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The Will to Power
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Dezember 1888-Anfang Januar 1889 25 [1-21]

25 [1]

Die große Politik

Ich bringe den Krieg. Nicht zwischen Volk und Volk: ich habe kein Wort, um meine Verachtung für die fluchwürdige Interessen-Politik europäischer Dynastien auszudrücken, welche aus der Aufreizung zur Selbstsucht Selbst[üb]erhebung der Völker gegen einander ein Prinzip und beinahe eine Pflicht macht. Nicht zwischen Ständen. Denn wir haben keine höheren Stände, folglich auch [keine] niederen: was heute in der Gesellschaft obenauf ist, ist physiologisch verurtheilt und überdies—was der Beweis dafür ist—in seinen Instinkten so verarmt, so unsicher geworden, daß es das Gegenprincip einer höheren Art M[ensch] ohne Scrupel bekennt.

Ich bringe den Krieg quer durch alle absurden Zufälle von Volk, Stand, Rasse, Beruf, Erziehung, Bildung: ein Krieg wie zwischen Aufgang und Niedergang, zwischen Willen zum Leben und Rachsucht gegen das Leben, zwischen Rechtschaffenheit und tückischer Verlogenheit ... Daß alle “höheren Stände” Partei für die Lüge nehmen, das steht ihnen nicht frei—dies müssen sie: man hat es nicht in der hand, schlechte Instinkte vom Leibe zu halten.— Niemals mehr als in diesem Falle wird es ergeben wie wenig an dem Begriff “freier Wille” ist: man bejaht, was man ist, man verneint, was man nicht ist ... Die Zahl spricht zu Gunsten der “Christen”: die Gemeinheit der Zahl ... Nachdem man zwei Jahrtausende die Menschheit mit physiologischem Widersinn behandelt hat muß ja der Verfall die Instinkt-Widersprüchlichkeit zum Übergewicht gekommen sein. Ist es nicht eine Erwägung, die Einem Schauder macht, daß erst ungefähr seit 20 Jahren alle nächstwichtigen Fragen, in der Ernährung, der Kleidung, der Kost, der Gesundheit, der Fortpflanzung mit Strenge, mit Ernst, mit Rechtschaffenheit behandelt werden

Erster Satz: die große Politik will die Physiologie zur Herrin über alle anderen Fragen machen; sie will eine Macht schaffen, stark genug, die Menschheit als Ganzes und Höheres zu züchten, mit schonungsloser Härte gegen das Entarttende und Parasitische am Leben,—gegen das, was verdirbt, vergiftet, verleumdet, zu Grunde richtet ... und in der Vernichtung des Lebens das Abzeichen einer höheren Art Seelen sieht.

Zweiter Satz: Todkrieg gegen das Laster; lasterhaft ist jede Art Widernatur. Der christliche Priester ist die lasterhafteste Art Mensch: denn er lehrt die Widernatur.

Zweiter Satz: eine Partei des Lebens schaffen, stark genug zur großen Politik: die große Politik macht die Physiologie zu Herrin über alle anderen Fragen,—sie will die M[ensch]h[eit] als Ganzes züchten, sie mißt den Rang der Rassen, der Völker, der Einzelnen nach ihrer Zukunfts—[—], nach ihrer Bürgschaft für Leben, die sie in sich trägt,—sie macht unerbittlich mit allem Entarteten und Parasitischen ein Einde.

Dritter Satz: Der Rest folgt daraus.

25 [2]

Was ich den Deutschen am wenigsten vergebe, das ist, daß sie nicht wissen, was sie thun ... lügen. Der Lügner der weiß, daß er lügt, ist gegen einen Deutschen gemessen, tugendhaft ...

25 [3]

Der Gil Blas, ein angenehmes Land, in dem keine Deutschen vorkommen; Prosper Mérimée, ein noch angenehmeres,—man stolpert nirgendwo über eine Tugend.

25 [4]

petits faits vrai

Fromentin [Eugène Fromentin (1820-1876): French painter and writer. The "petits faits vrai" (small true facts) are the basis of Stendhal's dictum for accurate fiction. For a similar notion in Fromentin, see Nietzsche's copy of Les maitres d'autrefois: Belgique-Hollande. Paris: Plon, 1882, 197: "C'est toujours le cours régulier des choses que rien ne dérange, et le fond permanent des petits faits journaliers avec lesquels on a tant de plaisir a composer de bons tableaux." (It is always the regular course of things that nothing deranges, and a permanent foundation of small daily facts with which they take so much delight in composing their excellent pictures.) See "New Sources of Nietzsche's Reading: Eugène Fromentin." In: Nietzsche's Library.]

De Vogüé [Eugène-Melchior de Vogüé (1848-1910): French diplomat, writer and author of Le roman russe. Paris: Plon, 1886. Vogüé served in the French diplomatic corps, stationed at the French embassy in St. Petersburg, where he met Fyodor Dostoevsky. His book served to introduce Dostoevsky's works to the world, calling him (267) a "psychologue incomparable" (incomparable psychologist). In his chapter on Gogol, Vogüé also refers (114f.) to the "petits faits vrai" mentioned in Gogol's Letters on Dead Souls. See "New Sources of Nietzsche's Reading: Eugène-Melchior de Vogüé." In: Nietzsche's Library.]

25 [5]

Herr Köselitz hat wirklich einen Begriff von mir: etwas, das mich immer noch ebenso in Erstaunen setzt als das Gegentheil davon mich kalt läßt. Ich sehe mitunter meine Hand daraufhin an, daß ich das Schicksal der Menschheit in der Hand habe—: ich breche sie unsichtbar in 2 stücke auseinander, vor mir, nach mir ...

25 [6]

1.

Ich  kenne  mein  Loos.  Es  wird  sich  einmal  an  meinen  Namen  die  Erinnerung an etwas Un[geheu]res anknüpfen,—an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste GewissensCol[lision], an eine Entscheidung heraufbeschworen gegen Alles, was geglaubt, gefordert, geheiligt worden war.— Und mit Alledem ist Nichts in mir von einem [Fana]tiker; wer mich kennt, hält mich für einen schlichten, vielleicht ein wenig boshaften Gelehrten, [der mit] Jedermann heiter zu sein weiß. Dies Buch giebt, wie ich hoffe, ein ganz andres Bild [als das] Bild eines Propheten, ich habe es geschrieben, um jeden Mythus über mich in der Wurzel zu zerstören—, es ist etwas Übermüthiges noch in meinem Ernste, ich liebe das Kleinste wie das [Größte] ich [weiß mein] Glück in den Augenblicken furchtbarer Entscheidungen nicht los zu werden, ich habe die größte Umfänglichkeit der Seele, die je ein Mensch gehabt hat. Verhängnißvoll [und —] Gott oder Hanswurst—das ist das Unfreiwillige an mir, das bin ich.— Und trotzdem oder vielmehr nicht trotzde[m], denn alle Propheten waren bisher Lügner—redet aus mir die Wahrheit.— aber m[eine] Wahrheit ist furchtbar: denn man hieß bisher die Lüge Wahrheit ... Umwerthung all[er Werthe] das ist meine Formel für einen Akt höchster Selbstbesinnung der Menschheit: mein L[oos will,] daß ich tiefer, muthiger, rechtschaffener in die Fragen aller Zeiten hinunterblicken muß [als] je ein Mensch bisher entdecken mußte ... Ich fordere nicht das was jetzt lebt heraus, [ich fordere] mehrere Jahrtausende gegen mich heraus. Ich widerspreche und bin trotzdem der Gegen[satz] eines neinsagenden Geistes. Erst von mir an giebt es wieder Hoffnungen, ich kenne [Aufgaben] von einer Höhe, daß der Begriff dafür bisher gefehlt hat,—ich bin der frohe Botschafter par excellence, wie sehr ich auch immer der Mensch des Verhängnisses sein muß.— Denn [wenn ein] Vulkan in Thätigkeit tritt, so haben wir Convulsionen auf Erden, wie es noch keine gab. [Der] Begriff Politik ist gänzlich in einen Geisterkrieg aufgegangen, alle Machtgebilde [sind] in die Luft gesprengt,—es wird Kriege geben, wie es noch keine auf Erden gab. —

2.

Was  einstweilen  vorgeht,  ist  mir  zu  widerlich,  um  auch  nur  den Zuschauer davon [abzu]geben. Ich  kenne  Nichts,  was  dem  erhabenen  Sinne  meiner  Aufgabe tiefer wider[stünde als] diese fluchwürdige Aufreizung zur Völker-, zur Rassen-Selbstsucht, die jetzt auf den [Namen] “große Politik” Anspruch macht; ich habe kein Wort um meine Verachtung vor dem [geistigen] Niveau auszudrücken, das jetzt in Gestalt des deutschen Reichskanzlers und mit den preuß[ischen] Offizier-Attitüden des Hauses Hohenzollern sich zu Lenkern der Geschichte der Menschheit be[rufen] glaubt, diese niedrigste Species Mensch, die nicht einmal dort fragen gelernt hat, [wo ich] zerschmetternde Blitzschläge von Antworten nöthig habe, an der die ganze Arbeit der g[eistigen Rech]tschaffenheit von Jahrhunderten umsonst gewesen ist—das steht zu tief unter mir, als [daß e]s auch nur  die  Ehre  meiner Gegnerschaft haben dürfte. Mögen sie ihr Kartenhäuser [bau]en! für mich sind “Reiche” und “Tripel-Allianzen” Kartenhäuser ... Das ruht auf Voraussetzungen, die ich in der Hand habe ... Es giebt mehr Dynamit zwischen [Himm]el und Erde als diese gepurpurten Idioten sich träumen lassen ...

25 [7]

5.

— Ein letzter Gesichtspunkt, der höchste vielleicht: ich rechtfertige die Deutschen, ich allein. Wir sind im Gegensatz, wir sind selbst unberührbar für einander,—es giebt keine Brücke, keine Frage, keinen Blick zwischen uns. Aber das erst ist die Bedingung für jenen äußersten Grad von Selbstigkeit, von Selbsterlösung, der in mir Mensch wurde: ich bin die Einsamkeit als Mensch ... Daß mich nie ein Wort erreicht hat, das zwang mich, mich selber zu erreichen ... Ich wäre nicht möglich ohne eine Gegensatz-Art von Rasse, ohne Deutsche, ohne diese Deutschen, ohne Bismarck, ohne 1848, ohne “Freiheitskriege,” ohne Kant, ohne Luther selbst ... Die großen Cultur-Verbrechen der Deutschen rechtfertigen sich in einer höheren Ökonomik der Cultur ... Ich will Nichts anders, auch rückwärts nicht,—ich durfte Nichts anders wollen ... Amor fati ... Selbst das Christenthum wird nothwendig: die höchste Form, die gefährlichste, die verführerischeste  im  Nein  zum  Leben  fordert est seine höchste Bejahung heraus—mich ... Was sind zuletzt diese zwei Jahrtausende? Unser lehrreichstes Experiment, eine Vivisektion am Leben selbst ... Bloß zwei Jahrtaus[ende]! ...

25 [8]

Stendhal kam aus dem Dienste der besten strengen Philosophen-Schule Europas, der der Condillac und Destutt de Tracy,—er verachtete Kant ...

25 [9]

Fromentin, Feuillet, Halévi, Meilhac, les Goncourt, Gyp, Pierre Loti — — — oder um einen von der tiefen Rasse zu nennen, Paul Bourget, der bei weitem am meisten von sich aus mir nahe gekommen ist — — —

25 [10]

Die alten Italiäner mit der Tiefe und schwermüthigen Süßigkeit des Gefühls, die vornehmen Musiker par excellence, in denen das Höchste der Stimme als ton übrig geblieben ist

Das Requiem von Nicola Jommelli (1769) zum Beispiel, ich hörte es gestern—ah das kommt aus einer anderen Welt als ein Requiem von Mozart ...

25 [11]

Ein letztes Wort. Ich werde von jetzt ab hülfreiche Hände—unsterbliche Hände!—ohne Zahl nöthig haben, die Umwerthung soll in 2 Sprachen erscheinen. Man wird gut thun überall Vereine zu gründen, um mir zur rechten Zeit einige Millionen Anhänger in die Hand zu geben. Ich lege Werth darauf, zunächst die Offiziere und die jüdischen Banquiers für mich zu haben:—Beide zusammen repräsentiren den Willen zur Macht. —

Wenn  ich  nach  meinen  natürlichen  Verbündeten  frage,  so  sind das vor Allem die Offiziere; mit militär[ischen] Instinkten im Leibe kann man nicht Christ sein,—im andern Fall wäre man falsch als Christ und falsch außerdem noch als Soldat. Insgleichen sind die jüdischen Banquiers meine natürlichen Verbündeten als die einzige internationale Macht ihrem Unsprung wie ihrem Instinkt nach, die die Völker wieder bindet, nachdem eine fluchwürdige Interessen-Politik aus der Selbstsucht und Selbstüberhebung der Völker eine Pflicht gemacht hat.

25 [12]

In dieser Zeit ergiebt sich Alles, was [— — —] hatte. Ich gebe die höchste Ehre dem, den [es] dabei die größte Mühe gekostet hat—meinem Maestro Peter Gast, der zuletzt nicht einer Ehrenbezeigung bedürfte, wenn [— — —]—dem ersten und solidesten Musiker der jetzt lebt.

ich thue erst das was ich ihm schuldig wenn ich ihn den tiefsten und solidesten Musiker nenne, der jetzt lebe.

25 [13]

Todkrieg dem hause Hohenzollern

Als der, der ich sein muß, kein Mensch, ein Schicksal will ich ein Ende machen mit diesen verbrecherischen Idioten, die mehr als ein Jahrhundert das große Wort, das größte Wort geführt haben. Sein F[riedrichs] des Großen Diebes Tagen, haben sie nichts gethan als gelogen und gestohlen; ich habe einen Einzigen auszunehmen, den unvergeßlichen Friedrich den Dritten, als den bestgehaßten, bestverleumdeten der ganzen Rasse ... Heute, wo eine schändliche Partei obenauf [ist], wo eine christliche Bande die fluchwürdige Drachensaat des Nationalismus zwischen den Völkern sät und die schwarzen Hausknechte, aus Liebe zu den Sklaven “befreien” will, haben wir die Verlogenheit und Unschuld in der Lüge vor ein welthistorisches Gericht zu bringen. #

Ihr Werkzeug, Fürst Bismarck, der Idiot par excellence unter allen Staatsmännern, hat nie eine Handbreit überr die Dyn[astie] Hohenzollern hinausgedacht

Aber das hat seine Zeit gehabt: ich will das Reich in ein ehernes Hemd einschnüren und zu einem Verzweiflungskampf herausfordern. Ich werde nicht eher die Hände frei bekommen, als bis ich den christlichen Husaren von Kaiser, diesen jungen Verbrecher sammt Zubehör in den Händen habe—mit Vernichtung der erbarmungswürdigsten Mißgeburt von Mensch, die bisher zur Macht gelangt ist

25 [14]

# Damit das Haus von Narren und Verbrechern sich obenauf fühlt, zahlt Europa jetzt jährlich 12 Milliarden, reißt es Klüfte zwischen den werdenden Nationen auf, hat es die hirnverbranntesten Kriege geführt, die je geführt wurden: Fürst Bismarck hat zu Gunsten seiner Hauspolitik alle Voraussetzungen für große Aufgaben, für welthistorische Zwecke, für eine edlere und feinere Geistigkeit mit einer fluchwürdigen Sicherheit des Instinktes vernichtet. Und seht euch doch die Deutschen selber an, die [—] niedrigste, stupideste, gemeinste Rasse wohl, die jetzt auf Erden da ist, verhohenzollert bis zum Haß gegen Geist und Freiheit. Seht doch ihr “Genie,” den F[ürsten] B[ismarck], den Idioten unter den    Staatsmännern    aller    Zeiten,    der   nie   eine   Handbreit   über die Dy[nastie] H[ohenzollern] hiausgedacht hat. Der Idiot am Kreuze wa [— — —] ... Und als die Rasse Genie hatte, hatte sie das Genie des Verbrechens ...

Letzte Erwägung

Zuletzt könnten wir selbst der Kriege entrathen; eine richtige Meinung genügte unter Umständen  schon.  Ein  Wagen  mit Eisenstäben für Hohenzollern und andere “Schwaben” ... Wir Anderen giengen unausgesetzt an die grandiose und hohe Arbeit des Lebens—wir haben Alles noch zu organisiren. Es giebt noch wirksamere Mittel, die Physiologie zu Ehren zu bringen als durch Lazarethe—ich wüßte einen besseren Gebrauch von den 12 Milliarden zu machen, die der “bewaffnete Friede” heute Europa kostet. und kurz und gut — — —

Aber das hat seine Zeit gehabt. Man möge mir diesen jungen Verbrecher ausliefern; ich werde nicht zögern, ihn zu verderben,—ich will selbst die Brandfackel in seinem fluchwürdigen Verbrecher-Geist londern machen

25 [15]

Nur indem ich den Verbrecher-Wahsinn brandmarke, brandmarke ich immer die zwei fluchwürdigsten Institutionen, an denen bisher die Menschheit krank ist, die eigentlichen Todfeindschafts-Institutionen gegen das Leben: die dynastische Institution, die sich am Blut der Stärksten, Wohlgerathenen und Herrlichen mästet und die priesterliche Institution, die mit einer schauerlichen Arglist eben dieselben Männer, die Stärksten, Wohlgeratenen Herrlichen von vornherein zu zerstören versucht. Ich finde hier Kaiser und Priester sich einig: ich will hier Richter sein und alle Jahrtausende mit dem verbrecherischen Wahnsinn von Dynasten und Priestern ein Ende machen ... Die M[ensch]h[eit] hat sich dergestalt gewöhnt an diesen Wahsinn, daß sie heute die Heere nöthig zu haben glaubt zum Zweck der Kriege ... Ich sagte, scheint es, eben eine Absurdität ... Niemand verlangt strenger als ich, daß Jedermann Soldat ist: es giebt durchaus kein anderes Mittel, ein ganzes Volk zu den Tugenden des Gehorchens und Befehlens, zum Takt, in Haltung und Gebärden, zu der fröhlichen und tapferen Art, [—], zu der Freiheit des Geistes inzwischen zu erziehen—es ist bei weitem unsere erste Vernunft in der Erziehung, daß Jedermann Soldat [ist] es giebt auch kein anders Mittel um über jede Kluft von Rang, Geist Aufgabe hinweg, ein männliches gegenseitiges Wohlwollen über ein ganzes Volk hinzubreiten.— “Dienst und Pflicht” [— — —], Segen der Arbeit—so redet immer die verfluchte Dynastie, wenn sie M[enschen] nöthig hat. Daß man eine solche Auslese der Kraft und Jugend und Macht nachher vor die Kanonen stellt, ist Wahsinn.

25 [16]

Ich werde nie zugeben, daß eine canaille von H[ohenzollern] Jemanden befehlen kann, Verbrechen zu begehen ... Es giebt ke[in] Recht auf Gehorsam, wenn der Befehlende bloß ein Hohenzollern ist

25 [17]

Meine Freunde, seht euch einmal einen Priester an. Das ist etwas Feierliches Blaßes, Gedrücktes, mit Feigheit im Auge und mit ganz langen blaßen Fingern, vor allem im Heiligwerden steckt ein rachsüchtiges und feines Thier, das man [— — —] Unterschätzen wir den Pr[iester] nicht—er ist [—] Er ist auch heilig ... Wir, mit ein wenig Blut und Neugierde,  wir  bei  denen  eine  kleine Teufelei im Kopf zum Glück gehort sind unheilig ... Was wir uns schämen!

25 [18]

Das Reich selber ist ja eine Lüge: kein Hohenzollern kein Bismarck hat je an Deutschland gedacht ... Daher die Wuth gegen Prof. Geffcken ... Bismarck zog vor, mit dem Wort “deutsch” im Munde zu pochen polizei-gesetzlich ... Ich denke, man lacht an den Höfen von Wien, von St. Petersburg; man kennt eben unseren Consorten von parvenu, der bisher noch nicht einmal aus Versehen ein gescheidtes Wort geredet hat. Das ist gar kein Mensch, der auf Erhaltung der Deutschen setzt, wie er behauptet.

und vielleicht noch mehr eine Dummheit!

25 [19]

Letzte Erwägung

Könnten wir der Kriege entrathen, um so besser. Ich wüßte einen nützlicheren Gebrauch von den zwölf Milliarden zu machen, welche jährlich der bewaffnete Friede Europa kostet; es giebt noch andre Mittel, die Physiologie zu Ehren zu bringen, als durch Lazarethe ... Kurz und gut, sehr gut sogar: nachdem der alte Gott abgeschafft ist, bin ich bereit, die Welt zu regieren ...

25 [20]

Man liefere mir den jungen Verbrecher in die Hand: ich werde nicht zögern, ihn zu verderben und seinen Verbrecher-Geist in Brand zu stecken ..

25 [21]

condamno te ad vitam diaboli vitae

Indem ich dich vernichte Hohenzollern, vernichte ich die Lüge

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