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1876 16 [1-55]
16 [1] I Aesthetik II zur Ethik und Glückseligkeitslehre 16 [2] Keiner klugTrauungRuineMädchen Glück 16 [3] Menschen, welche das Talent der Darstellung haben, sehen an den Dingen nur das Darstellbare. Sie begreifen vieles nicht. So auch die Schriftsteller und Lehrer. Diese Alle denken im Grunde immer nur an ihr Talent: ob sie sonst besser oder schlechter werden, ist ihnen gleich. Als Mensch, Musiker, Philolog, Schriftsteller, Philosophin allem merke ich jetzt wie es mit mir stehtgleich, überall gleich! Wäre ich ehrgeizig, so wäre es vielleicht gar nicht zum Verzweifeln: aber da ich es so wenig bin, so ist es fast zum Verzweifeln. Bei Schloss Chillon geschrieben, Abends gegen 6. 16 [4] Befreiung. Philolog. Ehe. Lebensalter. Religion. Wagner. usw. 16 [5] LeopardiChamfortLarochefoucaultVauvenarguesColeridgeTischgespräche. Übersetzen. Geschichte der Litteratur. Über Philologie. Buch: Die freien Lehrer. 1. Weg zur Befreiung. 2. die Schule der Erzieher. 3. die Wanderer. 4. Heil dem Tode! 16 [6] Askese unter der allgemeinen Betrachtung des Selbstmords, ebenso die unegoistische Aufopferung. 16 [7] Jeder Mensch hat seine Recepte, um das Leben zu ertragen (theils es leicht zu erhalten, theils es leicht zu machen, wenn es einmal sich schwer gezeigt hat), auch der Verbrecher. Diese überall angewandte Lebenskunst ist zusammenzustellen. Zu erklären, was die Recepte der Religion eigentlich zu Stande bringen. Nicht das Leben zu erleichtern sondern leicht zu nehmen. Viele wollen es erschweren, um hinterdrein ihre höchsten Recepte (Kunst Ascese usw.) anzubieten. 16 [8] das leichte Leben (ÕgÃ" .f@<Jgl) [Vgl. Homer, Ilias: VI, 138; Odyssee: IV, 805.] Weg zur geistigen Freiheit die Griechen Lehrer Ehe Eigenthum und Arbeit. 16 [9] Das leichte Leben, Weg zur Freiheit. Tod der alten Cultur. Lehrer. Weib und Kind. Eigenthum und Arbeit. 16 [10] Unzeitgemässe Betrachtungen. - Der Bildungsphilister (Falschmünzerei der Bildung).
- Die Historie.
- Der Philosoph.
- Der Künstler.
- Der Lehrer.
- Weib und Kind.
- Eigenthum und Arbeit.
- Griechen.
- Religion.
- Befreiung.
- Staat.
- Natur.
- Geselligkeit.
16 [11] - Natur 1883
- Weib und Kind 1878
- Eigenthum und Arbeit 1881
- Der Lehrer 1882
- Geselligkeit 1884
- Die Leichtlebenden 1880
- Griechen 1879
- Freigeist 1877
- Staat 1885
16 [12] Sieben unzeitgemässe Betrachtungen1873-78. Zu jeder Betrachtung Nachtrag in Aphorismen. Später: Nachträge zu den unzeitgemässen Betrachtungen (aphoristisch). 16 [13] Jeden Tag eine Freude machenFreund. 16 [14] aus der Tugend eine Noth machen 16 [15] 1 Tag nichts essen jede Woche. Abends nur Milch und Thee. Täglich 4 Stunden unterwegs. (mit Notizbuch) |
Sammlung: | | zur deutschen Sprache. Sentenzen. |
Unzeitgemässe Betrachtungen | | | | | 29.- 37. Lebensjahr 38.- 48. 49.- 58. |
16 [16] Es giebt verschiedene Stufentreppen zur Freiheit. Kann einer auf dieser nicht hinauf (z. B. wenn sein Gemüth störrisch ist) so vielleicht auf jener. Die eine Kraft wird dann abnorm stark entwickelt, z. B. der Sinn für Unabhängigkeit, der so gut zur Freiheit führen kann wie die Abhängigkeit in Liebe. 16 [17] Das Mütterliche ist in jeder Art Liebe: aber nicht das Väterliche. 16 [18] Zeichen einer rücksichtslosen Überlegenheit von Seiten befreundeter Menschen sind sehr schmerzlich und gehen tief ins Herz. 16 [19] Consilia juventutis plus divinitatis habent. Bacon. [Vgl., Ralph Waldo Emerson, Neue Essays (Letters and Social Aims). Autorisirte Uebersetzung mit einer Einleitung von Julian Schmidt. Stuttgart: Abendheim, [1876]:171.] 16 [20] Mein Styl hat eine gewisse wollüstige Gedrängtheit. 16 [21] Der Dichter muss ein Ding erst genau sehn und es nachher wieder ungenau sehen: es absichtlich verschleiern. Manche versuchen dies direkt; aber da gelingts nicht (wie bei Schiller). Die Natur muss durch das Gewand durchleuchten. 16 [22] Der hinwegthut, ist ein Künstler: der hinzuthut, ein Verläumder. 16 [23] Die Etymologien bei Wagner sind ächt künstlerisch, obschon unwissenschaftlich: das ist das rechte Verhältniss zur Natur. 16 [24] delirium tremens des Asceten 16 [25] Das mächtige Nachleben des Freigeisteser betrachtet sich als eine Lehre welche der Menschheit eingebrannt ist. Freigeist aus Selbstvertheidigung, aus Machtverlangen. 16 [26] oft Rache für Ohnmacht (Isocrates) 16 [27] Der Tiefstand der deutschen Cultur bei Straussens Buch nach dem Kriegeentsprechend der gemeinen genusssüchtigen Gesinnungder Pegel im Strom der deutschen Cultur. 16 [28] Ein freidenkender Mensch macht die Entwicklung ganzer Generationen vorher durch. 16 [29] Menschen die wie Hillebrandt nur der öffentlichen Meinung um einige Jahre voraus sind: die ebenfalls nur eine öffentliche Meinung haben. 16 [30] Auf eine ununterbrochene Reihe guter Ahnen bis zu seinem Vater herauf kann man stolz sein: es ist eine Legitimation des eignen Selbst vor uns selbst. Aber eine einzige Unterbrechung in der Kette macht den Adel zunichte. Hast du keinen gewaltthätigen habsüchtigen ausschweifenden boshaften grausamen unter deinen Ahnen? soll man jeden fragen. Insofern bin ich adelig im 4ten Grade: weiter zurück kann ich nicht sehen. 16 [31] Viele Männer sind über den Ehebruch ihrer Gattinnen für sich gar nicht ungehalten, vorausgesetzt, dass sie dieselben dadurch ohne Einbusse los werden. 16 [32] Der Ungehorsam der Söhne gegen die Väter geht immer gerade so weit als möglich, d. h. der Gehorsam zeigt sich als das gerade noch erlaubte Minimum. Es steht aber ganz in der Hand der Väter, die Grenze zu ziehn, weil sie die Erziehung und damit die Gewöhnung in der Hand haben. 16 [33] vZiel: einen Leser so elastisch zu stimmen, daß er sich auf die Fussspitzen stellt. 16 [34] Freigeisterei Feenmärchen Lüsternheit heben den Menschen auf die Fussspitzen. 16 [35] Sich Zeit lassen zum Denken: das Quellwasser muß wieder zusammenlaufen. 16 [36] Die Illusion des Geschlechtstriebs hat den seltsamen Charakter periodisch unheilbar zu sein: er fängt immer wieder in seine Netze, obwohl zwischeninne Zeiträume der völligen Enttäuschung liegen. 16 [37] Wenn man kein Glück hat, soll man sich Glück anschaffen. 16 [38] Die Unthätigkeit bei den Thätigen. Sie wissen den Grund nicht, warum sie arbeiten, sie verlieren vitam ohne Sinn: es fehlt ihnen die höhere Thätigkeit, die individuelle, sie denken als Beamte Kaufleute, aber sind unthätig als Menschen einziger Art. 16 [39] Der höhere Ehrgeiz in der vita umbratica: gründlich sich unterscheiden! 16 [40] Es ist das Unglück der Thätigen dass ihre Thätigkeit immer ein wenig unvernünftig ist: sie rollen so bewusstlos fort wie der Stein fällt. 16 [41] Vielleicht nützen wir dem allgemeinen Wohle mehr durch unser Schlechtergehen und Untergehen als wenn wir siegten. 16 [42] Jeder hat über jedes seine eigene Meinung, weil er ein eignes Wesen istdoch muss er sich sehr besinnen! Die Dinge zerfallen in solche über welche ein Wissen und solche über welche Meinungen möglich sind. 16 [43] Mit der Freiheit steht es wie mit der Gesundheit: sie ist individuell. 16 [44] Der Freigeist wird nur einen Zipfel eines Ereignisses fassen, aber es nicht in seiner ganzen Breite haben wollen (z. B. KriegBayreuth). 16 [45] Moderne KlösterStiftungen für solche Freigeisteretwas Leichtes bei unsern grossen Vermögen. 16 [46] Gespräch der Freigeister: wie mehrere einen steilen Berg erklettern, nicht mit einander kämpfend und sich den Boden streitig machenddas abscheuliche Disputiren. 16 [47] Wie steht der Freigeist zuletzt zum activen Leben? Leicht gebundenkein Sclave seiner Handlungen. 16 [48] Der Gelehrte hat Würde verloren, er macht den hastig geniessenden activen Menschen Concurrenz. 16 [49] Zeitig sein äusserliches Ziel erreichen, ein kleines Amt, ein Vermögen, das gerade ernährt. So leben dass ein Umsturz aller Dinge uns nicht sehr erschüttern kann. 16 [50] Sonnenlicht glitzert in dem Grund und zeigt worüber die Wellen fliessen: schroffes Gestein. 16 [51] Die Schätzung des contemplativen Lebens hat abgenommen. Ehemals waren Gegensätze der Geistliche und der esprit fort: eine Art Neugeburt beider in Einer Person jetzt möglich. 16 [52] Es kommt darauf an, wie viel Athem ihr habt, um in dies Element tauchen zu können: habt ihr viel, so werdet ihr den Grund sehen können. 16 [53] Um eine Sache ganz zu sehen, muss der Mensch zwei Augen haben, eins der Liebe und eins des Hasses. 16 [54] Die productiven Menschen werden selten Freigeister; die Dichter bleiben religiös rückständig. Die Politiker 16 [55] Das Bild des Freigeistes ist unvollendet im vorigen Jahrhundert geblieben: sie negirten zu wenig und behielten sich übrig.
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