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Herbst 1884—Anfang 1885 29 [1-67] 29 [1] [Vgl. Francis Galton, Inquiries into Human Faculty and its Development. London: Macmillan, 1883:61, 65.]Solche macht man mit Gründen mißtrauisch; aber mit erhabenen Gebärden überzeugt man sie. erreglich gleich greisen Völkern an Gehirn und Schamtheilen was geht mich euer Glaube an, an dessen Thür der Ehebruch Gottes steht! ihr folgt mir zu nahe auf dem Fuße: seht euch vor, daß ich euch nicht einmal den Kopf eintrete! geraden Flugs und Zugs, gleich stoßenden Adlern euer Paradies ist unter dem Schatten der Schwerter sehnsüchtig starr blickt er in den Abgrundden Abgrund, der sich hinab in immer tiefere Tiefen ringelt. wie sicher ist dem Unstäten auch ein Gefängniß! Wie seelenruhig schlafen doch die Verbrecher! ich lache zu bald wieder: ein Feind hat wenig bei mir gutzumachen. bei bedecktem Himmel, wenn man Pfeile und tödtende Gedanken nach seinen Feinden schießt. denkendere Zeiten, zerdachtere Zeiten, als unser Heut und Gestern ist diese Zeit ist wie ein krankes Weib: laßt sie nur schrein, schimpfen, rasen und Tisch und Teller zerbrechen! in fernsten und kältesten Gedanken umgehend, wie ein Gespenst auf Gletschern ohne Weiber, schlecht genährt und ihren Nabel beschauend: also erfanden sie sich die Wollust Gottes. der Mensch ist böse: so sprachen noch alle Weisesten, mir zum Troste. sinnlich-gesund und schön, gleich buntgefleckten Raubthieren einem Winde bin ich gleich, der alle Himmel hell und alle Meere brausen macht. umhergetrieben, aufgewirbelt, ihr Reisenden, auf allen Oberflächen habt ihr einmal geschlafen, ihr, Staub auf allen Fensterscheiben und eitlen Spiegeln! das Unglück schweigt: und wer von seinem Unglück erst singen kann, der flog auch über sein Unglück weg. seid kurz, gebt mir zu rathen: oder ihr ermüdet meinen Stolz des Geistes. sie erfanden die heilige längste Langeweile und die Begierde nach Montagen und Werkeltagen. hier drehen sich furchtbare Dinge: schon gelüstet den Schwindelnden, sich in den Abgrund der Zukunft zu stürzen. die Sträflinge des Reichthums: ihre Gedanken klirren gleich kalten Ketten. Hartnäckige Geister, fein und kleinlich Das ist der Hang der Kleinen: sie möchten das Große herabziehn, herabschmeicheln. außer sich, dem Hunde gleich, vor Hingebung ach, sie fallen zurück in die großen Worte und die schwachen Thaten: ach, sie heißen sich wieder Tugendhafte! sie lieben, ach! und werden nicht geliebt! sie zerfleischen sich selber, weil Niemand sie umarmen will. du bist zu reich, du verdirbst zu Viele: denn du machst zu Viele neidisch! es steht schlimm: mancher meinte zu lügen und traf da erst die Wahrheit. ihr Verzweifelnden! Wie viel Muth macht ihr denen, die euch zuschauen! gleich Katzen und Weibern in der Wildniß heim sein und durch Fenster springen. sie haben sich ihren Gott und ihre Welt aus Nichts geschaffen: was wunders, daß ihr sagtet nicht genug. Wie? Es ist Alles Schein? Es ist alles Lüge! Wie? Es ist alles Leiden und Untergang? Es ist alles Leiden- und Untergehen-Machen! habt ihr ihn schon erfunden, den häßlichsten Menschen? Ohne Gott, Güte, Geist Ach, meine Freunde! Wohin ist das Gute und die Guten! Wohin ist die Unschuld dieser Lügen! die einst den Menschen schauten, so sehr Gott als Bock Wie! Tugend ist das, was still starr, kalt, glatt, was zum Bilde und zur Säule macht? Was sich an Tempeln zur Schau aufstellt? ihr fürchtet den gespannten Bogen: wehe, es könnte Einer einen Pfeil darauf legen. Wer nicht lügen kann, wissentlich und willentlich, wie sollte der je lernen, Wahrheit reden! er härmt sich über die Maaßen und nährt sich kümmerlich; er verlernte Fleisch essen und mit artigen Weiblein spielen. ungeschickt und scheu gleich einem Tiger nach mißrathenem Sprunge
Menschein langer Strick; und ihr wollt mich überreden, ich sei der Knoten, der hinein geknüpft ist? (Zarathustra lachend.) im Traume einen schlafenden Hund wecken: beide fahren sich an wie Todfeindeund doch sind beide nur Erschrockene! bringt Honig heran, eisfrischen Waben-Goldhonig! Mit Honig opfr ich allem, was schenkt, was gönnt, was gütig isterhebt die Herzen! dem Fleißigen neid ich seinen Fleiß: goldhell und gleich fließt ihm der Tag heraufund fern hinaus in dämmernde Ewigkeiten. Einstach, wie fern dies Einst! wie süß, verirrten Glockenschlägen gleich im Walde, wie süß das Wort schon!
mit fliegenden Dolchen geschriebenVon alten und neuen Tafeln Kuhmüthiges Wohlwollen der Tag klingt ab Distelköpfe, Tüftel-Tröpfe Särge und Sägespähne gleich überschnellen Spinnenaffen schnell hinein, schnell hinaus, wie bei einem Kaltwasserbade Es ist Zeit und Überzeit, daß ich aufbreche Schwindhunde rings um mich und schmächtiges Gezücht 29 [2] Paul Grundprincipien der Sprachwissenschaft [Vgl. Hermann Paul, Principien der Sprachgeschichte. Halle: Niemeyer, 1880.] Sanders Leuthold, Rückert, Hebbel Keller, altdeutsche Dichter (Leihb[ibliothek] Antiqu[ariat]) Englische Lyriker? 29 [3] Angesichts eines Menschen, der uns fremd ist, gehen uns die Fragen durch den Kopf: wer ist er? was will er? was kann er? und je nach den Antworten, die wir auf diese Fragen gewinnen, bestimmen wir den Werth dieses Menschen. Sind wir selber unabhängig, einflußreich, mächtig, so bestimmen wir dabei sofort seinen Werth als Werth für uns: sind wir abhängig und irgend einer Heerde und Gemeinschaft eingeordnet, so bedeutet unsere Frage nach seinem Werth: welchen Werth hat er für uns, d. h. die Heerde? 29 [4] (Es fehlt mir | | 1) Köchin 2) Musiker 3) Vorleser 4) eine Art Ceremonienmeister) | | | |
Wahrscheinlichkeit des Erfolgs: Pyramidenhaft. Breite Anlage meines Lebens. Benutzung der Mißerfolge Als erster Erfolg: Köselitz (mein Geschmack)als zweiter (moralischer Effekt) Stein. | | | | Finanzen: | | | bei Overbeck in Naumburg bei Schmeitzner. | | | | |
Was haben wir erreicht? festgestellt? 1) meine Wohnorte a) | dem Engadin verdanke ich Leben, Zarathustra | b) | Nizza verdanke ich die Beendigung des Zarathustra | c) | beide Orte gehören gut zu meiner Aufgabe: Nizza als kosmopolitisch, Sils als hochgebirgig |
(Beide sollen zu dem Eindruck von mir beitragen.) Grundsätzlichnicht in Deutschland leben, weil Europäische Mission. nicht unter Universitäten meine Vorgänger: Schopenhauer und Richard Wagner bewähren sich als europäische Bewegungen. Vielleicht möglich an beiden Orten eine Art Lehr-Thätigkeit.
Was bleibt zu erfinden zunächst? Verborgenheit. Erholungs-Orte. Calmirende Mittel. 29 [5] An die höheren Menschen. Herolds-Rufe von Friedrich Nietzsche. 29 [6] Jede Tugend hat ihre Kehrseiten und Einbußen 29 [7] 1) | | Isolation | 2) | | gegen die Politik-Macherei | 3) | | Wille der Erd-Regierung | 4) | | nicht sich mit den Gutmüthigen und nicht mit den Selbst-Gerechten zu verwechseln | 5) | | nationen-verbindend | 6) | | gegen die Mächtigen und Reichen falls sie den Glauben an die höheren Menschen erschüttert haben so wie die Kirche den Glauben an die Heiligen | 7) | | gegen den Gott als Motiv der Ergebung und des Nachlassens | 8) | | die höchsten Typen am meisten mißrathen |
Tod aller Unvergänglichen. Kraft, Wildheit, Energie, keine Milde Gluth, Drama |
29 [8] Das Alleinsein mit einem großen Gedanken ist unerträglich.
Plan. Ich suche und rufe Menschen denen ich diesen Gedanken mittheilen darf, die nicht daran zu Grunde gehen. Begriff des höheren Menschen: wer am Menschen leidet und nicht nur an sich, wer nicht anders kann als an sich auch nur den Menschen schaffen | | gegen alles genüßliche Beiseitegehen und Schwärmen der Mystiker. | | | gegen die Arrangirten. | | | wir Mißrathenen! Höchster Typus! uns zu erlösen ist den Menschen selber erlösen: das ist unser Egoismus! | | | |
4. Zarathustra. Dies sind die Lieder Zarathustras, welche er sich selber zusang, daß er seine letzte Einsamkeit ertrüge: 29 [9] Ihr habt mich mit Ketten gebunden: aber selbst meine Henker sollen noch meine Jünger werden. 29 [10] sie sind schlecht gegen michaber deshalb will ich sie nicht verlassen; sie denken klein von mir: so will ich zusehn, wie ich sie selber vergrößere. 29 [11] die Wellen steigen höher und höher: bald wird mein Nachen nicht mehr im Trocknen sitzen der auch Eseln Flügel giebt und Löwinnen melkt zur Stunde, wo Mittag auf den Fluren ruht: kein Hirt bläst da die Flöte Lieder des unbekannten Gottes entwölktes Schweigen (Alpenglühn) (Einsiedler) süßliche Hunde 29 [12] 1. Herolds-Rufe. | 2. Am großen Mittage. | 3. Heuchelei der Guten. | 4. Die Gelobenden. |
29 [13] Von der Heuchelei der Guten. 1) | | Motive: ihr führt mich zum Gerichtich aber mache euch zu meinen Aposteln und dem Esel gebe ich Flügel | 2) | | Lieder der Höhe, allen Zukünftigen geweiht. Entwölktes Schweigen | 3) | | ich nehme euch in den Armach, ich sehe die epileptische Zuckung des eigenen Kindes | 4) | | wo bleibt ihr? da füllt es sich um mich mit Krüppeln | 5) | | alle Zukunft kämpft unerlöst in mir und euchwie sollten wir nicht mißgeformt sein! | 6) | | an die Frommen. Sie fühlen das höhere Band der Ereignisse und die absolute Bedeutung der Person und sich als mißrathen. Wenn alle Dinge ein fatum sind, so bin ich auch allen Dingen fatum. |
29 [14] (4) Das Honig-Opfer. BesuchVersuchungen (und Anzeichen) Riecht das nahende Elend der Dichter der besessene Jüngling der König (der Staatsmann Bauer) der Narr der großen Stadt das Weib (sucht den Mann) der Wahrsager
{ | Sendet die Thiere auf Kundschaft. Die siebente Einsamkeit. | | Der Heilige noch Ein Mal? Entschluß. Löwe und Taubenschwarm. Die Botschaft. |
Abschied von der Höhle: Losreißung aus der Einsamkeit. Ewige Wiederkehr jedes guten Dings. 29 [15] der sterbende Zarathustra hält die Erde umarmt. Und obgleich es Niemand ihnen gesagt hatte, wußten sie alle, daß Zarathustra todt war. 29 [16] An diesen alten Völkern ist nichts zu haltensie mögen sich gegen einander stemmen und sträuben: von unten herauf sind sie gleich d. h. sie sind jetzt alle des Pöbels. Sprache und Zeitungen 29 [17] 1 | | Ausnützung der Vielen durch die Besten | 2 | | Die Einsiedler zerfallen in Cyniker und Stoiker worin ihr Verbrauch an Kraft ihr Mangel an Kraft | 3 | | unsere Gegner die Lehrer der absoluten Moral. |
29 [18] die Ehrfurcht vor Gott ist die Ehrfurcht vor dem Zusammenhang aller Dinge und Überzeugung von höheren Wesen als der Mensch ist. Götter bilden nach Göttern sich und Andere bilden Der Künstler ist Götter-Bildner (er liest das Gelungene aus, unterstreicht es usw.) 29 [19] Zarathustra sagt seinen Thieren Wir müssen uns für Gäste bereit machen. 29 [20] Der Instinkt in moralischen Dingen bedarf wie in künstlerischen des feinsten ausgebildeten auswählenden Geschmacks. Die meisten menschlichen Handlungen sind nicht zum Ansehen für mich. 29 [21] Zarathustra zuerst von den Mißrathenen eingeladener weist sie ab ihr wollt nicht mit mir feiern sondern euch durch mich retten. Endlich kommen seine Glückseligen 29 [22] Wer liebt mich nochein erfrierender Geist Ein Epileptischer Ein Dichter Ein König 29 [23] Zarathustras tiefe Geduld und Zuversicht, daß die Zeit kommt. Die Gäste: der Wahrsager verbreitet schwarzen Pessimismus. die Milde gegen die Verbrecher (wie bei der fr[anzösischen] Revolut[ion]) Die Zeichen: die brennende große Stadt Versuchungen zur Rückkehr vor der Zeitdurch Erregung von Mitleid. Nachricht vom Untergang der Insel Endlich: ich will es erst noch erfragen, ob sie lebensendet den Adler aus Herolds-Rufe an die Einsamen Doppelte Reihe der Zeichen 1) vom Verfall der Menschen 2) vom Vorhandensein großer Einzelner Mit euch kann ich nicht Herr werden. 29 [24] Der Wanderer (Wißbegierige) Der König. Der Wahrsager. Der Jüngling vom Berge. Der Narr der großen Stadt. Der Heilige (zuletzt). Die Kinderschaar. Der Dichter 29 [25] Gegensatz darzustellen zwischen den Mißrathenen (Vereinsamten) und dem zusammen erwachsenen ausgewählten Volke 29 [26] Zarathustra: ich bin so übervoll des Glückes und habe Niemanden, dem ich abgeben, und nicht einmal den, dem ich danken könnte. So laßt mich euch, meinen Thieren, Dank darbringen. 1. | | 1. Zarathustra seinen Thieren dankend und sie auf Gäste vorbereitend. Heimliche Geduld des Wartenden und tiefe Zuversicht auf seine Freunde. | 29. | | 2. Die Gäste als Versuchungen, die Einsamkeit aufzugeben: ich bin nicht gekommen, den Leidenden zu helfen usw. (franz[ösische] Malerei) | | | 3. der Einsiedler-Heilige Fromme. | 1014. | | 4. Zarathustra sendet seine Thiere aus auf Kundschaft. Allein, ohne Gebet,und ohne die Thiere. Höchste Spannung! | 15. | | 5. sie kommen! Als der Adler und die Schlange reden, kommt der Löwe hinzuer weint! | 16. | | Abschied für immer von der Höhle. (Eine Art Festzug!) Er geht mit den 4 Thieren entgegen, bis zur Stadt - - - |
29 [27] Zögern der Jünger. Wir halten es schon mit dieser Lehre aus, aber die Vielen werden wir damit zerstören? Zarathustra lacht: ihr sollt der Hammer sein, ich gab euch den Hammer in die Hand 29 [28] Alle Tugend ist erworbene Tugend, es giebt keine zufällige Tugend. Von Vätern her angesammelt 29 [29] Das Problem der Einsamkeit mit und ohne Gottdies Beten, Danken, Lieben verschwendet ins Leere 29 [30] der Wahrsager: ich entdeckte die geheime Müdigkeit aller Seelen, den Unglauben, Nichtglaubenscheinbar lassen sie sichs gut gehensie sind müde. Sie glauben alle nicht an ihre Werthe. Und auch du, Zarathustra! Es genügte ein kleiner Blitz, dich zu zerbrechen! Gut, aber da bleiben 29 [31] sprach alles noch Ein Mal (wiederkehrend wie das Medusen-Haupt 29 [32] Erste Scene. Zarathustra ist thöricht mit seinen Thieren, bringt das Honig-Opfer, vergleicht sich mit der Pinie, dankt auch seinem Unglück, lacht über seinen weißen Bart Überrascht vom Wahrsager Gründe der großen Müdigkeit Evangelium der Leidenden, bisher ihre Zeit. Gleichheit. Heuchelei. 29 [33] Zarathustra 5: volle Anerkennung des Menschlichen in Betreff der sichtbaren WeltAbweisung der idealistischen Philosophie und Erklärung aus Sattheit, Widerwillen am Menschen. Die Falschheit in den Dingen zu erklären als Resultat unserer schaffenden Kraft! 29 [34] Für euch Glück und Knechtschaft! 29 [35] Unbewußt-Schaffendes und Künstlerisches in der Welt der Erscheinungen auch bewußt Unbewußte Lügner Die ganze unbewußte Seite unserer Moralität, z. B. unsere unbewußte Heuchelei 29 [36] VeredelungVeradelung. 29 [37] Ob die Macht bei den Vielen oder bei den Wenigen sei, das Gefühl so oder so bestimmt eine oligarchische oder ochlokratische Form. 29 [38] trockne ausgetrunkene Seelen 29 [39] die 2 Könige mit dem Esel Pöbel, der nicht zu verehren lernt der froheste MannWahrsager Verdüsterung der große ganze Menschdas kranke Genie der Pöbel-feind2 Könige der Schöne-VornehmeArzt, Entartung und Schwäche der Nicht-HeuchlerBüsser des Geistes Verlogenheit die zitternden Leiber Schaar der Hülfeflehenden Hört jetzt das Genie! Zarathustra voll Ekel schweigt. die Seele der Trompeter die Heuchler des Glücks 29 [40] Die neue Aufklärung Eine Vorbereitung zur Philosophie der ewigen Wiederkunft. Von Friedrich Nietzsche. 29 [41] die Macht ist böse: wir sind nicht groß genug auch zu ihrem Bösen. Der Schaffende ist ein Vernichtet: wir sind nicht groß genug zum Schaffen und Vernichten. 29 [42] Kleines Gutmachen großen Mißrathens. 29 [43] oh Zarathustra, du bist der Erste und Einzige dem das Schicksal des Menschen am Herzen liegt: wir wissen schon, wer, du bist. Ehemals nahmen es darin auch die Schwersten leicht: siehe, sprachen sie, das geht über unser Vermögen und Vorhersehen, da mag Gott selber zusehen Du aber sprichst: Vermögen? Vorhersehen? Was geht michs an! Versuchen wirs! Alles hängt hier am Vorherthun! 29 [44] Daß auch Andere sorgen lernen für des Menschen Zukunft, daß sie stumm bleiben, das Gewinsel los werden über uns und den Nachbarn und das Heute und bei all der Noth 29 [45] Du wartest daß dir Arme und Beine und Werkzeuge wachsen deines Werkesdaß dir Kinder wachsen und Erben 29 [46] Aber ich sollte besser sagen: dein gutes Gewissen, nämlich dein Rest von Redlichkeit. Ein kleiner Rest wohl, denn du bist ein Falschmünzer schon 29 [47] Und wer einen Namen dafür will, der mag es heißen: die Versuchung Zarathustras. (Schluß) 29 [48] Das Beste habe ich nicht mit ihnen gemein. 29 [49] Auch noch in dieser Demuth ist ein Korn Kunst und Heuchlerei; aber das was ich sehe, was ich mit allen Sinnen riechedu hast an dir selber Ekel. Du bist deiner selber satt und müde. 29 [50] Der wilde Jäger. Du Nachtwind in den Schluchten, was sprichst du? 29 [51] Zum Papst: du hast schöne Hände. Die Hände eines Solchen, der viel Segen ausgetheilt hat. Zarathustra zu seinen Gästenihr werdet in die Höhe gedrückt, zu mir; das Volk sagt ihr steigt der gute Europäer ich habe alle Verbrechen begangen. Ich liebe die gefährlichsten Gedanken und die gefährlichsten Weiber. Der Papst: ihr verkennt mich: ich darf aufgeklärter als ihr sein. Lieber ihn in der Gestalt verehren als in gar keiner Gestalt! Der welcher sprach: Gott ist ein Geistder machte bisher den größten Schritt und Sprung zum Unglauben; solch Wort ist auf Erden nicht leicht wieder gut zu machen. Zarathustra zum freiwilligen Bettler: du hast gewißlich irgend einen Überfluß: gieb mir davon ab! Daran erkenne ich Zarathustra. Willst du von meinem Überflusse an Ekel? sie tanzen wohl zum Besten der Armen, es ist jede Scham vor dem Unglücke dahin Der Gewissenhafte Dicht neben dem Blutegel beginnt meine Unwissenheit: aber ich verlernte, mich deshalb zu schämen. 29 [52] Höherer Mensch im Zeitalter, wo die Zufriedenheit des Pöbels herrscht, ist der Ekel das Abzeichen der höheren Menschen 29 [53] Und wenn ich einmal mit Wölfen heulen muß, so heule ich besser als ein Wolf. 29 [54] Wer ein einziges Erlebniß wieder haben will, muß alle sich wieder wünschen. 29 [55] Ich bin ein Worte-macher: was liegt an Worten! was liegt an mir! 29 [56] Thut gleich mir: so lernt ihr, was ich lernte: nur der Thäter lernt. Stellt euch auf den Markt, daß ihr lernt, was Pöbel und Pöbel-Lärm ist: bald soll euch Hören und Sehen vergehn.
was um mich wohnt, das wohnt sich bald auch ein.
Hat euch einmal eine Tugend überredet und überwunden: so wißt und zürnt nicht darob: all das Schlimme in euch will seine Rache dafür haben: Am härtesten nämlich, ihr höheren Menschen, werdet ihr immer für eure Tugend bestraft. 29 [57] W[anderer] Das Heimweh, nicht nach einem Heim, nicht nach einem Vaterhause und Vaterlande, denn ich hatte Beides nicht: sondern das Weh darob, daß ich kein Heim habe. 29 [58] ihr seid heute die höheren Menschen, der Fromme, dem sein Gott starb, der Übergütige in der Zeit des Pöbels, der Wanderer ohne Ziel und Heim-Kehr, der Wissende, und Gewissenhafte, der entzauberte Zauberer, der an sich selber zerbricht, der gepurpurte König, der Null ist und Zehn bedeutet ihr gepurpurten Könige, die ihr Nullen seid und Zehn bedeutet, ihr Gewissenhaften des Geistes
Auch ohne Geld, oh Zarathustra, auch ohne Geld! Nichts macht häßlicher als kein Geld haben!
Seien wir allesammt froh und guter Dinge: und was Gott betrifft, ihr höheren Menschen, so mag ihnder Teufel holen! 29 [59] Wenn den Einsamen die große Furcht anfällt, wenn er läuft und läuft, und nicht weiß wohin? wenn schlimme Stürme brüllen, wenn der Blitz gegen ihn zeugt, wenn seine Höhle ihn mit Gespenstern fürchten macht
Den Dichterlingen und Faulthieren seis gesagt: wer nichts zu schaffen hat, dem macht ein Nichts zu schaffen. 29 [60] Die letzte Sünde 29 [61] das Frohlocken dieser höheren Menschen kam ihm wie ein Thauwind: seine Härte schmolz. Sein Herz zitterte bis in die Wurzel 29 [62] Hier kreist die Zukunft, hier klafft der Abgrund, hier kläfft der Höllenhund, hier schwindelt dem Weisesten. 29 [63] Das Honig-Opfer. Der Wahrsager. Der Dichter. Die Könige. Der Heilige. Die siebente Einsamkeit. Unter neuen Thieren. Die Botschaft der Glückseligen. Abschied von der Höhle. 29 [64] Und wieder liefen Monde und Jahre dahin, und Zarathustras Haar wurde weiß, aber Zarathustra saß an seiner Höhle, sah hinaus, achtete der Zeit nicht. Die Welt hatte Zarathustras vergessen: hatte er auch der Welt vergessen?
Kommt mir nicht zu nahe, wenn ihr euch an mir wärmen wolltihr möchtet euch sonst die Herzen versengen. Ich bin überheiß und zwinge mit Mühe meine Flammen, daß sie mir nicht aus dem Leibe brechen.
Man hat dir die Pfoten gebunden: nun kannst du nicht kratzen, du Kratz-Katze!
mit durstigen ausgedörrten Schwertern, welche zu lange an der Wand glänzten und mit Schwertern, gleich rothgefleckten Schlangen 29 [65] 1. Die Geburt der Tragödie. 2. Unzeitgemässe Betrachtungen. 3. Menschliches, Allzumenschliches. 4. Der Wanderer und sein Schatten. 5. Morgenröthe. 6. Die fröhliche Wissenschaft. 7. Also sprach Zarathustra. 8. Dionysos oder: die heiligen Orgien 29 [66] Mittag und Ewigkeit. Von Friedrich Nietzsche. Zweiter Theil: die Herolds-Rufe. Mittag und Ewigkeit. Von Friedrich Nietzsche. Dritter Theil: der Namenlose segnet. 29 [67] von Ouwaroff, Nonnos von Panopolis der Dichter. [Vgl. Sergej Ouwaroff [Uvarov], Nonnos von Panopolis der Dichter. Ein Beitrag zur Geschichte der griechischen Poesie. Mit einer gedruckten Widmung "An Göthe." Bearbeitung des griechischen Textes und kritische Noten von Christian Friedrich Gräfe. St. Petersburg, gedruckt bey Alexander Pluchart. Leipzig, in Commission bei Cnobloch: 1817.] Letourneau physiologie des passions (in der biblioth[èque] des sciences contemporaines) [Vgl. Charles Letourneau, Physiologie des passions. Paris: Baillière, 1868.] Amiel journal intime tom. II Mém[oires] I Viel Castel [Vgl. Henri Frédérique Amiel, Fragments d'un Journal intime. Précédés d'une étude par Edmond Scherer. Tome 1. Paris: Sandoz et Thuillier, 1884. Tome 2. Geneva, Bale, Lyon: Georg; Paris: Robert, 1884.] Guyau, esquisse dune morale (Paris Alcan) [Vgl. Jean Marie Guyau, Esquisse d'une morale sans obligation ni sanction. Paris: Alcan, 1885.] Wellhausen, Skizzen I / Berlin Reimer 1884 [Vgl. Julius Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten. Heft 1. Abriss der Geschichte Israels und Judas. Lieder der Hudailiten. Berlin: Reimer, 1884.]
Gozzi Casanova Goldoni De Brosses Mayer 4 B[ände] [Vgl. Hippolyte Taine, Voyage en Italie. Par H. Taine de l'académie française. Tome II. Florence et Venise. [Cinquième édition.] Paris: Hatchette, 1884:304. s. Nietzsche's Library. New Sources of Nietzsche's Reading: Hippolyte Taine.]
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