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The Will to Power
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Sommer-Herbst 1882 2 [1-50]

2 [1]

Metteyya [Vgl. Hermann Oldenberg, Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde. Berlin: Hertz, 1881:144. "1) Bei Gelegenheit einer Prophezeiung Buddha's über Metteyya, den nächsten Buddha, welcher in ferner Zukunft auf Erden erscheinen wird, heisst es: 'Er wird der Führer einer Jüngerschaar von Hunderttausenden sein, wie ich jetzt der Führer einer Jüngerschaar von Hunderten bin' (Cakkavattisuttanta)."]

2 [2]

Carus, vergl[eichende] Psychologie [Vgl. Carl Gustav Carus, Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Thierwelt. Wien: Braumüller, 1866.]

2 [3]

Vogt 19185
Lindau 18772
Wilbrandt 18761

2 [4]

Die Moral der Ausgewählten oder die freie Moral.

Wir als die Erhalter des Lebens.

Unvermeidlich entstehend die Verachtung und der Haß gegen das Leben. Buddhismus. Die europäische Thatkraft wird zum Massen-Selbstmord treiben. Dazu: meine Theorie der Wiederkunft als furchtbarste Beschwerung.

Wenn wir nicht uns selber erhalten, geht Alles zu Ende. Uns selber durch eine Organisation.

Die Freunde des Lebens.

Nihilismus als kleines Vorspiel.

Unmöglichkeit der Philosophie.

Wie der Buddhismus unproduktiv und gut macht, so wird auch Europa unter seinem Einfluß: müde!

Die Guten, das ist die Ermüdung.

Die Versöhnung, das ist die Ermüdung.

Die Moral, das ist die Ermüdung.

Die guten Sitten (z. B. Ehe) das ist die Ermüdung.

Gegen die Idealisten.

2 [5]

Das, was kommt.

Das eigentliche Streben ins Nichts.

Kriege über das Princip von Besser-Nichtsein-als-Sein.

(A)

Erste Consequenz der Moral: das Leben ist zu verneinen.

Letzte Consequenz der Moral = die Moral selber ist zu verneinen.

(B)

Also: fällt die erste Consequenz dahin

Befreiung der Selbstsucht,
Befreiung des Bösen,
Befreiung des Individuums.

Die neuen Guten (“ich will”) und die alten Guten (“ich soll”)

Befreiung der Kunst als Abweisung der unbedingten Erkenntniß. Lob der Lüge.

Rückgewinnung der Religion.

(C)

Durch alle diese Befreiung wächst der Reiz des Lebens. Seine innerste Verneinung, die moralische, ist beseitigt.— Damit Anfang vom Untergange. Die Nothwendigkeit der Barbarei, wohin z. B. auch die Religion gehört. Die Menschheit muß in Cyklen leben, einzige Dauerform. Nicht die Cultur möglichst lange, sondern möglichst kurz und hoch.— Wir im Mittage: Epoche.

(D) .

Was bestimmt die Höhe der Höhen, in der Geschichte der Cultur? Der Augenblick, wo der Reiz am größten ist. Gemessen daran, daß der mächtigste Gedanke ertragen, ja geliebt wird.

2 [6]

Das, was kommt.
Eine Prophetie.

A. Selbstbesiegung der Moral.
B. Befreiung.
C. Mitte und Anfang vom Untergange.
D. Kennzeichen des Mittags.
E. Der freiwillige Tod.

2 [7]

Schlange, sprach Zarathustra, du bist das klügste Thier unter der Sonne du wirst wissen was ein Herz stärkt—mein kluges Herz ich weiß es nicht. Und du Adler, du bist das stolzeste Thier unter der Sonne, nimm das Herz und trage es dorthin, wohin es verlangen wird—das stolze Herz—ich weiß es nicht.

2 [8]

M[enschen] die nicht nöthig haben viel zu lügen, thun sich etwas darauf zu Gute, daß sie wenig lügen.

2 [9]

Und kündet mir doch ihr Thiere: Steht schon die Sonne im Mittag? Ringelt sich schon die Schlange welche Ewigkeit heißt? Blind wird Zarathustra.

Mir gereicht Jegliches immer zum Tode. Wer will mein Schicksal sein? Ich liebe jedes Schicksal. Selig wird Zarathustra!



Nichts weiß mehr Zarathustra, nichts erräth mehr Zarathustra.

2 [10]

Immer zurückgeben: nichts geschenkt annehmen, außer als Auszeichnung und Zeichen, daß wir die Liebenden anderer Personen an solchen erkennen und durch unsere Liebe ausgleichen.

2 [11]

Den Menschen die Moral nehmen weil sie davon so schlechten Gebrauch machen: und ihnen harte Gefühle auflegen—“du sollst”—soldatisch

2 [12]

Bekenne dich zu etwas z. B. “ich will gerecht sein.” Nur eine Sünde: Feigheit.

2 [13]

Armut an Liebe verkleidet sich gern als Entbehrung des Liebens-Würdigen.

2 [14]

Vermöge der Liebe sucht der Mann die unbedingte Sklavin, das Weib die unbedingte Sklaverei—Liebe ist das Verlangen nach einer vergangenen Cultur und Gesellschaft.

2 [15]

Gegen einen unabhängigen Menschen, welcher es verschmäht, Leithammel zu sein, nährt der moralische Mensch einen Verdacht, als ob er ein schweif[endes] Raubthier sei.

2 [16]

Das Eisen haßt den Magneten, wenn der M[agnet] das Eisen nicht ganz an sich ziehen kann.

2 [17]

Nicht was uns hindert, geliebt zu werden, sondern was uns hindert ganz zu lieben, hassen wir am meisten.

2 [18]

Wer aus sich kein Hehl macht, empört.

2 [19]

“Unglückseliger, dein Gott ist zerborsten und zerbrochen, und Schlangen hausen in ihm. Und nun liebst du selbst diese Schlangen noch um seinetwillen.”

2 [20]

Von unseren Feinden wollen wir nicht geschont werden—und ebensowenig von denen, die wir von Grund aus lieben.

2 [21]

Nimm dich vor dem in Acht: er redet nur, um nachher hören zu dürfen:—und du hörst eigentlich nur, weil es nicht angeht, immerfort zu sprechen—d. h. du hörst schlecht und jener hört gut.

2 [22]

Die Hündin Sinnlichkeit, die einen Bissen Fleisch abhaben will, weiß gar artig um einen Bissen Geist zu betteln.

2 [23]

Sie giebt nie, sie vergilt nicht einmal—sie entgegnet nur.

2 [24]

Es giebt gebende Naturen, es giebt zurückgebende.

2 [25]

Die eigentlich gerechten Menschen sind unbeschenkbar—sie geben alles zurück.

2 [26]

Es ist in der Mittheilung einer Erkenntniß immer etwas Verrath.

2 [27]

In allem Schreiben ist Schamlosigkeit.

2 [28]

Wer Gott liebt, der züchtigt ihn.

2 [29]

Die Oberflächlichen müssen immer lügen, weil sie keinen Inhalt haben.

2 [30]

Erziehen: d. h. unter allen Umständen zum Lügen erziehen.

2 [31]

Der Wahrhaftige endet damit zu begreifen, daß er immer lügt.

2 [32]

Lüge ist nicht nur wider sein Wissen reden, sondern auch wider sein Nichtwissen reden.

2 [33]

Es ist vornehmer, sich Unrecht zu geben als Recht zu behalten.

2 [34]

Die Lüge ist die Menschenfreundlichkeit des Erkennenden.

2 [35]

Selbstmord

2 [36]

Gerechtigkeit nur gegen Dinge möglich.

2 [37]

Unsere Wirkungen als nothwendige Täuschungen.

2 [38]

Getheiltes Unrecht ist halbes Recht.

2 [39]

p. 200 Mensch[liches], Allz[umenschliches]
p 77 Morgenröthe
167,8 Fr[öhliche] Wissenschaft

2 [40]

Furchtbare Consequenz, wenn man die Menschen nur um Gottes Willen liebt.

2 [41]

“Aber wie konntest du so handeln! sagte ein Freund zu einem sehr klugen M[enschen]—es war eine Dummheit.” Es ist mir auch schwer genug geworden, entgegnete dieser.

2 [42]

Wer hinauf zur letzten Erkenntniß will, muß auch die Wahrhaftigkeit hinter sich lassen. Der Zaun der Erkenntniß ist durchaus nicht von der Moralität aus zu ersteigen.

2 [43]

“Das Leben um der Erkenntniß willen,” das auf dem Kopfe stehen-wollen ist vielleicht etwas Tolles—aber wenn es ein Zeichen der Freude ist, so mag es hingehen, es sieht da nicht übel aus ein Ele[phant, welcher versucht auf seinem Kopfe zu stehen.]

2 [44]

Für einen guten Ruf zahlt man gewöhnlich zu viel: nämlich sich selber.

2 [45]

Die Gefahr des Weisen liegt darin, daß er sich in die Unvernunft verliebt.

2 [46]

Liebe zum Weibe! Wenn sie nicht das Mitleiden mit einem leidenden Gotte ist, so ist sie der Instinkt für das verborgene Thier im Weibe.

2 [47]

Der Prüfstein für eine Natur ist nicht die Art, wie sie liebt, sondern wenn sie sich geliebt weiß, tritt alle ihre Gemeinheit oder Höhe ans Licht.

2 [48]

Ich verwundere mich mehr über einen Tadel als über ein Lob; ich verachte das Lob mehr als den Tadel.

2 [49]

Die moral[ische] Entrüstung ist die perfideste Art der Rache.

2 [50]

Ich mag das Mitleid nur im Gesichte eines Siegreichen. Wenn diese Erbärmlichen, deren Anblick wehthut, gar noch mitleidige Gesichter machen, — — —

Mitleid mag etwas für Götter sein, aber einem Helden geziemt es fröhlich zu sein über der Trübsal um ihn herum.

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