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Basel, January 1871: Verehrtester Herr Rathsherr, für die nachfolgende Combination brauche ich in besonderem Maße Ihren wohlwollenden Rath und Ihre mir schon mehrfach bewährte wahre Theilnahme. Sie werden sehen, daß ich das Wohl der Universität ernsthaft in’s Auge gefaßt habe, und daß deren wirkliches Interesse mich zu der folgenden, etwas ausführlichen Auseinandersetzung nöthigt. Es wird Ihnen von meinen Ärzten mitgetheilt2 worden sein, in welchem Grade ich wieder leidend bin und daß an diesen unerträglichen Zuständen Überanstrengung Schuld sei. Nun habe ich mich wiederholt gefragt, woraus dieser sich in der Mitte fast jeden Semesters einstellende Zustand der Überanstrengung zu erklären sei; und ich mußte mir sogar überlegen, ob ich nicht meine Universitätsthätigkeit überhaupt abzubrechen habe, als eine für meine Natur ungeeignete Lebensweise.3 Schließlich bin ich aber in dieser Beziehung zu einer anderen Auffassung gelangt, die ich Ihnen jetzt vortragen möchte. Ich lebe hier in einem eigenthümlichen Konflikt, und der ist es, der mich so erschöpft und selbst körperlich aufreibt. Von Natur auf das Stärkste dazu gedrängt, etwas Einheitliches philosophisch durchzudenken und in langen Gedankenzügen andauernd und ungestört bei einem Problem zu verharren, fühle ich mich immer durch den täglichen mehrfachen Beruf und dessen Art hin und her geworfen und aus der Bahn abgelenkt. Dieses Nebeneinander von Pädagogium und Universität halte ich kaum auf die Länge aus, weil ich fühle, daß meine eigentliche Aufgabe,4 der ich im Nothfalle jeden Beruf opfern müßte, meine philosophische, dadurch leidet, ja zu einer Nebenthätigkeit erniedrigt wird. Ich glaube daß diese Schilderung auf das Schärfste das bezeichnet, was mich hier so aufreibt und mich zu keiner gleichmäßig-heiteren Berufserfüllung kommen läßt, was andernseits meinen Körper erschöpft und bis zu solchen Leiden anwächst, wie die jetzigen sind: die, wenn sie öfter wiederkehren sollten, mich rein physisch zwingen würden, jeden philologischen Beruf aufzugeben. In diesem Sinne erlaube ich mir, mich bei Ihnen um die durch Teichmüllers Weggang5 erledigte philosophische Professur zu bewerben. Was meine persönliche Berechtigung, den philosophischen Lehrstuhl zu ambitionieren, betrifft: so muß ich allerdings mein eignes Zeugniß voranstellen, daß ich dazu Potenz und Kenntnisse zu besitzen glaube und mich sogar, Alles in Allem, für jenes Amt befähigter fühle als für ein rein philologisches. Wer mich von meinen Schul- und Studentenjahren kennt, ist nie über die Prävalenz der philosophischen Neigungen6 im Zweifel gewesen; und auch in den philologischen Studien hat mich vorzugsweise das angezogen, was entweder für die Geschichte der Philosophie oder für die ethischen und aesthetischen Probleme mir bedeutsam erschien. Sodann stimme ich völlig Ihrem Urtheile bei und mache es für mich geltend, daß bei der augenblicklichen etwas schwierigen Lage der Universitätsphilosophie und bei der geringen Zahl der wirklich geeigneten Bewerber derjenige einiges Anrecht mehr hat, der eine solide philologische Bildung aufzuweisen hat und bei den Studierenden die Theilnahme für eine sorgfältige Interpretation des Aristoteles und Plato wecken kann. Ich erinnere daran, daß ich bereits zwei Collegien angekündigt habe, die in diesem Sinne philosophischer Natur waren "die vorplatonischen Philosophen mit Interpretation ausgewählter Fragmente"7 und "über die platonische Frage."8 So lange ich Philologie studiere, bin ich nie müde geworden, mich mit der Philosophie in enger Berührung zu erhalten; ja meine Haupttheilnahme war immer auf Seiten der philosophischen Fragen, wie mir mancher bezeugen kann, der mit mir umgegangen ist. Von hiesigen Collegen möchte zB. Overbeck darüber einigen Aufschluß geben können, von Auswärtigen Keiner mehr als mein Freund Dr. Rohde Privatdozent in Kiel. Es ist eigentlich nur dem Zufall zuzuschreiben, daß ich nicht von vornherein für Philosophie meine Universitätspläne gemacht habe: dem Zufall, der mir einen bedeutenden und wahrhaft anregenden philosophischen Lehrer versagte: worüber man bei der jetzigen Constellation der philosophischen Zustände an Universitäten sich gewiß nicht wundern darf. Gewiß aber würde hierin einer meiner wärmsten Wünsche erfüllt, wenn ich auch hier der Stimme meiner Natur folgen dürfte: und ich glaube hoffen zu können, daß nach Beseitigung jenes vorhin erwähnten Conflikts auch mein körperliches Befinden ein bei weitem regelmäßigeres sein wird. Als befähigt für eine philosophische Lehrstelle werde ich mich bald genug öffentlich ausweisen können: meine gedruckten Arbeiten über Laert. Diog.9 sind jedenfalls auch für meine philosophisch-historischen Bestrebungen geltend zu machen. Für pädagogische Fragen10 und Untersuchungen habe ich immer Theilnahme gehabt: darüber lesen zu dürfen wird mir eine Freude sein. Von neueren Philosophen habe ich mit besonderer Vorliebe Kant11 und Schopenhauer12 studiert. Sie haben aus den letzten 2 Jahren gewiß von mir den guten Glauben gewonnen, daß ich das Unpassende und Anstößige zu vermeiden verstehe und daß ich unterscheiden könne, was sich im Vortrag vor Studierenden schickt, was nicht. Wenn ich Ihnen nun meine Kombination völlig darstellen darf, so hatte ich geglaubt, daß Sie in Rohde einen überaus geeigneten Nachfolger für meine philologische Professur und Stelle am Pädagogium finden würden. R., mir seit 4 Jahren auf das Genaueste bekannt, ist von allen jüngeren Philologen, die mir vorgekommen sind, der allerbefähigste und für jede Universität, die ihn erwirbt, ein wahrer Schmuck; zudem ist er wirklich noch zu haben, während ich höre, daß man in Kiel damit umgeht, durch Gründung einer neuen philolog. außerordentl. Professur ihn dauernd dort festzuhalten. Ich kann nicht genug aussprechen, wie sehr mir das Dasein hier in Basel durch die Nähe meines besten Freundes erleichtert würde. — Die ganze Konversion der Dinge könnte sofort mit dem Beginn des neuen Sommersemesters beginnen, so daß also keinerlei Lücken in der Besetzung der Stellen eintrete. Ich meinerseits wäre sofort bereit, Ihnen die Ankündigung meiner philosoph. Vorlesungen zu machen und würde durch eine regelmäßige Antrittsvorlesung im Anfange des Sommers meine neue Stellung inaugurieren. Lassen Sie sich, verehrtester Herr Rathsherr, von der Sonderbarkeit der vorgeschlagnen Combination nicht erschrecken und würdigen Sie dieselbe einer Erwägung. Um Ihre Nachsicht, Ihren Rath, Ihre Theilnahme bittend bin ich in hochachtungsvoller 1. Wilhelm Vischer-Bilfinger (1808-1874): Swiss philologist, politician, and at the time rector of the University of Basel.
Lugano, nach dem 22. März 1871: Mein lieber Freund und College, wundern Sie Sich nicht über den Exceß meiner Schreibunseligkeit? Ihnen so lange nicht zu schreiben! Ich wundere mich sehr darüber! Glauben Sie mir wenigstens, wie getreulich ich Ihrer gedacht und wie dankbar ich mich an viele Züge Ihrer mitleidigen Krankenpflege erinnert habe.2 Dank Ihnen, Dank Ihrem Pelz bin ich diesmal noch so leidlich weggekommen — in jeder Bedeutung des Wortes.3 Es war gewiß die höchste Zeit; denn mir kommt es jetzt, beim Nachdenken über den Baseler Januar,4 so vor, als ob ich in fortwährender traumhafter Überspanntheit aller Nerven herum gelaufen sei und Ihnen in diesem Zustande gewiß nicht sehr bequem gefallen sei. Und Sie haben mich damals ausgehalten und sind mit mir spazieren gegangen etc. etc. Zum Lohne dafür sollten Sie plötzlich an diesen blauen See versetzt werden — nur um Gottes Willen heute nicht, bei abscheulicher norddeutscher Regenluft und dickem pelzartigen Nebel! Aber vielleicht morgen oder übermorgen! Dann würden wir zusammen nach den ersten Blumen des Frühjahrs suchen und sie vielleicht auch eben so sicher hier finden wie in Dresden, das wie ich glaube Sie in diesen Ferien besuchen werden. Wenn wir eine warme Stelle am See finden sollten, so würden wir uns dort, unter kleinen Schlangen und Eidechsen, niederlassen: obwohl ich meine daß der Plauensche Grund5 auch diese Genüsse zu schaffen vermag. Wenn uns sehr wohl zu Muthe wäre, könnten wir uns sogar auf einen Kahn setzen und uns auf dem See herumfahren lassen, freilich nicht ohne Fußsack und mit der Wahrscheinlichkeit eines Schnupfens.6 Sie sehen, daß wir hier auch einige norddeutsche Anwandelungen haben, vielleicht mehr als in der Nordschweiz, die, in Folge des dort constatirten "Deutschenhasses,"7 auch wohl republikanische, durch ein Referendum zu erzielende und jedenfalls nicht norddeutsche Witterungsverhältnisse hat. Hier neigt man zu Preußen: ja wir haben, ohne jeden Mord, neulich eine Geburtstagsfeier Kaiser Wilhelms8 uns gestatten können und "lebende" Bilder gestellt, ohne fürchten zu müssen, daß man auf dieselben schießt. Ja es giebt hier harmlose Deutsche, die sogar die Zither zu spielen wagen, ja es muß sogar bekannt werden, daß hier zwei, seit gestern 4 verkappte preußische Offiziere leben, die ohne jede Waffe am See spazieren und an Feiertagen sogar ihre Uniform tragen. Alles zusammen constatirt ein Wohlbefinden in Lugano, welches sicherlich das in Basel übertrifft und vielleicht nur noch vom Wohlbefinden in jeder deutschen Stadt, jedenfalls in Dresden, übertroffen wird. Es wäre also ein schlechter Lohn, wenn Sie für Ihre an mir bewiesene Mildthätigkeit aus Dresden hierher verzaubert würden: weshalb ich daran denke, Ihnen auf eine andre Art meine Dankbarkeit auszudrücken. Hier ist erstens meine Photographie, die nur zum geringsten Theil zeigt, daß ich mich gebessert habe, gerade aber die wichtigsten Veränderungen im Ganglien- und Saugadersystem nicht wiedergiebt, sondern den Mantel über dieselben gedeckt hat. Mit diesem, so wie mit Ihrem Pelz verbleibe ich der ich war, frierend und fröstelnd und Ihrer herzlich gedenkend Ihr dankbarer Freund, 1. See GSA 101/12. Nietzsche with overcoat, hat, scarf, and gloves. There is little information on the location of Brunel's studio in Lugano, but it was probably situated on one of the lakeshore streets. The photo seen here is a 2000 modified version of the 1871 original: the coat has been lengthened, and the background extended.
Tribschen, 2. April 1871: Geehrtester Herr Professor, Ich komme vom Bahnhof wohin ich meine Mutter begleitet habe,2 welche acht bis zehn Tage hier auf Tribschen zugebracht hat. Seit dem Ausbruch des Krieges,3 ist die arme Frau auf Irrfahrten, sie wollte von Tribschen endlich nach Hause gelangen, doch die letzten Nachrichten aus Paris machen es für Jeden unmöglich irgend einen Plan zu fassen. Die Franzosen — ich meine die guten — sind wirklich bejammernswerth, es ist ihnen auch gar nicht zu helfen, und sie müssen diese Auflösung ihres Landes wie ein Naturereigniss, Erdbeben oder Ueberschwemmung, ertragen. Sieben Jahre hatte ich meine Mutter nicht gesehen, für sie wie für mich gewichtige Jahre; mir bangte vor der Vereinigung, nun aber fand ich sie zu meinem Erstaunen rüstig und heiter, und erkannte in ihr den schönsten Zug des früheren Französischen Wesen's, den heroischen Leichtsinn. Als Wagner ihr das Gebet aus Lohengrin vorsang,4 brach sie in Weinen aus es war mir als ob sie fühlte dass diese Kraft durchaus siegreich sein musste. Tribschen hat ihr einen grossen Eindruck gemacht, sie sagte es sei das Leben wie sie es geträumt habe. Nun habe ich sie entlassen; wann und wie sehen wir uns wieder? Dieser Besuch ist die einzige Veränderung auf Tribschen gewesen; ich und die Kinder wir haben gearbeitet, und der Meister, wie Sie gesehen haben werden, hat einen "Kaisermarsch"5 komponirt, dessen Schluss, Volksgesang, ich Ihnen in der Correktur zuschicke, damit Sie etwas Voraus haben. Auch sind Sie in so guter deutscher Gesellschaft. dass Sie gewiss gern dem Kaiser "Heil" zurufen werden, täusche ich mich, oder ist Ihre Stimmung nicht wesentlich verändert? Mich dünkt wir würden uns jetzt über Elsass leicht verständigen. Ich beneide Sie um die Bekanntschaft mit dem "Bruder," Alles was den Namen Moltke trägt erscheint mir verehrungswürdig; 6 vielleicht machen Sie gerade dieser Familie, eine Freude mit dem "Kaiserlied," welches meine Kinder sehr gut singen, und womit sie durchaus ihre alte Grossmama erfreuen wollten.7 Sie haben Sultzer sehr richtig beurtheilt, er hat wieder einen Beweis von Redlichkeit gegeben, der wie das Haupt der Medusa wirken muss, in einer Welt die durch Unwahrheit besteht; er hat namentlich die Schweizer erschreckt, denen die Flausen von A. Escher viel willkommner waren.8 Mich hat S[ulzer] wieder ergriffen, und ich erkannte den Grund der Freundschaft zwischen zwei so verschiedene[n] Naturen, wie er und Wagner sind, in der unerbittlichen Wahrhaftigkeit der Beiden. Wie des Meister's Wahrhaftigkeit sich nun im deutschen Reich ausnehmen wird werden wir recht bald sehen. Wir gedenken den 15ten April von hier Abschied (freilich schweren) zu nehmen. Erstes Ziel ist Augsburg, dann Bayreuth, zur Besichtigung, darauf Leipzig und schliesslich! Berlin wo W[agner] einen Vortrag über "die Bestimmung der Oper" in der Akademie, halten will.9 Unsre Pläne haben wir sehr ausgearbeitet, und mit uns wären wir fertig, wie es da draussen steht muss sich zeigen. Ich freue mich nur auf Leipzig; Ottilie Brockhaus hat uns vor kurzem wieder mit einem Brief erfreut; die Berufung hat dort sehr befriedigt und sie bat uns Ihnen noch besonders zu danken, denn Sie hätten "als wahrer Freund" an sie gehandelt, und stellt den Besuch der ganzen Familie in Aussicht.10 Wie steht es aber mit unsrem Wiedersehen? Verstehe ich Sie recht so fällt Ihre Heimkehr mit unsrer Abreise zusammen, sollten Sie aber vor dem 15-20ten, die Reise antreten, so versteht es sich von selbst dass Sie auf Tribschen willkommen sind.11 Aber das Wetter lässt sich übel an, die frischen Grashalme die durch den Schnee lugen, geben eine seltsame Färbung der Landschaft und eine melancholische Stimmung. Sie werden gewiss möglichst lange in Lugano verweilen wo Sie sich doch erholt haben. Sollten Sie aber an Tribschen während unserer Abwesenheit vorbeifahren, so besuchen Sie doch die Kinder denen ich es versprochen habe, und die gar vereinsamt sich fühlen werden. Soll ich Ihnen nun zum Schluss sagen dass ich mit Ihrer Photographie nicht zufrieden bin? Warum haben Sie sich denn den Hut und die trotzige Haltung die ich [an] Ihnen nie gesehen, aufnöthigen lassen? Dennoch danke ich freundlich sie mir zugeschickt zu haben. Nichts wüsste ich Ihnen sonst zu berichten, das Wetter prüft sehr, auch hartnäckige Kinderhusten, und meine Augen die schwach und schwächer werden, das aber wovon man lebt ist und bleibt da. — Haben Sie Bellinzona gesehen? Ein gar hübscher Fleck, wo ich den ersten Eindruck von italienischer Bevölkerung erhielt, indem die alte Postmeisterin mich mit einem Schwall von Segenswünschen entliess. Nun leben Sie wohl und erholen Sie sich recht; der "Kaiser" grüsst Sie und die Freunde; von mir empfangen Sie die besten Wünsche. C. Wagner Alles herzliche der lieblichen Schwester. Richter ist bei uns geblieben; der Intendant in Pesth komponirt Opern!12 Das sagt wohl alles, und da gehört R[ichard] nicht hin. Wir haben viel für die Mutter musicirt, "unbekannte Musik," und auch Quartett. 1. Cosima Wagner destroyed all her correspondence from Nietzsche. However, we still have the following entries from her diary about Nietzsche at this time: For the lyrics sung by the children, see Ernest Newmann, The Life of Richard Wagner. Vol. 4. 1866-1883. New York, Knopf, 1946: 276.
Naumburg, 20. Oktober 1871: Mein lieber Freund, heute sende ich Dir nur ein Wörtchen2 zur Begleitung der [Leipzig] Meßphotographie, die Henni[n]g zu meiner Ergetzung vorgestern abgeliefert hat. Besagter Photograph will von uns noch 1 Thaler, wodurch für Jeden von uns noch die Ausgabe von 10 Srg. erwächst. Inzwischen habe ich bezahlt. Wir stehen auf dieser Photographie etwas verschoben und ich vornehmlich "unschön gekrümmt," mit einem stumpfen Blicke, aus dem die ganze Dummheit der Messe, sammt ihren Spirituosen, redet.3 Im Übrigen — senza frivolita4 — wir waren doch die glücklichsten Meßjuden5 in Leipzig, ja wir dürften die Rollen aus dem Lumpacivagabundus6 unter uns vertheilen, wobei ich auf den Schuster Anspruch erhebe, von wegen des delirium tremens clemens demens.7 Der verloren gegangene "Faust" ist inzwischen von mir und Gustav Krug wieder auf dem Knabenberg, an einer Stelle, wo Gersdorff gerastet hatte, aufgefunden worden: was ich als ein herrliches omen preise.8 Die erste Stelle, die ich in dem Buche aufschlug, war: Altmayer: "Nun sag mir eins, man soll kein Wunder glauben."9 Wodurch ich an unser Meßwunder und das Adventmirakel unsrer Existenz in Leipzig lebhaft erinnert wurde. "Mein! Sollte wohl der Wein noch fließen?"10 Ich glaube es fast, mein lieber Freund, es war keine Taschenspielerei, unsre Geisterscheinung in Leipzig.11 Wir waren dort und werden dort sein:12 was der Jude mit dem Worte Jehova ausdrücken soll. Herr, gedenke der rohden Stube!13 Es segne Dich der heiige Pythagoras, mich der heilge Frit[z]sch und uns alle das Ding an sich!14 Morgen reise ich nach Basel zurück, mich vom Mahle meiner Ferienfreuden wie ein satter Zecher erhebend. So solenn und üppig habe ich sie nie verlebt und ich weiß, was ich meinen Freunden zu danken habe. Noch mehr aber allen Dämonen, denen wir in einer Stunde nächstens ein gemeinsames Dankopfer bringen wollen: wodurch wir die Idealität von Zeit und Raum einmal glänzend bestätigen wollen.15 Nächsten Montag Abends um 10 Uhr erhebe ein Jeder von uns ein Glas mit dunklem rothen Wein und gieße die Hälfte davon in die schwarze Nacht hinaus, mit den Worten ,16 die andre Hälfte trinke er aus. Probatum est. Gesegn' es Samiel! Uhu!17 — An Gersdorff mache ich die Meldung.18 Habe Dank, mein lieber lieber Freund! FN.
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