"Ach, welche Überraschung war das! Die Schönheit und männliche Anmuth dieses Ihres Manuskriptes zu sehen — das ist wie nach einem römisch-türkischen Bade sich fühlen, reingewaschen nicht nur, sondern verjüngt und verbessert. Ich las und gieng einige Stunden spazieren, voller inniger Gedanken gegen Sie und die Natur. Es scheint mir ein gehaltvolles Buch: aber es ist schwer. In den Morgenstunden dieses herrlichen Februar habe ich noch einen Nachtrag gemacht, damit alles recht unzweideutig herauskomme.— Sie werden, meine ich, damit zufrieden sein. Darf ich diesen Nachtrag senden?— Auch will ich den Titel ändern; Sie haben mich dadurch daß Sie den zufällig hingeschriebenen Vers aus dem Hymnus an Varuna als Motto nahmen, auf den Gedanken gebracht: sollte das Buch nicht heißen: 'Eine Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurtheile u.s.w.' Es sind so viel bunte und namentlich rothe Farben darin!"
— 9. Februar 1881: Postkarte von Friedrich Nietzsche an Heinrich Köselitz.
"Jeder Titel muß vor Allem citirbar sein: also müssen wir ändern! Nicht 'Eine Morgenröthe,' sondern nur: Morgenröthe. So klingt es auch nicht so prätentiös."
— 20. März 1881: Brief von Friedrich Nietzsche an Heinrich Köselitz.
"Beim Durchlesen von 'Morgenröthe' und 'fröhlicher Wissenschaft' fand ich übrigens, daß darin fast keine Zeile steht, die nicht als Einleitung, Vorbereitung und Commentar zu genanntem Zarathustra diesen kann. Es ist eine Thatsache, daß ich den Commentar vor dem Text gemacht habe — —"
— 7. April 1884: Brief von Friedrich Nietzsche an Franz Overbeck. |