"Auf meinem Tische liegt die neue Auflage (die zweibändige) von Menschliches, Allzumenschliches, deren erster Theil damals ausgearbeitet wurde—seltsam! seltsam! gerade in Ihrer verehrungswürdigen Nähe! In den langen 'Vorreden,' welche ich für die Neueherausgabe meiner sämmtlichen Schriften nöthig befunden habe, stehen kuriose Dinge von einer rücksichtslosen Aufrichtigkeit in Bezug auf mich selbst: damit halte ich mir 'die Vielen' ein für alle Mal vom Leibe, denn nichts agacirt die Menschen so sehr als etwas von der Strenge und Härte merken zu lassen, mit der man sich selbst, unter der Zucht seines eigensten Ideals, behandelt und behandelt hat. Dafür habe ich meine Angel nach 'den Wenigen' ausgeworfen, zuletzt auch dies ohne Ungeduld: denn es liegt in der unbeschreiblichen Fremdheit und Gefährlichkeit meiner Gedanken, daß erst sehr spät—und gewiß nicht vor 1901—die Ohren sich für diese Gedanken aufschließen werden."
— 12. Mai 1887: Brief von Friedrich Nietzsche an Malwida von Meysenbug. |