|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
COPYRIGHT NOTICE: The content of this website, including text and images, is the property of The Nietzsche Channel. Reproduction in any form is strictly prohibited.
Nizza, Januar / Februar 1884: Ich bin gerade in einer Stimmung, in der ich jeden Grad von menschlichem Blödsinn, (zumal über) moral[ische] Dinge, gutmüthig und kaltblütig über mich ergehen lasse: das will ich Deinem Briefe zu Gute kommen lassen.1 Auf den habe ich nicht zu antworten. Aber ich will Dir etwas erzählen. Das Eine ist: von allen Bekanntschaften, die ich gemacht habe, ist eine der werthvollsten und ergebnißreichsten die mit L[ou]. Erst seit diesem Verkehre war ich reif zu meinem Z[arathustra]. Ich habe diesen Verkehr Deinetwegen abkürzen müssen. Verzeihung wenn ich dies härter empfinde, als Du mir nachfühlen kannst. L[ou] ist das begabteste, nachdenkendste Geschöpf, das man sich denken kann, natürlich hat sie auch bedenkliche Eigenschaften. Auch ich habe solche. Indessen das Schöne an bedenklichen Eigenschaften ist, daß sie zu denken geben, wie der Name sagt. Natürlich nur für Denker. Es wird mir lieb sein, wenn Du mir schriebest: lieber Fr[itz] mein letzter Brief war Blödsinn sende ihn zurück — aber wenn Du es nicht thust, werde ich keine grauen Haare bekommen. A propos, könntest Du Dich nicht mit Frl. S[alomé] versöhnen? 1. The letters are lost. Cf. drafts to Franziska Nietzsche; early May 1884: Letter to Malwida von Meysenbug.
Nizza, Januar / Februar 1884: Aber ein Jahr nachher auf Dinge zurückkommen, die vor meinem intimen Zusammensein mit Frl. Salomé in Tautenburg und Leipzig1 liegen, war eine Brutalität sonder Gleichen; und mir dann Brief für Brief Dinge mitzutheilen, die mir ganz neu waren, und nachträglich noch Schmutz auf jene aufopferungsreichen Monate zu werfen, das heiße ich niederträchtig. Wenn Frl. S[alomé] über mich geäußert hat, daß ich "unter der Maske idealer Ziele" schmutzige Absichten in Bezug auf sie verfolgte, durfte ich so Etwas ein Jahr nachher erfahren? Ich hätte sie mit Schimpf und Schande fortgejagt und Rée's von ihr befreit. — Dies nur als Probe von hundert Fällen, worin sich die verhängnißvolle Perversität meiner Schwester gegen mich gezeigt hat. Im Übrigen weiß ich längst, daß sie nicht eher Ruhe hat, als bis ich todt bin. Nun, mein Zarathustra ist fertig!2 Im Augenblick, wo er fertig wurde und ich in meinen Hafen einfuhr, stand sie da und warf mir Hände voll Schmutz in's Gesicht. Es sind Andeutungen in Deinem Briefe, welche mich sprachlos machen. Bin ich es nicht, der ein Übermaaß von unverdienter Güte Euch im letzten Jahr bewiesen hat? Seid Ihr denn undankbar durch und durch? Oder so in den letzten Grund hinein verlogen, daß die einfachste Wahrheit bei Euch auf dem Kopfe steht? Wer hat sich denn schlecht gegen mich benommen, wenn nicht Ihr? Wer hat mein Leben in Gefahr gebracht, wenn nicht Ihr? Wer hat mich so vollständig in Stich gelassen, wie Ihr, und damals, wo ich Trost nöthig hatte, mir mit Verhöhnung und Beschmutzung meines ganzen Lebens und Strebens geantwortet? Ich kenne erst recht, und von Kindheit an, die moralische Distanz, die mich und Euch trennt, und habe all meine Milde, Geduld und Stillschweigen nöthig gehabt, um Sie Euch nicht allzufühlbar zu machen. Begreift Ihr denn Nichts von dem Widerwillen, den ich zu überwinden habe, mit solchen Menschen, wie Ihr seid, so nahe verwandt zu sein! Was bringt mich denn zum Erbrechen, wenn ich Briefe meiner Schwester lese und diese Mischung von Blödsinn und Dreistigkeit, die sich gar noch moralisch aufputzt, hinunterschlucken muß?
Ich habe nun ein paar Jahre wie ein zu Tode gemartertes Thier gegen L[isbeth] mich gewehrt und geflüchtet; ich habe sie beschworen mich in Ruhe zu lassen und sie hat nicht einen Moment aufgehört, mich zu martern. Ich fürchtete mich, vorigen August deshalb nach N[aumburg] zu gehn, um nicht thätlich mich an ihr zu vergreifen, und berieth deshalb mit O[verbeck]. Und nun stellt sie sich hin und thut, als ob sie an nichts schuld sei! Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die grenzenlose dreiste Albernheit L[isbeth]s, einen Menschenkenner und Nierenprüfer wie mich über 2 Menschen3 belehren zu wollen, welche ich Zeit und Lust genug hatte, aus der nächsten Nähe zu studiren: oder die unverschämte Taktlosigkeit, Menschen unausgesetzt mit Schmutz vor mir zu bewerfen, mit denen ich doch jedenfalls ein wichtiges Theil meiner geistigen Entwicklung gemein habe und welche insofern mir 100 Male näher stehen als dieses alberne rachsüchtige Geschöpf. Mein Ekel mit einer so erbärmlichen Creatur verwandt zu sein. Woher hat sie diese ekelhafte Brutalität — woher jene verschmitzte Manier, giftig zu stechen [durch welche ihr Brief an Frau R[ée] mir unbeschreiblich wehe that, in die Seele von Frau R[ée] hinein) Wenn ein Mensch wie ich sagt "der und der gehört in den Plan meines Lebens" wie ich es L[isbeth] über Frl S[alomé] gesagt habe — so ist es eine blödsinnige Albernheit des Urtheils und des Willens zu schaden und sich an überlegenen Geistern zu rächen. Dann mir in einer so infamen Weise entgegen zu arbeiten. Zuletzt habe ich doch durchgesetzt, was ich wollte. Die dumme Gans ging so weit, mir Neid auf R[ée] vorzuwerfen! und mich mit G[ersdorff] und sich mit M[alwida] zu vergleichen!4 Du kannst mir nicht nachfühlen, welcher Trost mir jahrelang Dr R[ée] gewesen ist — faute de mieux wie es sich von selber versteht, und welche unglaubliche Wohlthat mir gar der Verkehr mit Frl S[alomé] gewesen ist. Was den Brief L[isbeth]s anlangt — so beunruhigen mich Urtheile über mich selber nicht. Ich denke, ich habe dasselbe schon Ein Mal zu hören bekommen — war's von L[isbeth]? Oder von Frl S[alomé]? Über mich wenigstens stimmten sie damals überein. Wer treibt denn darin doppel Spiel? Glaube ja nicht, l[iebe] M[utter], daß ich schlechter Laune bin. Im Gegentheil! Aber wer jetzt nicht zu mir hält, der laufe zum Teufel — oder meinetwegen nach P[araguay].5 1. See correspondence from 1882.
Nizza, Januar / Februar 1884: Das Dümmste ist, daß ein grenzenlos absurder Brief1 meiner Schwester mich nöthigt, aus meiner allzu schonenden Zurückhaltung gegen sie herauszutreten. Nebenbei gesagt, meine Schwester ist ein Unglückswurm: es ist ihr jetzt das sechste Mal in zwei Jahren passirt, daß sie mitten hinein in meine höchsten und seligsten Gefühle — Gefühle, wie sie auf der Erde überhaupt selten dagewesen sind — einen Brief hineingeworfen hat, der den niederträchtigsten Geruch des Allzumenschlichen hat. Ich wunderte mich auch in Rom und Naumburg immer darüber, wie selten sie etwas sagt, was mir nicht wider den Strich ist. Ich bin nach jedem Brief empört gewesen, über die schmutzig verleumderische Art, in der meine Schwester von Frl. Salomé redet. Es mag sich gegen das Mädchen einwenden lassen, was man will — und gewiß anderes als meine Schwester thut — aber dabei bleibt übrig, daß ich kein begabteres, nachdenkenderes Geschöpf gefunden habe. Und obwohl wir nie übereinstimmten, ebenso wie es zwischen Rée und mir stand, so waren wir doch beide nach jeder halben Stunde Zusammensein glücklich über die Menge, die wir dabei gelernt hatten. Und nicht umsonst habe ich in diesen letzten 12 Monaten meine höchste Leistung2 geleistet. Gewarnt waren wir hinreichend voreinander: und so wenig wir uns liebten, so wenig war es doch nöthig, daß wir einen für uns und alle Welt im höchsten Sinne nützlichen Verkehr aufgaben. Etwas Ähnliches gilt für meinen Verkehr mit Rée; ich weiß heute so gut wie vor sechs Jahren, wo seine Schwächen sind. — Aber er gehört als Denker in meine Entwicklung, und seine Bahnen sind in einem gewissen Sinne meine Erzeugnisse. Daß die Beiden sich gemein gegen mich benommen haben, ist wahr — aber ich hatte es ihnen vergeben, wie ich meiner Schwester schlimmeres Verhalten gegen mich vergeben hatte. Meine Schwester, dreist gemacht durch die allzu bescheidne Gesellschaft Naumburgs und, wie schon gesagt, an die abscheulichste Litteratur3 gewöhnt, die es jetzt giebt — ist endlich auch verwöhnt durch meine Gutmüthigkeit und Schonung. Wie viel Briefe an sie habe ich verbrannt! Wie hundert Male habe ich gesagt: "sie kann nichts für ihre Art, laß sie laufen: eines Tages zeigt sie schon wieder ihre angenehmsten Seiten." Auf einen Brief wie den letzten Brief meiner Schwester gebührten sich von Rechts wegen eigentlich ein paar Ohrfeigen. 1. The letter is lost.
Nizza, 6. Februar 1884: Die Einen reisen, weil sie sich suchen; die Andern, weil sie sich verlieren möchten. * * Wir machen es auch im Wachen wie im Traume: immer erfinden und erdichten wir erst den Menschen, mit dem wir verkehren — und vergessen dann sofort, daß wir ihn erfunden und erdichtet haben. * * Redlich gegen uns selber und wer sonst uns freund ist, muthig gegen den Feind, großmüthig gegen den Besiegten, höflich gegen Alle. — Friedrich Nietzsche. 1. In: Nietzsche. Handschriften, Erstausgaben und Widmungsexemplare. Die Sammlung Rosenthal-Levy im Nietzsche-Haus in Sils Maria. Basel: Schwabe-Verlag, 2009, 117. Enhanced image The Nietzsche Channel. From the album amicorum of a daughter of Carl August Simon (1817-1887), a Prussian general. After the general's retirement in 1874, his family frequented Sils Maria, where they met Nietzsche in the early 1880s. The daughter's name is unknown. When Simon, a career military man, was 44, he married the widow Ida Schmalfuss, née Sudhoff (1826-1879), who was 35 at the time. They had three daughters, but it's uncertain whether the daughters were their own, or from his wife's first marriage.
Nizza, 22. Februar 1884: Mein alter lieber Freund ich weiß nicht, wie es zugieng: aber als ich Deinen letzten Brief1 las und namentlich als ich das liebliche Kinderbild2 sah, da war mir's, als ob Du mir die Hand drücktest und mich dabei schwermüthig ansähest: schwermüthig als ob Du sagen wolltest "Wie ist es nur möglich, daß wir so wenig noch gemein haben und wie in verschiedenen Welten leben! Und einstmals — —"3 Und so, Freund, geht es mir mit allen Menschen, die mir lieb sind: alles ist vorbei, Vergangenheit, Schonung; man sieht sich noch, man redet, um nicht zu schweigen —, man schreibt sich Briefe noch, um nicht zu schweigen. Die Wahrheit aber spricht der Blick aus: und der sagt mir (ich höre es gut genug!) "Freund Nietzsche, du bist nun ganz allein!" So weit habe ich's nun wirklich gebracht. — Inzwischen gehe ich meinen Gang weiter, eigentlich ist's eine Fahrt, eine Meerfahrt — und ich habe nicht umsonst Jahrelang in der Stadt des Columbus gelebt.4 — — — — Mein "Zarathustra" ist fertig geworden, in seinen drei Akten: den ersten hast Du, die beiden andern hoffe ich in 4-6 Wochen Dir senden zu können. Es ist eine Art Abgrund der Zukunft, etwas Schauerliches, namentlich in seiner Glückseligkeit. Es ist Alles drin mein Eigen, ohne Vorbild, Vergleich, Vorgänger; wer einmal darin gelebt hat, der kommt mit einem andern Gesichte wieder zur Welt zurück. Aber davon soll man nicht reden. Für Dich aber, als einen homo litteratus, will ich ein Bekenntniß nicht zurückhalten — ich bilde mir ein, mit diesem Z[arathustra] die deutsche Sprache zu ihrer Vollendung gebracht zu haben. Es war, nach Luther und Goethe, noch ein dritter Schritt zu thun —; sieh zu, alter Herzens-Kamerad, ob Kraft, Geschmeidigkeit und Wohllaut je schon in unsrer Sprache so beieinander gewesen sind. Lies Goethen nach einer Seite meines Buchs — und Du wirst fühlen, daß jenes "undulatorische," das Goethen als Zeichner anhaftete, auch dem Sprachbildner nicht fremd blieb. Ich habe die strengere, männlichere Linie vor ihm voraus, ohne doch, mit Luther, unter die Rüpel zu gerathen. Mein Stil ist ein Tanz; ein Spiel der Symmetrien aller Art und ein Überspringen und Verspotten dieser Symmetrien. Das geht bis in die Wahl der Vokale. — Verzeihung! Ich werde mich hüten, dies Bekenntniß einem Andern zu machen, aber Du hast einmal, ich glaube als der Einzige, mir eine Freude an meiner Sprache ausgedrückt. — Übrigens bin ich Dichter bis zu jeder Grenze dieses Begriffs geblieben, ob ich mich schon tüchtig mit dem Gegentheil aller Dichterei tyrannisirt habe. Ach Freund, was für ein tolles, verschwiegenes Leben lebe ich! So allein, allein! So ohne "Kinder"! Bleibe mir gut, ich bin’s Dir wahrhaftig! Dein 1. In his 12-22-1883 letter, Rohde gives a critique of Thus Spoke Zarathustra, and states "Der persische Weise bist zwar Du, aber es ist eine ganz andre Sache, ob man höchst persönliche Meinungen direct als solche ausspricht oder sich ein Idealwesen erschafft, damit dieses sie als seine Meinungen vortrage [....] Gewiß darum schuf sich Plato seinen Sokrates, und so Du nun Deinen Zarathustra." (The Persian sage is, to be sure, yourself, but it is quite a different thing to express highly personal opinions in such a direct way or to create an ideal character for this who lectures with his opinions [....] Surely that's why Plato created his Socrates and you your Zarathustra.)
Nizza, Anfang März 1884: Mein werther Herr Doctor, Gestern fiel mir ein, daß ich seit vorigem Frühjahr Nichts von Ihnen gehört habe, nicht einmal, daß die damals an Sie abgesandte Photographie wirklich in Ihre Hände und vor Ihre Augen gelangt ist.3 Dabei kamen mir besorgliche Gedanken, ich argwöhnte, Sie möchten krank sein — und in der That, aus Allem, was Sie geschrieben haben, empfindet (athmet man gleichsam) die Nähe einer sehr zarten, sehr leidensfähigen Organisation. Sagen Sie ein Wort zu meiner Beruhigung. Ich träume davon, daß ich in nicht ferner Zeit irgendwo im Süden, am Meere, auf einer Insel, umgeben von den zutrauenswürdigsten Freunden und Arbeits-Genossen leben werde; — und in diesen stillen convent habe ich auch wohl Sie mit hineingedacht. — Von "Also sprach Zarathustra" — (meinem "Manifeste"); sind die beiden ersten Theile im vorigen Jahre erschienen. Am dritten und letzten Theile wird bereits gedruckt.4 Meine Adresse ist zunächst noch: Nizza (France) pension de Genève, petite rue St. Etienne. Mit den allerbesten Wünschen Ihr 1. In: Eduard Castle, Geschichte der deutschen Literatur in Österreich-Ungarn im Zeitalter Franz Josephs I. Ein Handbuch unter Mitwirkung hervorragender Fachgenossen herausgegeben von Eduard Castle. Bd. 2. Wien: Fromme, 1937, 1435. The back of a Faust photograph at this time gives a general address for his studio in Pressburg as: "Promenade. Neben dem Theater." See an example online.
Nizza, 2. April 1884: Mein lieber Freund, zuletzt vergaß ich Dich zu bitten, mir noch 500 frc. hierher zu senden.2 — Das Neueste ist, daß große Befürchtungen in Betreff meines Verlegers entstehn. Du weißt, daß er bis zum 1. April meine bei ihm stehenden Gelder an meine Mutter zurückzahlen wollte. Jetzt aber! Aber darüber ein ander Mal.3 — Die verfluchte Antisemiterei verdirbt mir alle meine Rechnungen, auf pekuniäre Unabhängigkeit, Schüler, neue Freunde, Einfluß, sie hat R[ichard] W[agner] und mich verfeindet, sie ist die Ursache eines radikalen Bruchs zwischen mir und meiner Schwester4 u.s.w. u.s.w. u.s.w. Ohe! Ohe! Ich erfuhr hier, wie sehr man mir in Wien5 einen solchen Verleger zum Vorwurf macht. — 1. "'Liebesgabe zum Antisemitischen Agitationsfond' is a stamp proving payment of fees (Beitragsmarke) produced by the entourage of Wilhelm Marr and Ernst Schmeitzner, around 1880. Producing stamps and using sovereign signs was for the fragmented antisemitic movement a mean to appear publicly as an authority. The price of the stamp is stated to be a 'gift of love' (Liebesgabe) for a fund for antisemitic agitation." Isabel Enzenbach, "Stamps, Stickers and Stigmata. A Social Practice of Antisemitism Presented in a Slide-show." In: Quest. Issues in Contemporary Jewish History. Journal of Fondazione CDEC, n.3 July 2012.
Nizza, 7. April 1884: Schönsten Dank, mein lieber Freund! Auch Dein Wink in Betreff Mickiewicz'1 kam zur rechten Zeit: ich schäme mich, so wenig von den Polen zu wissen (die, zu guter Letzt, doch meine "Altvordern" sind!2) — wie sehr wünschte ich einem Dichter zu begegnen, der zu Chopin gehörte und mir wie Chopin wohlthäte! — Über Lipiner hörte ich jüngst noch sehr Genaues: äußerlich ein "gemachter Mann" — Sonst aber die typische Form des jetzigen "Obscurantismo," hat sich taufen lassen, ist Antisemit, fromm (er hat kürzlich Gottfried Keller auf das Feindseligste angegriffen und ihm "Mangel an wahrem Christenthum und Glauben" vorgeworfen!) Lipiner soll alle jungen Leute, auf die er Einßuß hat, ruiniren — er treibt sie zum "Mystischen" und läßt sie das wissenschaftliche Denken verachten. Ein Mensch mit lauter sehr "praktischen" Nebenabsichten, der die "Zeichen der Zeit" sich zu Nutze macht.3 Meine Nachrichten stammen von einem Wiener Naturforscher,4 der ihn von Kindheit an kennt. — Über Schmeitzner's Verhalten weiß ich nichts Neues. Die Sache ist mir äußerst peinlich, denn ich glaubte eine gute Gelegenheit zu haben, meiner Mutter einen wirklichen Dienst zu erweisen und damit Etwas zwischen uns zu verbessern: da kommt mir wieder die Antisemiterei zwischen die Beine!!5 Die Zeit ist nun ganz vor der Thür, daß ich Nizza verlasse: ich will die ersten Exemplare meines Zarath[ustra] noch abwarten. Hoffentlich werden sie kommen: aber es ist auch wieder so eine monatelange Claustrur möglich, wie voriges Jahr. Ich erwarte, unter uns gesagt, den Bankerott Schmeitzner's. Wohin werden da unsre Bücher gerathen! Für nächsten Winter bin ich bereits ziemlich sicher; womöglich das gleiche Haus und das gleiche Zimmer. Vielleicht gelingt es mir, hier eine Gesellschaft mir zu begründen, unter der ich nicht ganz der "Verborgene" bin. Das Clima des littoral provençal gehört auf das Wunderbarste zu meiner Natur; ich hätte den Schlußreim zu meinem Zarathustra nur an dieser Küste dichten können, in der Heimat der "gaya scienza." Lanzky6 (ein Dichter, beiläufig) ist bereits entschlossen zu kommen; ich wünschte Köselitz bereden zu können. Vielleicht sogar Dr. Rée und Frl. Salomé, an denen ich gern Einiges gut machen möchte, was meine Schwester schlimm gemacht hat.7 Ich hörte jetzt wieder über Beide; und Erfreuliches (sie sind in Meran) Von Frl. S[alomé] soll diesen Frühling Etwas erscheinen "über religiöse Affecte"8 — dies Thema habe ich in ihr entdeckt, es freut mich außerordentlich, daß meine Tautenburger Bemühungen9 doch noch Früchte tragen. Mein Umgang in diesem Winter war durch die Gäste des Hauses, in dem ich wohne, an die Hand gegeben. Ein alter preußischer General10 mit seiner Tochter, in allen praktischen Dingen mein Rathgeber; eine alte amerikanische Pfarrerin,11 die mir täglich c. 2 Stunden aus dem Englischen übersetzt hat; neuerdings haben Albert Köchlin und Frau [Lörrach] sich äußerst liebenswürdig gegen mich benommen. Jetzt eben habe ich Besuch,12 für 10 Tage etwa, von einer Züricher Studentin, was Du spaaßhaft finden wirst — es thut mir wohl, es beruhigt mich Etwas, nach den inneren "großen Wellen" der letzten Monate. Sie ist befreundet mit — Irma von Regner-Bleileben;13 und zwischen ihr und Frl. Salomé scheint eine gegenseitige Verehrung stattzufinden; sie ist ebenfalls sehr intim mit der Gräfin Dönhoff und ihrer Mutter, natürlich auch mit Malvida: so daß es genug gemeinsame personalia giebt. Gestern besuchten wir zusammen ein spanisches Stiergefecht. — Himmel! Ich bekomme jetzt nachgerade eine hübsche Gattung von Briefen — diese Art von Verehrungs-Stil hat R[ichard] Wagner in die deutsche Jugend hineingetragen: und es beginnt schon, was ich lange prophezeit habe, daß ich in manchen Stücken der Erbe R[ichard] W[agner]'s sein werde. — Die letzten Monate habe ich "Welt-Historie" getrieben, mit Entzücken, obschon mit manchem schauerlichen Resultate. Habe ich Dir einmal Jacob Burckhardt's Brief14 gezeigt, der mich mit der Nase auf die "Welt-Historie" gestoßen hat? Falls ich den Sommer nach Sils-Maria komme, so will ich eine Revision meiner Metaphysica und erkenntnißtheoretischen Ansichten vornehmen. Ich muß jetzt Schritt für Schritt durch eine ganze Reihe von Disciplinen hindurch, denn ich habe mich nunmehr entschlossen, die nächsten fünf Jahre zur Ausarbeitung meiner "Philosophie" zu verwenden, für welche ich mir, durch meinen Zarathustra, eine Vorhalle gebaut habe. Beim Durchlesen von "Morgenröthe" und "fröhlicher Wissenschaft" fand ich übrigens, daß darin fast keine Zeile steht, die nicht als Einleitung, Vorbereitung und Commentar zu genanntem Zarathustra dienen kann. Es ist eine Thatsache, daß ich den Commentar vor dem Text gemacht habe — — Wie geht es Emerson und Deiner verehrten Frau?15 Dein Freund N. Du schreibst nichts von Deiner Gesundheit? 1. Cf. Siegfried Lipiner, Poetische Werke von Adam Mickiewicz. Übersetzt von Siegfried Lipiner. Band 1. Herr Thaddäus oder der letzte Einritt in Lithauen. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1882.
Venezia, 30. April 1884: Meine lieber Freund Overbeck im Grunde ist es doch sehr schön, daß wir und uns durch die letzten Jahre nicht fremd geworden sind, und sogar, wie es scheint, durch den Zarathustra nicht. Daß ich gegen mein vierzigstes Lebensjahr sehr allein sein würde — darüber habe ich mir niemals Illusionen gemacht; und ich weiß auch Dies, daß Vieles Schlimme gegen mich noch unterwegs ist — ich werde in Kürze darüber belehrt werden, wie theuer man es zu zahlen hat, daß man — die dumme und falsche Sprache der ambitiosi zu gebrauchen — "nach den höchsten Kronen greift." Inzwischen will ich meine mir eroberte Situation gut nutzen und ausnutzen: ich bin jetzt, mit großer Wahrscheinlichkeit, der unabhängigste Mann in Europa. Meine Ziele und Aufgaben sind umfänglicher als die irgend eines Andern — und das, was ich große Politik nenne, giebt zum Mindesten einen guten Standort und Vogelschau-Blick ab für die gegenwärtigen Dinge. Was alle Praxis des Lebens betrifft, so bitte ich Dich, treuer und bewährter Freund, mir fürderhin nur Eine Sache zu wahren, eben die größtmögliche Unabhängigkeit und Freiheit von persönlichen Rücksichten. Ich denke, Du weißt, was gerade in Bezug auf mich die Mahnung Zarathustras "Werde hart!" sagen will. Mein Sinn, jedem Einzelnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und im Grunde gerade das mir Feindseligste mit der größten Milde zu behandeln, ist übermäßig entwickelt und bringt Gefahr über Gefahr, nicht nur für mich, sondern für meine Aufgabe: hier ist Abhärtung nöthig und, der Erziehung halber, eine gelegentliche Grausamkeit. Verzeihung! Es klingt nicht immer gut, wenn man von sich selber redet, es riecht auch nicht immer gut. Mit meiner Gesundheit bin ich, wie es scheint, über den Berg. Die Winter werde ich in Nizza leben, für die Sommer brauche ich eine Stadt mit großer Bibliothek, wo ich incognito leben kann (ich habe an Stuttgart gedacht, was meinst Du?) Dieses Jahr denke ich immer noch, wieder nach Sils Maria zu gehen, wo mein Bücher-Korb steht — vorausgesetzt, daß ich mich gegen Zudringlichkeiten meiner Schwester besser zu schützen verstehe als voriges Jahr. Es ist wirklich eine recht bösartige Person geworden; ein Brief voll der giftigsten Verdächtigungen meines Charakters, den ich von ihr im Januar erhielt, ein artiges Seitenstück des Briefes an Frau Rée, hat mir nun hinreichend Klarheit gegeben — sie muß fort nach Paraguay.1 Ich selber will den Verkehr mit allen Menschen abbrechen, welche zu meiner Schwester halten: ich vertrage jetzt Alles "Halb- und Halb" in Bezug auf mich nicht mehr. Hier bin ich im Hause Köselitzens, in der Stille Venedigs und höre Musik, die vielfach selber eine Art idealisirtes Venedig ist. Er macht aber Fortschritte zu einer männlicheren Kunst: die neue Ouverture des matrimonio ist hell, streng und feurig.2 Dein Freund N. 1. Regarding Elisabeth's plan to move to Paraguay with her fiancé Bernhard Förster, who had been fired from his teaching position in Berlin due to his virulent anti-Semitism. Malwida von Meysenbug. From b/w photo, 1880. Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel. Venezia, Anfang Mai 1884: Inzwischen, meine hochverehrte Freundin, sind hoffentlich die beiden letzten Theile meines Zarathustra1 in Ihre Hände gelangt: zum Mindesten habe ich lange schon meinem Verleger den Auftrag dazu gegeben. Das ist kein Geschenk, für das man so ohne Weiteres zu danken hätte — ich verlange ein Umlernen in Betreff der liebsten und verehrtesten Empfindungen, und viel Mehr als ein Umlernen noch! Wer weiß wie viele Generationen erst vorüber gehen müssen, um einige Menschen hervorzubringen, die es in seiner ganzen Tiefe nachfühlen, was ich gethan habe! Und dann selbst noch macht mir der Gedanke Schrecken, was für Unberechtigte und gänzlich Ungeeignete sich einmal auf meine Autorität berufen werden. Aber das ist die Qual jedes großen Lehrers der Menschheit: er weiß, daß er, unter Umständen und Unfällen, der Menschheit zum Verhängniß werden kann, so gut als zum Segen. Nun, ich selber will Alles thun, um zum Mindesten keinem allzugroben Mißverständniß Vorschub zu leisten; und jetzt, nachdem ich mir diese Vorhalle meiner Philosophie gebaut habe, muß ich die Hand wieder anlegen und nicht müde werden, bis auch der Haupt-Bau fertig vor mir steht. Menschen, die nur die Sprache der Ambition verstehen, mögen mir nachsagen, daß ich nach der höchsten Krone griffe, welche die Menschheit zu vergeben hat. Wohlan! — Aber diese Einsamkeit, und von Kindesbeinen an! Diese Verschlossenheit im vertrautesten Verkehre noch! Es ist mir gar nicht mehr beizukommen, auch mit Wohlthun nicht mehr. Kürzlich, als ich in Nizza den Besuch von Frl. Schirnhofer2 hatte, dachte ich oft Ihrer mit großer Dankbarkeit, denn ich errieth, daß Sie mir damit wohlthun wollten: und wirklich, es war ein Besuch zur rechten Zeit, der heiter und nützlich ablief (zumal keine störende eingebildete Gans zugegen war — Pardon! ich meinte meine Schwester). In der Hauptsache aber glaube ich nicht, daß es einen Menschen geben könne, der mich über dies eingewurzelte Gefühl des Alleinseins hinwegbrächte. Ich fand noch Niemanden, vor dem ich reden könnte, wie ich mit mir selber rede. — Verzeihung für diese Art von Selbst-Bekenntniß, meine verehrte Freundin! Zweierlei möchte ich gerne genau noch wissen; erstens, wo Sie diesen Sommer sind. Zweitens brauche ich die Adresse von Liszt, seine römische Adresse (nicht für mich).3 Ich ärgere mich über jenen inhumanen Brief,4 den ich im vorigen Sommer Ihnen schickte; ich war durch diese unsäglich widrige Aufhetzerei geradezu krank gemacht worden. Inzwischen ist die Lage dahin verändert, daß ich mit meiner Schwester radical gebrochen habe:5 denken Sie um des Himmels willen nicht daran, da vermitteln und versöhnen zu wollen — zwischen einer rachsüchtigen antisemitischen Gans und mir giebt es keine Versöhnung. Im Übrigen wende ich jeden Grad von Schonung an, weil ich weiß, was sich zur Entschuldigung meiner Schwester sagen läßt und was im Hintergrunde ihres für mich so schmählichen und unwürdigen Verhaltens steht: — die Liebe. Es ist durchaus nöthig, daß sie möglichst bald nach Paraguay6 absegelt —. Später, sehr viel später wird sie von selber zur Einsicht kommen, wie sehr sie mit diesen unausgesetzten schmutzigen Verdächtigungen meines Charakters (die Geschichte dauert nun 2 Jahre!) mir in der entscheidendsten Epoche meines Lebens geschadet hat. Zuletzt bleibt mir die sehr unbequeme Aufgabe übrig, einigermaßen an Dr. Rée und Frl. Salomé gut zu machen, was meine Schwester schlimm gemacht hat (von Frl. S. soll nächstens ihr erstes Buch7 erscheinen: "über den religiösen Affect" — das selbe Thema, für welches ich ihre außerordentliche Begabung und Erfahrung in Tautenburg entdeckte — es macht mich glücklich, nicht ganz umsonst mich damals so bemüht zu haben.) Meine Schwester reducirt ein so reiches und originales Geschöpf auf "Lüge und Sinnlichkeit" — sie sieht in Dr. Rée und ihr nichts weiter als 2 "Lumpen"; — dagegen empört sich nun freilich mein Gerechtigkeits-Gefühl, so gute Gründe ich auch habe, mich von Beiden für tief beleidigt zu halten. Es war mir sehr lehrreich, daß meine Schwester zuletzt gegen mich selber genau so blind-verdächtigend gehandelt hat, wie gegen Frl. S.; ich brachte mir da erst zum Bewußtsein, daß alles Schlimme, was ich von Frl. S. geglaubt habe, auf jenes Gezänk zurückgeht, das vor meiner näheren Bekanntschaft mit Frl. S. liegt: wie viel mag da meine Schwester falsch verstanden und hinzugehört haben! Es fehlt ihr alle und jede Menschenkenntniß; der Himmel bewahre sie davor, daß nicht einmal einer der Feinde des Dr. Förster8 über diesen vor ihr beredt wird! Nochmals um Verzeihung bittend, daß ich diese alte Geschichte wieder zur Sprache brachte! Es ist nur, um Ihnen zu sagen, daß Sie sich ja nicht in Ihrem eigenen Gefühle durch jenen abscheulichen Brief beeinflussen lassen mögen, den ich Ihnen vorigen Sommer schrieb. Außerordentliche Menschen, wie Frl. Salomé, verdienen, zumal in solcher Jugend, jeden Grad von Nachsicht und Mitleiden. Und wenn ich auch, aus verschiedenen Gründen, noch nicht im Stande bin, eine neue Annäherung von ihr an mich zu wünschen, so will ich doch, für den Fall, daß ihre Lage sich schlimm und verzweifelt gestaltet, von allen eigenen persönlichen Rücksichten absehen. Ich verstehe jetzt nur zu gut, durch eine vielfache Erfahrung, wie leicht mein eigenes Leben und Schicksal genau in den gleichen Verruf kommen könnte, wie das ihrige — verdient und unverdient, wie es immer bei solchen Naturen der Fall zu sein pflegt. — Von Herzen Ihnen ergeben 1. Also sprach Zarathustra, II; Also sprach Zarathustra, III. Josef Paneth. From b/w photo, ca. 1884-85. Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel. Venedig, Anfang Mai 1884: Werther Herr Doctor, Meinen Glückwunsch voran! Aber vielleicht geht es Ihnen gerade jetzt so gut, daß Nichts mehr "zu wünschen übrig bleibt" —: dann um so besser! Und um so mehr wird es meinen Wünschen für Sie gemäß sein!2 Mein Verleger3 hat seit lange den Auftrag, Ihnen den letzten Theil meines Zarathustra4 zuzustellen. Betrachten Sie mich nunmehr wie Jemanden, der seine Fahne entrollt hat und keinen Zweifel über sich mehr übrig läßt. — Bemerken Sie aber wohl: mein Werk hat Zeit —, und mit dem, was diese Gegenwart als ihre Aufgabe zu lösen hat, will ich durchaus nicht verwechselt sein. Fünfzig Jahre später werden vielleicht Einigen (oder Einem: — es bedürfte eines Genie's dazu!) die Augen dafür aufgehn, was durch mich gethan ist. Augenblicklich aber ist es nicht nur schwer, sondern durchaus unmöglich (nach den Gesetzen der "Perspektive"), von mir öffentlich zu reden, ohne nicht grenzenlos hinter der Wahrheit zurückzubleiben. — — Also! — mein werther Herr Dr. Paneth, ich will nicht, daß jetzt schon über mich "geschrieben wird."5 Behalten Sie mich und unsre Gespräche an der provençalischen riviera (der Heimat der "gaya scienza" —) in gutem Angedenken! Ihr Venezia, San Canciano calle nuova 5256 1. Josef Paneth (1857-1890): Austrian physiologist. In the 1870s, Paneth was a member of the student organization at the University of Vienna, the "Leseverein der deutschen Studenten Wiens." Amidst that group, he belonged to the "Pernerstorfer circle," or the so-called "Nietzsche Society." Overtures by the group to Nietzsche were started in April and June 1876 by another member, Joseph Ehrlich. For more information on the "Pernerstorfer circle," see Aldo Venturelli, "Nietzsche in der Berggasse 19. Über die erste Nietzsche-Rezeption in Wien." In: Kunst, Wissenschaft und Geschichte bei Nietzsche. Berlin; New York: de Gruyter, 2003, 257-290 (also in Nietzsche-Studien, 13 (1984): 448-480). William J. McGrath, "Mahler and the Vienna Nietzsche Society." In: Jacob Golomb, ed., Nietzsche and Jewish Culture. London: Routledge, 1997, 218-232. Reinhard Gasser, "Kontakte mit Nietzsche-Verehrern in der Studentenzeit." In: Nietzsche und Freud. Berlin; New York: de Gruyter, 1997, 7-29. Cf. Baden bei Wien, 10-15-1877: Letter (in German; in English) from Siegfried Lipiner to Nietzsche in Basel. Also Nice, 04-02-1884: Postcard to Franz Overbeck.
Venedig, erste Juniwoche 1884: Lieber Freund, habe die Gefälligkeit, den beiliegenden Brief an meine Mutter in Naumburg zu adressiren, auch zu frankiren. Es ist mir seit ungefähr 2 Monaten nicht mehr gelungen, einen Brief in ihre Hände gelangen zu lassen; die Post weiß keine Aufklärung über dies sich immer wiederholende Verschwinden von richtig adressirten Briefen und Karten zu geben. Schließlich bin ich auf einen Verdacht gekommen, den ich nicht weiter aussprechen will.1 — Köselitz wird etwa in 2 Wochen nach Deutschland reisen, um dem Dresdener Kapellmeister2 seine Oper vorzuspielen, mit dem er in einer Verbindung von früher her ist. Seien wir glücklich, wenn es soweit ist! Die Sache wird dann schon von selber weiter laufen. Wenn Du Jakob Burckhardt siehst, so grüße und frage ihn, ob Zarathustra in seinen Händen ist. Es giebt einen neuen Anhänger, Halb-Franzose, Halb-Italiäner, Halb-Deutscher, in Rom: heißt Aragon.3 Herzlich grüßend 1. Elisabeth's misappropriation of Nietzsche's letters to his mother. Malwida von Meysenbug. From b/w etching. Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel. Venezia, erste Juniwoche 1884: Meine hochverehrte Freundin, Verzeihung, wenn ich in Bezug auf Herrn A[ragon]1 noch ziemlich viel Mißtrauen habe. Ohne Ihre Fürsprache und rein nach dem mitgeschickten Briefe zu urtheilen, würde ich sogar geneigt sein, auf ein ungewöhnliches Maaß von Unbescheidenheit und Grünschnäbelei zu rathen. Ganz allgemein geredet — so ist es jetzt äußerst schwer geworden, mir zu helfen; ich halte es immer mehr für unwahrscheinlich, Menschen zu begegnen, die dies vermöchten. Fast in allen Fällen, wo ich mir bisher einmal dergleichen Hoffnungen machte, ergab es sich, daß ich es war, der helfen und zugreifen mußte —: dazu aber fehlt es mir nunmehr an Zeit. Meine Aufgabe ist ungeheuer; meine Entschlossenheit aber nicht geringer. Was ich will, das wird Ihnen mein Sohn Zarathustra zwar nicht sagen, aber zu rathen aufgeben; vielleicht ist es zu errathen. Und gewiß ist Dies: ich will die Menschheit zu Entschlüssen drängen, welche über die ganze menschliche Zukunft entscheiden, und es kann so kommen, daß einmal ganze Jahrtausende auf meinen Namen ihre höchsten Gelübde thun. — Unter einem "Jünger" würde ich einen Menschen verstehn, der mir ein unbedingtes Gelübde machte —, und dazu bedürfte es einer langen Probezeit und schwerer Proben. Im Übrigen vertrage ich die Einsamkeit: während jeder Versuch der letzten Jahre, es wieder unter Menschen auszuhalten, mich krank gemacht hat. — Mit Zeitungen, selbst den wohlgemeintesten, kann und darf ich mich nicht einlassen: — ein Attentat auf das gesammte moderne Preßwesen liegt in dem Bereiche meiner zukünftigen Aufgaben. — Es thut mir immer leid, Nein sagen zu müssen, und ganz besonders zu Ihnen, meine hochverehrte Freundin! Denn zuletzt sind wir Beide zum Ja-sagen geschaffen, nicht wahr? — Mit den dankbarsten Gefühlen immer Ihr Nietzsche.
Sils-Maria, 18. August 1884: Lieber alter Freund, das Geld2 kam mir zu Händen — ich danke schönstens für die schnelle Besorgung. Die Gesundheit will dies Mal nicht recht von der Stelle, ich bin immer noch nicht die große seltsame Erschöpfung losgeworden. Still liegen — das ist an Stelle des Viel-Herumlaufens früherer Jahre getreten. Das Problem der "düsteren Abende"3 ist noch nicht gelöst. Es thut mir wohl, daß es keine Briefe von Naumburg4 giebt; wie erschüttert und krank ich aber noch in dieser Hinsicht bin, giebt dies zu verstehen, daß nach jedem Briefe, den ich meiner Mutter in diesem Sommer geschrieben, ich 2 Tage ernstlich krank gewesen bin. Du kannst Dir wohl vorstellen, wie die beständige Wiederholung Eines Vorgangs endlich auf mich gewirkt hat: daß man mir immer und immer wieder in die ungeheure Spannung eines großen Gefühls, das sich über das Schicksal der Menschheit ausspannt, eine Hand voll Schmutz ins Gesicht wirft (und dies auf Grund von Handlungen meinerseits, vor denen, wie mir scheint, jeder höher empfindende Mensch nur Ein Gefühl: bewundernde Verehrung haben sollte!) Daß es mir nicht ansteht, mich zu "rechtfertigen," wo ich über das Maaß menschlicher Tugenden hinausgegangen bin, liegt auf der Hand, ich gewinne es nicht über mich; aber vielleicht habe ich eben dadurch das Verhältniß zu meinen Angehörigen in Grund und Boden verdorben. — Fühlte ich nicht, daß ich von allen Seiten jetzt isolirt bin, so würde ich diese Lostrennung von meinen Blutsverwandten nicht so schmerzlich empfinden. In Summa: es gehört zu meinen Aufgaben, auch darüber Herr zu werden und fortzufahren, alle meine Schicksale zu Gunsten meiner Aufgabe5 "in Gold zu verwandeln." Es gab doch wieder Stunden, wo diese Aufgabe ganz deutlich vor mir steht, wo ein ungeheures Ganzes von Philosophie (und von Mehr als je Philosophie hieß!) sich vor meinen Blicken auseinander legt. Dies Mal, bei dieser gefährlichsten und schwersten "Schwangerschaft," muß ich mir begünstigende Umstände zusammenholen und alle Sonnen mir leuchten machen, die ich noch kennen lernte. Auch werde ich wohl auf der Hut sein, solche klimatische Thorheiten zu begehen, wie die Sprünge Nizza Venedig Basel. Es muß im Wesentlichen vielmehr bei Nizza und Sils bleiben. Ich hatte für einige Tage Fräulein Resa von Schirnhofer bei mir zu Besuch,6 bevor sie zu ihren Eltern, nach Graz,7 abreiste; es ist ein drolliges Geschöpf, das mich lachen macht und sich gut an mich gewöhnt. Diesen Winter wird sie in Paris8 ihre philosophischen Studien fortsetzen. Ich esse diesen Sommer nicht allein zu Mittag, wie früher, vielmehr in Gesellschaft;9 meine jetzige Tischnachbarin, an der ich meine Freude habe, ist eine alte Russin10 (Hofdame der Kaiserin), eine veritable Schülerin Chopin's. Mehrere Wochen waren Turneysen-Merian's11 in meiner Nähe. Auch Sidney v. Wöhrmann12 hat mich besucht. Auch giebt es einen neuen "Verehrer," einen preußischen Beamten13 aus dem Bismarck'schen Dunstkreis, angestellt im Patent-Amte. So viel, mein lieber Freund. Ich ersehne Nachricht von Köselitz14 — nein, was ich diese Musik liebe und diesen Musiker! Die Cholera-Quarantäne15 (von 7 Tagen) hält mich in Spannung. Zunächst will ich versuchen, es bis Ende September hier auszuhalten (falls es nicht zu schnell Winter und Schnee giebt). Dann Nizza. Ah, wenn ich doch sagen dürfte: Dresden! Dir dankbarlich ergeben und mit vielen guten Wünschen für Dich N. 1. Replying to a lost letter from Franz Overbeck.
Sils-Maria, 14. September 1884: Lieber Freund, herzlichen Dank voraus! Im Ganzen sind alle Dinge diesen Sommer bei mir von der Stelle gekommen, und der Hauptzweck ist erreicht worden, freilich sehr auf Unkosten der Gesundheit: namentlich ist eine plötzliche auffallende Verdunkelung der Augen hinzugekommen, die mich nöthigt, mit Schiess1 zu correspondiren. Die Gesammt-Depression, an der ich leider bei unserm Zusammensein in Basel litt, ist aber gehoben; ich glaube jetzt, daß ich die Differenz mit meinen Angehörigen hundert Mal zu schwer genommen habe. Es genügte schon der Vorschlag zu einem Rendezvous mit meiner Schwester, um vergnügte Gesichter zu machen. Das ist nun mein ewig wiederholter Fehlgriff, daß ich mir fremdes Leid viel zu groß vorstelle. Von meiner Kindheit an hat sich der Satz "im Mitleiden liegen meine größten Gefahren" immer wieder bestätigt (vielleicht die böse Consequenz der außerordentlichen Natur meines Vaters, den Alle, die ihn kannten, mehr zu den "Engeln" als zu den "Menschen" gerechnet haben) Genug, daß ich durch die schlimmen Erfahrungen, die ich mit dem Mitleiden gemacht habe, zu einer theoretisch sehr interessanten Veränderung in der Werthschätzung des Mitleidens angeregt worden bin. Das Erlebniß des Sommers war der Besuch Baron Stein's (er kam direkt aus Deutschland für 3 Tage nach Sils und reiste direkt wieder zu seinem Vater — eine Manier, in einen Besuch Accent zu legen, die mir imponirt hat) Das ist ein prachtvolles Stück Mensch und Mann und mir wegen seiner heroischen Grundstimmung durch und durch verständlich und sympathisch. Endlich, endlich ein neuer Mensch, der zu mir gehört und instinktiv vor mir Ehrfurcht hat! Zwar einstweilen noch trop wagnetisé,2 aber durch die rationale Zucht, die er in der Nähe Dührings3 erhalten hat, doch sehr zu mir vorbereitet! In seiner Nähe empfand ich fortwährend auf das Schärfste, welche praktische Aufgabe zu meiner Lebens-Aufgabe gehört, wenn ich nur erst genug jüngere Menschen einer ganz bestimmten Qualität besitze! — einstweilen ist es noch unmöglich, davon zu reden, wie ich denn auch noch zu keinem Menschen davon geredet habe. Welch sonderbares Schicksal, 40 Jahr alt werden und alle seine wesentlichsten Dinge, theoretische wie praktische, als Geheimnisse mit sich noch herumschleppen! — Vom Zarathustra sagte Stein ganz aufrichtig, er habe "zwölf Sätze und nicht mehr" davon verstanden: was mich sehr stolz gemacht hat, denn es charakterisirt die unsägliche Fremdheit aller meiner Probleme und Lichter (zufällig brachte der Sommer mir mehrmals dasselbe Zeugniß in Betreff der Morgenröthe und fröhlichen Wissenschaft "die fremdartigsten Bücher, die es giebt"). Dagegen ist Stein Dichter genug, um z.B. von dem "anderen Tanzlied" (dritter Theil) aufs Tiefste ergriffen zu sein (er hatte es auswendig gelernt) Wer nämlich gerade bei den Heiterkeiten Zarathustra's nicht Thränen vergießen muß, der gilt mir als noch ganz fern von meiner Welt, von mir. Stein hat mir aus freien Stücken versprochen, zu mir nach Nizza überzusiedeln, sobald sein Vater nicht mehr lebt: dem zu Liebe er es im Norden und an einer deutschen Universität aushält. Daniella v. Bülow hat mir durch ihn sagen lassen, daß sie ihre Verlobung aufgelöst habe und jetzt, zur Stärkung, meine Schrift "Schopenhauer als Erzieher" lese. Köselitzens Schicksal macht mir viel Sorge. Mit der früheren Unabhängigkeit scheint es vorbei zu sein, es steht nicht gut mit der Färberei seines Vaters, er wird schwerlich wieder von Hause fortkönnen, solange er nicht Erfolge hat. Was diese betrifft, so ist der jetzt herrschende Wagnerismus ihm durchaus nicht schädlich, im Gegentheil: vorbereitend, wie ich selber es persönlichst erlebt habe — die zartesten und sublimsten Zustände haben noch nie vor Wagner so geleuchtet, und erst nachdem man durch ihn Augen für diese Lichter und Farben bekommen hat, weiß man, wohin die Kunst unsres Venediger Maestro will und muß — — Seine Gegnerschaft liegt vielmehr im deutschen bewußten oder unbewußten Obscurantismus und Sentimentalismus, in den zweiten-Aufguß-Brühen, wie sie z.B. Brahms servirt, und in summa in der deutschen Mittelmäßigkeit des bürgerlichen Geistes, welcher allem Südländischen gegenüber sich argwöhnisch-reizbar verhält und "Frivolität" wittert. Es ist derselbe Gegensatz, den meine Philosophie zu spüren bekommt — man haßt an mir und an Köselitzens Musik den hellen Himmel. Ein Italiäner sagte kürzlich "gegen das, was wir Himmel cielo nennen, ist der deutsche Himmel una carricatura." Bravo! da steckt meine ganze Philosophie! — Von Herzen grüßend und Dir sammt den Deinen das Beste wünschend Dein Freund N. Es geht in den nächsten Tagen fort, muthmaaßlich nach Nizza. Adresse jedenfalls: Nizza poste restante. "Der Kampf um Gott" Roman von H. Lou (Stuttgart, Auerbach)4 — Stein sprach davon. — 1. Nietzsche's opthamologist and colleague at Basel, Johann Heinrich Schieß-Gemuseus (1833-1914).
Zürich, 21. Oktober 1884: Verehrter Herr Professor, wäre es Ihnen wohl genehm heute Nachmittag einen Spaziergang zu machen und wollen wir als Vereinigungs- und Ausgangspunkt das städtische Museum2 wählen, woselbst Sie mich (und zwar im zweiten Lesezimmer) zwischen 2-3 Uhr treffen würden? Mit besonderer Hochschätzung Ihre ergebenste 1. Helene Druskowitz (1856-1918): early feminist writer who earned a PhD in philosophy in 1878 from the University of Zürich. It's likely that Nietzsche learned of Druskowitz through his visits to Zürich, which began in the 1870s. In a 07-18-1882 letter to Franz Overbeck, he asked for the address of "Frl. Helene Truschkowitz." On 08-01-1885, Nietzsche asked Heinrich Köselitz to send her a copy of Also sprach Zarathustra, 4. Three weeks later, he regretted the decision (see Sils Maria, 08-21-1885: Letter to Heinrich Köselitz in Venice), but learned that she would only read and not keep the copy. In 1886, Druskowitz began writing — disapprovingly — about Nietzsche's philosophy and Also sprach Zarathustra. See Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Ein philosophischer Essay. Heidelberg: 1886. TNC reprint of pp. 45-59. This led to Nietzsche making some disparaging remarks about her in a postscript to a Sils Maria, 09-17-1887 letter to Carl Spitteler in Basel: "Die kleine Litteratur-Gans Druscowicz ist Alles Andere als meine 'Schülerin'." (The little literature-goose Druscowicz is anything but my "pupil.") For books by Druskowitz that Nietzsche actually owned, see her entry in Nietzsche's Library.
Zürich, 22. Oktober 1884: Gestern, mein liebes Lama, war ein schöner Tag, und Dein Brief1 kam mitten unter lauter guten Dingen in meine Hände. Das Wetter von früh an strahlend in Nizza-hafter Herrlichkeit. Um 9 Uhr gieng ich in die Tonhalle und erlabte mich an Beethoven und Bizet. Dann meldete mir der deutsche Besitzer vom Hôtel des Etrangers2 in der ehrerbietigsten Form seine Freude, daß ich daran dächte, für den Winter in sein Haus zu kommen und garantirte die selben Bedingungen, wie bisher in Nizza. Dann kam Hegar3 und brachte die Köselitzische Partitur:4 er stellte sich für jeden Herbst mit seinem Orchester zur Verfügung und bot aus freien Stücken an, Herrn Peter Gast von jeder seiner eignen Orchester-Proben eine halbe Stunde abzutreten, wo K[öselitz] also das Orchester selber "in die Hand nehmen" und seine Sachen einstudiren könne. Nach diesem Vorschlage brachte ich die inzwischen eingetroffne Bitte K[öselitz]'s vor, hierher zu H[egar] zu kommen, um in der nächsten Nähe eines Orchesters zu leben — kurz, es paßte Alles gut zusammen, und ich meine das Schicksal K[öselitz]'s mit diesem Züricher Aufenthalte vorwärts gebracht zu haben. — Nachmittags machte ich einen langen Spaziergang mit meiner neuen Freundin Helene Druscowicz,5 welche einige Häuser weit6 von der Pension Neptun mit ihrer Mutter wohnt: sie hat sich von allen mir bekannt gewordenen Frauenzimmern bei weitem am ernstesten mit meinen Büchern abgegeben,7 und nicht umsonst. Sieh einmal zu, wie Dir ihre letzten Schriften gefallen ("drei englische Dichterinnen,"8 darunter die Elliot, welche sie sehr verehrt) und ein Buch über Shelley.9 Jetzt übersetzt sie den englischen Dichter Swinburne.10 Ich meine, es ist ein edles und rechtschaffnes Geschöpf, welches meiner "Philosophie" keinen Schaden thut.11 Dann lies doch die Novellen meiner Berliner Verehrerin Frl. Glogau: man rühmt sie sehr von wegen "psychologischer Feinheit."12 Abends war ich im ersten Tonhallen-Concert, wozu mich H[egar] eingeladen hatte: und so verbrachte ich mit der "Arlésienne"13 noch den Abend des guten Tags und legte mich schlafen. Heute Morgen kam ein herzlicher und äußerst taktvoller Brief14 meines alten Freundes Overbeck an, welcher im Wesentlichen seine volle Freude ausdrückt, daß mir "ein solches Stück treuer und ursprünglicher Anhänglichkeit, wie ich es bei Mutter und Schwester habe," nicht verloren gegangen ist. — Da ich Deine Reise-Adressen nicht hatte, so habe ich einen Brief an Dich nach Naumburg geschickt. Treulich Dein Es lebe die Unabhängigkeit! — so denke ich täglich. Nichts mit Heiratherei!15 Meine Grüße an alle Verwandten, welche mir wohlgesinnt geblieben sind. 1. 10-10-1884 letter from Elisabeth Nietzsche.
Mentone, kurz nach Mein liebes Lama, Schmeitzner hat schon von mir einen Rüffel-Brief1 — auch nicht gar so grob, obschon darüber, was grob ist, unsere Ansicht zu differiren scheint. (Der arme Lanzky2 ist nun um seinen schönen Brief ganz gekommen und nach Griechenland abgereist.) Ich — für meinen Theil — will durch die Klage vor Allem das erreichen, daß Sch[meitzner] meine Schriften so schnell als möglich verkauft: ich habe mich in Zürich (mit Hülfe des Lese-Museums) überzeugt, daß diese Schriften in seinem Winkel gleichsam verfaulen: seit langem ist mein Name in den sämmtlichen wissenschaftlichen Zeitschriften des In- und Auslandes nicht mehr genannt worden (dies privatissime unter uns!) Er sendet keine Redaktions-Exemplare, er macht keine Anzeigen usw.3 Die Hauptsache ist nun: ein guter Verleger, womöglich Breitkopf und Härtel in Leipzig, oder etwas der Art. (Lipiner's Prometheus4 ist bei Br Schreibt, meine Lieben, schöne erheiternde Dinge, daß mir Alles wohlgerathe. Mentone ist etwas Herrliches, gegen Nizza gerechnet. Schon habe ich 8 Spaziergänge entdeckt. Jetzt darf niemand Bekanntes in meine Nähe kommen: ich bedarf dieser absoluten Stille. Ich esse allein. In herzlicher Liebe Dein und Euer Sende, mein liebes Lama, das „Material“ (namentlich die letzte Zins-Berechnung) an den guten Onkel! (Köselitz meinte einmal, wenn ich mit Schmeitznern Ernst machte, so fürchte er, ich würde seinerseits eine unerwartete Gemeinheit zu erfahren bekommen — —) Ich habe an Onkel D[aechsel] sofort geschrieben.8 Und kommt denn Dr. F[örster] nach Deutschland? und wann?9 — 1. Unknown letter. |
Not to be reproduced without permission. All content © The Nietzsche Channel.