ< :g4<@<; |
~?:0k@l. |
gÜ<@Ll gÉ<"4 ©è hL:è Pk`<@< ¦l JÎ< B"<J". |
Diese Stelle ausgenommen habe ich noch
die Existenz einer einzigen Lücke von der Grösse
eines Verses im Certamen entdeckt; im Gegensatz zu den
neueren Herausgebern, die an der Stelle, wo ich dies
constatirt habe, ohne Anstoss vorübergehen, aber in
jenem allerdings schwierigen Zwiegespräch (p. 9-12 ed.
m.) sich mehrfach der Annahme von Lücken bedienen und
dort zwar ohne methodische Berechtigung, wie ich sofort
zeigen werde.
Jener schwierige Abschnitt des Certamen wird mit
diesen Worten eingeleitet: i"8äl *¥ i"Â ¦< J@bJ@4l B"<JZF"<J@l ¦BÂ Jl :n4$`8@Ll (<f:"l òk:0Fg< Ò {/F\@*@l i"Â B8g\@<"l FJ\P@Ll 8X(T< ²>\@L i"hz ª<" ªi"FJ@< FL:nf<Tl B@ik\<"Fh"4 JÎ< ~?:0k@<. §FJ4< @Þ< Ò :¥< BkäJ@l {/F4`*@L, Ò *z ©>l {?:Zk@L, ¦<\@Jg *¥ i"Â *4 *b@ FJ\PT< J¬< ¦BgkfJ0F4< B@4@L:X<@L J@Ø {/F4`*@L. Die eigenthümliche Aufgabe,
die hier Homer in den :n\$@8@4 (<ä:"4 gestellt wird, liegt
darin, dass er auf einen Vers sofort zu antworten hat,
der eine Zweideutigkeit enthält, und dass er durch seine
Antwort aus der anscheinenden Unsinnigkeit oder
Bedenklichkeit etwas Verständiges und Unbedenkliches
herauszulocken hat. So sagt zuerst Hesiod "darauf
nahmen sie als Mahlzeit das Fleisch der Rinder und die
Nacken der Rosse"; das Anstössige würde im Essen
von Pferdefleisch bestanden haben, deshalb verbindet
Homer in seiner Antwort i"ÛPX<"l ËBBT< nicht mit gË8@<J@ $@ä< ikX", sondern fährt fort "und sie nahmen wahr,
dass die Nacken der Pferde voll Schweiss waren, da sie
den Krieg satt hatten." Im zweiten Beispiel sagt
Hesiod von den anerkannt seeuntüchtigen Phrygern
i"Â Mkb(gl, @Ì BV<JT< <*kä< ¦BÂ <0LFÂ< k4FJ@4
etwas ganz Verkehrtes,
das Homer jetzt also zum Besten wendet "die Phryger,
die von allen Menschen auf Schiffen die besten sind,
Seeräubern am Gestade die Mahlzeit wegzunehmen":
ein immerhin sonderbarer Einfall, der vielleicht aus
einer Verderbniss entstanden ist. Als Antwort hätte
gewiss auch genügt, was ich vermuthungsweise hinstelle
"die am besten sind Seeräubern zum Gestade als
Sklaven zu folgen" ¦Bz iJ¬< *@Ø8@4 ªBgFh"4 (für *`kB@< ©8XFh"4).
Aber falsch würde es sein, hier an den Ausfall eines
Verses zu denken: was Göttling thut. Der folgende
Hesiod zugehörige Vers {/k"i8X0l BX8LFg< Bz ê:T< i":Bb8" J`>" enthält nicht das
Mindeste einer Zweideutigkeit: deshalb setze ich voraus,
dass hier die beiden Verse umzustellen sind, und dass wir
zuerst zu betrachten haben, ob der Vers PgkFÂ $"8ã< Æ@ÃF4< Ó8T< i"J nØ8" (4(V<JT< etwa
jenem Zwecke entspricht. Nun verstehe ich nicht Ó8T< (4(V<JT<: Ó8" i"J nØ8" (4(V<JT< würde bedeuten "unter ganzen
Haufen von Giganten." Aber unmöglich können die
Giganten selbst Ó8@4 genannt werden. Dazu ist die
Ueberlieferung des Flor. Ð88T<: was mich zur
Vermuthung bringt, es möge hier é:ä< i"J nØ8" (4(V<JT< gemeint sein. Dann bedarf freilich das
Vorhergehende noch einer kleinen Veränderung. Das
Anstössige und für Homer Gefährliche liegt doch darin,
dass Heracles unter Haufen wilder Giganten Pfeile mit
den Händen schleudert: Homer aber construirt
geschickt den Vers so, dass er PgkF\ mit dem
Verbum des Hauptsatzes verbindet (mit BX8LFg< Bz ê:T< i":Bb8" J`>")
"Herakles löst mit den Händen den krummen Bogen
von den Schultern und schleudert Pfeile unter die
Schaaren der Giganten." Ist diese Erklärung
richtig, so muss es jedenfalls Æ@bl Æ@ÃF4< heissen: also PgkFÂ, $"8ã< (oder $"8Xã<) Æ@bl é:ä< i"J nØ8" (4(V<JT<.
Darauf sagt Hesiod "dieser Mann ist der Sohn
eines tapfern und feigen Mannes" ein
Widerspruch, den Homer so löst, dass er i"Â <V8i4*@l
nicht mit <*k`l verbindet, sondern fortfährt
(i" <V8i4*@l) :0JkÎl ¦Bg B`8g:@l P"8gBÎl BVF®F4 (L<"4>\. Von den verschiedenen
Conjecturen, mit denen der Anfang des nächsten Verses
bedacht ist, verdient allein unbedingte Zustimmung die
von G. Hermann
µ Jz k" (für @ÜJ kz) F@\ (g B"J¬k §:4(g< i"Â B`J<4" :ZJ0k.
Das Zweideutige liegt in
F@\ (g §:4(g<, wenn man es übersetzt "mit dir haben
sich vermischt": Homer, in seiner Antwort, wendet es
anders, indem er es so versteht "für dich haben
sich Vater und Mutter in Liebe geeint"
Fä:" J`Jg FBg\k"<Jg (so Hermann für J`(z ¦FBg\k"<J@) *4 PkLFX0< z!nk@*\J0<.
Im nächsten Verse "ÛJk ¦Bg\ *:Zh0 (V:å }!kJg:4l Æ@PX"4k" wäre etwas
Unmögliches von der ewig unvermählten Artemis
ausgesagt: sofort construirt Homer }!kJg:4l Æ@PX"4k" anders,
indem er sie zum Subject des Hauptsatzes macht
"Artemis tödtete mit silbernem Bogen die Kallisto,
als diese (V:å *:Zh0." 5"884FJf ist Accusativ,
der Vordersatz ist nach (V:å zu Ende.
Ganz klar ist der Scherz der nächsten Wendung
"so nun speisten sie den ganzen Tag, ohne etwas zu
haben": darauf Homer "ohne etwas von Hause zu
haben, sondern Agamemnon, der Fürst der Männer, gab es
ihnen." Darauf Hesiod: "Als sie gespeist
hatten, sammelten sie in der glühenden Asche die Gebeine
des Zeus"
*gÃB<@< *g4B<ZF"<Jgl ¦<Â FB@*è "Æh"8@XFF®
Fb88g(@< ÏFJX" 8gLi )4Îl i"J"Jgh<g4äJ@l.
Homer wendet das Lästerliche
dieser Zweideutigkeit ab, indem er verbindet "die
Gebeine des todten Sarpedon des muthigen göttergleichen
Sohnes des Zeus" B"4*Îl ßBgkhb:@L E"kB0*`<@l <J4hX@4@. Hier stand das
Richtige )4`l in der ed. princeps: aber
Göttling, der offenbar diese ed. gar nicht hinzugezogen
hat, musste es erst durch Conjectur wiedergewinnen.
Verkehrter Weise nahm Barnes hier eine Lücke an, indem
er etwa folgenden Vers vermuthete i"Â J`Jg -g×l ¦8X"4kg JXkg< i"J *VikL@< gÇ$T<.
Etwas zweifelhafter bin ich über das Nächste. Zwar
die eigentliche Pointe ist nicht zu verkennen: Ç@:g< ¦i <0ä< Ò*Î< :nz ê:@4F4< §P@<Jgl soll zu der Meinung verfuhren, dass Ò*`<
der Objectsaccusativ zu §P@<Jgl sei "den Weg um
die Schultern habend." Homer aber construirt Ò*`< mit Ç@:g< und fugt zu §P@<Jgl hinzu
nVF("<" iTBZg<J" i"Â "Æ("<X"l *@84P"b8@Ll. Nun aber steht noch vor Ç@:g< der
Vers º:gÃl *z :Bg*\@< E4:@X<J4@< »:g<@4 "ÜJTl. Es wäre nicht unmöglich, dass
unmittelbar danach etwas ausgefallen sei; obwohl dann im
Verse irgend eine Anstössigkeit irgend etwas, was auf
das Glatteis des Missverständnisses lockt, sich finden
müsste. Das finde ich nicht und vermuthe deshalb, dass
Hesiod nur sage "wir nachdem wir vergebens in der
Ebene des E4:`g4l dagesessen hatten" (wie
Rhesos v. 546 E4:`g<J@l º:X<" i@\J"l) "machen uns auf den Weg
u. s. w." Der Verfasser des Certamen hat uns ja
vorher belehrt, dass Hesiod ¦<\@Jg seine Frage
zweizeilig mache, d. h. doch mindestens zweimal. Bis
jetzt haben wir erst eine zweizeilige Frage
angenommen: dies ist der zweite Fall.
In dem nächsten Beispiel *¬ J`Jz k4FJgl i@Øk@4 Pg\kgFF4 h"8VFF0l liegt der
Scherz in der unmöglichen Verbindung "mit den
Händen des Meeres"; Homer aber verbindet h"8VFF0l mit Bg\kLF"<: F:g<@4 ¦FFL:X<Tl Jg Bg\kLF"< éib"8@< <"Ø<: ein Vers übrigens,
der eine starke, nur durch die weibliche Cäsur des
dritten Fusses zu entschuldigende Casur enthält (vgl. z.
B. II. 3, 376). Im folgenden Vers, den die
Handschrift bietet, bin ich ausser Stande, etwas zu
erkennen, was den hier geforderten Anlass zu einem
Missverständnisse abgäbe: 5@8P\*z §Bg4Jz Ëi@<J@ i"Â !ÂZJ0< $"F48X". Vielleicht ist
ein Vers ausgefallen; doch meine ich schon, wenn man die
zwei Verse in umgekehrter Ordnung setzt, den gewünschten
Effect zu erreichen. Dann sagt zuerst Hesiod
ngØ(@<, ¦Bg (\(<TFi@< <XFJ4@< ²*z hX:4FJ@<
und wünscht dabei das
Missverständniss "sie flohen, nachdem sie (JÎ ngb(g4<) als <XFJ4@< und hX:4FJ@< erkannt
hatten"; Homer aber bezieht <XFJ4@< ²*z hX:4FJ@< auf einen
bestimmten Menschen (wie II. 9, 63 nkZJTk hX:4FJ@l <XFJ4`l ¦FJ4< ¦igÃ<@l) und sagt
"als sie nach Kolchis gekommen waren und erkannt
hatten, dass der König Aietes unwerth einer Herd- und
Rechtsgenossenschaft war, flohen sie davon."
Das Folgende ist ohne Zweifel in Ordnung: "ÛJk ¦Bg FBgÃFV< Jg i" §iB4@< @É*:" h"8VFF0l
sagt Hesiod: damit man nicht §iB4@< mit dem
Objectsaccusativ @É*:" h"8VFF0l verbinde, fährt Homer fort B@<J@B@kgÃ< ³:g88@< ¦dFFX8:T< ¦BÂ <0ä<.
Nun bleiben noch fünf Verse übrig. Von diesen bieten
die drei letzten jenes gewünschte Verhältniss. Hesiod
beginnt
¦Fh\gJz ì >gÃ<@4 i"Â B\<gJg :0*X J4l ß:XT< @Çi"*g <@FJZFg4g n\80< ¦l B"Jk\*" ("Ã"<
und erweckt dadurch die
Vorstellung, als ob er etwas ganz Unsinniges sage
"esst und trinkt jetzt, ihr Fremdlinge, und keiner
von euch möge in seine liebe Heimath
zurückkehren!" Homer aber fällt mit B0:"<*g\l ein, 88z "ØJ4l BZ:@<gl @Çi"*z Ëi@4Fhg und rettet, mit der an ihm gepriesenen
Geistesgegenwart, den Sinn der Stelle. Vor diesen
drei Versen stehen aber noch zwei
J@ÃF4< *z !Jkg\*0l :g(V8z gÜPgJ@ BF4< Ï8XFh"4 :0*XB@Jz ¦< B`<Jå i"Â nT<ZF"l §B@l 0Ü*".
Nun könnte man, wie es
bisher geschah, den ersten Vers an Hesiod geben, den
zweiten Homer. Doch habe ich gegen diese Vertheilung
etwas einzuwenden. Erstlich kann von einem möglichen
Missverständniss, von einer :n\$@8@l (<f:0 hierin gar
nicht die Rede sein. Warum hätte der Atride J@ÃF4 BF4<
nicht Untergang an wünschen können? Dieser Gedanke
enthält doch nichts Unsinniges, wie @É*:" h"8VFF0l, Pg\kgFF4 h"8VFF0l, vielleicht etwas Unmoralisches, aber gerade aus
dem Munde eines zürnenden Achill recht wohl Mögliches.
Sodann würde bei jener Vertheilung Homer die Worte sagen
müssen i"Â nT<ZF"l §B@l 0Ü*", d. h. er würde hier ganz aus
seiner Rolle fallen und plötzlich, zum ersten Male,
Hesiod auffordern, etwas zu sagen. Eine solche Verwirrung
der Rollen ist höchst unwahrscheinlich; deshalb ziehe
ich vor, vier zusammenhängende Verse dem Hesiod
beizulegen. In diesen vier Versen ist dann ein recht
starker logischer Widerspruch erkenntlich, wie wir ihn im
letzten Beispiele dieser (<f:"4 :n\$@8@4 zum Abschlüsse
erwarten: er ist sehr breit und ausführlich
ausgesprochen, so dass die Aufgabe, in einem einzigen
Verse alles vorhergehende Anstössige zu beseitigen,
zuletzt noch besonders schwer erscheint. "Der Atride
wünschte diesen Allen recht sehr, sie möchten nie im
Meere umkommen und sprach das Wort: esst und trinkt, ihr
Fremdlinge, und möge keiner von ench in seine liebe
Heimath zurückkehren ," worauf dann Homer in
der schon erwähnten Weise antwortet. Für ganz
unmöglich halte ich aber die Vertheilung, welche G.
Hermann anempfohlen hat: v. 128 und 129 an Hesiod, v.
130. 131. 132 an Homer. Denn bei dieser Vertheilung
würde der Zweck und Sinn dieser neckischen Spiele, aller
dieser verführerischen Zweideutigkeiten durchaus
verfehlt sein: wie ich überhaupt die Beobachtung zu
machen hatte, daes die früheren Herausgeber und Kritiker
dieses Zwiegesprächs gar nicht gewusst haben, was sie
von ihm halten sollten. Wir müssen aber hier, wie
überhaupt bei der ganzen Durchführung des Certamen an
die ausserordentliche Uebung der Griechen in sympotischen
Wettkämpfen und Räthselreden aller Art denken; gerade
aber bei den :n\$@8@4 (<ä:"4 werden wir uns der Worte des
Klearch zu erinnern haben Athen. p. 457 E, der ein
solches sympotisches Spiel also schildert Jè BkfJè §B@l ´ Æ":$gÃ@< gÆB`<J4 JÎ ¦P`:g<@< ªi"FJ@< 8X(g4<.
Hatten wir in der Behandlung dieser ganzen Stelle uns
nirgends gezwungen gefühlt, zur hypothetischen Annahme
einer Lücke unsere Zuflucht zu nehmen, so ist dagegen,
wie ich bereite andeutete, anderwärts ein wirklicher
Defectus nachzuweisen; doch reichen wir auch hier
vollkommen aus, wenn wir uns etwa einen Hexameter
ausgefallen denken. Nach dem Wettkampfe geniesst Homer
die Gastfreundschaft des Königs Medon in Athen; während
dieses athenischen Aufenthaltes soll er, bei grosser
Kälte, diese Verse improvisirt haben, als in dem
Rathhause das wärmende Feuer brannte:
<*kÎl :¥< FJXn"<@l B"Ã*gl, Bbk(@4 *¥ B`80@l,
ËBB@4 *z "Þ Bg*\@L i`F:@l, <gl *¥ h"8VFF0l, 8"Îl *z gÆ< (@k±F4 i"hZ:g<@l gÆF@kV"Fh"4. "Æh@:X<@L *¥ BLkÎl (gk"kfJgk@l @Éi@l Æ*XFh"4 ³:"J4 Pg4:gk\å, ÒB`J"< <\n®F4 5k@<\T<.
Dieselbe Geschichte wird, mit
Veränderung des Lokals und einigen Differenzen der
Verse, auf die es uns ankommt, in der Herodoteischen vita
Homeri also berichtet Westerm. p. 16 (cf. Suidas tom.
alt. Bernh. p. 1102)
<*kÎl :¥< FJXn"<@l B"Ã*gl, Bbk(@4 *¥ B`80@l ËBB@4 *z ¦< Bg*\å i`F:@l, <gl *¥ h"8VFF0l, PkZ:"J" *z "Ü>g4 @Éi@<, Jk (gk"k@Â $"F48gl »:g<@4 gÆ< (@k± i`F:@l Jz 88@4F4< ÒkFh"4, "Æh@:X<@L *¥ BLkÎl (gk"kfJgk@l @Éi@l Æ*XFh"4.
In dieser letzten Fassung ist
mir i`F:@l Jz 88@4F4< ÒkFh"4 anstössig; es kommt in allen den
einzelnen Gliedern des Epigramms darauf an, dass deutlich
die Zierde und das Gezierte neben einander gestellt
werden, Kinder und der Mann, Thürme und die Stadt,
Pferde und das Gefild, Schiffe und das Meer, Könige und
die 88@4? Nein, ich denke die
Bevölkerung, die Unterthanen, also 8"@\: deshalb
lese ich: i`F:@l 8"@ÃF4< ÒkFh"4. Jetzt ist noch der Vers
rückständig PkZ:"J" *z "Ü>g4 @Éi@<, in dem noch das Digammaa bei
@Éi@< seine ganze Kraft bewährt. Es is durchaus
dein methodischer Anhalt da, die Lesart PkZ:"J" *z @Éi@< X>g4 zu
bevorzugen, welche der für die Kritik der vita Hom.
bedeutungslose cod. Monac. 333 allein bietet. Dagegen
zeigt der Vers, verglichen mit den anderen, so wie so
eine Incongruenz. In allen jenen Zusammenstellungen, die
ich aufführte, ist das Verhältniss der Zierde zum
Gezierten viel sinnlich anschaulicher ausgedrückt als in
"Güter fördern das Haus"; hier missfällt die
ganze Abstraction dieser Verhältnisse, gegenüber der
sonst vorherrschenden Bildlichkeit; wozu noch kommt, dass
Alles auf die Spitze hinausläuft: "das brennende
Feuer ist für das Haus der höchste Schmuck," dass
also, vor dieser Spitze, an sich eine andere Zierde des
Hauses früher kaum erwartet werden darf. Hier bliebe nur
noch übrig, bei dem ersten @Éi@l an das
Gotteshaus, den Tempel zu denken (wie z. B. Herod. 8,
143; Eurip. Phoen. 1373). Dann müsste aber dieser
Begriff durch das Hinzukommende deutlicher bestimmt
werden, als dies mit PkZ:"J" geschieht: denn an sich
kann @Éi@l nicht den Tempel bezeichnen, wohl aber
in einer solchen Verbindung: hZ:"J" *z "Ü>g4 @Éi@<
"Weihgeschenke (h:" nach Hesych gleich
<Vh0:") zieren den Tempel."
Lassen wir diese Veränderung in suspenso und
betrachten wir vielmehr die entsprechenden Verse im
Certamen, so müssen wir jedenfalls die Worte
8"Îl *z gÆ< (@k±F4 i"hZ:g<@l gÆF@kV"Fh"4
völlig unverständlich
finden. Es bleibt durchaus im Ungewissen, wie das gÆF@kV"Fh"4 zu construiren sei: und bei einer Vergleichung mit
dem eben behandelten Epigramm erkennen wir, dass nicht
sowohl das Volk eine Zierde für den Markt als vielmehr
die Könige eine Zierde für das Volk sein sollen. Damit
ist es mir wahrscheinlich geworden, dass ursprünglich
unser Epigramm sechs Verse enthielt, deren dritter und
vierter vermuthlich ehemals lauteten:
hZ:"J" *z "Ü>g4 @Éi@<, Jk (gk"k@Â $"F48gl (oder i`F:@l $"F48gl) 8"@Ãl gÆ< (@k±F4 i"hZ:g<@4 gÆF@kV"Fh"4.
Die überlieferte Form ist
wohl nur das Werk eines überarbeitenden Gelehrten, der
den Ausfall des dritten Verses nicht bemerkte und mit dem
unverständlich erscheinenden übrig gebliebenen vierten
nichts Besseres anzufangen wusste, als 8"@Ãl in
8"Îl und i"hZ:g<@4 in i"hZ:g<@l zu
verändern.
Eine Reihe von Veränderungen, welche ich auf Seite 6
der Ausgabe vorgenommen, wüsste ich so in aller Kürze
nicht zu erklären: weshalb ich mir eine hierauf
bezügliche Auseinandersetzung bis dahin verspare, wo ich
die hesiodisch-homerischen Verwandtschaftslisten
zusammenhängend behandeln werde. Ueberhaupt sind mehrere
litterarhistorisch bedeutsame Angaben des Certamen und
insbesondere der Begriff und die Geschichte der ganzen
Wettkampf-Vorstellung noch werth, ernstlich überlegt zu
werden: wozu freilich früher, so lange das Vorurtheil
gegen dies Schriftchen herrschte, nichts auffordern
mochte. Für diejenigen aber, denen ich es wahrscheinlich
gemacht habe, dass wir in seinem Kern, bei aller
Verstümmelung und Verkürzung, ein Produkt der
klassischen Zeit, die Erfindung eines Rhetors und
Schülers des Gorgias wieder zu erkennen haben, wird es
eine jedenfalls belehrende Aufgabe sein, das wenngleich
entstellte Bild eines alten $\@l {?:Zk@L, mit seinen
Erinnerungen an Rhapsodenwettkämpfe, sympotische
Räthselspiele und die frühesten homerischen Studien, zu
betrachten.
Basel im August 1872. |
Friedrich Nietzsche. |
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