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The Will to Power
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Sommer 1880 4 [201-323]

4 [201]

Die sogenannten Commensalisten fressen ihre Wohnthiere nicht, benutzen sie aber häufig als Mittel, sich die ihnen zuträgliche Nahrung zu schaffen. Hier haben wir eine Schonung zum Zweck der Ernährung.

Etwas Belebtes um sich zu haben, das nicht Furcht einflößt—könnte den Thieren ihre Jungen anempfehlen. Daß sie ernährt werden wollen, wird errathen. Das Gefühl des Eigenthums, der Herrschaft läßt die Eltern dann sehr gereizt erscheinen, wenn man sie ihnen nehmen will. Vergesellschaftung von Thieren ist wohl eine ebenso alte Sache als Pflege der Jungen.

Wie sich auf vielen Thieren Parasiten ansiedeln, welche das Thier nicht los werden kann, so auch auf Menschen—sie unterscheiden sich von den Dienern, daß sie vom Wirthe leben, wider oder mit seinem Willen, ohne ihn zu Grunde giengen: viele Frauen. Ehemals freies Leben und dazu eine Menge Organe, die dann für das Parasitenleben nicht mehr nöthig sind: sie degeneriren und werden rudimentäre Organe. Giebt es so etwas bei Menschen? [Vgl. Alfred Espinas, Die thierischen Gesellschaften: eine vergleichend-psychologische Untersuchung. Nach der vielfach erw. 2. Aufl. unter Mitw. des Verf. deutsch hrsg. von W. Schloesser. Braunschweig: Vieweg, 1879:150 Vgl. Karl Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. Leipzig: Brockhaus, 1880:2, 161f.; 181-183.]

4 [202]

Diese Kriege, diese Religionen, die extremen Moralen, diese fanatischen Künste, dieser Parteihaß—das ist die große Schauspielerei der Ohnmacht, die sich selber Machtgefühl anlügt und einmal Kraft bedeuten will—immer mit dem Rückfall in den Pessimismus und den Jammer! Es fehlt euch an Macht über euch!

4 [203]

Ich empfehle Euch die Mäßigkeitsvereine, nicht als ob Ihr eine Kraft hättet, die zu mäßigen wäre, sondern damit ihr nicht zuviel geistige Getränke trinkt, die Euch das Gefühl der Macht auf Stunden und den Ekel an euch auf die Dauer geben.

4 [204]

Die Asketen erlangen ein ungeheures Gefühl von Macht; die Stoiker ebenfalls, weil sie sich immer siegreich, unerschüttert zeigen müssen. Die Epikureer nicht ; sie finden das Glück nicht im Gefühl der Macht über sich, sondern der Furchtlosigkeit in Hinsicht auf Götter und Natur; ihr Glück ist negativ (wie nach E[pikur] die Lust sein soll) Gegen die Gefühle der Macht ist das Nachgeben gegen angenehme Empfindungen fast neutral und schwach. Ihnen fehlte die Herrschaft über die Natur und das daraus strömende Gefühl der Macht. Die Erkenntniß war damals noch nicht aufbauend, sondern sie lehrte sich einordnen und still genießen.

4 [205]

Selbst aus der Geschichte der Moral soll das Gefühl der Macht strömen: unwillkürlich wird sie gefälscht, der Mensch wird herrlich gedacht, als höheres Wesen mit Eigenschaften, welche die Thiere nicht haben. Fast alle Schriften sind der Schmeichelei gegen den Menschen verdächtig.

4 [206]

Wollen wir durch die Wissenschaft den Menschen ihren Stolz wiedergeben, wie sie ihn aus Kriegen davon trugen, so muß die Wissenschaft gefährlicher werden, mehr Aufopferung bedingen: sich selber preisgeben

4 [207]

Man schuf die Götter, nicht nur aus Furcht: sondern wenn das Gefühl der Macht phantastisch wurde und sich selber in Personen entlud.

4 [208]

Der Luxus ist erniedrigend für den Mann der Erkenntniß. Er ist nicht etwa bloß entbehrlich für ihn, sondern er repräsentirt ein anderes Leben als das schlichte und heroische—und wirkt insofem auf die Phantasie lähmend und widersprechend. Wir sind nicht “zu Hause.” Hang zum Luxus geht in die Tiefe eines Menschen: das überflüssige und Unmäßige für das Auge und Ohr als Wasser, worin ein solcher sich wohl fühlt.

4 [209]

Der Taschenspieler scheint neue Causalität darzustellen, die man noch nicht kennt, das erhebt! Ebenso der Dichter durch seine Bilder und Gleichnisse.

4 [210]

Von der Liebe haben nur solche Menschen so emphatisch und sehnsüchtig gesprochen, die wenig davon hatten. Allgemeine Menschenliebe wäre gar nicht auszuhalten: wenn nach uns nicht einer, nein Hunderte sich so sehnten und bemühten, wie es jetzt die Liebenden thun, da würde jeder nach den Zeiten ohne Liebe zurückverlangen. Gefühl der Macht als Basis des Helfenwollens ist schon gefährlich, weil der vorausgesetzt wird, der sich helfen läßt.

4 [211]

Wo man sich auch nur hinstellt in der Geschichte, es war immer der Augenblick einer tiefen Gährung, wo neue Begriffe überall siegten: so ist es nicht erst heute.

4 [212]

Ein Zeitalter des Überganges: so heißt unsere Zeit bei jedermann und jedermann hat damit Recht. Indessen nicht in dem Sinne als ob unserem Zeitalter dies Wort mehr zukomme als irgend einem anderen. Wo wir auch in der Geschichte Fuß fassen, überall finden wir die Gährung, die alten Begriffe im Kampf mit den Neuen; und die Menschen der feinen Witterung, die man ehemals Propheten nannte, die aber nur empfanden und sahen, was an ihnen geschah—wußten es und fürchteten sich gewöhnlich sehr. Geht es so fort, fällt alles in Stücke, nun so muß die Welt untergehen. Aber sie ist nicht untergegangen, die alten Stämme des Waldes zerbrachen, aber immer wuchs ein neuer Wald wieder und zu jeder Zeit gab es eine verwesende und eine werdende Welt.

4 [213]

Wenn doch die Künstler wüßten, was für Phantasie jede größere Erkenntniß zur Voraussetzung hat, wie viel erdacht [werden] und erblühen muß, um unbarmherzig abgeschnitten zu werden! Wir sind ein Fruchtgarten: meint ihr denn, es sei so leicht, die anmuthigsten Erfindungen und Hypothesen einfach zu annulliren? Wir sind gegen uns fast grausam, aber um der Früchte willen, die ihr und Alle haben sollt!— Goethe wußte es, was zum wissenschaftlichen Menschen gehört: er ist ein Ideal, in dem alle menschlichen Tüchtigkeiten sich vereinigen wie alle Ströme im Meer. Warum beurtheilt ihr ihn nach den Arbeitern des Geistes? Wir beurtheilen euch ja auch nicht nach euren Farbenreibern und Statisten.

4 [214]

Die Deutschen haben den betrunkenen Scharfsinn der Hegelianer erlebt, welche Goethe zu erklären vermeinten, indem sie ihn in Schemen zerschlugen, und die widerliche Beschränktheit der Anhänger Wagners, welche aus jeder Schwäche ihres Meisters ein Dogma und eine Aufforderung machten, daß hier jeder schwach sein solle.

4 [215]

Trostmittel: mehr zu ertragen haben als alle anderen, das giebt ein Gefühl von Vorrecht, von Macht.

4 [216]

Wie kann das Gefühl von Macht 1) immer mehr substantiell und nicht illusionär gemacht werden? 2) seiner Wirkungen, welche schädigen, unterdrücken, geringschätzen usw. entkleidet werden?

4 [217]

Wer “in Zungen redet,” hat von dem, was er sagt, kein klares Bewußtsein. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872:13.]

4 [218]

Das Herz als jüdischer Begriff, unverständig verfinstert erblindet verhärtet, durch Schmeicheleien zu berücken oder das Gegentheil: seine Funktionen sind die Affekte: das Alte Testament theilt das Vermögen des <@Øl dem Herzen zu: nur Gott vermag in das Herz zu blicken. Das fleischerne Herz: in den Affekten sind die Eingeweide thätig. Ungefähr entspricht es dem Schopenhauerschen “Willen” [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872:17-19.]

4 [219]

Paulus glaubt an einen himmlischen Leibesstoff, den der Auferstehungleib bekommt.

Paulus fühlt, daß er bei den Korinthern äußerlich sehr schüchtern erschienen ist.

Das paradoxe Todesschicksal ist der Knoten des Räthsels, hier muß man hinter den Rathschluß Gottes kommen können. —

Zunächst stritt der Tod Christi gegen die Messianität: aber das Wunder bei Damascus bewies sie.

Befreit von der FVk>, erfüllt von dem B<gØ:", sind wir nicht mehr unter dem Gesetz. Das Gesetz stellt die :"kJ\" der FVk> in ihrer größten Kraft vor Augen, wodurch sie dem Menschen unerträglich wird. “Im Fleische sein” heißt “im Gesetze sein.” Dem Bösen absterben ist auch dem Gesetze absterben.— Welchen tiefen Haß trägt hier Paulus ihm nach!

Paulus hat durch mehrere Acte das Gesetz als abgethan erklärt, es war ihm der wichtigste Punkt. Was jetzt ein Christ that, er hatte es nicht mehr am Gesetz zu messen, das war todt, wie die FVk>. Einer dieser Acte: Christus hatte es erfüllt

Im Gefühle göttlicher Verzeihung und Gnade die eine Argumentation, die andere im Gefühle der innersten Einvergeistung in Christum durch die Taufe. “Aus dem Glauben und durch Gnade”—das Gesetz sollte die Übertretungen erst provociren.

Der Tod Christi wäre im göttlichen Rathschluß unmöglich, wenn es überhaupt eine Gesetzerfüllung geben könnte: “Käme die Gerechtigkeit durch’s Gesetz, so wäre er unnütz gestorben.” Sich vom Geiste treiben zu lassen, sich ihm ganz hingeben, ohne den eignen Willen zu befragen —

Das Gesetz ist die Ursache daß ich gestorben bin. Damit bin ich aber dem Gesetz abgestorben. Wenn ein Christ auch sündigt, so doch nicht mehr gegen das Gesetz, er ist außerhalb desselben “Ich lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich noch im Fleische lebe, das lebe ich im Glauben an ihn. Wenn ich jetzt das Gesetz wieder aufnehmen wollte (so daß ich mich ihm unterordne), so mache ich Christum zum Mithelfer der Sünde.”

Die :"kJ\" ist noch da, aber sie ist überwindlich: während unter dem Gesetz die :"kJ\" unüberwindlich ist: das sündenwirkende Gesetz ist vernichtet (und zwar die Natur nothwendigkeit der Sünde ist vernichtet)

Die Sünde bald als Schwäche und Unvollkommenheit gegen den heiligen Gott—bald als selbstthätiges diabolisches Princip.

p. 204-5 steht die Schärfe der Sache. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872:8f., 110, 168f., 172, 183, 190-192.]

4 [220]

Sobald etwas als wahr gilt, hört alles feinere Verstehen auf, z. B. hat die ganze Christenheit ihren Paulus wort- und satzweise zur Erbauung gelesen, aber die eigentliche Dialektik, seine widerstrebenden Gedankengänge, seine eigentliche Noth und crux: also den leidenden und kämpfenden Paulus gar nicht gefaßt: er war todt d. h. er redete inspirirt, als Mundstück Gottes. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [221]

Wer ausschließlich einer einzigen Gattung Musik Gehör schenkt, weiß endlich nicht mehr, wie abscheulich sie klingt: mehr noch, er weiß die feineren und guten Sachen nicht mehr von den schwachen und übertriebenen zu unterscheiden und genießt im Einzelnen weniger als man glaubt, im Ganzen freilich hat er das Gefühl der Macht—seine Musik sei die beste Musik und sei durchweg gute Musik: obschon von beiden das Gegentheil wahr ist. Wer nur sich liebt, kann aus dem schlechtesten Geschmack eine Seligkeit empfinden und daraus ein Gesetz, eine Tyrannei machen: le mauvais goût mène au crime. [Vgl. Stendhal, Correspondance inédites. Précedée d'une introduction par Prosper Mérimée de l'Academie française. Ornée d'un beau portrait de Stendhal. Paris: Michel Lévy frères, 1855:XXIII .]

4 [222]

Wenn die Don Quixoterie unseres Gefühls von Macht einmal uns zum Bewußtsein kommt und wir aufwachen—dann kriechen wir zu Kreuze wie Don Quixote,—entsetzliches Ende! Die Menschheit ist immer bedroht von dieser schmählichen Sich-selbst-Verleugnung am Ende ihres Strebens.

4 [223]

Ich will der fanatischen Selbstüberhebung der Kunst Einhalt thun, sie soll sich nicht als Heilmittel gebärden, sie ist ein Labsal für Augenblicke, von geringem Lebenswerthe: sehr gefährlich, wenn sie mehr sein will.

4 [224]

Die Griechen in alter Zeit hielten Milch und Honig für die Kost der Götter—das waren keine Weintrinkerzeiten. Den Germanengöttern war Meth der Trank, der Unsterblichkeit gab: da haben wir die Trinker. Soma der Eranier ein berauschendes Getränk, das nur im Opfer vorkommt. Also: man bringt im Gedanken die berauschenden Getränke und die Empfindungen der Unsterblichkeit und Leidlosigkeit in Verbindung. Durch den Genuß des Soma hören für den Sterblichen am Ende der Tage alle Leiden der Sterblichkeit auf, sie gehen zur Seligkeit der Götter über.— Die Entrückung bei Milch und Honig: zu denken an Ninon d’Enchos, welche eine Suppe schon berauschte. [Vgl. Jacob Wackernagel, Über den Ursprung des Brahmanismus: Vortrag. Basel: Schweighauser (Hugo Richter), 1877:26f.]

4 [225]

Dionysisch—für uns ist der Wein etwas sehr Nüchternes. Und so suchen wir die Ursache des Dionysischen neben dem Wein und nehmen dessen Wirkung höchstens als Symbol. Umgekehrt! Die Wirkung des Weins war das Neue, was man nur wie ein neues Leben und eine neue Gottheit zu fassen wußte—man verstand andere Erscheinungen darnach symbolisch.

4 [226]

Die epileptische Drehwuth, welche die hysterischen Weiber Griechenlands befiel, wurde mit dem Weintaumel verglichen.

4 [227]

Flössen alle Thränen, die jeden Augenblick auf Erden geweint werden, zusammen, es flösse beständig ein starker Strom durch die “Wiese des Unheils”

4 [228]

Alles ist eitel und vergänglich, nichts dauernder Anstrengung werth; also genieße den Augenblick, das Unheil kommt doch—Salomo

4 [229]

Sich ein Unglück aus dem Sinn schlagen, durch heftige Arbeit, heftiges Vergnügen. Epicureer.

4 [230]

ein schlimmes Ding nicht sehen wollen, seine Existenz nicht zugestehen, es ableugnen, umdeuten, seine intellektuelle Ehre in die Leugnung setzen—ein Trostmittel.

4 [231]

Paulus ist ein Fanatiker und Ehrenwächter des Gesetzes gewesen und hat ihm genug thun wollen: aber es gieng nicht! Die FVk>! Und dann das Gesetz selbst, das reizte zur Übertretung!— Er hat einen tiefen Haß ihm nachgetragen: es vernichtet zu sehen durch Chr[isti] Tod war sein Triumph, der unbesiegbare Feind dieses herrschsüchtigen Menschen war besiegt. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [232]

Der Wein hat anders auf die Griechen gewirkt als auf unsere alkoholisirten Gehirne. “Unvermischter Wein macht wahnsinnig” sagten sie.

4 [233]

Falsche Schlüsse: “ich schätze die Menschen gering, folglich schätzen sie mich hoch” “ich fürchte die Menschen nicht, folglich fürchten sie mich”—aber die umgekehrten Schlüsse sind ebenso falsch. Das Schließen ist hier eben das Falsche: es ist als ob ein Kind schließt: ich mache die Augen zu, folglich sehen mich die Anderen nicht.

4 [234]

Die Genies, die ihren Anhängern ein Stück Gehirn ausschneiden, gleich Hühnern, so daß diese dann halbtrunken und schwankend die Reflexbewegungen der Anbetung ausführen.

4 [235]

Die Christen verlernten das Lesen, und wie hatte sich das Alterthum, in seinen Philologen, bemüht, es zu lernen! Aber die Bibel!

4 [236]

Ehemals meinte man, wo Wein sei, da sei Gott. Wo Erhebung ist, meint man noch, sei Gott. Ach, Erhebung ist wie Wein: Alcohol und Narcose.

4 [237]

Unglück der Menschheit und Grund ihres langsamen Fortschrittes ist, daß man die erhebenden und erregenden Dinge höher geschätzt hat als die nährenden.

4 [238]

Wenn die Menschheit uns im Werthe sinkt (z. B. bei Krankheit), sinkt auch unsre Achtung vor ihren Institutionen, “der Kranke ist ein Schuft” und der Heilige auch!

4 [239]

Sagt nicht, daß die Langeweile sie plagt: sie wollen an nichts anbeißen, weil ihr Wille zur Macht nicht weiß, wie er zu sättigen ist—alles andre ist nichts dagegen.

4 [240]

Bei einem Verbrechen: die furchtbare Erniedrigung im Gefühle der Macht, aus einer unbescholtenen eine bescholtene Familie zu werden. Der Gedanke an Feinde quält nie mehr. Nicht Gewissensbisse!

4 [241]

Wesen der Kunst: eine schädliche Funktion wird ausgeübt, ohne daß sie Schaden bringt. Angenehmste Paradoxie.

4 [242]

Racoczi-Marsch der schönste der Welt.

4 [243]

Man verträgt jetzt die Wahrheit schon über jüngste Vergangenheit, weil die Generationen nicht ihre Ansichten auf die vergangenen gründen und so ihre Ehre haben—sondern sie der früheren Ansicht entgegensetzen und so ihr Gefühl von Macht von Unabhängigkeit haben.

4 [244]

Die großen Staatsmänner haben die Phantasie ihres Volkes—dadurch sind sie groß d. h. wirksam: man empfindet im Volk, daß sie das Gefühl von Macht hervorbringen, nach dem man dürstet. Das eine Volk will die Macht mit Prunk und milit[ärischem] Erfolg, ein anderes will sie mit List und diplomatischer Überlegenheit.

4 [245]

Die großen Fürsten und Eroberer sprechen die pathetische Sprache der Tugend, zum Zeichen, daß diese vermöge des Gefühls von Macht, welches sie giebt, unter den Menschen anerkannt ist. Die Unehrlichkeit jeder Politik liegt darin, daß die großen Worte, welche jeder im Munde führen muß, um sich als im Besitz der M[acht] zu kennzeichnen, nicht sich mit den wahren Zuständen und Motiven decken können.

4 [246]

Ach es ist unmöglich, mit der Sprache der Wahrheit zu wirken: Rhetorik ist nöthig, d. h. die alte Gewohnheit, nur bei gewissen Worten und Motiven bewegt zu werden, regiert und verlangt die Verkleidung der Wahrheit.

4 [247]

Ich sehe vom Interesse und von der Eitelkeit des Einzelnen und der Völker ab: aber das Bedürfniß, Macht in sich zu fühlen, verschwenderische aufopfernde hoffende trauende phantastische Empfindungen daraus quellen zu lassen—das treibt die große Politik als gewaltigstes Wasser. Man handelt da gegen sein Interesse, gegen seine Eitelkeit (denn man hat vielleicht Sklavendienste zu thun, damit die Nation das Gefühl der Macht haben kann, oder sein Leben, sein Vermögen seine Ehre in Gefahr zu bringen) (Tugend)

4 [248]

Man darf den Völkern selbst die Ruhe und das Vergnügen nicht anbieten, ohne den Lorbeerkranz darum: als ob es im Gefühle der Macht erlaubt sei, ruhig und vergnügt zu sein, sonst aber nicht: ja als ob es eine Pflicht sei, sich so zu zeigen, weil man so sich mächtig zeige.

4 [249]

Die Falschmünzerei des Machtgefühls und das Bezahlen mit falschen Münzen ist das größte Leiden der Menschheit. Die Völker werden so betrogen, weil sie einen Betrüger suchen: einen aufregenden Wein für ihre Sinne, nicht eine gute Nahrung. Die Regierungen sind das Mittel, dem Volke jenes Gefühl zu geben: Männer aus dem Volke gewählt, geben es viel weniger als glänzende Eroberer, kühne Verschwörer, alte legitime Häuser: sie müssen etwas haben, an dem man sich berauschen kann.

4 [250]

Die Kriege sind einstweilen die größten Phantasieaufregungen, nachdem alle christlichen Entzückungen und Schrecknisse matt geworden sind. Die sociale Revolution ist vielleicht etwas noch Größeres, deshalb kommt sie. Aber ihr Erfolg wird geringer sein als man denkt: die Menschheit kann so sehr viel weniger als sie will, wie es sich bei der französischen Revolution zeigte. Wenn der große Effekt und die Trunkenheit des Gewitters vorbei ist, ergiebt sich, daß man, um mehr zu können, mehr Kräfte, mehr Übung haben müßte.

4 [251]

Das Christenthum siegte, wie ein starker Wein siegt; das Alterthum betrank sich, weil es sich nicht mehr stark und froh fühlte und sich an große Aufregungen gewöhnt hatte. Die Vorstellung vom Ende der Welt nahm sich angesichts des römischen imperium höchst phantastisch und berauschend aus.

4 [252]

Eigentlich war es für Paulus consequent zu sagen, durch den Tod Chr[isti] und die Vereinigung mit ihm durch die Taufe sei die FVk> todt und unser Leib somit ein anderer Leib, der himmlische Leib. Aber das war nicht möglich zu sagen, obwohl in einzelnen Moment[en] er es vielleicht glaubte: aber niemand glaubte es ihm! Wenn die Vereinigung also nicht völlig war—wodurch wird sie das? Glaube und Taufe nicht genug. Warum erst bei der Auferstehung? In Nachahmung Chr[isti]! Drei Tage Verwesung? [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [253]

An der Herrlichkeit Glorie (Ruhm) Gottes theilhaben, Söhne Gottes werden—das ist freilich ein Ziel! Da ist keine Bescheidenheit mehr! Es darf nur ihrer nicht zu Viele geben, sonst ist die Ehre zu gering! Dafür wird gesorgt! [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [254]

Solche Naturen wie Paulus legen sich alle Erlebnisse nach der Logik ihrer Leidenschaft zurecht. Der Erscheinung von Damasc[us] war der Gedanke vorangegangen: “gesetzt die Christen hätten Recht”—und er hatte die Vortheile geahnt für seine persönliche Pein—vor allem war es ein neuer Versuch, und der Widerwille gegen seinen bisherigen Zustand wurde zu groß. So sah er “Christus”—woher wußte er es! warum glaubte er es, wenn die Erscheinung es sagte? “Warum verfolgst du mich”—es ist nicht vernünftig, sagte sich der kluge Jude. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [255]

Paulus als Bekehrer der Heiden: dazu war nöthig “vom Gesetz erlöst zu sein”—stolzeste Aufgabe— —ach der Heilige Paulus! Man sieht bei ihm durch und durch. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [256]

Gehorchen, mehr thun als seine Pflicht ist, Lob ablehnen, stolz sein auf Integrität: deutsch. Jetzt haben wir die wüthend gewordene Eitelkeit, und leider sind einige unsrer hervorragenden Denker und Künstler vorangegangen: jeder will mehr bedeuten als sein und macht für sich “Reclame.”

4 [257]

Warum macht die Cultur schwach? Carthago unterlag dem weniger cultivirten Rom, die hohe arabische Cultur unterlag usw. Weil in der Cultur die Phantasie-Befriedigung der Macht zu hoch geschätzt und zu leicht gemacht wird: so daß die wahre Macht schwach wird (Macht über sich selbst usw.)

4 [258]

Wie erhob sich das Christenthum über den Begriff eines “erfüllten Judenthums,” einer jüdischen Spezialität, während die Nation dabei blieb, ihr Ideal sei noch nicht erfüllt?— Das ist eigentlich die persönliche Geschichte des Paulus, den es vor Juden und Judenchristen davon trieb—er wollte nichts mehr mit dem Gesetz zu thun haben. Daß man Christ werden könne, ohne vorher Jude zu werden—war seine Erfindung.— Übrigens war es ein Irrthum: die Christen sind doch Juden geworden. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [259]

Soll man denn in der Welt leben, als habe man die Gebote einer höheren Geisterwelt hier durchzuführen und nichts anderes zu thun? Dies könnte geschehen aus Interesse oder aus Eitelkeit oder aus einem Gefühl der Macht (aus der Überzeugung, man gehöre zu dieser Geisterwelt und führe seine eigenen Bedürfnisse durch) Wenn man aber nicht mehr glaubt? Dann leitet uns unser Interesse, unsere Eitelkeit, unser Gefühl der Macht direkt im Handeln, nicht mehr indirekt. Denn alle alten Moralen, so heilig sie empfunden werden mögen, sind aus niederer Erkenntniß entsprungen, sie dürfen nicht mehr herrschen.

4 [260]

Unser Leben soll ein Steigen sein von Hochebene zu Hochebene, aber kein Fliegen und Fallen—letzteres ist aber das Ideal der Phantasiemenschen: höhere Augenblicke und Zeiten der Erniedrigung. Diese schlimme Verwöhnung degradirt den allergrößten Theil des eignen Lebens, zugleich lernen wir die anderen Menschen, weil wir sie nicht in der Ekstase sehen, geringschätzen: es ist ungesund, denn wir müssen die moral[isch]en ästhetischen Ausschweifungen bezahlen. Bei tiefer eingewurzeltem Übelbefinden und innerem Mißmuthe muß die Dosis Erhebung immer stärker werden, wir werden zuletzt gleichgültig gegen den Werth und nehmen mit der stärksten Erregung für lieb. Verfall.— Dieser Prozeß ist in der Geschichte jeder Kunst sichtbar: das klassische Zeitalter ist das, wo Ebbe und Fluth einen sehr zarten Unterschied machen und ein wohliges Gefühl von Kraft die Norm ist: es fehlt immer das, was die tiefsten Erschütterungen hervorbringt: deren Erzeugung gehört in die Periode des Verfalls.

4 [261]

Man glaubte an Napoleon, weil man einen Helfer und Beruhiger nöthig hatte; Paulus glaubte an Christus, weil er ein Objekt nöthig hatte, das ihn concentrirte und dadurch befriedigte. Luther bekämpfte die Geistlichkeit, weil sein ernsthafter Versuch, ihr idealer Ausdruck zu werden, ihm nicht gelungen war, ihm nun überhaupt unmöglich und bei jedermann unmöglich erschien. Er verdächtigte die ganze vita contemplativa mit seinen Erfahrungen; er glaubte an die Bibel, weil er nicht mehr an den Papst glauben wollte, er gab sie in jedermanns Hände und lehrte das allgemeine Priesterthum—er haßte eben die Priesterschaft.

4 [262]

Im tiefsten Kummer, klagend und schreiend in seiner Kammer liegen—und da kommen die Menschen herein, wie das grelle Tageslicht: Aufschreiend und sich das Gesicht verhüllend: ach die Menschen! ach die Menschen!

4 [263]

Herumgehen wie verwandelt, mit einer anderen Schwere in den Füßen, beladen mit einer Last, daß man immer niederfallen möchte, die Töne der Andern kommen wie aus einem dicken Nebel, ihre Gründe klingen wie fließende dumpfrauschende Wasser, es ist hell, und dabei die Empfindung der Nacht.

4 [264]

Einem Regiment treu und gewissenhaft gedient zu haben, welches sich zuletzt als ein böses und verhängnißvolles herausstellt—und nicht mehr zurück, nicht mehr rechts und links können—welche Bitterkeit! In der Schlinge seiner arglosen Tugend sich gefangen sehen! Gewissenhaft sein und als sicheren Lohn die Verachtung derer die das Regiment verachten d. h. der Besten ernten! Da auszuharren kann heroischer sein als die Flucht aus dem Kampf und das Preisgeben der Sicherheit und der Güter.

4 [265]

Es giebt Vorstellungen, welche die Aufgabe des Weins haben: sie erheben vergnügen ermuthigen, aber viel genossen erzeugen sie den Rausch und oft genossen ein Bedürfniß, ohne dessen Befriedigung das Leben oede und unausstehlich wird.

4 [266]

Die moralischen Vorurtheile sind immer noch unentbehrlich: es ist zu bedauern, daß man sie noch nicht entbehren kann, denn die Kräftigung, die sie geben, unterhält die Schwäche und Unkraft, gegen welche sie als Medizin eingenommen werden, am sichersten.

4 [267]

Die Ehre einer Geliebten schonen, indem man sich in einem Kreise, wo man über sie spricht, ihr fast fremd stellt, und jetzt eine Beleidigung ihrer zu hören, welche man nicht rächen darf, um ihren Ruf nicht zu vernichten—gräßlich!

4 [268]

Wer die Krallen jener schönen Katzen erfahren hat, die um die großen Künstler schwärmen, ist nicht mehr der Meinung, daß das Genie den Charakter seiner Umgebung verbessere.

4 [269]

Woran liegt es daß die gemeinen Leute, namentlich im Orient glücklich und ruhig sind? Es fehlen ihnen die falschen Phantasie-Befriedigungen, die geistigen Räusche und Ernüchterungen, sie leben geistig gleichmäßig. Nicht der Geist, sondern die Geistigkeit ist die Gefahr.

4 [270]

Was auf jetzige Deutsche wie berauschend wirkt, das sehe man aus den Themata W[agner]s; was auf frühere, aus Schlillers Themata. Man gedenke Corneilles.

4 [271]

Darf ich doch mitreden! Alle die Wahrheiten sind für mich blutige Wahrheiten—man sehe meine früheren Schriften an.

4 [272]

Der Selbstmord ausgeübt an einer ganzen Epoche unseres Lebens, unserer Erfahrungen—alles soll todt sein—und alles soll vergessen sein—alles soll anders gewesen sein als es war! Paulus.

4 [273]

Die Sprache ist undeutlich geworden, weil so große Unklarheit inder Umgrenzung der Begriffe gewüthet hat und das Bedürfniß nach fester Bestimmung nicht gepflegt ist. Also ist die Aufgabe klar.

4 [274]

Ach die Entwerthung der einfachen Freuden! Die Griechen haben damit angefangen; es sei sclavenhaft, sich mit den •<"(i"Ã" genügen lassen. Fröhlich soll es zugehen! Das niedere Volk hat recht!— Luxus herrscht im Geistigen, daran kranken wir. Die Wahrheit ist: ihr lebt sklavenhaft in eurer Überarbeitung, in eurem Zwange der Gesellschaft, ihr braucht die Geistigkeit als Rausch: und sie bekommt euch schlecht. [Vgl. Johann Julius Baumann, Handbuch der Moral: nebst Abriss der Rechtsphilosophie. Leipzig: Hirzel, 1879:254.]

4 [275]

Die Menschen jeder Zeit, welche Kunstbedürfnisse haben, vor allem aber eine tiefe schwere Gemüthsart, fallen dem Künstler zu, welcher tief und ernst ist, und sanktioniren ihn, indem sie ihm ihre Tugenden unterschieben: er kommt dem gern entgegen. Aber bewiesen für den Künstler ist damit nichts.

4 [276]

Die Seele erfüllt von häßlichen Erfahrungen, häß[lichen] Befürchtung[en], da muß man freilich anderes von der Kunst verlangen, Reinigung, Durchschüttelung, Vergessen.

4 [277]

Das Nachdenken und die Erfindsamkeit in Bezug auf die elementaren Reize (in Musik und Farben usw.) gehört zum philosophischen Charakter in unserer Zeit: ebenso wie die Naturtreue der Maler. Man geht so weit man kann und ist radikal.

4 [278]

sie verachten die Form: als ob diese Musik das geringste Interesse hätte, wenn sie nicht sich auf dem Hintergrund, der gegensätzlichen Forderung der Form, aufschriebe, gegen ihn abhöbe!

4 [279]

Was ein Künstler an Meinungen Sympathien Antipathien Gewohnheiten Excessen alles nöthig hat, um die Luft sich zu schaffen, in der er seine Produktivität wachsen fühlt, das geht uns alles nichts an: so wenig uns der Boden kümmert, wenn wir Brod essen. Verlangt er freilich, daß wir alles jenes mit ihm theilen, um ganz den Genuß seiner Kunst zu haben, so ist zu antworten, daß der Genuß des größten Kunstwerkes ein einziges verschrobenes Urtheil, eine Verrückung unserer Stellung nicht aufwiegt. Das Kunstwerk gehört nicht zur Nothdurft, die reine Luft in Kopf und Charakter gehört zur Nothdurft des Lebens. Wir sollen uns von einer Kunst losmachen, die ihre Früchte zu theuer verkauft. Hält es ein Künstler nicht in der hellen guten Luft aus, muß er, um seine Phantasie zu schwängern, in die Nebelhöhlen und Vorhöllen hinein, gut: wir folgen nicht. Ebenso wenn er Haß und Neid braucht, um seinem künstlerischen Charakter strenge Treue zu wahren. Ein Künstler ist nicht Führer des Lebens—wie ich früher sagte.

4 [280]

Sich vorstellen, was ein Anderer empfindet, wenn wir dies oder jenes thun—also den Nutzen oder Nachtheil von uns zu berechnen aus dem erschlossenen Nutzen oder Nachtheil eines Anderen, zu welchem ihn unsere Handlung führt—das ist eingeübt im Thierreich in den Mitteln des Schutzes und des Angriffs. Sich die Wirkung auf einen Anderen vorstellen und um des Anderen willen etwas thun—die größte Schule! der Erkenntniß! Dazu hat am wenigsten das instinktive Mitleid geführt, sondern die Angst und deren Phantasie: und ihr Resultat ist vom Hunger (als, Ausgang des Angriffs auf ein anderes Wesen) acceptirt worden. Zu errathen, wie es einem zu Muthe ist, aus seinen Gebärden, ob er fliehen oder angreifen will usw.—ohne die höchste Anspannung des Intellekts durch die Noth hätte man das nicht gelernt. Das Mitleid kommt spät, nach dem alles gelernt ist, es spannt den Intellekt nicht an; es ist für die Kenntniß des Menschen ziemlich unproduktiv.

4 [281]

Die Liebe phantasirt über den Anderen: ihr geheimer Impuls ist, im Anderen so viel Schönes als möglich zu entdecken, oder ihn sich so schön als möglich zu denken. Die Illusion ist hier also eher ein Vortheil. Die Furcht will errathen, was der Andere ist, was er kann und will: die Illusion wäre der größte Nachtheil. Also die Erkenntniß des wahren Menschen ist viel mehr durch Furcht als durch Liebe (Mitleid) gefördert worden.

4 [282]

Ich kenne jene schwellende Brust, jenes Herablächeln auf die irdischen Dinge, jenen heißen Strom, den stolzen Tritt des Fußes, jenes glühende verachtende und hoffende Auge —

4 [283]

Wenn man bedenkt, wie viel Schmerz man übernehmen, wie viele man sich anthun muß, wie fehlerhaft es wäre, die sofortige Befriedigung zu wählen; so ergiebt sich, daß auch im Verhältniß zu anderen Menschen wir Leid machen müssen und nicht gleich befriedigen dürfen d. h. daß das Mitleid uns nicht beherrschen, sondern unsere Einsicht über den Nutzen über das Mitl[eid] herrschen müsse.

4 [284]

Die Männer gründen die Ehe, um das Gefühl der M[acht] zu haben: die Frauen auch (unabhängig sein) Aber sie irren sich beide. Die Liebe ist kein Grund zur Ehe, eher ein Gegengrund: ein tiefes Gefühl verbirgt sich.

4 [285]

Ich habe meine Schriften jederzeit mit meinem ganzen Leib und Leben geschrieben: ich weiß nicht, was “rein geistige” Probleme sind.

4 [286]

Plato wurde ungeduldig, er wollte am Ende sein. Und warum? Sein Gefühl der Macht wollte Befriedigung, jener starke politische Trieb. Die Kürze unseres Lebens verlangt, daß an einem Punkte die Höhe eintritt und das Ziel erreicht ist: sonst blieben wir ewig in der Schwebe und das hält ma[n] nicht vor Ungeduld aus. Individuell nothwendig der Anschein der Wahrheit.

4 [287]

Plato hielt sich nicht in der Bahn des Socrates, die ersten Eindrücke des Heraclit schlugen vor, Pythagoras war das geheim neidisch angeschaute Ideal.

4 [288]

Wenn die Alten von Nothwendigkeit: •<V(i0 reden, so meinen sie das Reich, wo es beliebig zugeht (zufällig), wo nicht auf jede Ursache ihre Wirkung folgen muß. Nur der teleologische Bereich, wo die Gottheit ihre Spuren sichtbar werden läßt, macht eine Ausnahme: der Geist bringt Ordnung und Regelmäßigkeit hinein.— Umgekehrt die neueren, welche im Geist das Princip der Freiheit sehen, in der Natur den Zwang.

4 [289]

Man glaubte, wenn man die Eigenschaften eines Dinges verallgemeinerte, auf seine Ursache zu kommen: und die allgemeinste Verallgemeinerung müßte die Ursache aller Dinge sein. So sollte die Vollkommenheit an sich existiren als Wesen, aus dem dann die Tugenden und die tugendhaften Menschen zu erklären seien.

4 [290]

Ich weiß so wenig von den Ergebnissen der Wissenschaft. Und doch scheint mir bereits dies Wenige unerschöpfbar reich zu sein zur Erhellung des Dunklen und zur Beseitigung der früheren Arten zu denken und zu handeln.

4 [291]

Im hingebenden und trotzigen Gefühle der Jugend hängt man sich gerade an jene Lehrer und Männer, die unseren Kräften fremd sind und sich auf den Gebieten erheben, wo wir unsere Mängel fühlen. So triumphiren wir durch unsere Parteinahme über den Zufall, gerade in dem und jenem arm und niedrig geboren zu sein. Später halten wir uns an unsere starken Seiten, weil wir hier allein tüchtig arbeiten bauen können und Meister werden wollen.

4 [292]

Je mehr wir begreifen, wie unsere Werthschätzungen entstanden sind, um so mehr verringert sich ihr Werth und das Bedürfniß nach neuen Abschätzungen stellt sich heraus. Das Studium der ersten und letzten Fragen z. B. verliert jene centnerschwere Bedeutung, wenn wir sehen, durch welche Irrthümer wir unser gegenwärtiges Befinden und ewiges Heil daran gehängt haben.

4 [293]

Daß sich Schopenhauer’s Lehre vom “Willen” so leicht einschmeichelt, liegt darin, daß wir auf das Wesentliche derselben schon eingeübt worden sind—durch den jüdischen Begriff “Herz,” wie er uns durch Luther’s Bibel geläufig geworden ist. Die Empfindung, daß uns etwas leicht fällt und an lauter schon vorhandene Empfindungen anknüpft, gilt uns als Zeugniß der Wahrheit. [Vgl. Hermann Lüdemann, Die Anthropologie des Apostels Paulus und ihre Stellung innerhalb seiner Heilslehre: nach den vier Hauptbriefen. Kiel: Universitäts-Buchhandlung, 1872.]

4 [294]

Hat einer einen jener großen Aufschwünge ins höhere Reich der Geister gemacht und ihn darstellen können, da macht die Menschheit den Versuch, ihn in sich aufzusaugen: d. h. Viele versuchen in der gleichen Richtung zu fliegen und erst spät beruhigt sich die Begierde. Es sind die Moden im großen Stile, namentlich für die Ehrgeizigsten. Es war die Art, wie man ehemals reiste und Abenteuer suchte.

4 [295]

Die Wissenschaften repräsentiren die höhere Sittlichkeit im Vergleich zu den Welträthsellösern und Systembauern: die Mäßigung Gerechtigkeit Enthaltsamkeit Friedfertigkeit Geduld Tapferkeit Schlichtheit Schweigsamkeit usw.

4 [296]

Die Kunst hat auch die Phantasie-Befriedigung: und es ist diese unschuldiger und harmloser als sonst, weil die Schönheit den Maaßstab des Maaßes mitbringt: sodann weil die Musen sagen: “Wir lügen.”

4 [297]

Was bestimmt uns zu so rascher Verallgemeinerung, daß wir nach Einem Zuge uns den Menschen denken und schlechterdings niemand sein Bild eines Andern unausgeführt lassen will? Die Furcht und die Gewohnheit der Furcht: “er zeigt diesen Zug—wie, wenn er immer so wäre? Nehmen wir es der Vorsichthalber an, nämlich wenn es ein gefährlicher Zug ist!”

4 [298]

Die Thiere welche durch eine entsetzliche Buntheit aller Augen auf sich ziehen, werden trotzdem sehr in Ruhe gelassen: sie haben alle eine böse Waffe, ein Gift und dergleichen—Gleichniß.

4 [299]

Wenn wir eine Handlung im Gefühle der Macht thun, so nennen wir sie moralisch und empfinden Freiheit des Willens. Handlungen im Gefühle der Ohnmacht gelten als unzurechnungsfähig. Also die begleitende Stimmung entscheidet, ob etwas in die moralische Sphäre gehört “gut oder böse” ist. Darum dieses unaufhörliche Bemühen um Mittel, diesen Zustand herbeizuführen: es ist der menschliche!

“In Macht Böses thun ist mehr werth als in Ohnmacht Gutes thun” d. h. das Gefühl der Macht wird höher geschätzt als irgend ein Nutzen und Ruf.

4 [300]

sie begeistern sich in der Jugend einmal und sind dauernd dafür dankbar, während sie den Gegenständen dieser Begeisterung ferner werden: aber an einer Kritik hindert sie die Pietät. Die Heiligsprechung nimmt zu im Verhältniß, daß die Begeisterungszeit ferner wird und wir den Objekten uns entrückt fühlen. “Was uns einmal so erhoben hat, muß die Wahrheit gewesen sein” “Jetzt stehen wir fern und können es nicht mehr prüfen: aber damals waren wir ganz darin zu Hause.” Der Wahn, daß was erhebt, wahr ist und daß alles Wahre erheben muß, ist die Folge von der Verachtung des Irdischen Materiellen als des Unwirklichen und [der Verehrung] des Geistigen und des jenseits als der wahren Welt, von wo aus alle Regungen kommen, die erheben.

Wenn die Geschichte von Christus in diesem Jahrhundert sich ereignet hätte, so würde der für verrückt gelten, der das glaubte, was jetzt noch viele davon glauben.

4 [301]

Alle Griechen (v. Gorgias Plato’s) glaubten, der Besitz der Macht als Tyrann sei das beneidenswertheste Glück: die Ruchlosigkeit desselben vorausgesetzt. Alle waren bemüht, das Entstehen dieses Allerglücklichsten zu verhindern und, wenn er existirte, ihn zu hindern oder zu vernichten. Das höchste Glück, an das jeder glaubte, wurde ganz in das Gefühl der Macht gelegt: dieser Zustand aber als das absolut Unsittliche (Sittenfeindliche d. h. Individuelle Egoistische) behandelt. Man verabscheute und fürchtete den Glücklichen: in seinem Übermuth schont er niemanden. Allmacht wäre in ihren Augen vollendete Rücksichtslosigkeit und Teufelei, nicht zwar Lust zu schaden, sondern Opferung Aller für die Lust des Tyrannen. Ganz so verfährt nun auch der Tyrann des Geistes, er ist der Glücklichste und Gewissenloseste.

Gerecht sein ein fortwährendes Opfer, nur zu ertragen in Hinsicht auf den Ruhm bei der Gesellschaft (d. h. auf ein Gefühl der Macht): ohne diesen Erfolg gerecht sein wäre das entsetzlichste Loos. Das ist griechisch gedacht. Aber ohne gerecht zu sein (ohne diese Mühen und Aufopferungen) den Lohn der Gerechtigkeit, den Ruhm haben erschien als das größte Glück. Der praktische Ausweg (da der zum Tyrannen gewöhnlich verschlossen war) war: der Schein der Gerechtigkeit: so wie Napoleon in Worten und Handlungen den edleren Trieben seinen Beifall, ja Lohn zollte und so ihren Glanz für sich gewann. Die Gleichheit der Bürger ist das Mittel zur Verhinderung der Tyrannei, ihre gegenseitige Bewachung und Niederhaltung. Hätte man den Ring des Gyges, so wäre ein jeder ungerecht.— Offenbar haben diese Gleichen über das Glück des Tyrannen wild phantasirt, es war die Begehrlichkeit ihrer Phantasie; noch in der Tragödie ist es des großen Paradoxons, “König sein und unglücklich,” “nicht einmal den Perserkönig beneiden” Ausdruck. Ausdruck. Das Gefühl der Macht reiche aus, alle Mühsal des Regierens, alle Furcht usw. weit aufzuwiegen (Xenophon’s Hiero ist die sokratische Paradoxie, daß nicht viel am Glück des Tyrannen ist!) Der Tugendhafte sei der glückliche—das klang wie verrückt : die Enthaltung war ja so lästig! Zuletzt blieb aber der Tugend stolz des Stoikers übrig, der König und Weise ist: das neue Gefühl der Macht: man kann ihn mit nichts unterwerfen, er regiert.— Jede Philosophie hatte ihre herrische Seite: die Epicureer triumphirten, den Acheron besiegt zu haben und die Todesfurcht, die Furcht vor der Natur: also Herren der Natur zu sein.

4 [302]

Der Hauptvorwurf Plato’s geht nicht gegen die Sophisten sondern gegen die Dichter: sie lenken die Jünglinge, welche für Höheres angelegt sind, auf die Bahn des politischen Ehrgeizes—während er sie auf die des philosophischen Ehrgeizes bringen möchte. Die gewöhnliche Art der Befriedigung des Machtgefühls ist der tiefe Schatten, welchen Plato sieht: er will eine andere zeigen. Jetzt könnte man den Vorwurf wiederholen, aber umgekehrt. Die Philosophen befriedigen den Stolz der Jünglinge, wie die Dichter—sie bringen sie ab von der Wissenschaft.

4 [303]

Für mich erdacht und für jene aufgeschrieben, welche einer herzlichen und feinen Antheilnahme an menschlichen Dingen ebenso fähig sind, als sie sich vom zudringlichen Gelüst des Reformators und Sittenpredigers frei wissen—so mögen diese Gedanken — — —

4 [304]

Mill über den platon[ischen] Philos[ophen] der, gleich den Göttern, über die Erde erhaben ist und im Anschauen der wahren Dinge lebt, p. 67. [Vgl. John Stuart Mill, Ueber Frauenemancipation. Plato. Arbeiterfrage. Sozialismus [Vermischte Schriften 3]. Uebersetzt von Sigmund Freud. In: John Stuart Mill's Gesammelte Werke. Autorisirte Übersetzung unter Redaktion von Theodor Gomperz. Bd. 12. Leipzig: Fues, 1880:67.]

4 [305]

Die Rangordnung der denkenden Geister ist erst noch zu machen. Bisher hat man die Philosophen zu sehr als Künstler behandelt, ihre Gabe der Darstellung, ihre Phantasie, ihr Colorit-gebenkönnen als Argumente ihrer Genialität behandelt: aber den Grad ihrer Gerechtigkeit, Selbstbändigung außer Acht gelassen: eigentlich sie außerhalb der Moral beurtheilt. Ihre Wirkung entschied, und wer auf die empfänglichsten Menschen, solche welchen ihr Dank rhytmisch über die Lippen quoll, wirkte, galt als der größte: also der Begeisterer der Jugend!

4 [306]

Ach diese Erbärmlichen, welche glauben, die Menschheit möchte in Kürze zu klug werden, und es möchte um ihren Einfluß, ihren Ruhm geschehen sein!

4 [307]

Alle jene Wesen, die ihre Leidenschaft verschlingt Werther Tasso Tristan Isolde rufen uns zu: sei ein Mann und folge mir nicht nach!—und das rufen auch die Menschen der philosophischen Leidenschaft, welche individuell höchste Macht durch Erkennen begehren, Alchymisten sowohl wie Platoniker usw.

4 [308]

Der Impuls, sich zu opfern, gilt für gut. Er ist es an sich nicht: wie sollte Schaden thun irgend jemand anderem (in diesem Falle sich selber) an sich gut sein? Und noch dazu ist dieser Schaden ein so überflüssiger! nichts als ein Gelüst der Herrschsucht und des Trotzes gegen sich, welches sich nicht vernünftig zu befriedigen weiß.

4 [309]

“Wille zum Uriniren” d. h. es giebt einmal einen Druck und Zwang, zweitens ein Mittel, sich davon zu befreien, drittens eine Gewöhnung, es anzuwenden, nachdem es von dem Verstande an die Hand gegeben ist. An sich hat jener Zwang und Druck nichts zu thun mit jener Entladung der Harnblase: er sagt nicht “ich will” sondern nur “ich leide.”

4 [310]

Schopenhauer’s Lehre ist eine verkappte Teleologie, aber die eines bösen und blinden Wesens, welches Zwecke erstrebt, die nicht zu bewundern und nicht zu lieben sind. Schien es bei der früheren Teleologie, als ob der Kopf des Universums und die hellste gerechteste Einsicht in ihm die Welt und die Menschen gemacht habe—wo man nicht begreifen konnte, warum beide nicht um etwas vernünftiger und gerechter ausgefallen sind—, so scheint bei Schopenhauer der Unterleib des Universums die Wurzel der Dinge zu sein: und die Begierden desselben erfinden sich erst einen Intellekt, um sich mit seiner Hülfe bessere Nester zu bauen. Eins ist so falsch wie das Andere: aber das Letztere ist unklarer, weil es vom Wollen redet ohne von vornherein einen Intellekt anzunehmen, der sich vorstellen konnte was er will: einen solchen Willen in’s Blaue (oder in’s Dasein!) giebt es nicht, es ist ein leeres Wort.

4 [311]

Vita contemplativa.
Fingerzeige und Wegweiser
dahin.

4 [312]

Vom Leben der Denker.
Moralische Fragen.

4 [313]

Vademecum Vadetecum
Gedanken über die individuelle Sittlichkeit.

4 [314]

Die moralischen Vorurtheile.
Das Gefühl der Macht.

4 [315]

Die Erlösung.
Was zu verlernen ist.

4 [316]

Wie sich Räuber und große Fausthelden zu Soldaten verhalten, so Philosophen zu wissenschaftlichen Menschen. Freilich: die ersteren machte man zu Heroen, diese zu Genies!

4 [317]

In den wissenschaftlichen Menschen leben die Tugenden der Soldaten und ihre Art Heiterkeit—es fehlt ihnen die letzte Verantwortlichkeit. Sie sind streng gegen sich, gegen einander und erwarten für das Gute nicht, gelobt zu werden. Sie sind männlicher und haben eine Vorliebe für Gefahr, sie müssen sich tüchtig machen, das Leben für die Erkenntniß aufs Spiel zu setzen: sie hassen die großen Worte und sind harmlos, und etwas geckenhaft.

4 [318]

Ich werde von der größten Krankheit der M[enschen] sprechen und will zeigen, daß sie aus der Bekämpfung anderer Krankheiten entstanden ist: daß das anscheinende Heilmittel auf die Dauer Schlimmeres erzeugt hat, als das ist, was durch dasselbe beseitigt werden sollte.

Werden sich meine Leser einen einzigen Gedanken und diesen in hundert und aberhundert Wendungen und Beleuchtungen gefallen lassen? Aber es ist ein Erforderniß der allgemeinen Gesundheit, und man hat Härteres in ihrem Dienste gethan als ein Buch zu lesen, das nicht zu den unterhaltenden gehört.

4 [319]

schwärmerische mädchenhafte Empfindungen von sogenannter Seligkeit, Träume von bekehrten und geretteten Wüstlingen, Treue bis zum Sprung ins Wasser, und der Geliebte selber etwas Furchtbares Unheimliches, ein Mann unbekannter Unthaten, aber ein Übelthäter ohne Schuld, der zugleich ein verkappter Gott und Prinz ist, und alles in sehr reizvoller Natur—das sind jetzt die Erholungen des eisernen Deutschlands.— Böse Harmonien, wüthende Rhythmen und unsägliches chromatisches jammern, der Wechsel aller Tonarten als Sinnbild der Unbeständigkeit aller Dinge unter dem Monde—so wird die Wirklichkeit beschrieben.

4 [320]

Ungarische Rhapsodie II—eine so gute und zugleich so ausgelassene Musik, als ob Gott des Teufels geworden sei.

4 [321]

Die “Erkenntnisse mit Einem Schlage,” die “Intuitionen” sind keine Erkenntnisse, sondern Vorstellungen von hoher Lebhaftigkeit: so wenig eine Hallucination Wahr[heit] is[t.]

4 [322]

Der Dünkel, das Gefühl der Macht ist oft ganz unschuldig und gebärdet sich wie ein Kind, ohne von gut und böse zu wissen.

4 [323]

Ehemals meinte einer Wunder wie weit er von sich aus gekommen sei, heute unterschätzt mancher umgekehrt sein eigenes Zuthun und sieht nur auf sich Gewirktes.

From Nietzsche's Notebooks© The Nietzsche Channel