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Der
Florentinische Tractat über Homer und Hesiod,
ihr Geschlecht und ihren Wettkampf. 1-2.
Von
Friedrich Nietzsche.
1870.
REPRINT: ©
The Nietzsche Channel, 2010.
I. Die Form
des Wettkampfes.
Wenn sich nach dem Zeugnisse Plutarchs in den
Symposiaca V, 2 die alten Grammatiker mit dem
homerisch-hesiodischen Wettkampfe bis zum Ueberdruss
beschäftigt haben, so galt doch der Eifer ihrer
Untersuchung niemals der Form jenes Wettkampfes,
sondern immer nur der Frage nach der Wirklichkeit oder
Unwirklichkeit desselben. Dabei bleibt noch die
Möglichkeit bestehen, dass Dichter und frei erfindende
Sophisten auch über die Form mannigfaltige Vorstellungen
verbreiteten, dass sie die Scene eines Sängerkrieges in
immer neuen Wendungen und Bildern sich anschaulich
machten. Dies wäre möglich gewesen: aber alles spricht
dafür, dass es nicht geschehen ist, sondern dass nur
eine Form bekannt geworden ist, dieselbe, deren
sorgfältigste Darstellung wir im Florentinischen Tractat
Bgk {?:Zk@< i" {/F4`*@L i" J@Ø (X<@Ll i" (ä<@l "ÛJä< finden. Damit soll durchaus nicht gesagt
sein, dass diese Darstellung die absolut vollständige
ist: im Gegentheil wird sofort gezeigt werden, dass jene
Erzählung im certamen Lücken enthält.
Natürlich meine ich hier nicht Lücken im Sinne einer
unvollkommenen Textesüberlieferung, sondern die Spuren
einer excerpirenden, mit Willkür hier und da
abschneidenden und verkürzenden Hand.
Am Schlüsse des Wettkampfes werden Hesiod und Homer
aufgefordert, das Beste aus ihren eigenen Gedichten
vorzutragen. Es hat etwas Ueberraschendes, dass jetzt
zehn Verse aus den Werken und Tagen und vierzehn aus der
Ilias als JÎ iV884FJ@< hervorgehoben werden. Es ist so
unwahrscheinlich erfunden, dass ein epischer Dichter zehn
oder vierzehn Verse aus vielen Tausenden recitirt und
dann verstummt, es ist so sehr im Widerspruch zur antiken
Sitte und Denkart, nach der Rhapsoden, die mit einander
im Kampfe sind, ehrgeizige Rhapsoden, doch gewiss nicht
zu ihrem eigenen Nachtheil so kurzathmig zu denken sind.
Und was unterscheidet denn jene zehn und vierzehn Verse
von den Tausenden ihrer Umgebung? Worin läge der Vorzug
so weniger für einen wählerischen Geschmack? Wir hören
ja, was nachher in diesem Wettkampfe die Entscheidung
giebt, nicht die Form, die 'ästhetische Singularität,
sondern der Stoff, wie dies ja bei naiven Schiedsrichtern
das Natürlichste ist. Der König "Allweis"
Paneides, dessen Urtheilsspruch für alle Zeiten berühmt
blieb, bekränzt den Sänger von Feldbau und Friedenszeit
und versündigt sich damit an dem heroischen Geiste des
älteren Hellenenthums, das eine solche Gesinnung als
etwas Verächtliches brandmarkte. Hier wo es also
durchaus auf den stofflichen Geschmack, auf die
Theilnahme am Inhalt, nicht an der Form ankommt, ist ein
solches Auslesen von zehn und vierzehn Versen etwas
Räthselhaftes oder Absurdes. Man würde schon den
Schluss wagen müssen, dass ein Excerptor hier seine Hand
im Spiele habe auch wenn es kein so untrügliches
Zeugniss geben sollte, wie uns in einem $\@l {/F4`*@L
erhalten ist. Johannes Tzetzes nämlich, nicht Proclus
vgl. Val. Rose Arist. Pseudepigr. p. 509 ff., erzählt
den Hergang jenes Sieges folgendermaassen Westerm. p. 47:
JX8@l J@Ø $"F48XTl A"<g\*@L gÆB`<J@l "ÛJ@Ãl, J iV884@J" Jä< ©"LJä< ¦Bä< <"8g>":X<@Ll gÆBgÃ<, ~?:0k@l :¥< kPgJ"4 8X(g4< J@ØJ@ JÎ PTk\@< BÎ B@88ä< ¦Bä< k>V:g<@l ÐB4Fhg< FBÂl kz FB\*z §kg4*g, i`kLl i`kL<, <Xk" *z <Zk, R"Ø@< *z ÊBB`i@:@4 i`kLhgl 8":Bk@ÃF4 nV8@4F4 <gL`<JT<, ól BLi<@Â ¦nXFJ"F"< 88Z8@4F4. i"Â Bgk"4JXkT J@bJT<. {/F\@*@l *¥ J@Ø A804V*T< z!J8"(g<XT< ¦B4Jg88@:g<VT< BVkPgJ"4 i"Â Ò:@\Tl {?:Zkå Bk@$"\<g4 :XPk4 B@88@Ø Jä< ¦Bä<.
Es leuchtet sofort ein, dass Tzetzes und der Verfasser
des Florentinischen Tractats eine gemeinsame Vorlage
benutzen, dass aber der Erstere in diesem Falle
sorgfaltiger sich an sein Original hält als der
Letztere. Nach jenem Original aber begann Homer aus dem
dreizehnten Buche der Ilias zu recitiren, indem er viele
Verse früher (ÐB4Fhg< vgl. Lobeck, Phrynich. p. 11)
anhob, d. h. lange vor Vers 131 FBÂl kz iJ8. Es folgen
jetzt drei Verse, die ebenfalls im Florentinischen
Tractat angeführt sind, Ilias XIII, 131 ff.; darauf
fügt Tzetzes hinzu i"Â Bgk"4JXkT J@bJT<. Hesiod aber
beginnt nach der Quelle des Tzetzes mit demselben Verse
wie im Florentinischen Tractat und geht dann vorwärts
Ò:@\Tl {?:Zkå Bk@$"\<g4 :XPk4 B@88@Ø Jä< ¦Bä<. Mit diesem
Ausdrucke kann er ja unmöglich nur die folgenden neun
des Certamen verstanden haben; denn wo bliebe der
Parallelismus, der doch durch die Worte Ò:@\Tl {?:Zkå Bk@$"\<g4 :XPk4 B@88@Ø Jä< ¦Bä< verbürgt ist, wenn diesen
zehn hesiodischen Versen jene B@88 §B0
entgegengestellt würden, welche Homer ÐB4Fhg<
gesprochen haben soll, sammt den drei Versen der Ilias
XIII, 131 ff. i"Â Bgk"4JXkT J@bJT<? Es ist demnach
ersichtlich, dass in der dem Tzetzes vorliegenden Form
des (f< eine weit grössere Anzahl von Versen als
das Schönste der homerischen und hesiodischen Poesie
hervorgehoben war etwas, was gewiss an sich natürlicher
und wahrscheinlicher ist als die Darstellung im
Florentinischen Tractat. Doch fehlt es auch in diesem
nicht an Anzeichen, dass auch ihm jene vollere Form zu
Grunde liegt, die wir aus Tzetzes kennen, und dass diese
nur durch die Willkür des Excerptors zu der jetzigen
Gestalt verkürzt wurde. Die Recitation der Verse des
dreizehnten Buches springt nämlich plötzlich von Vers
133 bis zu 339, womit doch gewiss nicht gesagt sein soll,
dass Homer das Dazwischenliegende von dem Lobe, JÎ iV884FJ@< ¦i Jä< Æ*\T< B@40:VJT< zu sein,
selbst ausgeschlossen habe. Hier hat vielmehr der
Excerptor sich der Mühe enthoben, die ganze Stelle von
v. 126-344 abschreiben: und wenn es berechtigt ist,
aus den Aussagen des Tzetzes Schlüsse zu ziehen, so hat
er schon eine grosse Menge von Versen, die sich vor v.
126 finden, weggelassen. Wie gross diese Menge war, ist
nur aus der Betrachtung des dreizehnten Buches zu
entnehmen. Ich setze voraus, dass der herausgehobene schönste
Theil der homerischen Poesie ein aus dem Ganzen
lösbares, leidlich abgesondertes Stück sein muss.
Hiermit ist also die Aufreizung der beiden Ajas durch
Poseidon und das darauf folgende Schlachtenbild gemeint:
dieser grossen, stürmisch bewegten Scene kam nach dem
Geschmack des Erzählers jenes überschwengliche Lob zu.
(Einem solchen Urtheile, das, wie wir sehen v. erden, dem
Zeitalter des Thucydides angehört, steht z. B. die
Erklärung Bernhardys entgegen, dass das dreizehnte Buch
vielen Prunk und nicht immer das rechte Maass habe
(Literaturgeschichte II. Theil p. 166); und als Beleg
für die Ueberladung in Vortrag und Satzform wird gerade
eine Periode (v. 276-287) bezeichnet, welche sich in
der belobten Stelle findet). Auch noch ein anderes
Beweismittel, dass der Excerptor im Florentinischen
Tractat die citirten Stellen gewaltsam auf das kleinste
Maass beschränkt habe, liegt in der Thatsache, dass der
letzte hesiodische Vers auf ungeschickte und
eigenmächtige Weise zum periodischen Abschluss gebracht
wird, nämlich durch
(L:<`< Jz :V"< ÓJ"< òk4" BV<J" BX8T<J"4.
während an der angeführten Stelle der }+k("
der Satz durchaus nicht mit diesem Verse, sondern erst
drei Verse später zu Ende kommt
(L:<Î< *z :V"<, gÇ Pz òk4" BV<Jz ¦hX8®Fh" §k(" i@:\.gFh"4 )0:ZJgk@l òl J@4 ªi"FJ" òk4z X>0J"4, :Z JTl J :XJ".g P"J\.T< BJfFF®l 88@Jk\@Ll @Çi@Ll i"Â :0*¥< <bFF®l.
Halten wir nun fest, dass Hesiod Ò:@\Tl {?:Zkå Bk@$"\<g4 :XPk4 B@88@Ø Jä< ¦Bä<
recitirt habe, so berechtigt uns dies, dabei ungefähr an
300-400 Verse zu denken; die Entscheidung giebt
wiederum die Betrachtung des hesiodischen Originals. Wenn
Hesiod mit v. 383 anfing, so durfte er, um mit Homer in
Parallelismus zu bleiben, nicht vor 683, ja vielleicht
erst 783 zu Ende kommen. Dies würde bedeuten, dass er
die gesammten eigentlichen }+k(" i"Â {/:Xk"4
vorgetragen habe, jedenfalls aber Vorschriften über
Landbau und Schifffahrt. Zweifelhafter wäre es, ob er
auch das böotische Calendarium von v. 765 an recitirt
habe. Sicherlich aber waren auch in der älteren Form der
Erzählung die Verse nicht vollständig ausgeschrieben,
ja vielleicht hatte sich der Erzähler des (f< nicht
einmal deutlich gemacht, dass in dem bezeichneten
Abschnitte der }+k(" auch die Verse stünden, in
denen Hesiod vom errungenen Siege auf Euböa und dem
gehenkelten Dreifuss belichtet: es müsste denn Einer
verwegen genug sein, auf der bis jetzt gegebenen
Grundlage die Existenz einer älteren Form der }+k("
zu behaupten, in der jene Episode vom Kampf und Sieg auf
Euböa gefehlt habe. Wenn diese Stelle thatsächlich von
Plutarch, wahrscheinlich sogar im Anschluss an die
alexandrinischen Kritiker, für unecht erklärt wurde, so
geschah dies sicherlich nicht auf Grund einer alten
Ueberlieferung, sondern durchaus im Widerspruch mit der
Tradition, doch im Bewusstsein der Unmöglichkeit von
Hesiods und Homers ÆF@Pk@<\"; denn nur weil man die
betreffenden Verse der }+k(" auf den bekannten
helikonischen Dreifuss und seine Inschrift bezog, weil
man sodann den Inhalt der Inschrift und damit die
Existenz des Dreifusses in der Ergastelle für unmöglich
erklärte, behauptete man die Unechtheit jener Verse:
nur der Grammatiker Proclus (Westerm. Biogr. p. 26)
scheint eine andere Interpretation der hesiodischen Verse
bei völliger Verwerfung des Dreifussepigramms zu
verlangen.
Abgesehen von der eben besprochenen Unvollständigkeit
ist die Erzählung im Florentinischen Tractat die bei
weitem ausfuhrlichste. Alle einzelnen Züge, die
anderwärts über die Form des (f< berichtet werden,
sind in ihr wieder zu finden. So läuft mit jener
einzigen wesentlichen Ausnahme die Erzählung des Tzetzes
der des Tractats völlig parallel, hier und da bis auf
die Gleichheit der Worte; und dies ist am auffälligsten
in der Erzählung des hesiodischen Lebens nach dem Siege
auf Euböa, sowie des Todes in Lokris, an welcher Stelle
Tzetzes eine sehr wichtige Corruptel zweier Namen mit dem
Florentinischen Tractat gemein hat. Auch die Andeutungen
des Themistius und des Philostrat über den
homerisch-hesiodischen Wettkampf geben keinen Zug, der
sich nicht im Florentinischen Tractat, und zwar
ausfuhrlicher dargestellt wiederfände wenn wir
von einer einzigen Ausnahme absehen. Mit dem gegebenen
Beweise nämlich, dass die Erzählung über das Ende des
Wettkampfes im Tractat unvollständig überliefert sei,
stimmt durchaus überein, was wir aus beiden genannten
Schriftstellern über die Form des Wettkampfes wissen.
Themistius in der XXX. Rede p. 348 bezeichnet durchaus
dieselbe Stelle der Ilias durch die Worte Ò :¥< (k B@8X:@Ll i"Â :VP"l i"Â FL<"FB4F:Î< J@Ã< !ÆV<J@4< i"Â 88" J@4"ØJ" und scheint durch die nächstfolgenden
Worte anzudeuten, dass Hesiod sowohl die eigentlichen
§k(" als auch den Schlusstheil des Gedichts, die º:Xk"4 recitirt habe, Ò *¥ (l Jg à:<0Fg< §k(" i" º:Xk"l, ¦< "Íl J §k(" $g8J\T (\<gJ"4. Philostrat in den Heroica p. 194 (Boisson.) spricht über die Iliasstelle also J §B0 J Bgk J@Ã< !ÆV<J@4< i" ñl "Ê nV8"((gl "ÛJ@Ãl k"kLÃ"\ Jg i" i"kJgk" µF"<, von den hesiodischen Versen aber so: JÎ< *¥ J BkÎl JÎ< *g8nÎ< JÎ< ©"LJ@Ø AXkF0< ©< @Él "ÛJÎ< §k(T< Jg ¦iX8gLg< BJgFh"4 i"Æ (gTk(\ Bk@FigÃFh"4 ñl :¬ *X@4J@ ©JXkT< :0*¥ Bg4<æ0, zum deutlichen Beweise,
dass er in seiner Vorlage nicht nur dieselben Verse wie
im Florentinischen Tractat vorfand, da in diesem von dem
zuletzt angeführten Motiv überhaupt nicht die Rede ist.
Ueberall erkennen wir also ein und dieselbe
Vorstellung vom homerisch-hesiodischen Wettkampfe. Eine
einzige Stelle ist es, aus der man auf eine völlig
verschiedenartige Version dieses Wettkampfes schliessen
könnte und geschlossen hat. Dies ist ein Bericht im
zehnten Capitel der pseudo-plutarchischen Schrift
Convivium septem sapientium. So lange man von der
Echtheit dieser Schrift ausgieng, war man auch
berechtigt, hier eine originelle Fassung des Wettkampfes
zu behaupten, nicht etwa eine blosse Verdrehung und
Entstellung jener eben erwähnten Grundform; denn
Plutarch als Exeget des Hesiod durfte auch, wenn er die
Sage aus dem Gedächtniss erzählte, doch das
Sachverhältniss jenes Wettkampfes nicht so falsch
darstellen, als es dargestellt sein müsste, wenn auch
hier die Benutzung der Grundform anzunehmen sein sollte.
Wenn Plutarch der Verfasser jener Schrift ist, so wählte
er mit voller Bewusstheit eine von der gewöhnlichen
Vorstellung abweichende Darstellung jenes Wettkampfes: er
kannte jedenfalls zwei neben einander stehende Versionen.
Sobald aber die Unechtheit jener Schrift erwiesen ist,
macht sich wieder die Möglichkeit geltend, dass jene
Urform auch hier vorliege, doch in arger Verkümmerung,
welche Gedächtnissfehler und Aehnliches verschuldet
haben. Ja wenn wir den Bericht sorgsam prüfen, so geht
diese Möglichkeit in eine starke Wahrscheinlichkeit
über, und die Vorstellung von einer zweiten
gleichberechtigten Version verschwindet wieder. z!i@b@:g< (k ÓJ4 i" BkÎl Jl z!:n4*V:"<J@l J"nl ¦l O"8i\*" Jä< J`Jg F@nä< @Ê *@i4:fJ"J@4 B@40J" FL<8h@<. µ< *¥ Ò z!:n4*V:"l <¬k B@8g:4iÎl i" B@88 BkV(:"J" B"k"FPã< z+kgJk4gØF4< ¦< J"Ãl Bgk 708V<J@L :VP"4l §BgFg<. ¦Bg *¥ J B"kgFigL"F:X<" J@Ãl B@40J"Ãl §B0 P"8gB¬< i" *bFi@8@< ¦B@\g4 J¬< ik\F4< *4" JÎ ¦nV:488@< » Jg *`>" Jä< (T<4FJä<, {?:Zk@L i" {/F4`*@L, B@88¬< B@k\"< :gJ "Æ*@Øl J@Ãl ik\<@LF4 B"kgÃPg, ¦JkVB@<J@ BkÎl J@4"bJ"l ¦kTJZFg4l i" Bk@Ü$"8z Ò :¥< òl n0F4 7XFP0lq 9@ØFV :@4 §<<gBz ¦igÃ<", J :ZJz ¦(X<@<J@ BVk@4hg< :ZJz §FJ"4 :gJ`B4Fhg<. Bgik\<"J@ *¥ {/F\@*@l ¦i J@Ø B"k"JLP`<J@l 88z ÓJ"< :n )4Îl Jb:$å i"<"PZB@*gl ËBB@4 kL"J" FL<Jk\RTF4< ¦Bg4(`:g<@4 Bgk <\i0l. i" *4 J@ØJ@ 8X(gJ"4 :V84FJ" h"L:"FhgÂl J@Ø Jk\B@*@l JLPgÃ<. Homer (oder nach Welckers Auffassung der Kampfrichter
Lesches) wendet sich an Hesiod mit der schwierigen Frage
9@ØF" iJ8. Diese beiden Verse scheinen doch der Situation
sehr wenig angemessen zu sein. Dass hier die Muse nur
durch einen Gedächtnissfehler die Aufforderung bekommt,
dass sodann die Rollen zwischen Homer und Hesiod
fälschlich vertauscht sind, das ergiebt sich, sobald man
den wahren Sachverhalt und den Sinn der Frage aus dem
Florentinischen Tractat hinzunimmt. Hesiod nämlich war
es doch, dem die Musen verliehen hatten, Vergangenes und
Zukünftiges zu singen, und deshalb sagt er (nach
Göttling's gedanklich richtiger Verbesserung)
9@ØF" 8X(g4 JV Jz ¦`<J" JV Jz ¦FF`:g<" Bk` Jz ¦`<J", Jä< :¥< :0*¥< g4*g, F× *z 880l :<F"4 @4*l. Erst in dieser Form ist die Frage und nachher die
Antwort verständlich. Hesiod hat durch die Gnade der
Musen das gesammte Bereich der Vergangenheit, der
Gegenwart und Zukunft in seiner Gewalt und verlangt nun
etwas aus einer Welt zu hören, die nicht unter den
Begriff des Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen
fällt. Homer rindet sofort den richtigen Ausweg, er
spricht von der Welt des Unmöglichen und Unwirklichen.
Im Vergleich mit dieser Form erkennen wir in der des
Conviviums nur eine misslungene Nachahmung aus halber
Erinnerung an das Richtige: dabei wurde versehen, dass
Hesiod eigentlich der Fragende sein sollte, sodann dass
die Muse nicht aufgefordert werden durfte, von jenem
Reiche des Unmöglichen zu singen, endlich dass bei
Hesiods Antwort schon durch die Anknüpfung 88z ÓJ"<
die natürliche Verbindung zwischen Frage und Antwort
vernichtet wird. Auch darin, dass der zweite Vers der
Aufforderung nicht zu Ende kommt, erweist sich das
Fragmentarische des Gedächtnisses, sowie eine gewisse
Gleichgültigkeit gegen die Einzelheiten der Form bei dem
auch sonst geschmacklosen Verfasser des Convivium. An
diesem einen Fall hat man bereits einen Maassstab, wie
man die hier vorgetragene Version zu beurtheilen hat.
Nach ihr sind die Richter in Verlegenheit bei dem grossen
Verdienste und der Berühmtheit der Kämpfenden, und man
wendet sich zu derartigen Fragen, wie wir eine eben
besprochen haben. Hesiod wird wegen seiner
Stegreifantwort am meisten bewundert und erlangt den
Dreifuss. Wenn nun nach Welcker's Vorstellung (Epischer
Cyklus p. 270) einer der Richter die Frage thut, so ist
nicht abzusehen, wie Hesiod einer glücklichen Antwort
halber als der Sieger im ganzen Agon bezeichnet werden
kann, mindestens müsste doch auch Homer eine Antwort und
zwar eine minder glückliche von sich geben, wovon wir
keine Andeutung finden. Aber eben so unwahrscheinlich ist
der Hergang, wenn Homer die Frage thut und Hesiod
antwortet. Als das für den Sieg entscheidende Moment
kann doch nur die Antwort angesehen werden, und es
müsste demnach, um irgend welche Gerechtigkeit bei dem
Wettkampf walten zu lassen, doch auch Homer die
Möglichkeit gegeben werden, glücklich zu antworten,
wovon wiederum keine Andeutung zu finden ist. Der
Erzähler im Convivium hat offenbar, wie er die
Reihenfolge von Homer und Hesiod vertauschte, entweder in
seinem schwankenden Gedächtniss oder zu Gunsten des
ganzen Zusammenhangs, in dem die B@k\"4 vorgebracht
werden, die Reihenfolge der Begebenheit verschoben. Der
Sieg kann sich naturgemäss nur an die letzte und
höchste Leistung anschliessen, wie dies im
Florentinischen Tractat durchaus richtig dargestellt
wird; eine zufällig glückliche Räthsellösung kann
nicht den Ausschlag in einem Kampf zwischen Homer und
Hesiod geben. Der Verfasser des Convivium hatte
vielleicht sogar eine bewusste Absicht, wenn er die
Aufstellung der B@k\", ihre Lösung und den Dreifuss
als Siegespreis so direct verband; jedenfalls erkennen
wir in seiner Erzählung entweder eine willkürliche oder
unwillkürliche Entstellung und Verdrehung jener einzigen
Urform, deren deutlichstes Bild wir im Florentinischen
Tractat erkennen. Wenn Welcker p. 269 Mannigfaltigkeit
der Behandlung bei der dichterischen Natur des
Gegenstandes nicht unerwartet findet, so ist dies im
Allgemeinen nur zuzugeben, nur dass eine mehrfache
Behandlung uns nicht nachweisbar ist und alle
Hindeutungen auf den Agon nur eine Form, die uns
bekannte, im Auge haben. Anders freilich stellt es
Welcker dar, der die von Philostrat, Proclus (vielmehr
Tzetzes) und Themistius herrührenden Bezüge einer
anderen Form der Erzählung zuweist als der im
Florentinischen Tractat: der Unterschied zwischen dem
letzteren und den genannten Autoren beruht aber doch nur
darin, dass dort ausführlich berichtet, hier auf diesen
ausführlichen Bericht als auf einen allbekannten
gelegentlich angespielt wird. Was die kritische
Streitfrage über die Worte i"Â Bk@Û$V8@:g< òl n0F4 7XFP0l anbetrifft, so ist vor allem Welckers Schreibung abzuweisen i"Â Bk@Ü$"8g, òl n"F4, 7XFP0l, weil durch sie das zwischen der Erzählung im Convivium und ihrem eigentlichen Original obwaltende Verhältniss durchaus zerstört wird. Ganz abgesehen, wie unwahrscheinlich es ist, dass der jüngere Dichter, noch dazu der Schüler, die Kritik über den Meister ausüben soll und dies noch dazu im ungünstigen Sinne. Ebenso wenig ist Göttling's Vorstellung zu billigen, welcher i"Â Bk@Ü$"8z Ò :¥< òl n0F4 7XFP0l schreibt und
unter dem genannten Lesches einen sonst unbekannten, um
Vieles jüngeren Dichter verstehen will. Dies
widerspricht jedoch durchaus der Skenopoiie der
Pseudo-plutarchischen Schrift. Wenn überhaupt in einer
Unterredung der sieben Weisen ein Lesches, noch dazu ohne
nähere Bezeichnung als Gewährsmann in der Rede erwähnt
wurde, so kann Niemand anders als der kyklische Dichter
verstanden sein. G. Hermann beseitigt den Namen
vollständig und damit alle Schlüsse, die sich auf
diesen Namen gründen, doch ohne für seine Vermuthung
Vertrauen erwecken zu können. In seiner Lesung
¦JkVB@<J@ BkÎl J@4"bJ"l ¦kTJZFg4l i"Â 8XFP"l i"Â Bk@Ü$"8z Ò :¥< òl n0F4 missfällt das in
diesem Sinne sehr seltene und durchaus poetische Wort
8XFP"4. Einen sehr ansprechenden Gedanken hat Bergk
(Analecta Alexandrina, Marburg 1846 p. 22) mitgetheilt.
Nach ihm ist der Zusatz òl n0F4 7XFP0l nur
die Randbemerkung eines gelehrten Lesers, der als Quelle
der nachfolgenden zwei Verse die kleine Ilias des Lesches
bezeichnet habe. In diesem Sinne liest er i"Â Bk@Ü$"8@<, Ò (X<q 9@ØF" iJ8. Die genannten Verse
können recht wohl die Einleitung eines Epos sein, und es
ist an und für sich wahrscheinlicher, dass der
vergessliche Schreiber des Convivium falsche und nur halb
der Situation angemessene Verse aus dem Gedächtniss
hervorholte, als dass er neue Verse für den
augenblicklichen Zweck und noch dazu so unzutreffende
gedichtet habe.
II. Alcidamas
als der Urheber der Form des Wettkampfes.
Der Verfasser jenes Tractats, dessen voller Titel so
lautet Bgk {?:Zk@L i" {/F4`*@L i" J@Ø (X<@Ll i" (ä<@l "ÛJä<,, redet ein einziges Mal über sich
selbst und dies so, dass die Zeit, in der er lebte,
dadurch festgestellt wird. Er erzählt, was die
Pythia dem hg4`J"J@l "ÛJ@ikVJTk z!*k4"<`l geantwortet
habe, als er über Homers Eltern und Heimath fragte, und
bezeugt dabei vor dem Fragenden und dem Antwortenden (JÎ< B@ik4<V:g<@<) seinen Respect. Ist nun jener Verfasser
zugleich der Erfinder der von ihm erzählten
Wettkampfgeschichte? Bernhardy (II, p. 265 der dritten
Bearb.) meint es, wenn er die ganze Schrift "ein
freies Uebungsstück der Sophistik unter Hadrian in
agonistischer Form" nennt. Und dies ist die
herrschende Vorstellung, die sich in dem Doppelbegriff
des "auctor certaminis" verbirgt. Mit diesem
Ausdruck wird ebensowohl jener Zeitgenosse Hadrians als
auch der Erzähler der Wettkampfgeschichte bezeichnet,
und zwar als ein und dieselbe Person. Certamen bedeutet
bald den Titel der ganzen Schrift, bald den einzelnen
Theil dieser Schrift. Ueber die Ungenauigkeit dieses
Titels sagt Valentin Rose (Anecd. p. 16): "Daniel
Heinsius (hinter seinem Hesiod Lugd. Bat. 1603 in quarto)
verkürzte die von Stephanus der Handschrift gemäss
gegebene Ueberschrift Bgk {?:Zk@L i" {/F4`*@L i" J@Ø (X<@Ll i" (ä<@l "ÛJä<
offenbar weil er ihn (sic) für von (sic) Stephanus
Erfindung hielt in den (sic) seither gebliebenen,
nicht völlig entsprechenden {/F4`*@L i"Â {?:Zk@L (f<." Nicht ganz richtig: er liess jenen
eigentlichen Titel nur weg und stellte den Haupttitel der
editio Stephaniana voran: schon Stephanus hat die
Verkürzung vorgenommen, schon in den Randglossen seines
apographum.
Der Verfasser ist durchaus Referent, doch ist
ein Unterschied in der Art des Referirens zu bemerken. Im
ersten Abschnitt (über Heimath, Eltern und Zeit) stellt
er kurz die verschiedensten Ansichten neben einander:
alles Folgende aber ist nach einer einzigen Quelle
erzählt (nur bei dem Tode Hesiods wird eine abweichende
Version berichtet). Wir haben eine vita Hesiodi et Homeri
in einer vita: letztere ist die eines
Grammatikers, erstere eine freie selbständige, breit
ausgeführte Darstellung, die der erstgenannte
Grammatiker excerpirt. Zwischen diesen Theilen giebt es
die stärksten Differenzen. Die eingeschobene vita geht
von ganz bestimmten Voraussetzungen aus. Die Heimath der
Mutter Homers ist nach ihr los, während in der
Einleitung nur B@88¬ *4"nT<\" Bgk BF4< berichtet
wird und die dem Autor besonders glaubwürdig
scheinende Aeusserung der Pythia. In der Einleitung ist
die Zeit ungewiss, in der vita gilt Homer als Zeitgenosse
des Königs Medon (d. h. der ionischen B@4i\"). In der
Einleitung ist es eine unentschiedene Frage, ob Homer und
Hesiod gleichzeitig gelebt haben, in der vita ist dies
eine Thatsache. Smyrna, Chios und Colophon haben in der
Einleitung das Hauptanrecht auf Homer, in der vita das
dort gar nicht genannte los. Dass der Verfasser des
Tractats die vita nur referirt, beweist sein fortwährend
eingeschobenes òl n0F4; womit er doch ablehnt,
selbst für den Erfinder jener Erzählungen zu gelten.
Wenn Bernhardy (II, S. 65) von der Herodotischen vita
Homeri sagt "in seiner gemeinen und pedantischen Verarbeitung
des Materials, die von der antiken Denkart abweicht,
verräth das Werkchen eine Geistesverwandtschaft mit dem
Cento, '{?:Zk@L i"Â {/F4`*@L (f<,' so nimmt er an,
der Verfasser habe einen alten Stoff frei, "in
agonistischer Form" bearbeitet. Dann würde derselbe
erst nur referirender Grammatiker, der Ansicht neben
Ansicht stellt, dann wieder dichtender Sophist sein, der
eine geschlossene Reihe von festen Voraussetzungen hat.
Aber der Grammatiker sollte doch wenigstens das für
wahrscheinlich halten, was der Dichter einfach als wahr
hinstellt. Hier aber finden wir, dass Anderes jenem für
wahrscheinlich und Entgegengesetztes diesem als wahr
gilt. Alles räth von dieser gezwungenen Vorstellung ab
(die übrigens eine recht allgemeine zu sein scheint).
Wie sie entstehen konnte, ist klar: man wusste nicht,
dass unser Tractat nur eine ¦i8@(Z aus einem grösseren
Werke ist, man behandelte ihn als selbständige Schrift.
Die Selbständigkeit suchte man in der freien Form des
(f<, dem nur eine kurze historische Einleitung
vorausgeschickt sei. Umgekehrt unser Urtheil: Die
Selbständigkeit liegt in dem Nebeneinanderstellen von
gelehrten Ansichten in der Einleitung, das Nachfolgende
ist einfach abgeschrieben (doch in verkürzter Form). An
der einen Stelle vom Tode Hesiods tritt die
Selbsttätigkeit des Autors wieder hervor, durch ein
gelehrtes Gegenzeugniss. )4"Jk4$l *z "ÛJè B8g\@<@l (g<@:X<0l ¦< J@Ãl ?Æ<gT<gÃF4< (so Sauppe für ?Æ<äF4<) ßB@<@ZF"<Jgl (Sauppe ohne Grund ßB@J@B@ZF"<Jgl) @Ê <g"<\Fi@4 J¬< *g8n¬< "ÛJä< :@4Pgbg4< JÎ< {/F4`*@<, B@iJg\<"<Jgl gÆl JÎ :gJ">× Jl +Û$@\"l (dafür ist wohl +ÛB"8\"l oder #@8\<"l im Original gewesen: an dieser Stelle selbst ist nichts
zu corrigiren) i"Â Jl 7@ik\*@l (ursprünglich
wahrscheinlich 9@8Lik\"l) BX8"(@l i"JgB`<J4F"<. J@Ø *¥ <gik@Ø Jk4J"\@L BkÎl J¬< (< ßBÎ *g8n\<T< Bk@Fg<gPhX<J@l, ©@kJl J4<@l ¦B4PTk\@L B"kz "ÛJ@Ãl @ÜF0l z!k4"*<g\"l (hier ist nach Anleitung der Parallelstelle aus Plutarch zu schreiben {C\@L (<g\"l), BV<Jgl ¦BÂ JÎ< "Æ(4"8Î< §*k":@< i"Â JÎ Fä:" (<Tk\F"<Jgl ¦igÃ<@ :¥< Bg<hZF"<Jgl §h"R"<, J@×l *¥ n@<gÃl <g.ZJ@L<. @Ê *¥ n@$0hX<Jgl J¬< Jä< B@84Jä< Ïk(¬< i"J"FBVF"<Jgl 84gLJ4iÎ< FiVn@l *4XB8gLF"< gÆl 5kZJ0<, @ál i"J :XF@< JÎ< B8@Ø< Ò -gLl igk"L<fF"l i"JgB`<JTFg<, òl n0l4< z!8i4*V:"l ¦< 9@LFg\å. z+k"J@FhX<0l *X n0F4< ¦< {/F4`*å (so mit Bergk für ¦< ¦<0B`*å) 5J\:g<@< i"Â }!<J4n@< J@×l '"<biJ@k@l ¦BÂ J± BD@g4D0:X<® "ÆJ\ <g8`<J"l (sic, nicht <g8h`<J"l) Fn"(4"Fh<"4 hg@Ãl (nicht hgF:@Ãl) J@Ãl >g<\@4l ßBz +ÛkLi8X@Ll J@Ø :V<JgTl iJ".
Dies ist die einzige Stelle, an welcher der Verfasser
seine Hauptquelle ausdrücklich nennt, Alcidamas
im Museum. Sie ist genannt, weil er eine Gegennotiz aus
Eratosthenes einfügen will und zeigen muss, gegen welche
Autorität diese Autorität sich wendet. Denn wer möchte
meinen, er habe hier seine Hauptquelle (aus der die ganze
Agon-Erzählung stammt) nicht benutzt, sondern bei Seite
gelegt und die erste Notiz über den Tod Hesiods aus
einem zweiten Buche, die zweite aus einem dritten
gegeben. Jedenfalls enthielt doch das Erste (die
Hauptquelle) sowohl den Tod Hesiods wie den Homers; es
ist doch das Natürlichste, dass der Verfasser auch das
Erste zuerst benutzt. Eine ganz falsche Vorstellung ist
es, dass Alcidamas nur für die Bestrafung der Mörder
citirt werde; das Gegenzeugniss des Eratosthenes enthält
eine durchaus abweichende Variante über den Tod Hesiods
und im Zusammenhange damit auch über die Bestrafung der
Mörder.
Der Autor hat also, nach seinem eigenen Zeugnisse,
für die grosse eingeschobene Doppelvita (die ihren
Kernpunkt in der Erzählung des (f< hat) Alcidamas
benutzt. Im Museum des Alcidamas fand sich somit jene
breite Darstellung des homerisch-hesiodischen
Wettkampfes. Und dass dies die Wahrheit ist, dafür
bürgt uns das einzig noch übrige Citat aus eben diesem
Museum. Stobaeus Floril. tit. 120 (mit der Ueberschrift
§B"4<@l h"<VJ@L): z+i J@Ø z!8i4*V:"<J@l 9@LFg\@Lq
kP¬< :¥< :¬ nØ<"4 ¦B4Ph@<\@4F4< k4FJ@<q nb<J" *z ÓBTl êi4FJ" Bb8"l z!Ä*"@ BgkF"4.
Photius im Register nennt Alcidamas einen Dichter:
dies musste er aus den zwei Versen erschliessen, wenn er
ihn anderweitig nicht kannte. Diese Verse aber
sind dieselben, welche im (f< Homer spricht, auf die
Frage des Hesiod
LÊ¥ 9X80J@l ~?:0kg hgä< B@ :Z*g" gÆ*fl gÉBz (g :@4 BV:BkTJ" J\ nXDJ"J`< ¦FJ4 $k@J@ÃF4<;
Ein Abschnitt also, der nach unserer Argumentation aus
dem Museum des Alcidamas stammen muss, ist einem genauen
Zeugniss nach wirklich in demselben vorgekommen.
Der citirte Alcidamas ist nun jedenfalls identisch mit
dem bekannten Schüler und Schulerben des Gorgias. Wie
Homer im Wettkampfe mit Hesiod geschildert wird, so wird
vornehmlich seine Schlagfertigkeit im Improvisiren
hervorgehoben; auch nachher, bei Homers Aufenthalte in
Athen, geschieht des FPg*4V.g4< rühmende Erwähnung.
Homer siegt dadurch über den nur fragenden Hesiod,
unterliegt aber bei dem Recitiren bereits fertiger
Gedichte, aber auch nicht nach dem Urtheile der Hellenen.
Das Improvisiren ist aber gerade die Eigenschaft, die der
Rhetor Alcidamas so stark gegen Isocrates betont. Der
Sinn der Erzählung ist: der Nichtstegreifredner kann nur
durch Ungerechtigkeit siegen. Man vergleiche die Rede
Bgk Jä< J@×l (k"BJ@×l 8`(@Ll (k"n`<JT< ´ Bgk F@n4FJä<, die nach Vahlen's überzeugender
Ausführung als echt zu betrachten ist (J. Vahlen, Der
Rhetor Alcidamas. Aus den Ber. der Akad. der Wiss. Wien
1864). Homer, den auch Alcidamas hoch verehrt (Sengebusch
diss. Hom. I p. 113 sqq.), ist gewissermaassen der Typus
der Gorgianischen Beredtsamkeit. Philostrat. Vit. Soph.
p. 482 B"kg8hã< (k @âJ@l ('@k(\"l) ¦l JÎ z!h0<"\T< hX"Jk@< ¦hVkk0Fg< gÆBgÃ< {Bk@$V88gJgz i" JÎ i4<*b<gL:" J@ØJ@ BkäJ@l <gnhX(>"J@, ¦<*g4i<b:g<@l BV<J" :¥< gÆ*X<"4, Bgk B"<JÎl *¥ < gÆBgÃ< ¦n4gÂl Jè i"4kè iJ8. Homer, von dem
Alcidamas zu sagen scheint (Vahlen p. 10) @Û*¥< J@4@ØJ@< hLk:" J± B@4ZFg4 Bk@FnXkT< 'der auch Ernst in
die Dichtung zu legen weiss,' spricht in diesem
ernst-philosophischen Sinne bei Gelegenheit des
Wettkampfes. Dazu erinnern die Formen, in denen die
Prüfung Homers stattfindet, an den Schüler des Gorgias.
Wenn dieser sich rühmt *4 $k"PLJVJT< gÆBgÃ< (Plat.
Gorg. 449 c), so erinnert dies uns an die Aufforderung
des Hesiod:
¦< *z ¦8"P\FJå k4FJ@< §Pg4l ÓJ4 nbgJ"4 gÆBgÃ<;
und an die folgenden Sätze, in denen es überall auf
ein schlagfertiges Zusammendrängen eines bedeutenden
Gedankens in die kürzeste Form ankommt. Das Gorgianische
*4 (<T:ä< gÆBgÃ< geht durch den ganzen (f<. Es
kommen in der Prüfung vor º Jä< B`DT< ¦BgkfJ0F4l, darauf (<ä:"4 :n\$@8@4. Dann ein
Räthsel, auf das Homer *4 8@(4FJ4i@Ø Bk@$8Z:"J@l antwortet. Die überall gebrauchte Philosophie steht ganz
auf der naiv-ethischen Stufe. Was bedeutet nun der
Titel :@LFgÃ@<? Diese von Bergk und Sauppe in
verschiedenartigem Sinne beantwortete Frage soll uns
zunächst beschäftigen.
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