COPYRIGHT
NOTICE: The content of this website,
including text and images, is the
property of The Nietzsche Channel.
Reproduction in any form is strictly
prohibited. © The Nietzsche Channel.
Herbst 1883 20 [1-16] 20 [1] Du gehst den Weg der Größe: nun ist für dich Abgrund undGipfel in Einem beschlossen. Schaue dich nicht um: das sei dein bester Muth, daß es hinter dir keinen Pfad mehr giebt. Hier soll dir keiner nachschleichen: wo dein Fuß nur schritt, da ist der Weg ausgelöscht und darüber geschrieben Unmöglichkeit. Nun ist das deine letzte Zuflucht worden, was bisher deine letzte Gefahr war. Die Zeit ist abgeflossen, wo du noch Wunsch sein durftest: was du jetzt noch bist, soll Hand und Wille und Griff des Wollens sein. Einige wollen, aber die Meisten werden nur gewollt. Und alles Gute sollst du dir gewähren als einem, der es sich auch versagen könnte. Es giebt Schauspieler wider Wissen und Schauspieler wider Willen. Daß wir unsere Unsterblichkeit ertragen könntendas wäre das Höchste. Bin ich dazu gekommen, die kleinen Leute ihre kleinen Tugenden zu lehren? Sie wissen sie schon selber zu finden und rechnen es mir hart an, daß mich ihr Fund nicht neidisch macht. 20 [2] Auf dem Meere. Rede auf seine Freunde. Ich wollte sie schonen, sie nicht als Apostel herumsenden, ich wurde zu liebevoll gegen sienun habe ich sie eben dadurch vernichtet. Umsonst bisher! Das Leben über die Mitte unwiederbringlich geopfert. Der furchtbarste Gedanke einer ewigen Wiederkehr der Vergeudung. Die vergeudete Menschheit (und alles Ringen und Grosse ein ewig zielloses Spiel) (Schlange und Hirt) Die Seligkeit wider Willen (der Genesende und die Lust an der Oberfläche) Sehen in der großen Natur. Sucht seine Thiere, im Verlangen nach Mitgefühl. Hellsichtigkeit über sein Schenken-wollen. Wanderer, Blitz. Mitgefühl mit den Tyrannen und Volks-Schöpfern. Ich versuche es noch einmal Lösung. Scepsis gegen allen Pessimismus gewendet. Vergessen, Neubeginn, wie bei allen prophetischen Menschen. Jenseits von Gut und Böse (Schluss) zu Allem bereit. 20 [3] Entwurf zu Zarathustra 3. 1. Auf dem Meere. Blase Wind. Columbisch. Ahnungen, treibende Kräfte, wohin? Unwiederbringlich geopfert. Der Wanderer. Spätherbst. 2. Die Raststätte. Das Glück des Freigeistes. Auch an seine Freunde nicht gebunden (du hast sie freigemacht!) Was ist Einer! Der Wanderer. Zögere in deinem Glücke! Stimmung der fröhlichen Wissenschaft und Kritik. 3. Die Todtenfeier und die Rede auf die Freunde. Das Zärtlichste des Einsamen. 4. Vertrieben, flüchtig, verachtet. Alles Elend der Religionsstifter, das von außen kommt, zusammenfassen. 5. Vergeudet! Nutzlos! Elend, das von innen kommt. 6. Hellsichtig über sein Schenken und seine Liebe. Das ist seine Selbstsucht, sich als goldene Kette und Schloß vieler Selbste zu fühlendas verräth den Herrschenden. Ziel: die Einheit des Vielfachsten, die Schönheit des Häßlichsten, die Nothwendigkeit des Zufälligsten persönlich darstellen. Der Staat als Mittel. 7. Es bleibt ihm nur übrig, sich selber zu tyrannisirenmit einem unbeschränkten Willen zum Leiden. Hohn auf die bisherigen Pessimisten. 8. Die wehethuendste Wahrheit (Möglichkeit) heraufbeschworen. Wie, wenn du dies ewig wieder erlebtest! 9. Die große Natur und der Mensch. 10. Hohn auf die dem Leben Vertrauenden. Oh daß es einen gäbe, dem ich fluchen könnte! 11. Jenseits von gut und bösedie Tartüfferie der Schwachen. Spencer 2 p 110 [Vgl. Herbert Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie. Nach der zweiten Auflage des Originals. Hrsg. von Heinrich Marquardsen. Th. 2. Leipzig: Brockhaus, 1875:110.] 12. Hohn auf die Künstler: die sich im Bilde, das sie schaffen, ausruhen. Wahrer Sinn vom Ruhme: ich will ein Sporn sein und blutig ritzen alle Kommenden. 13. Hohn auf das Vergnügen der Erkennenden. nüchtern und gemein 14. Letzte Steigerung: die vergeudete Menschheit. Mitgefühl mit den Herrschenden und ihrer Noth, und Hohn über sie. 15. Er sucht seine Thiere. Höhle zerstört. Tiefste Vereinsamung. 16. Er zerreißt seine Schlange, der Hirt stirbt, er kämpft mit seinem Adler. 17. Krankheit. Fiebertraum der Fliegende. 18. Der Einsiedler als Versucher. 19. Der Genesende. Von der Seligkeit wider Willen. 20. Der Wille: versuchen wirs noch einmal! Die Scepsis gegen den Pessimismus gewendet. 21. Die Erscheinungen: Regenbogen, Löwin mit Taubenschwarm, die Kinderchöre. 22. Hymnus auf die urbestimmte Natur. ich als fatum. 20 [4] So lange noch gehandelt werden soll, also befohlen wird: ist noch nicht die Synthesis (die Aufhebung des moralischen Menschen) da. Nicht anders können: Triebe und befehlende Vernunft über den Zweck hinaus: sich selber genießen im Thun. Teichmüller p. 55. [Vgl. Gustav Teichmüller, Neue Studien zur Geschichte der Begriffe. Heft 3. Die praktische Vernunft bei Aristoteles, Gotha: Perthes, 1879:55.] der Wille selber ist zu überwindenalles Gefühl der Freiheit nicht aus dem Gegensatz des Zwangs mehr schöpfen! Natur werden! Irrthum des Aristoteles p 65 [Vgl. Gustav Teichmüller, Neue Studien zur Geschichte der Begriffe. Heft 3. Die praktische Vernunft bei Aristoteles, Gotha: Perthes, 1879:65.] denn die Begierde bewegt nicht und die befehlende Vernunft bewegt nicht. der Wille bewegt nicht, sondern er ist eine Begleit-Erscheinung. 20 [5] Gegen die Epicur[äer]sie haben sich befreit von einem Irrthum und genießen die Freiheit als ehemals Gefangene. Oder sie haben einen Gegner, auf den sie eifersüchtig waren, überwunden oder geglaubt zu überwinden, ohne Mitgefühl mit dem, welcher nicht sich gefangen sondern geborgen fühlte, noch auch mit dem Leide der überwundenen. 20 [6] Die niedrigsten Menschen, abzuschätzen nach ihrer Wirkung auf die großen Menschen. 1) die Schmarotzerdie welche sich in die Schwächen der Starken und Großen einnisten 2) die Wehseligen, welche gleich Mücken den Großen viel kleines Leid machen und sie so verkleinernauch den heiteren Himmel durch ihr Jammern trüben. 3) die Gutmüthigen, welche nicht zu widerstehen wissen und ihn als Befehlenden verderben: sie machen ihn zu einem Verachtenden. 4) die Behaglichen: sie machen das Leben kleinlich in der Lust 20 [7] Tapfer ist, wer erduldet, fürchtet oder wagt, was man soll und weswegen man es soll und wie man es soll und wann man es soll Arist[oteles] Befreier vom Wahne Gott und noch mehr vom Wahne Gott und Mensch. Bescheidung als Erden-Bewohner die ewige Bedeutung des Individuums. ego. [Vgl. Gustav Teichmüller, Neue Studien zur Geschichte der Begriffe. Heft 3. Die praktische Vernunft bei Aristoteles, Gotha: Perthes, 1879:76-77.] 20 [8] Nicht klagen à la Hamlet! NB. Plan zu Zarathustra 3. 1 Zarathustra auf dem Meere. 2 | | 10 | | | | Zarathustra hört vom Tod der seligen Inseln. Reden gegen seine wahren Feinde. Die erschütternde Wirkung seines Lobes auf seine Freunde: die Stadt umgeworfen, Zarathustra muß sich losreißen: er verachtet ihre Schwäche darin. fürchterlicher Ausbruch seiner Verachtung, und Lob der Tyrannen und der Bösesten | 11 | | 12 | | | | Z[arathustras] Einsamkeit. Umsonst! Es ist zu spät! Tod des Knaben mit der Schlange. Symbol. | | | 13 | | | | Zarathustra sucht krank, entsetzt seine Höhle. Seine Thiere fliehn und erkennen ihn nicht, die Höhle ist zertrümmert. | 14 | | 20 | | | | Rede des Einsiedlers. Zarathustra sieht, daß im Gott-Vertrauen die letzte Quelle alles Schwachwerdens liegt. Noch Ein Mal! Entschluß. | 21 | | 22 | | | | Heraufbeschwörung des furchtbarsten abgründlichsten Gedankens. Die vorbestimmte NaturHymnus. |
Seligkeit wider Willen (wie ein Eifersüchtiger das geliebte Weib vor sich her stößt und zärtlich noch in der Härte ist) 20 [9] Zarathustra 3. Mehrere Reden am Grabe warum mußten sie fort von euch? Zuletzt Mitgefühl mit allen Herrschern und Tyrannen, die an den schwachen Menschen ihre Verachtung ausließen (sie trieben ihren eigenen Willen ins Höchste) sie (Volk, Weise, Gute) haben alle keinen Glauben mehr, ein Vorrecht auf höheres Menschenthum zu habenihren innersten Zweifel decke ich auf! ich will nicht, daß die Tugenden der Starken verwechselt werden mit denen der Schwachen. Fluch, daß die Besten sich zurück ziehen müssen!
Von der Herrschaft der Feiglinge. zur Charakteristik der Freunde (rührendstes Lob zuletzt! 1. den Willen kräftigen 2. keine Lüsternheit 3. schweigen lernen 4. Einsamkeit 5. das tiefe Mißtrauen und das tiefe Vertrauen 6. seinen Feind suchen, seinen Freund aber finden. 20 [10] Zarathustra 4. Der König und der Narr geben einen Begriff, daß das Kommen Zarathustras nöthig ist. Zarathustra schließt immer engere Kreise: große Reden, worin er ausschließt. Immer kleinere Kreise, auf höheren Bergen. Zunächst werden 1) die Schmarotzer, dann 2) die Heuchler 3) die Schwachen Gutmüthigen dann 4) die unbewußten Heuchler der Moral ausgeschlossen. Letzte Scene: Schilderung der höchsten Seele, die am tiefsten hinunter kann, der umfänglichsten, die sich am weitesten verirren kann, der nothwendigsten, die sich in Zufälle stürzt, der Seienden, die ins Werden sich verliebt; der Habenden, welche verlangt und will; der sich immer wieder Fliehenden und wieder Einholenden: ganz Selbst-Liebe und darum ganz in Allem: der alles Spiel ist; Weisheit, die sich ins Meer der Thorheit stürzt: Lachen und Tränen: die Welt, eines Gottes Ausgelassenheit: Erlösung von allen einmaligen steifen weisen usw. Sünde selber als Genuß der Selbst-Aufhebung. Alle Wesen nur Vorübungen in der Vereinigung Einverleibung von Gegensätzen. Die Erlösung vom Zufalle: was ich habe geschehen lassen, das weiß ich hinterdrein mir gut machen: und deshalb hinterdrein wollen, was ich nicht vorher wollte. ganz in sich Ziel Darauf erzählt Zarathustra, aus dem Glück des Übermenschen heraus, das Geheimniß daß Alles wiederkehrt. Wirkung. Pana will ihn tödten. Er begreift endlich, macht alle Wandlungen durch, bis zur siegreichsten, als er aber sie zerbrochen liegen siehtlacht. Steigt lachend aufwärts auf den Fels: aber dort angekommen stirbt er glücklich. Hinreißende Wirkung des Todes: die Gelobenden. 20 [11] Vom Einen Siege. So wie ich ihn einst siegen und sterben sah: den Freund, der göttliche Augenblicke und Blitze in meine dunkle Jugend warf muthwillig und tief, voranstürmend zur Freude noch im Sturm der Schlacht, voranblutend im Leide, und wo der erwählten Fahne Feinde nahten, unter Sterbenden der Heiterste, unter Siegenden der Schwerste, nachdenklich-vordenklich auf seinem Schicksal stehenderbebend darob, daß er siegte, lachend darob, daß er sterbend siegte befehlend, indem er starb:und er befahl, daß man vernichte und nicht schone Oh du mein Wille, mein In-Mir, Über-mir! du meine Nothwendigkeit! Gieb, daß ich also siegeund spare mich auf zu diesem Einen Siege! Bewahre und spare mich auf und hüte mich vor allen kleinen Siegen, du Schickung meiner Seele und Wende aller Noth, du meine Nothwendigkeit! 20 [12] Kenne ich nicht, gleich dir, alle Heiterkeitauch die Heiterkeit, die im Vorgenuß des nahen Todes ist: denn die große Bürde, die ich trug, ließ mich oft in großen Gefahren jauchzen
kleine verkrochne Gemeinde und Dunst und Dünkel aller Betbrüdersie Stuben und alle bedürfen der Kämmerchen zu ihrem Beten!
Du bist gleich mir von Ohngefähr das ist der älteste Adel der Welt.
und nicht nach ihrem Lande der Verheißung will ich dem Geiste folgen, den sie heilig heißen: ich sah immer Ziegen und Gänse voran unter seinen Kreuzfahrern
vertraulich und offenherzig, aber gleich Thoren, durch die nur Niedriges eingeht. 20 [13] Die feierlichen Schnurrpfeifer, die mit Tönen düstere Lehren und Lügen predigen.
Ich wollte, ich sähe schon die Feuersäule, in der sie verbrannt wird: denn solche Feuersäulen müssen dem großen Mittage vorangehn.
Wie viel Höhlen hat das Leben Vor Sonnenaufgang. 20 [14] Ich fand einen Übermuth in allen Dingen, den heiße ich göttlich. Ich fand diesen Übermuth auch in meiner Seele. Diesen Übermuth der Weisheit, fand ich in allen Dingen, daß sie alle Dinge auf den Füßen von Narren gehen heißt. So wenig Vernunft als möglich: mehr nimmt sie nicht mit in ihren Schnappsack, wenn sie über Land geht und tagsüber ihr Feld bestellt. Auf den Füßen des Zufalls laufen alle Dingehinweg und zurück und hinauf zur Weisheit, das ist ihre selige Sicherheit, daß sie alle Dinge nur mit dem Zufalle zu sich gängelt. 20 [15] Von unschuldigen Dingen am liebsten genährt und von Wenigen, bereit und ungeduldig, davonzufliegen: wie sollte nicht Etwas an mir von Vogel-Art sein? Dem Geist der Schwere todfeind auch noch mit dem Leibe: wohin folgte ihm nicht meine Feindschaft! Wohin flog und verflog sich nicht mein geflügelter Tod-Haß! 20 [16]
ì
ï
ï
í
ï
ï
î |
|
Wahrsager
Vernichter
Schaffender
Verbinder
Entdecker (Meer)
TänzerLacher
FliegenderSiegender |
|
|
|
|