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Sommer 1875 8 [1-8]

8 [1]

Bücher für 8 Jahre.

Schopenhauer.
Dühring.
Aristoteles.
Goethe.
Plato.

8 [2]

Gegen die lyrische Poesie bei den Deutschen. Da lese ich, daß gar Mörike der größte deutsche Lyriker sein soll! Ist es nicht ein Verbrechen dumm zu sein, wenn man hier also Goethe nicht als den größten empfindet oder empfinden will?— Aber was muß da nur in den Köpfen spuken, welcher Begriff von Lyrik! Ich sah mir darauf diesen Mörike wieder an und fand ihn, mit Ausnahme von 4—5 Sachen in der deutschen Volkslied-Manier, ganz schwach und undichterisch. Vor allem fehlt es ganz an Klarheit der Anschauung. Und was die Leute an ihm musikalisch nennen, ist auch nicht viel: und zeigt wie wenig die Leute von der Musik wissen: die mehr ist als so ein süßliches-weichliches Schwimm-schwimm und Kling-kling!— Gedanken nun hat er gar nicht: und ich halte nur noch Dichter aus, die unter anderm auch Gedanken haben, wie Pindar und Leopardi. Aber was kann auf die Dauer einem diese Knaben-Unbestimmtheit des Gefühls sein, wie sie im deutschen Volkslied sich ausdrückt! Da lobe ich mir selbst noch eher Horaz, ob der schon recht bestimmt ist und die Wörtchen und Gedänkchen wie Mosaik setzt.

8 [3]

Der Reihe nach:

Dühring Werth des Lebens. [Eugen Karl Dühring, Der Werth des Lebens. Eine philosophische Betrachtung. Breslau: Trewendt, 1865.]
Dühring Cursus der Philosophie. [Eugen Karl Dühring, Cursus der Philosophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und Lebensgestaltung. Leipzig: Koschny, 1875.]
Reis Mathematik. [Friedrich Reidt, Die Elemente der Mathematik. Ein Hülfsbuch für den mathematischen Unterricht an höheren Lehranstalten. Th. 1: Allgemeine Arithmetik und Algebra; Th. 2: Planimetrie; Th. 3: Stereometrie; Th. 4: Trigonometrie. Berlin: Grote, 1868.]
Physik usw. [Paul Reis, Lehrbuch der Physik. Einschließlich der Physik des Himmels (Himmelskunde), der Luft (Meteorologie) und der Erde (Physikalische Geographie). Gemäß der neueren Anschauung für Gymnasien, Realschulen und andere höhere Lehranstalten, bearbeitet von Dr. Paul Reis, Gymnasiallehrer in Mainz. Mit 204 in den Text gedruckten Holzschnitten. Leipzig: Quandt & Händel, 1872.]
Naturwissenschaftliche Bibliothek.
National-Ökonomie.
Gesundheitslehre.
Geschichte.

Erste Stunde des Tags dem Lernen gewidmet.
Dann Ausarbeitung des Collegs.

Im Seminar      Prometheus?
Choephoren?
Alcestis?

8 [4]

Pläne aller Art:

1) der Cyclus von Collegien über griechisches Wesen.

2) Sammlung eines ungeheuren empirischen Materials der Menschenkenntniss. Dazu viele ältere Geschichtswerke, Romane usw. zu lesen, auch Briefe.

3) Dühring, als den Versuch einer Beseitigung Schopenhauer’s durchzustudiren und zu sehen, was ich an Schopenhauer habe, was nicht. Hinterdrein noch einmal Schopenhauer zu lesen.

4) allmähliche Fortsetzung meiner Unzeitgemässen Betrachtungen, zunächst “Richard Wagner in Bayreuth,” “die Philologen” “über Religion.”

5) meine philologischen Arbeiten ausführen, damit sie nicht ganz mir aus dem Gedächtniss kommen. Den ersten Band einer Sammlung philologischer Arbeiten herauszugeben, enthaltend: “die Choephoren des Aeschylus” “über Rhythmus” “Hesiods und Homer’s Wettkampf” “Diadoche der Philosophen.”

6) mit meinen Schülern Baumgartner und Brenner die Vorstudien zu einer Lehre vom Stil.

7) im Pädagogium: Plato Ilias Moduslehre Agamemnon des Aeschylus.

8 [5]

Goethe ist vor Allem ein Epiker, viel mehr als etwa Lyriker. Ganz falsch, in ihm den größten Lyriker zu sehen.

8 [6]

Aeschylus ist, wie alle Dichter, unreligiös.

8 [7]

Eins der schädlichsten Bücher ist der Don Quixote. [Miguel de Cervantes, Don Quixote von la Mancha. Aus dem span., übers. von L. Tieck. Berlin, A. Hofmann, 1852.]

8 [8]

Es bedarf keineswegs des “schönen Wetters,” damit die Natur schön erscheine. Manche Natur bedarf sogar dazu des schlechten.

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